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Montagabend in der Bude

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Der Siedler
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RE: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 25. Juni 2015, 22:14

Freut mich zu hören. Hatte schon überlegt, die Berichte in Kürze etwas (oder auch etwas viel) zu kürzen; Es ist halt jedes Mal ein mittelgroßer Aufwand, nachts noch diesen Bericht zu schreiben :sleepy: Aber ich mache das eben auch für mich, damit ich später oder jetzt schon nachlesen kann, was wir wann gespielt haben. Gut, dazu würde auch eine simple Datenbank reichen, aber in der wird nicht die Stimmung transportiert, die so im Spieltisch herrscht. Und da wir keine Fotos machen, will ich zumindest mit Hilfe dieser Berichte meiner Erinnerung festigen :idea:
Concordia ist wirklich ein Kleinod! Es ist eines dieser Spiele, wo ich nachher fast unabhängig vom Ergebnis richtig gute Laune habe: Das Spiel an sich macht einfach Freude, weil man viel erreicht hat. Ob ein anderer dann ein paar Punkte mehr oder weniger hat, ist dann nicht mehr so ultimativ wichtig wie bei anderen Spielen. Und es tut auch einfach mal gut, nicht von Oktopoden angegriffen zu werden, von anderen Spielern die Amtssitze weggeschnappt zu bekommen oder sonstigen Unbill zu erfahren. Wenn hier etwas nicht klappt, dann ist man es zumeist selbst Schuld und hat die konstruktiven Mechanismen des Spiels nicht optimal genutzt.
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Der Siedler
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RE: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 2. Juli 2015, 00:51

Mittwoch, 1.7.2015 | Spieleabend #50

Heute mal ein Spieleabend unter Säcken. Und das, obwohl die Besetzung wie immer war: David, Mattes und ich. Um in unsere sympathische Konstellation trotzdem auch ein paar Säcke einzubauen, mussten wir auf einen Trick zurückgreifen und nur solche Spiele spielen, die einen oder besser noch mehrere Säcke mitbringen. So waren wir im Hauptspiel zu sechst, für jeden charmanten Spieler in der Runde einen waschechten Sack. Aber dazu später mehr. Denn diese Katze lasse ich - wie immer - erst an der entsprechenden Stelle im Bericht aus dem Sack. Zuerst müsst ihr euch wohl oder übel durch die Beschreibung des Aufwärmers quälen. Wenn ihr diesen Absatz jetzt aus reinem Trotz überspringen wollt, könnte ich zwar in Versuchung kommen, euch als Säcke abzustempeln, aber daran hindern kann ich euch nicht. Ich kann euch lediglich gute Gründe zum Weiterlesen geben. Denn der heutige Aufwärmer war wirklich ein Ausnahmespiel, allein vom Erscheinungsjahr her.

Sicher kennt jeder Café International, das Spiel des Jahres 1989. Eines der wenigen Spiele aus dem Fundus meiner Eltern. Ich selbst habe es auch schon ein paar Mal mit der Familie gespielt, aber diese Partien sind auch jeweils schon einige Jahre her. Deshalb hatte ich mir heute früh die Regeln noch kurz einverleibt und dabei schon gemerkt, dass dieses Spiel aus einem anderen Jahrtausend kommt. Was aber nicht schlecht sein muss. Schließlich bin ich selbst auch aus einem anderen Jahrtausend. Vllt also sogar ein Argument für das Spiel? So weit würde ich nicht gehen. Wer die Regeln wirklich nicht kennt, der möge sich einen Plan vorstellen, auf dem sehr viele Tische und dazwischen Stühle abgebildet sind. Jedem Tisch ist eine Nationalität zugeordnet. Auf einem Stuhl kann nur eine Person sitzen, die an mindestens einem der benachbarten Tische zu Hause ist. Außerdem gibt es nur Paare aus Dame und Herr, Paare mit Gast oder zwei Paare an einem Tisch. Reine Herren- oder Damenrunden oder unbalancierte Tische der Art drei zu eins sind im Café International nicht gern gesehen, allein schon wegen der Gesprächsthemen. Wenn man am Zug ist, legt man ein oder zwei Plättchen regelkonform aus und erhält nach einer einfachen Zählregel Punkte. Alternativ kann man, ungefähr wie bei Rommé oder Rummikub, Joker austauschen. Oder man schickt eine Person an die Bar, wo sie meist Minuspunkte bringt. Aber häufig wird man bestimmte Personen anders nicht mehr los, und an der Bar verstopfen sie immerhin nicht die eigene Hand. Wobei Hand nur im übertragenen Sinne zu verstehen ist, denn man legt die eigenen Plättchen offen vor sich hin.
Unsere Partie verlief relativ flott, bis auf kurze Pausen, in denen David mit wem auch immer intensiven Kurznachrichten-Kontakt hatte. Angeblich ging es um die Pflanzen bei ihnen zu Hause und insbesondere um die Zuteilung des Wasserdienstes. Aber ganz ehrlich, so eine langweilige Konversation führt doch keiner wirklich! Böse Zungen behaupten doch, allerdings nur bei einem ebenso langweiligen Spiel. Wie gesagt, böse Zungen. Denn Café International macht durchaus Spaß. Jede Runde schaut man, wo die eigenen Personen die meisten Punkte bringen, was meist nicht völlig trivial, aber doch lösbar ist. Alles fühlt sich sehr ähnlich an wie bei Qwirkle, auch die Punktezählung. Am Ende dann passt fast keine Person mehr und alle wandern in die Bar, wo es mehr oder weniger Zufall ist, wer wie viele Punkte latzen muss. Das fühlt nicht nicht wirklich organisch an. Vllt haben wir auch eine Spielendebedingung übersehen oder wir hatten einfach nur einen seltenen Spielverlauf, aber das letzte Drittel fühlte sich nicht mehr wirklich konstruktiv an. Was meint ihr dazu? Ist das immer so? Muss das so? Würde mich über ein paar Kommentare freuen, und sei es ein Hinweis, das wir das Spiel falsch gespielt haben - was ich aber nicht hoffen will. Am Ende stand es 25:78:34, weil es bei David am Anfang einfach so gar nicht passte und weil ich ständig horrende Summen für eine Abschiebung an die Bar latzen musste. Mattes dagegen hatte am Ende nur noch zwei der fünf Plättchen auf der Hand und bekam entsprechend wenige Minuspunkte. Wenn man nämlich einen Tisch nur mit Personen derselben Nationalität, also der des Tisches, besetzt, bekommt man statt vier gleich acht Punkte und darf sich dauerhaft eines Handplättchens entledigen, das sonst in der Endabrechnung Minuspunkte einbringt. Wir spielen es bestimmt nochmal, und sei es um zu sehen, ob man sonst am Ende auch mal was anderes macht als hoffen, dass man in der Bar nicht die ganz fetten Minuspunkte zurückzahlen muss.

Ich kenn euch doch, ihr kauft doch nicht die Katze im Sack! Bestimmt habt ihr schon nach unten gespinkst, was wir heute als Hauptspiel auf dem Tisch hatten. Und dadurch, dass ich es immer fett schreibe, mache ich es euch natürlich auch ziemlich einfach. Aber was sich in 50 Spieleabendberichten aus der Bude und bestimmt nochmal so vielen aus dem Keller eingebürgert hat, werde ich jetzt auch nicht mehr ändern. Also: Heute stand Orléans auf dem Programm. Erstgespielt hatten wir es ja schon vor ein paar Wochen. Heute kam das Badehaus nicht zum Tragen, allerdings hatten wir auch vorher die 2gg1-Regel ausgemacht, die der Autor auf seiner Seite als "offizielle" Regeländerung veröffentlicht hat. Mattes ging, wie letztes Mal, voll auf die Produktion von Waren über neue Orte. Damit hat er ziemlich reingehauen. Bürgerplättchen und Kontore dagegen hat er ganz gepflegt ignoriert; immerhin konsequent, wenn auch aus meiner Sicht etwas öde. Wobei ich mir vorstellen könnte, diese Strategie beim nächsten Mal auch mal zu fahren. Meine heutige Idee, mit dem Laboratorium jede Aktion mit Technik auszustatten, war nämlich nicht sonderlich von Erfolg gekrönt. Mit Windmühle und Bibliothek konnte ich dann zwar auch noch auf der Entwicklungsleiste nach vorne preschen, aber ich hatte eben nur drei Kontore und ebenso viele Bürger, die ich am Ende mit meinem Multiplikator von sechs verrechnen konnte. David dagegen kam auf alle zehn Handelshäuser und dazu noch drei Bürger. Das war wirklich krass. Geschafft hat er das durch die beiden Joker-Gebäude Schule und Kräutergarten, mit denen er mit seinen Schiffern und seinen Gelehrten quasi alles ersetzen konnte. Und so zog er jede Runde eine Stadt weiter, ließ sich dort nieder und errang am Ende verdient den Sieg. Zwischenzeitlich dachte ich, ich würde nicht halb so viele Punkte machen wie der Manufaktur-Meister Mattes und der Kontor-Kapitalist David, aber ich hatte durch die Windmühle und die segensreichen Werke einiges an Geld angehäuft, dass meine Niederlage zumindest etwas knapper gemacht hat. Spaß gemacht hat es aber mal wieder richtig. Diesmal sind wir auch "nur" eine Stunde fünfzig dran gewesen, wir nähern uns also den angegebenen 90 Minuten :D Und da sind noch so viele Gebäude, die es noch auszuprobieren gilt, dass wir Orléans sicher noch häufiger spielen werden. Und wer weiß, ob es nicht sogar am Montag zum Kennerspiel des Jahres gewählt wird? 122:120:112 zeigen, dass zwei ganz verschiedene Ansätze trotzdem eine sehr ähnliche Punktzahl ergeben, was für das Spiel spricht. Hätte das Reisen oder die Waren stark überwogen, hätte man sich wohl Gedanken machen müssen. Aber so kann man, wenn man denn gut spielt, wohl mit jeder Strategie auch mal gewinnen. Wobei David auch stark davon profitiert hat, dass ich mit dem Optimieren meines Tableaus und meines Beutels und Mattes mit dem Produzieren von Waren beschäftigt war und wir somit beide nicht dazu kamen, seinen Reisen ins Handwerk zu pfuschen. Das wird mir so beim nächsten Mal bestimmt nicht passieren, da werde ich nicht erst in den letzten drei Runden Gildenhäuser bauen.

Als Absacker wollte David unbedingt noch ein weiteres Spiel mit einem Sack spielen: Gizeh. Ein schönes kleines Ärgerspiel, das bei uns mittlerweile immer ziemlich schnell zu Ende ist. Denn es endet, wenn ein Spieler allen drei Pyramiden eine Spitze aufgesetzt hat. Dass die Pyramiden nur auch nur aus Spitzen bestehen dürfen, ist zwar thematisch etwas seltsam, kann aber in der richtigen Situation schnell den Sieg bringen. Und nach einem durchaus fordernden Spiel mit Bag-Building par excellence darf es auch mal Pyramiden-Building mit Bag-Support sein ;) Iwie hatten David und ich Spaß daran, Mattes' Pyramiden immer wieder zu zerstören. Wunderschönes Beispiel: Mattes zerstört -1 als Spitze seiner Pyramide, damit er doch noch was punkteträchtiges darunter bauen kann. Ich lege -2. David legt -1. Es war zwar ein ziemlich billiger Spaß, aber Hauptsache, es war Spaß :D Und das würden wohl weder David noch ich bestreiten. Mattes allerdings sollte man in diesem Punkte auch nicht fragen. Aber seine Meinung interessierte uns beide eh nicht mehr, als wenn in China ein Sack Reis umfällt. Oder in Orléans ein Sack Mönche. Der Endstand: 8:10:12

Nach dem letzten Spiel unterhielten wir uns noch über die Möglichkeit zu Spieleabenden in der Klausurenzeit. Das sieht diesen Sommer wohl doch recht gut aus. Möglicherweise gibt es also doch nur zwei Monate Pause und nicht, wie befürchtet, ganze drei. Außerdem wird eine LNDS immer wahrscheinlicher; im Gespräch sind schon Termine in ein paar Wochen. Das alles freut mich sehr. Wenn jetzt noch Arne und Erik demnächst mal wieder mit von der Partie sind, bleibt nichts mehr zu wünschen übrig. Irgendwann haben David und Mattes dann auch mal in den Sack gehauen. Doch genug der schlechten Wortwitze mit Sack. So langsam ist die Wikipedia-Liste der Redewendungen nämlich auch leer. Und da ihr sowieso schon denkt, dass ich wohl mit dem Klammerbeutel gepudert bin, gehe ich jetzt lieber ins Bett. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 21. Oktober 2015, 12:41

Mittwoch, 8.7.2015 | Spieleabend #51

Wie könnte so ein Spieleabend schön sein! Oder auch langweilig. Er könnte siegreich sein oder ein Totalausfall. Er könnte voll von anspruchsvollen Spielen sein oder voll von Mau-Mau. Er könnte laut und emotional sein, oder eher grüblerisch und etwas schläfrig. Er könnte ein Abend in kleiner Besetzung sein oder ein solcher, bei dem die Leute auf umgedrehten Bierkästen sitzen müssen, um überhaupt einen Sitzplatz zu haben. Das Problem ist: Drei Monate sind einfach zu lang für mein Gedächtnis. Diese Speicherdauer bleibt nur den wirklich wichtigen Informationen vorbehalten. Geburtstage gehören leider nicht dazu, weswegen ich alle vergesse, die sich nur im Jahreszyklus und eben nicht alle drei Monate wiederholen. Aber zurück zum Thema: Auch dieser Spieleabend liegt zum Zeitpunkt der schriftlichen Niederlegung mehr als drei Monate zurück, und außer den technischen Daten, d.h. Mitspieler (Mattes, Erik, David und ich) und Spielergebnis (Folgt natürlich erst später, hättet ihr euch auch denken können :D) ist alles in diesem Bericht frei erfunden.

Zuerst kam Quick auf den Tisch. Allerdings ohne Erik, der mal wieder zu spät kam. Quick war bestimmt super spaßig. Es gab sicherlich viele stressige Situationen und Mattes hat uns aller Erfahrung nach mal wieder total mit seinen blöden Flammen genervt, die zumindest ich mit Sicherheit nicht anständig unterscheiden konnte. Am Ende habe ich dann aber doch gewonnen, weil ich besser gespielt habe. Oder Glück hatte. Oder die anderen beiden sehr schlecht waren. Oder weil Erik dann doch schon nach der Hälfte des Spiels ankam und wir die Partie möglichst schnell zu Ende bringen wollten. Aber was wäre ein frei erfundener Bericht, wenn ich das noch wüsste? Am Ende stand es dann 9:X:9:11, wobei Eriks Punkte in den folgenden Spielen an Stelle des X stehen werden.

Als Hauptspiel des Abends entschieden wir uns für Carcassonne Südsee, vielleicht, weil wir keine Lust auf ein anständiges Spiel hatten, oder weil wir es schon so lange nicht mehr gespielt hatten, oder weil es der kleinste gemeinsame Nenner war. Wahrscheinlich habe ich mal wieder ganz grandios über das ganze Spiel die richtigen Schiffe beliefern können, während die anderen auf ihren Waren rumgesessen haben, statt sie unters Volk zu bringen. Oder es kamen für sie schlicht nicht die richtigen Abnehmer in Form von siegpunktspendenden Kuttern vorbeigeschippert. Was aber gewiss ist: Wir hatten furchtbar viel Spaß! Wobei das Spiel auf der Hälfte auch Längen gehabt haben könnte, wie es so manches Mal der Fall ist. Wir hätten uns auch geärgert haben können, weil wir so lange an einem Spiel gesessen haben, das so repetetiv hätte sein können. Oder auch nicht, wobei wir uns dann auch nicht geärgert haben werden. Fest steht: 20:12:15:29 sind ein Sieg für mich! Da war natürlich die Rachsucht der Mitspieler geweckt, die nun nach einem Spiel lechzten, bei dem man einander mal so richtig auf die Mütze geben kann. Zumindest erkläre ich mir im Nachhinein so die Wahl des letzten Spiels des Abends, namentlich...

Colt Express. Aber auch die damals noch frische Auszeichnung zum Spiel des Jahres hätte unsere Lust auf dieses Spiel geweckt haben können. Oder unser an diesem Abend ganz offenbar ausgeprägter Wunsch nach Spielen, bei denen man nicht so weit voraus denken muss. Oder es, wie in diesem spielerischen Western, eigentlich müsste, aber nicht kann, und sich deshalb vor lauter in die Luft geschossenen Kugeln nur so kugelt. Man weiß es nicht. Sollte aber blutige Rache das Ziel von Mattes, Erik und David gewesen sein, so ist diese kläglich gescheitert. Denn zum einen gibt es ja bei Colt Express gar kein Blut und zum anderen habe ich schon wieder gewonnen. Steht zumindest so auf meinem Zettel. Erinnern kann ich mich daran eher nicht mehr. Wobei, doch, könnte stimmen. Eine gewisse Euphorie vermag ich noch zu verspüren, wenn ich meine Gedanken auf jenen Abend lenke. Außerdem lügen meine Zettel nie. Schon gar nicht, wenn ich gewinne. Oder gewonnen haben könnte. Und zwar mit 2000:1500:1000:2750. Würde mich nicht wundern, wenn ich der Besitzer des Geldkoffers und/oder der Revolverheld war. Werde ich aber wahrscheinlich nie erfahren.

Hätte ich doch nur damals direkt den Bericht geschrieben! Aber ich werde schon meine Gründe gehabt haben. Wir werden uns am Ende auch noch über den Tatort unterhalten haben, wenn der nicht schon Sommerpause hatte, woran ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann. Es hätte ein schöner Spieleabend sein können, oder auch ein langweiliger. Er hätte laut und emotional sein könne, oder eher grüblerisch und etwas schläfrig. Was ich jetzt weiß: Er war mit Sicherheit kein Totalausfall, sondern, zumindest für mich, sehr siegreich. Und es musste wohl auch keiner auf umgedrehten Bierkästen sitzen, hoffe ich mal. Aber so ganz sicher bin ich mir da nicht. Fragt lieber nochmal eure Eltern! Nur eins ist an diesem ganzen Bericht wirklich sicher: Am Ende schließe ich doch wieder mit der alten Grußformel. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 21. Oktober 2015, 12:52

Mittwoch, 15.7.2015 | Spieleabend #52

Neues Forum, neues Glück. Oder so. Ich gehe mal davon aus, dass auch der ein oder andere in diesem Thread landet, der vorher nur im spielbox-Forum unterwegs war. Diesen hiermit geretteten Seelen sei kurz eklärt, wobei es sich hier überhaupt handelt: Ein paar Kerle treffen sich, wie überall in der Republik, jede Woche einmal zum Spieleabend. Der Unterschied: Einer von ihnen hält es für notwendig, dem Rest der Welt davon in aller Ausführlichkeit zu berichten. Wenn ihr euch jetzt fragt "Wo kann ich diese Berichte lesen? Kostet das was? Wieso wusste ich da bisher noch nichts von?", dann seid beruhigt: Ihr seid schon an Ort und Stelle, braucht nichts zu latzen. Und dass ihr erst jetzt von diesen famosen Spieleabend-Berichten erfahrt, liegt vermutlich daran, dass sie nur im SpieLama-Forum zu lesen waren, und dort auch nur als ziemlich unansehnliche Wall of Text. Jetzt können also neben den Lamas auch alle spielbox-Forenmenschen an unserem Spielspaß teilhaben. Die Wall of Text dagegen ist geblieben. Und die Struktur der Berichte auch. Als mündige Lama-Freunde werdet ihr aber in der Lage sein, diese selbst zu erkennen.
Heute mit von der Partie waren Mattes, David und ich. (Bei Punkteständen wird sich auf diese Reihenfolge bezogen.) Erik musste dringend Grillen (Bei dem Wetter?!) und Arne dringend was für die Uni erledigen. Ich bin allerdings mal gespannt, welche Ausreden er sich nächstes Semester einfallen lässt, wenn die Abgaben nicht mehr ungünstigerweise alle donnerstags liegen. Aber wer weiß, vllt liegen die Deadlines auch immer gerade so, dass dadurch eine Teilnahme am Spieleabend unmöglich wird? Doch das wäre pure Spekulation. Und zynisch noch dazu. Kommen wir also zurück zum heutigen Spieleabend: Da das aktuelle Kennerspiel des Jahres dem Poststreik geschuldet noch immer nicht seinen Weg zu mir gefunden hat, waren wir gezwungen, ein anderes für uns neues Spiel auf den Tisch zu bringen. Terra Mystica und Bora Bora habe ich für die Lange Nacht der Spiele ins Auge gefasst. Na gut, und ist wohl etwas zu optimistisch, aber eins von beiden werden wir uns, wenn es dann so weit ist, erarbeiten. Blieb noch...

Machi Koro, das ich eigentlich nach verfehltem Titel wieder umtauschen wollte. Aber es ist dann eben doch irgendwie ganz nett als Aufwärmer. Wer es noch nicht kennt, darf sich auf eine Kürzest-Erklärung freuen, die es in diesen Berichten immer dann gibt, wenn ein Spiel auf unserem Spieleabend noch nie gespielt wurde. Bei Machi Koro muss man zum Sieg vier Zielgebäude in beliebiger Reihenfolge bauen. Das dazu benötigte Geld produzieren wiederum 15 verschiedene andere Gebäude, die jeweils bei einer oder mehreren Würfelzahlen aktiv werden und Geld ausschütten. Manche nur im eigenen Zug, andere auch im Zug der Mitspieler. Und eine noch andere Art knöpft den Mitspielern Geld ab, wenn sie die falsche Zahl würfeln. Und das war es auch eigentlich schon: Man würfelt, es gibt Geld, man baut, der Nächste bitte. Eine kleine Entscheidung bietet das günstigste Zielgebäude, der Bahnhof: Hat man ihn für vier Münzen erbaut, darf man ab sofort mit zweien statt nur mit einem Sechsseiter die Ertragszahl bestimmen. So kann man sich von den Mitspielern abheben, oder ihnen nachziehen, weil die eigenen Gebäude mit den Zahlen 1 und 2 sonst nicht mehr allzu ertragsfreudig sein werden. Unsere Partie konnte Mattes für sich entscheiden, wir analysierten den Hergang dieses Sieges und kamen zu dem eindeutigen Befund: Pures Würfelglück. Gefallen hat Machi Koro den beiden trotzdem. Ich persönlich kannte es ja schon aus Essen und vom Spieleabend der Fachschaft. Vom Hocker reißen will es mich immer noch nicht, aber es vereint auf sehr stringente Weise Die Siedler von Catan mit dem Ertragswurf und Splendor mit der Mischung aus Aufbau einer Maschinerie und dem Nutzen ebendieser. Um nur zwei Beispiele aus unserem Fundus zu nennen. Und da dabei die Spielzeit in einem sehr angenehmen Rahmen bleibt, kann ich Machi Koro gerade noch für würdig befinden, in der Sammlung zu bleiben. Am Ende stand es, gemessen in fertiggestellten Zielgebäuden, 4:1:3.

Als Hauptspiel wurden La Isla und Die Glasstraße vorgeschlagen, aber beide schienen mir etwas arg kurz zu sein. Wir einigten uns dann auf Stone Age, was wir ja auch schon lange nicht mehr gespielt hatten. Heute waren die Abstände ziemlich klar, und die Strategien an sich auch: Mattes ging vermehrt auf Gebäude, allerdings fehlte ihm dazu der nötige Unterbau aus Werkzeugen und genügend Volk. Er optimierte an der Ackerleiste herum, was ihm aber letztlich sicher nicht so viel half wie zehn Männeken es getan hätten. Außerdem hatte er in der Schlusswertung nur einen Hüttenbauer; viel zu wenig in meinen Augen. David ging sehr stark auf die Ackerleiste, zog aber erst ziemlich spät mit den Personen nach. Er sammelte immerhin auch fünf Bauern, um ihm seinen Endstand von 10 in Punkte umzurechnen, aber Ackerbau nur für die Bauern zu betreiben, ist auch nicht unbedingt im Sinne des Erfinders. Meine Wenigkeit ging es diesmal etwas anders an als sonst: Ich wollte heute einen besonderen Fokus aufs Werkzeug legen, was mir auch gut gelang. Am Ende besorgte ich mir wegen genügend Nahrung auch noch eine weitere Person hinzu und kam nicht umhin zu bemerken, wie viel Spaß mir diese Strategie immer wieder bereitet. Auch, wenn ich dann am Ende immer ein Gutteil meiner Worker zur Jagd schicken muss, vermittelt mir das Spiel mit zehn Leuten viel mehr Spaß als mit fünfen. Zurück zur heutigen Strategie: Wie immer habe ich auch die grünen Karten nicht vernachlässigt und konnte mit sechs verschiedenen die entscheidenden Punkte zum Sieg holen. Wobei, wo ich so nachrechne: Ich hätte auch mit vier grünen noch gewonnen. Meine Werkzeug-Strategie mit Acker-Unterbau wurde nämlich mit 141:165:191 eindeutig zum Sieger erhoben. Bei einer Spieldauer von etwa 80 Minuten entschied ich mich, bald auch die Erweiterung mit nach Aachen zu nehmen, um dem Grundprinzip etwas mehr Tiefgang zu verleihen.

Zum Schluss hatten wir wegen des kurzen Hauptspiels etwas mehr Zeit als gewohnt, weswegen David Port Royal in den Raum warf. Gesagt, getan: Ich verzichtete wie Mattes quasi vollständig auf Personal für Expeditionen. Das machte es David leichter, genau die passenden Leute anzuheuern und mit dem einzigen Auftrag der ganzen Partie das Spiel für sich zu entscheiden. Nochmal zur Klarheit: Obwohl wir den Stapel zwei Mal durchgespielt haben, förderten wir nur einen Forschungsauftrag - oder wie auch immer die Auftragskarten genau heißen - zu Tage. Ich hatte einen Witzbold un einen Admiral, was die Spielweise der beiden anderen nicht unerheblich einschränkte. Mattes hatte ein paar Händler ausliegen, aber letztlich konnten wir Davids Vorpreschen mit der starken Sechs-Siegpunkt-Expedition nur um eine Runde verzögern, aber nicht aufhalte. Der letzte Spielzug des Spiels, es war meiner, war dann nochmal ein richtiges Drama, weil rein theoretisch noch ein Sieg über David drin gewesen wäre. Jedoch wurde durch eine Steuerfahndung Mattes eine Münze zugeschustert, die, wie wir durch ein Versehen sehen konnten, genau das gelbe Schiff war, das mir noch gefehlt hätte, um drei Karten aus der Auslage nehmen zu dürfen. Ihr merkt schon, Hochspannung zwischen Fräulein und Fregatte! 6:12:8 sind Ausdruck des Scheiterns meines Plans, David den Sieg doch noch abspenstig zu machen.

Die heutigen Spiele hatten gemeinsam, dass sie allesamt eine klare strategische Einordung nicht nur ermöglichten, sondern fast schon erforderten. Bei allen dreien kann man sich sehr schön ein Spielelement heraussuchen, dass einem besonders gefällt oder liegt (optimalerweise wohl beides) und dieses dann herausspielen. Bei Machi Koro fehlt eine gewisse taktische Rafinesse, da man hier relativ stupide die Gebäude kaufen kann, die man sich von Anfang an vorgestellt hat. Deshalb werden wir beim nächsten Mal wohl auch die allseits empfohlene Variante spielen, die dieses Problem abmildert. Bezüglich Stone Age werde ich mir am Wochenende nochmal die Regeln der Erweiterung zu Gemüte führen; und auch bei Port Royal erwartet uns in Essen dem Vernehmen nach ja eine solche. Solo- und Semi-Koop-Variante klingen in meinen Ohren ziemlich spannend, weswegen ich sie mir auf jeden Fall mal näher ansehen werde. Und eine sehr gute Nachricht gibt es auch noch: Wir haben einen vorläufigen Termin für eine Lange Nacht der Spiele: Den 7.8.2015 - Von Freitag auf Samstag. Ich hoffe sehr, dass wir dieses Datum halten können. In welcher Form ich dann von unserer LNDS berichten werde, lasse ich mal offen, aber eine Berichtform wie für die üblichen, dreistündigen Abende schließe ich mal frei heraus aus. Schließlich rechne ich mit rund einem Dutzend Titel über die Nacht, da werde ich selbst kaum noch wissen, welche Strategie ich bei den ersten Spielen gefahren bin, geschweige denn, was die anderen sich bei ihren Zügen gedacht haben. Es wird wahrscheinlich auf eine kurze Nennung der Spiele mit Spielstand und -spaß hinauslaufen, bei den für uns neuen Spielen wohl auch ein kurzer Ersteindruck.
So, wer bis hierher durchgehalten hat, dürfte jetzt auch einen guten Ersteindruck von einem Spieleabend-Bericht meinerseits haben. Tja, an und für sich eben, wie gesagt, eine Wall of Text. Manchmal, so rede ich mir ein, ist es auch ganz amüsant, manchmal interessant, viel zu selten rasant. Geschrieben sind diese Berichte jedenfalls immer kurzerhand, und deshalb bitte ich fehlendes Konzept, leidige Wiederholungen, festgefahrene Formulierungen und unaushaltbare Selbstverliebtheit zu entschuldigen. Ich hoffe, ich konnte ein paar der neuen Leser überzeugen, auch in Zukunft mal in diesen Thread hereinzuklicken. Wobei der reguläre Spieleabend jetzt erstmal Pause hat bis Mitte Oktober. Wie gesagt, die LNDS folgt Anfang August, und mit Glück noch ein oder zwei Spieleabende. Aber sollte euch über den Sommer langweilig werden, kann ich euch nur wärmstens die 50 Vorgängerberichte ans Herz legen - Manche sind echt gut! Und wenn ihr damit durch seid, gibt es auch noch einen Thread Montagabend im Keller mit weiteren x Berichten aus noch älteren Zeiten: 2010 bis 2013. Hossa, welch ein Spaß! Der Sommerurlaub ist gerettet! Und ja, jetzt lasse ich euch endlich in Ruhe. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 21. Oktober 2015, 12:55

Mittwoch, 19.8.2015 | Spieleabend #53

Hallo liebe Lamas und alle, die es noch werden wollen. Heute war es per Zufall nochmal soweit und wir konnten uns vor der langen Pause, die durch die Semesterferien wohl oder übel eintreten wird, doch noch einmal zum gemütlichen Spielen treffen. Ich muss schon sagen, dass so eine feste Spielerunde mit echt netten Leuten ein ziemlicher Luxus ist. Schlaf allerdings auch, und auf diesen Luxus verzichte ich gerade zugunsten dieses Berichts. Um dennoch einen guten Trade-Off einzugehen, habe ich mir folgendes überlegt: Ich halte den Text kurz und schlafe morgen bis in die Puppen. Das nenne ich mal einen Plan. Und ich finde, das kann man sich nach all den anstrengenden Klausuren auch mal gönnen. Mit von der Partie, bzw. besser mit von den Partien, waren Erik, Mattes und ich. Wobei ein weiterer, nicht menschlicher Ehrengast heute unserer Spielerunde beiwohnte: Der Gartenstuhl meiner Nachbarn. Mein liebgewonnener Ikea-Stuhl, der mutmaßlich seit 15 Jahren in der Bude steht, die diesem Thread seinen Namen gibt, ist mir doch glatt die Tage zusammengeklappt. Und nein, die Rede ist nicht von einem Camping- sondern von einem mehr oder weniger massiven Holzstuhl. Tja, gestern beim Kartenspielen mit Kommilitonen waren der Klappstuhl und das Sofa als Notlösung zwar gerade noch genug, aber für ein etwas komplexeres Spiel ist es wünschenswert, von drei Seiten am Tisch sitzen zu können. An dieser Stelle also ganz herzlichen Dank an das Ehepaar V. für die freundliche Leihgabe. Doch genug schwadroniert, es ging direkt los mit einem Vorschlag von Mattes:

Cacao hatten wir uns in der Langen Nacht der Spiele angeeignet. Da war Erik zwar nicht dabei, aber das war jetzt auch nicht so schlimm, schließlich sind die Regeln ja schnell erklärt. Und auch die Spieldauer ist mit exakt zehn Zügen pro Spieler ziemlich überschaubar, ohne dabei ins absolut Triviale abzudriften. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich bei Carcassone, in welcher Version auch immer, des Häufigeren im Mittelteil schon genug habe. Das liegt nicht unwesentlich an der (Un-)Menge der Plättchen. Dieses Gefühl kommt hier nun wirklich nicht auf; vielmehr wundert man sich, wie schnell doch der eigene Stapel an Arbeiterplättchen zusammenschrumpft. Da fällt mir ein: Ich habe das Spiel in diesem Thread ja noch gar nicht erklärt! Kommando Kurzabriss: Es gibt Urwaldplättchen, die Aktionen vorgeben, und Arbeiterplättchen, mit denen wir uns Zugang zu diesen Aktionen verschaffen. Beide Sorten liegen schachbrettartig aneinander. Urwaldplättchen sind neutral und stellen Kakaoplantagen, Märkte, Tempel, Wassertümpel, Goldgruben, etc. dar. Wobei man auf ersteren Kakao erntet, ihn auf zweiteren wieder verkauft, an dritteren an einer kleinen Mehrheitenwertung teilnimmt, auf vierteren Fortschritt auf der eigenen Wasserleiste generiert, und auf fünfteren einfach so Geld bekommt. Jede Aktion darf man dabei so oft ausführen, wie eigene Arbeiter am Plättchen liegen. Die Arbeiter sind - anders als bei Carcassonne - auf den Seiten der Arbeiterplättchen aufgedruckt. Und wenn zwei Arbeiterplättchen egal welcher Spieler an ein noch unbelegtes Feld grenzen, wird dort ein neues Urwaldplättchen platziert. Alles sehr stringent: Kakao ernten, möglichst teuer verkaufen, und dabei verhindern, dass man den Gegnern allzu sehr in die Hände spielt. Ach ja, eins noch: Es gibt auch Sonnenscheiben, die man während des Spiels erwerben und gegen Ende dazu nutzen kann, früher gelegte Arbeiterplättchen zu überbauen und die besten eigenen Positionen nochmal zu nutzen. Das wird spätestens dann interessant, wenn es keine Urwaldplättchen mehr zum Auffüllen der Lücken gibt.
Im Verlauf der Partie wächst also der Urwald vor sich hin und man füllt und leert sein Kakao-Lager immer wieder, wobei natürlich alle enorm scharf, äh, süß auf die Märkte sind, die den eigenen Kakao zum besten Preis abnehmen. Man könnte zwar in den letzten Zügen totanalysieren, wo der beste eigene Zug möglich ist, aber da es nur begrenzt viele Möglichkeiten gibt, die in Frage kommen, ist auch hier keine Grübelorgie drin. Cacao ist nichts Neues, Cacao stimmt niemanden enthusiastisch, aber Cacao ist einfach sehr rund. Ich hätte es mir selbst wahrscheinlich nicht gekauft, habe es aber von der Spielerunde zum Geburtstag geschenkt bekommen und bin jetzt froh, es zu besitzen. Der Endstand zu meinen Gunsten lautete übrigens 54:66:72 - Was zeigt, das eine gewisse Erfahrung sich auch bezahlt macht, und dass das Spiel trotz einfachen Regeln nicht total glücksdominiert ist.

Als Hauptspiel musste nach diesem locker-leichten Legespiel nun aber etwas mit mehr Fleisch auf den Tisch. Mein Vorschlag Die Glasstraße wurde prompt angenommen und musste Erik noch kurz vermittelt werden. Zugegeben, ich musste auch noch ein bisschen in der Regel hin- und herblättern, weil ich nicht mehr alle Regeln drin hatte, aber trotz 20 Seiten Regelwerk war es auch dieses Mal wieder zügig erklärt. Und dann ging es los mit dem Auswählen der Fachkräfte. Komisch, für mich hört sich dieser Begriff immer leicht ironisch an. Dabei sind hier doch echte Fachkräfte gemeint. Also wirklich jetzt! Ich war aber heute nicht sonderlich gut darin, die anderen zu lesen und Personen auf meine Hand zu nehmen, die bei den anderen mitfahren konnten. Um nicht zu sagen, dass ich darin sogar regelrecht schlecht war. Vielmehr war ich äußerst gut darin, genau die Personen viel zu früh zu spielen, die dann natürlich immer einer der beiden anderen auch auf der Hand hatte. Und am Ende war ich zu doof, meine Umwandlungsgebäude so zu nutzen, obwohl ich mit kluger Nutzung durchaus noch ein paar Glas und Ziegel mehr hätte produzieren können, was bare Siegpunkte für die Endwertung wert gewesen wäre. Vielleicht lag mein schlechtes Abschneiden aber auch einfach daran, dass ich mir bis zum Spielende keine anständige Strategie zurechtgelegt hatte, sondern beim Gebäudebau immer nur nach dem höchsten Punktewert gegangen bin, eingedenk einer nützlichen Verwendbarkeit der Umwandlungsaktionen. Spaß gemacht hat uns das Spiel trotzdem allen. Der direkte Vergleich mit Broom Service bietet sich des Mechanismus' wegen natürlich an, aber ich schätze sowohl die Leichtigkeit des Tränkeherstellens und wieder Ausfliegens bei Broom Service, als auch den etwas komplexeren Ressourcenapparat der Glasstraße. Letztlich bin ich froh, beide Spiele im Repertoire zu haben. Wobei ich auch beide noch viel zu selten gespielt habe, um ein abschließendes Urteil fällen zu können. 19.5:19.5:14 hatten mich vermuten lassen, dass einem Uwe Rosenberg sicherlich ein intelligenter Tiebreaker leicht von der Hand geht, aber dem ist wohl nicht so. Mattes und Erik teilten sich den Sieg. Tja, so kann man sich täuschen.

Das letzte Spiel war dann keine leichte Wahl. Es war zu früh für ein wirklich kurzes Spiel und zu spät für ein halbwegs Langes. Klar, sonst hätte ich natürlich La Isla, Ginkgopolis oder das angesprochene Broom Service gefordert. Mein Blick fiel dann aber auf Einfach Genial, das ohne großes Zögern aufgebaut wurde. Erst als wir schon die ersten Züge hinter uns hatten, fiel mir auf, dass auch Dominion noch eine schöne Wahl gewesen wäre. Aber was soll's, wandert das eben auch mit auf die Liste der bald wieder zu spielenden Spiele. In unserer Partie Einfach Genial jedenfalls war lange Zeit grün sehr knapp. Am Ende ging es dann, aber Erik und Mattes brauchten beide noch blau. Für Mattes war das dann auch der frühe Todesstoß und eigentlich hätte ich sogar gewonnen, hätte mir nicht im letzten Zug völlig unverschuldet ein roter Stein gefehlt, der mich in der Wertung vor Erik gebracht hätte. So konnte ich im letzten Zug sage und schreibe 0 Punkte machen und musste zusehen, wie Erik den Sieg nach Hause holte. 9(11):8:9(10) war das knappe Ergebnis. Einfach Genial ist wahrscheinlich eines der Spiele, das der gesamten Spieleabendbesetzung hinreichend bekannt ist, um das Spiel sinnvoll strategisch anzugehen, und bei dem wir vorher keine einzige Regelauffrischung brauchen. Nahezu alle anderen Spiele werden in viel zu geringer Frequenz gespielt, um sich darin zu guten Spielern entwickeln zu können, und bei manchen Spielen sind wir kaum über die Phase des Regelverständnisses hinaus gekommen. Aber was soll's, nur solche Klassiker wären mir persönlich auch zu ermüdend.

Womit wir wieder beim Thema Schlaf wären. Ich finde, den habe ich mir jetzt redlich verdient. Und auch der Montagabend in der Bude wird sich ein Schläfchen gönnen, um dann im Oktober wieder neu erstärkt zu erwachen. Will heißen: Frisch motivierte Mitspieler, frisch gedruckte Essen-Neuheiten und vielleicht sogar frisch zum Wochenbeginn wirklich mal wieder am Montag. Bis dahin findet möglicherweise noch der ein oder andere Montagabend im Keller statt, wenn ich die Truppe daheim mobilisiert bekomme. Und je nachdem, wer wann kann, wäre sogar eine LNDS im Keller drin. Das wäre in der Tat nochmal was richtig Feines, so viel Zeit für die vielen alten Schätze zu haben. Aber Träume sind Schäume, und bei viel zu viel Schaum aus dem Bier-Stubbi beendeten auch Erik und ich den Abend, indem ich ihm alle Siedler-Spiele in meiner Sammlung, ob Erweiterung, Adaption oder auch nur entfernten Ableger aufzählte und noch gratis obendrauf, was diese Version jeweils ausmacht. Sollte es mir im nächsten Semester also an Barmitteln fehlen, kann es gut sein, dass der werte Herr Teuber die ein oder andere Neuheit auf dem Spieleabend stellt. Aber seien wir ehrlich, es gibt da auch das ein oder andere Schätzchen. Man denke nur an Anno 1701 - Das Brettspiel, oder an Die Siedler von Nürnberg oder an Kampf um Rom. Was für ein Spiel! Mit diesen schönen und zugegebenermaßen auch fixen Ideen verabschiede ich mich in den Sommerurlaub. Aber ich komme auch wieder zurük. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Rei » 21. Oktober 2015, 17:21

Sehr schöne Berichte :)

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 21. Oktober 2015, 17:59

Danke :) War jetzt etwas ungünstig vom Timing her, aber ich wollte die Berichte unbedingt chronologisch veröffentlichen, und den #51er habe ich heute erst geschrieben. Daher diese Häufung. Freue mich natürlich über jeden, der sie tatsächlich alle liest.

Und ich möchte nochmal hervorheben, dass Bericht #52 besonders geeignet für all jene ist, die vorher nur im spielbox-Forum unterwegs waren und denen mein Thread nicht bekannt ist. Einfach mal reinlesen und schauen, ob es gefällt :)
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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 22. Oktober 2015, 00:34

Mittwoch, 21.10.2015 | Spieleabend #54

Liebe Lamas, liebe Leute, das war aber heute eine ganz schöne Verwirrung mit den Berichten! Nochmal zur Klärung: Bericht #51 ist ein ziemlich besonderer, da er mit großem zeitlichen Abstand zum eigentlichen Spieleabend geschrieben wurde. Trotzdem lesenswert. Bericht #52 richtet sich besonders an all jene Leser, denen der Montagabend noch kein Begriff ist, weil sie vorher nicht im SpieLama-Forum angemeldet waren. Für alle anderen ist der Bericht aber ebenso geeignet. Bericht #53 ist dann wieder ganz normal. Wer Zeit und Lust hat, ist herzlich eingeladen, alle vier Berichte von heute (incl. diesem) zu lesen. Genug Meta-Gequatsche. Demnächst kann ich ja schon fast ein Bericht-Erklär-Video auf Youtube posten, damit alles klar wird. Ich will aber mal nicht hoffen, dass das je nötig sein wird, weil ich nämlich fest entschlossen bin, im neuen Semester wieder die alte eiserne Regel einzuhalten, dass der Bericht noch am selben Abend geschrieben wird. Bzw. in derselben Nacht. Dass unser Spieleabend nämlich bis in die Nacht hineinreicht, wurde uns heute zum Verhängnis: Shuttleparty in Aachen, das heißt etliche offene Clubs, Diskos, Tanzschuppen, Dancefloors etc. pp. Und dazwischen verkehren Busse, sodass man problemlos eine Hand voll Etablissements an nur einem Abend abklappern kann. Drei der fünf Mitspieler unserer Runde waren durch dieses einmalige Konzept derart verzückt, dass David und ich gleich am ersten Termin dieses Semesters in trauter Zweisamkeit dasaßen. Für uns aber kein Problem, wir haben vielmehr die Not zur Tugend gemacht. Aber dazu später mehr.

Zum Einstieg war erstmal Kashgar dran. Für David neu, für mich schon fast wieder vergessen. Dabei macht der Karawanen-Optimier-Trubel wirklich Spaß. Bis auf die Tatsache, dass ich ständig vergesse, zu spielen, und stattdessen alles daran setze, krasse Karawanen-Kombos zu kreieren. Auch heute hat David mich mal wieder überholt, weil er zwischendurch auch mal an Aufträge gedacht hat und nicht ständig mit dem Umbau seiner Kartenreihen beschäftigt war. Nicht, dass er sich nicht auch tolle Tricks ausgedacht hätte, aber er hat sie nicht ganz so verbissen durchgezogen wie ich. Wahrscheinlich die bessere Entscheidung, war er doch schlussendlich mit 25:13 Siegpunkten vorne. Ich muss mich aber mal wieder wundern, wie sich dieses Spiel nach ganz unten im Stapel absetzen konnte, obwohl es eigentlich eine kleine Perle ist. Ich freue mich schon auf Andor: Chada & Thorn, das ja vom selben Autor ist und wohl auch ähnliche Mechanismen besitzt. Außerdem ist es für zwei und kooperativ, das klingt schwer nach einem Spiel für Paare!

Als Hauptspiel dann einer von Davids Lieblingen: AquaSphere. Ach ja, für mich immer wieder ein ziemlich Angang. Eigentlich mag ich Stefan Feld ja, aber hier hat er es für mich übertrieben. Vor lauter Zeitnot an allen Ecken und Enden kommt man kaum dazu, die ganzen Oktopoden zu vertreiben. Und wenn man dann mal Pluspunkte bekäme, fehlen einem die verdammten Kristalle. Gut, ganz so schlimm ist es nicht, man hat ja dann schon noch ein paar Aktionen pro Runde zur Verfügung. Aber mein Vorhaben, wie David das Labor ganz auszubauen, ist auch nicht so richtig geglückt. Am Ende fehlte mir der Buchstabe E, was unterm Strich nochmal sechs Punkte ausmachte. Und das Auftauchen der Buchstaben ist, obwohl hier fast alle Informationen schon in der Vorrunde zur Verfügung stehen, zufällig! Bei all dem Spielmaterial hätte man es doch sicher noch irgendwie ermöglichen können, dem Spieler auch diese Information zur Verfügung zu stellen, die immerhin spielentscheidend sein kann! Gut, heute war sie es nicht. Aber mit dem E wäre es nochmal deutlich knapper gewesen. Ich bin mal gespannt, ob ich dieses vermaledeite Spiel während unserer Studienzeit ein einziges Mal gewinnen werde. So lange jedenfalls werde ich es zumindest einmal im Semester probieren. Wäre doch gelacht, wenn ich nicht in der Lage bin, drei Aktionen pro Runde zu planen. Bzw. vier, wenn man drei Zeit einsetzt. Manchmal können es mit der richtigen Technologiekarte auch schonmal fünf sein. Und mit Programmieren programmieren sind es streng genommen sechs. Ich bekomme jetzt schon wieder einen Knoten im Gehirn, wenn ich auch nur an die Unterwasserstation denke. 85:75 sind recht deutlich, zumindest deutlicher, als ich mir erhofft hatte. Aber wer weiß, vielleicht liegt mir ja Octo Dice. Kleines Problem: Auch hier gibt es wieder Laborausbauten. Ach, wisst ihr was, ich gebe es auf... U-Boote zu bauen! Jedes Mal denke ich, sie sind der Schlüssel zum Sieg, dabei wird ihr Bau am Ende dermaßen teuer, dass man dann erst recht keine Zeit mehr hat. Und rentieren tun sich die letzten U-Boote auch nicht mehr. Ihr merkt schon, ich werde mich gleich wieder in den Schlaf grübeln, warum ich schon wieder verloren habe und vor allem wie ich beim nächsten Mal gewinnen kann! Doch die schleimigen Tentakel der Oktopoden vernichten nicht nur jede Infrastruktur der Unterwasserstaion: Sie werfen ihre glitschigen Greifer außerdem nach meinem Gehirn aus, verknoten sie mit meinen Hirnwindungen und bereiten mir nicht nur beim Spiel unheimliche Entscheidungsqualen, sondern im Nachhinein auch noch Albträume. Und das, nachdem mich meine Niederlage doch den ersten Teil der Nacht schon um meinen wohlverdienten Schlaf gebracht hat. Böse Oktopoden!

Zum Schluss dann mal ein Spiel mit ehrlichen Emotionen: Einfach Genial - Wer zu viel riskiert, verliert! Anfangs führte David stark, dann holte ich auf, am Ende war es Kopf an Kopf. Weil ich aber den entscheidenden Roten aufdeckte, den David als letzten Chip nehmen konnte, war auch der Sieg in diesem letzten der drei heutigen Spiele der Seine: 7:6!

Dieser Absacker kam aber überhaupt nur auf den Tisch, weil es nach AquaSphere schon ziemlich spät war. Das wiederum lag nicht allein an der durchaus nicht zu kurzen Spielzeit dieses Felds, sondern auch am verspäteten Beginn. Dieses Semester nämlich haben die beiden Maschinenbauer eine Veranstaltung bis halb sieben, die einen Beginn zur althergebrachten Uhrzeit sieben Uhr erschwert. Und alle anderen Tage sehen auch nicht besser aus. Welche Lösung wir da finden, werdet ihr in diesem Thread bald zu lesen bekommen. Die drei Party-Löwen haben jedenfalls ihr reges Erscheinen in diesem Semester angesagt. Ich werde versuchen, sie mit Beasty Bar zu locken. Zur Not kaufe ich auch die neue Erweiterung: New beasts in town. Das muss dann einfach besser sein als so eine alberne Party incl. Fahrt in überfüllten Bussen zwischendrin: Ein Spiel über eine Bar, und zwar mit Erweiterung! Überhaupt sind in und kurz vor Essen massenweise Erweiterungen zu Spielen aus unserer Runde herausgekommen: Camel Up, Colt Express, Istanbul, Orléans, Concordia, Beasty Bar, Machi Koro und auch Port Royal. Dafür, dass wir nur knapp 50 Spiele im Repertoire haben, ist das eine ganz schöne Menge an neuen Erweiterungen auf nur einer Messe. Daran sieht man wohl auch, dass wir hauptsächlich Spiele auf dem Tisch haben, die nicht völlig am Zahn der Zeit vorbeigehen, und das motiviert doch auch irgendwie. Ich für meinen Teil freue mich auf nächstes Mal und würde eine gute Partie AquaSphere immer wieder einer Shuttleparty vorziehen. Bei einer Partie wie heute bin ich mir da aber nicht so sicher. Trotzdem war es ein schöner Abend und ihr müsst euch keine Sorgen machen, mich an die Clubs der Stadt zu verlieren. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 29. Oktober 2015, 01:27

Mittwoch, 28.10.2015 | Spieleabend #55

Liebe Lamas, liebe Leser, das nenne ich mal einen Kontrast: Letzte Woche zwei rauchende Köpfe bei AquaSphere, heute zehn panische Hände bei Hook. Während wir letztes Mal nämlich in Minimalbesetzung waren, war heute Full House angesagt. Um im Bild zu bleiben: Zum Zwilling der letzten Woche gesellte sich noch ein Drilling. Im Gegensatz zu den nächsten Wochen konnten wir heute noch pünktlich um sieben starten. Und zwar in der Sitzreihenfolge Arne, Erik, David, Mattes und ich. Es wird langsam Zeit, dass wir diese Reihenfolge endlich mal auslosen. Kaum zu glauben, dass wir jetzt schon zum fünfundfünfzigsten Mal einen Spieleabend in willkürlicher, aber nicht zufälliger Sitzreihenfolge bestritten haben, und das auch noch ohne jede Abendwertung.

Begonnen haben wir mit Hook, der heutigen Neuheit. Das Spiel ist ein Echtzeit-Reaktionsspiel mit einfachen Regeln: Jeder spielt einen Piraten oder Matrosen mit neun Lebenspunkten. Man hat drei Schablonen mit neun Feldern im Quadrat, von denen jeweils drei ausgestanzt sind. Auf den damit abzudeckenden Karten sind die Rollen der Spieler abgebildet, sprich die blauen, roten und gelben Piraten. Trifft man sie, sprich kann man ein solches Symbol bei Rundenende durch die Schablone sehen, verlieren sie einen Lebenspunkt. Ein Schluck Rum, der ebenfalls auf den Karten abgedruckt ist, fügt ein Leben hinzu. Der schwarze Pirat greift einen beliebigen Spieler an, die Bombe alle zugleich. Wer im Käfig oder hinterm Fass hockt, ist vor jedem Schaden geschützt. Nur Bomben oder man selbst bilden die Ausnahme. Und zu guter Letzt gibt es auch noch die Papageien, die am Ende als Siegpunkte zählen, so man denn überlebt. Für die Schablonen gilt außerdem: Berührt, geführt und Was liegt, das liegt. Arne und ich wollten einfach nur Schaden machen, wodurch er, David und Mattes irgendwann im letzten Drittel des Spiels ausgeschieden sind. Vor allem die Bomben passen gut zu dieser Strategie, die sich nicht um die Papageien, sondern ums pure Überleben schert. Da ich aber am Ende nicht alleine bei diesem munteren Piratenwettkampf als vorläufiger Sieger dastand, kam es zum Vergleich der Papageien zwischen Erik und mir. X:16:X:X:8 zeigen, dass man sich vielleicht doch ein wenig um die Papageien kümmern muss. Oder halt noch agressiver spielen. Werde ich beim nächsten Mal ausprobieren. Also das mit den noch mehr Bomben. Siegpunkte sammeln kann ich doch in jedem Spiel. Aber andere Spieler einfach so ausknipsen nunmal nicht.

Als Hauptspiel kam Broom Service auf den Tisch. Ich befürchte, dass wir es damals auf der Langen Nacht der Spiele neu gespielt hatten, weshalb sich in diesem Thread noch keine Regelerklärung findet. Aber ich mache es wirklich kurz: Es gibt zehn Rollen, aus denen jeder pro Runde vier wählt. Hexen bewegen die eigenen Spielfiguren über den Plan und liefern optional Tränke. Druiden liefern Tränke und bringen optional Bonuspunkte. Sammler sammeln Tränke und optional noch mehr davon. Die Wetterhexe macht den Weg frei und bringt optional Bonuspunkte. Wieso ständig optional? Das hängt mit dem Kernmechanismus des Spiels zusammen: Spielt man eine Karte, so tut man dies mutig oder feige. Feige gespielt wirkt die Aktion nur in ihrer abgeschwächten Form, ohne den optionalen Teil. Mutig gespielt kommt die Aktion zur vollen Entfaltung. Das Problem: Wenn ein nachfolgender Spieler die Karte auch noch für diese Runde ausgewählt hat und mutig spielt, bekommen wir gar nichts. Tja, hätten wir sie doch nur feige gespielt. Damit ist das Spiel auch schon im Kern beschrieben, Ständig überlegt man, welche Karten man überhaupt auf die Hand nehmen soll, und was die anderen Spieler wohl zu tun gedenken. Wagt man es, mutig zu sein? Denn kommt man damit durch, muss man auch als nächster aufspielen, was sicherlich kein Vorteil ist. Aber mit lauter feigen Aktionen kann man auch kein Spiel gewinnen.
Broom Service ist durch den Kartenmechanismus, der an den von Die Glasstraße erinnert, sehr interaktiv. Ständig wägt man ab, schmiedet Pläne, baut Sicherheiten ein, schmeißt sie wieder raus, und versucht dabei seine Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Mir persönlich macht das Spaß, weil die Pläne oft aufgehen, und eine feige Aktion häufig nur den Verlust von drei Bonuspunkten bedeutet. Das ist aber immer noch besser, als die Aktion gar nicht ausführen zu dürfen. Zu fünft entfällt außerdem die Krücke der verwunschenen Aktionen, die bei weniger Mitspielern von Runde zu Runde wechseln und deren Ausspielen mit Strafpunkten geahndet wird. Trotzdem zieht sich eine Erstpartie (zumindest für zwei Mitspieler) in voller Besetzung schon ganz schön. Bin mal gespannt, ob das Spiel den Langzeittest übersteht, oder ob es am Ende zu lange dauert, für das, was es ist. Für die heutige Runde war es jedenfalls eine ganz gute Wahl und ich bin an sich ziemlich begeistert von diesem Spiel. Zu Recht Kennerspiel des Jahres, denn hier bekommt die interessierte Familie, die von Camel Up und Colt Express nicht so richtig begeistert wurde, eine schöne gehobene Alternative. Außerdem habe ich gewonnen, und solche Spiele mag ich immer gern: 72:72*:58:52:98. Ohne den letzten Punkt sah der Absatz nämlich irgendwie unvollständig aus. Deshalb habe ich gleich noch einen Satz geschrieben. Beziehungsweise zwei. Also jetzt schon drei. Verdammt, zählt doch selbst nach!

Zum Schluss dann noch eine Partie Mascarade, zu der ich meine Spielgesellen schon fast zwingen musste. Schade eigentlich, war das Spiel doch in den Anfängen des Spieleabends ein gern gesehener Gast. Und wenn wir es etwas häufiger spielen würden, könnte man auch mal von den langweiligen Standard-Rollen abweichen. Zumal ich ja auch noch die Erweiterung besitze. Naja, immerhin war die heutige Partie nicht ganz so lahm wie diejenige letzte Woche auf dem Spieleabend der Fachschaft, wo der Funke nicht so recht überspringen wollte. Da waren sich die werten Herren nämlich einfach zu schade, um die Karten auch mal zu tauschen. Und wenn jeder seine Rolle kennt, hat Mascarade keinen Sinn mehr. Wenn aber, wie heute, stets ein gesunder Grad an Verwirrung herrscht, ist das Spiel zumindest für mich immer wieder eine Partie wert. 5:7:7:8:13 lautete der Endstand, den ich durch den Richter erreichen konnte. Die Karte in der Mitte ist eben doch ziemlich wichtig, wenn man mal genauer drüber nachdenkt.

Nach dem letzten Spiel gab es noch ein Bier, ein paar Worte zu den jeweiligen Semesterferien. Außerdem wurde der Stuttgarter Tatort vom Sonntag trotz einiger Plotschwächen für spannend und gut befunden. Die meiste Zeit bis halb zwölf aber habe ich Bilder aus meinem diesjährigen Sommerurlaub nach Schottland gezeigt, dazu die entsprechenden Anekdoten erzählt und dabei noch ein Bier getrunken. War wirklich ein toller Urlaub. Wer genaueres wissen will, soll in Aachen vorbeischauen, ich führe ihm gerne meine Dias vor. Aber bis dahin ist erstmal jede Woche Spieleabend, und zwar jetzt ab 19:30 wegen des Termins der beiden Maschinenbauer. Wohlgemerkt geht dann auch die reine Spielzeit mindestens bis 22:30, um das einmal festzuhalten. Wie der Zuspruch der nächsten Wochen aussieht, wird sich zeigen. Ich hoffe mal nicht, dass Arne sein unglückliches Vergessen des Portemonnaies seine Entscheidungsfindung trüben lässt, ob er zu den nächsten Abenden erscheint. Klar, nachts nochmal durch halb Aachen zu joggen und wieder zurück, weil man ohne Schlüssel nunmal nicht in die Wohnung kommt, ist nicht das angenehmste. Aber es ist immerhin ein Erlebnis, das ihm nur durch diesen Spieleabend ermöglicht/aufgezwungen wurde. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Begeisterung ohnehin etwas abflacht, sobald die Uni sich wieder von ihrer zeitraubenden Seite zeigt. Aber sowohl für diesen Fall als auch für den der weiterhin hohen Beteiligung liegen noch genug lange nicht mehr bzw. noch nie gespielte Spiele im Regal, die sehnlichst darauf warten, endlich mal wieder bzw. überhaupt mal gespielt zu werden. Und irgendwann werden sie auch zu ihrer Bestimmung finden. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 5. November 2015, 00:53

Mittwoch, 4.11.2015 | Spieleabend #56

Herzlich begrüße ich auch diese Woche wieder meine treue Leserschaft, und natürlich auch alle anderen. Mit den treuen Lesern ist das ohnehin so eine Sache, schließlich habe ich ja keinen blassen Schimmer, wie viele Leute diesen Thread nicht nur anklicken, sondern tatsächlich auch lesen, was ich meiner Tastatur Woche für Woche zumute. Aber selbst für den traurigen Fall, dass diese Berichte im Groben und Ganzen regelmäßig nur von mir selbst gelesen werden, so habe ich hier immerhin ein Gedächtnis, dass für mich die schönen Erinnerungen an all die unbeschwerten Spieleabende bewahrt. Und das ist doch auch schonmal was. Deshalb werde ich auch in Zukunft weniger über pure Mechanismen schreiben, sondern etwas mehr Emotion hereinbringen, die ich bisher nicht immer habe einfließen lassen - obwohl sie natürlich stets da war! Da ich mich im Nachhinein aber nicht unbedingt an besonders ausgefuchste Winkelzüge, sondern eher an besonders lustige, spannende, harmonische oder in sonst einer Form besonders emotionale Momente erinnern kann, werde ich diese von nun an auch vermehrt niederschreiben; eben damit ich mich in ferner Zukunft und ihr euch jetzt gerade bzw. ziemlich bald besser in die entsprechende Situationen hereinfinden könnt. Heute waren wir zu viert, eine schöne Anzahl an Mitspielern zwischen der eher ruhigen Dreierbesetzung und der etwas überladenen Vollbesetzung. Arne war heute nämlich verhindert bzw. konnte sich nicht so recht entscheiden, und so blieb es bei Mattes, Erik, David und mir.

Zu Beginn wurde Beasty Bar gefordert, das auch schon weit genug im Stapel nach unten gewandert war, um es mal wieder hervorzuholen. Mich kann das Spiel zwar immer noch nicht ultimativ begeistern, aber es wird zunehmend lustiger. Besonders wichtige Tiere werden mittlerweile auch mitgezählt. Trotzdem regiert das Chaos und ich konnte nur so deutlich gewinnen, weil ich bei so vielen Abstaubern dabei war. Verdient bin ich glaube ich nur zwei Mal in die Bar gekommen, aber das zählt am Ende nunmal genauso wie ein Eintritt durch pures Glück. Nächstes Mal können wir ja mal die alternative Punktewertung ausprobieren, und vielleicht bestelle ich auch mal New Beasts in Town mit, wenn mir bei einer Onlinebestellung noch ein paar Euronen fehlen, um die Versandkostengrenze zu erreichen. Aber ich wollte ja auch ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern: Relativ früh verriet ich durch einen ungeschickten Kommentar, dass ich die Robbe auf der Hand haben musste. Darauf wies David im Laufe des Spiels immer wieder hin, verwechselte die Robbe dabei aber regelmäßig mit dem Pinguin, den es im Spiel gar nicht gibt. In dieses Verwirrspiel bin ich natürlich gerne eingestiegen und habe ihn immer wieder vom Pinguin zur Robbe, aber auch von der Robbe zum Pinguin korrigiert - Welch ein Spaß :D Am Ende stand es dann 4:4*:2:6.

Als Hauptspiel wählten wir Ginkgopolis, was Mattes und David recht einstimmig forderten. Es war zwar auch von der Goldenen Stadt die Rede, aber die ist mir dann doch etwas zu familienfreundlich. Können wir zwar sicherlich demnächst nochmal auf den Tisch bringen, aber danach werde ich das Spiel wahrscheinlich wieder mit in die Heimat nehmen, wenn keine Einwände kommen. Direkt zu Beginn dieser Partie gab es aber einen ziemlich unangenehmen Moment, der, wie so oft, eine Mischung aus Überreaktion, Missverständnis und allgemeiner Verwirrung war. Beim Draften der Anfangskarten kam bei Erik nämlich eine völlig uneinsichtige Konstellation zu Stande, die ich mir überhaupt nicht erklären konnte. Das lag sicher auch daran, dass wir ziemlich asynchron gedraftet hatten. Während David noch mit dem Sortieren der Gebäudekarten beschäftigt war, suchten Mattes und Erik schon fleißig Karten aus, während ich irgendwelche anderen Spielmaterialien aufbaute. Bei meinen Nachfragen bezüglich der vor Eriks Sichtschirm liegenden Karten wurde ich dann übermäßig energisch, woraufhin er sich ein wenig angegriffen fühlte, was ich im Nachhinein gut nachvollziehen kann. Jedenfalls war die Stimmung nach dieser Situation ziemlich angespannt und ich fühlte mich zum ersten Mal auf diesem Spieleabend regelrecht unwohl, soweit ich mich erinnern kann. Dem Herrn sei's gedankt, dass diese unguten Schwingungen sich aber dann doch legten, und wir zu einem geregelten, spannenden und vor allem harmonischen Spielfluss übergehen konnten.
Erstaunlich ist, dass ich mich hier viel schneller entscheiden kann als David, während in vielen anderen Spielen ich ja zum Über-Überlegen neige. Spielerisch bildetet sich in der Mitte ein unfassbar mächtiger blauer Stadtteil heraus, den ich unbedingt dominieren wollte, weil ich hier die ganz großen Punkte witterte. Da am Ende aber sowohl Mattes als auch David von beiden Seiten die Grenzen meines schönen Viertels verkleinerten, war die ganze Sache wohl eher Zeitverschwendung. David hatte nicht zu wenige Bonuskarten mit Punktewert, die ihm in der Schlusswertung deutlich mehr Erfolgspunkte einbrachten als meine zwei Bonuskarten dieser Art. Und da ich in besagtem blauen Gebiet u.a. ein Gebäude der Höhe 5 (!) erobert hatte, war ich auch sonst in keinem Viertel vertreten. Erik hatte die Bonuskarten für die Schlusswertung vernachlässigt, und Mattes hatte gar keinen Anteil am großen blauen Projekt, wo David immerhin Zweiter war. Er gewann das Spiel dann auch mit 41:32:53:41. Erik lag etwas abgeschlagen hinten, was daher rühren könnte, dass er das Spiel in der Tat erst zwei Mal gespielt hat. Mit Mattes und David dürfte ich inzwischen mindestens doppelt so viele Partien hinter mir haben. Wie dem auch sei, das Spiel ist und bleibt äußerst elegant und bietet noch viel Potential zum Taktieren: Welche Plättchen setze ich jetzt schon ein? Soll ich mir die ganz hohen nicht lieber aufsparen, um hinterher keine Punkte zahlen zu müssen, wenn ich runter- statt hochbaue? Mache ich bei dem einen großen Projekt mit, dass sich häufig herausbildet, oder bastele ich mir kleine Randbezirke, in denen nur ich vertreten bin, wodurch sich meine Punkte dort verdoppeln? Wann höre ich auf, kleine Gebäude zu überbauen, und setze nur noch auf die Endwertung? Wie viele und welche Plättchen gebe ich ab, wenn der Vorrat zum ersten Mal erschöpft ist? Hausaufgabe für Kenner des Spiels: Fragen beantworten oder fünf weitere stellen.

Eine kleine Diskussion ergab sich um den Absacker. Zwar beendeten wir das Hauptspiel um zwanzig vor zehn, aber da wir ja auch deutlich später angefangen hatten, war ein allzu kurzer Absacker eher nicht angesagt. Zumindest aus meiner Sicht. Erik und David plädierten stark für Love Letter, Mattes und ich waren eher dagegen und brachten als Gegenvorschlag Land unter. Das wiederum wollte David so gar nicht spielen und er ließ sich deshalb auf den Kompromiss Port Royal ein. Wegen des Zockeraspekts halte ich es nach wie vor für einen sehr schönen Ausklang eines Spieleabends, ohne dabei ins Triviale abzudriften. Wirklich, wirklich toll, was man hier für 10€ so alles an Spielspaß geboten bekommt! David ging rein auf Säbel, fuhr damit aber nicht allzu gut, denn gegen die roten und schwarzen Schiffe kann man sich letztlich doch nicht ganz versichern. Ich holte mir alles, was zusätzliches Geld gibt: Admiral, Fräulein, Witzbold und auch den Gouverneur für die zusätzliche Karte. So konnte ich meine Züge voll auskosten, wenn ich auch keinen einzigen Säbel hatte, was die Sache nicht leichter machte. Spätestens mit dem zweiten Admiral wollte ich dann natürlich immer auf fünf Karten kommen, und so ergab sich manche knackige Abwägung für mich. Mattes ging auf Expiditionsaufrufe gepaart mit ein paar Säbeln, und Erik hatte wie David viele Matrosen und Piraten, sowie später auch einige Personen mit interessanten Sonderfähigkeiten. Die Emotion im Spiel steckt schon im Mechanismus. Erst recht interessant wird es dann, wenn der andere vom eigenen Misserfolg durch den Witzbold auch noch profitiert, oder mit einer allzu langen Entdeckungsfahrt auch noch Reibach über den Admiral macht. Meine aufgepimpte Sonderfähigkeiten-Strategie konnte letztendlich knapp den Sieg gegen Erik einfahren: 10:13(2):8:13(6) - Hier wird die Erweiterung deutlich wahrscheinlicher angeschafft als bei unserem heutigen Aufwärmer!

Am Ende gab es für Erik und mich noch ein Bier, wir erzählten wie immer über den Tatort (Fazit für Konstanz: Solide, aber nichts besonderes, dazu noch saisonell völlig verirrt) und über das Programm des Unikinos in diesem Wintersemester. Ein paar Filme konnten unser Interesse wecken. Außerdem werden wir womöglich das große Event Die Feuerzangenbowle dieses Jahre gemeinsam besuchen, worauf ich mich schon sehr freue, so es denn zustande kommt. Ein bisschen über die neusten Auswüchse des VW-Skandals haben wir uns auch noch unterhalten, sowie über das deutsche Fernsehangebot. Gute Serien, Krimis und Kabarett waren Thema, wir sind dann aber bei der heute-show hängengeblieben, deren letzte Show vom Freitag Erik und ich beide gesehen hatten. Ob es nächste Woche einen Spiele- oder einen Kinoabend gibt, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, aber das werdet ihr dann schon merken. Bis dahin werde ich noch die ein oder andere Spielregel studieren, um bald auch wieder neues Spielefutter auf den Tisch werfen zu können. Und wenn ich Zeit finde, mache ich auch mal eine Statistik über die gespielten Spiele, wo ich bestimmt ganz viele spannende Zahlen errechnen werde. Ändern wird sich trotzdem: Nix. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 11. November 2015, 23:53

Mittwoch, 11.11.2015 | Spieleabend #57

Nur, um das direkt mal vorauszuschicken: Für das Datum kann ich nix. Und wer jetzt auch nur den geringsten Anklang von Karnevalismus in diesem Bericht erwartet, der muss schon sehr viel Fantasie mitbringen, damit seine Erwartung nicht enttäuscht wird. Und auch dem heutigen Martinstag haben wir spielerisch eher nicht Genüge getan. Wobei mir da auch auf Anhieb nichts einfiele. Kennt ihr ein Spiel, dass die Themenfelder Rom, Textilien, Gänse und Heiligenverehrung gekonnt mit einem schniken Mechanismus verbindet? Dann lasst mir gerne einen Kommentar da! Einen Kommentar hatten auch David und Mattes zu meinen beiden Verlaufsvorschlägen für den heutigen Abend. Einer war eher ruhig gehalten und trug den Namen Ruhig, der andere war eher ambitioniert und hieß Paul. Oh, ich sehe gerade, das war eine Übungsabgabe, die mir aus Versehen zwischen die wichtigen Spieleabend-Dokumente gerutscht ist. Ich sollte so spät nicht mehr schreiben und gleichzeitig versuchen, aus dem Chaos auf meinem Schreibtisch schlau zu werden. Jedenfalls entschieden sich die beiden nicht für den Plan Paul, der aus San Juan zum Einstieg, dann Concordia und dann bpw. Gizeh bestanden hätte. Stattdessen spielten wir...

La Isla zum Aufwärmen. Ein Spiel, das ohnehin nicht mit mehr als drei Spielern gespielt werden sollte. Vielleicht ein Grund, wieso es tatsächlich wieder ganz unten im Stapel angekommen war. David und Mattes schafften es jedenfalls gut, ihre Anfangstiere konsequent weiterzusammeln und auch auf den Leisten voranzutreiben. Mein sardischer Pfeifhase pfiff am Ende dagegen eher aus dem letzten Loch. Und obwohl David eingekesselt wurde, lag er zu guter Letzt mit einem Punkt vor mir, damit aber immer noch weit hinter Mattes, bei dem es heute richtig gut lief. Er hatte sogar jedes Tier einmal, was nochmal Extra-Punkte für dieses Set gab. Was er nicht hatte, war ein sechster Forscher, aber scheinbar ist der zum Sieg auch gar nicht unbedingt notwendig. Diese zusätzlichen Forscher waren aber diesmal nur deshalb im Spiel, weil wir endlich die Karten der Stufe 2 mit reingemischt haben. Fast schon lächerlich, dass wir eine Handvoll Partien ohne sie bestritten haben, um es einfach zu halten. Aber immerhin konnten wir so heute in einem altbekannten Spiel noch neue Facetten entdecken. Am Ende stand es dann 58:86:57. Fazit: Immer wieder nett, aber genau wie AquaSphere aus dem selben Jahrgang kein Top-Spiel von Stefan Feld.

Als Hauptspiel und gleichzeitig Neuheit des Abends hatte ich San Juan aus dem Jahre 2004 vorgesehen. Schon etwas älter, zugegeben, aber das muss ja nichts heißen. Ohnehin irritiert mich die Schnelllebigkeit der Spieleszene immer wieder aufs Neue, aber darüber wurde hier ja auch schon das ein oder andere Mal diskutiert. Mein Statement dazu: Habet den Mut, euch eurer großen Spielesammlung zu bedienen! Auch und gerade unter den älteren findet sich immer wieder eine vergessene Perle. Dass neu nicht immer besser ist, liegt ja auf der Hand... Aber zurück zum Spiel, das ich wie gewohnt kurz anreißen werde: Es geht um Gebäude, die auf Karten abgedruckt sind. Hält man die Karten auf der Hand, so sind sie Geld. Liegen die Karten offen aus, so sind es die entsprechenden Gebäude. Und liegen die Karten verdeckt auf einem Produktionsgebäude, so sind es Waren. Der Motor des Spiels sind fünf Rollenkarten, von denen jeder Spieler eine pro Runde auswählt. Der Baumeister baut Gebäude, der Aufseher lässt Produktionsstätten produzieren, der Händler verkauft deren Waren, der Ratsherr bekommt eine Karte aus einer Auswahl von Karten auf die Hand und der Goldgräber bekommt einfach nur eine Karte. Der Witz dabei ist, dass die gewählte Aktion immer von allen Spielern ausgeführt wird. Derjenige, der die Karte gewählt hat, kommt aber in den Genuss eines kleinen Vorteils. So baut man nach und nach seine kleine Stadt auf, setzt bestimmte Schwerpunkte und kann sehr viele verschiedene Strategien fahren. Dies wird über die Unmenge an violetten Gebäuden ermöglicht, die jeweils eine tolle Sonderfähigkeit mitbringen. Hierdurch werden bestimmte Rollen stärker oder es gibt Siegpunkte in Abhängigkeit von diesem und jenem.
Mattes ist voll auf die Produktion gegangen, David hatte viele siegpunktträchtige Gebäude und ich hatte eine gesunde Produktion und viele kleine, aber sehr hilfreiche Sondereffekte. Am Ende wurde dann viel rumgerechnet, ob man durch das Bauen des zwölften Gebäudes die Partie beenden kann bzw. sollte. Einzige Unbekannte dabei sind die Handkarten der Mitspieler und die Anzahl der Karten, die unter der Kapelle liegen, wo sie Runde für Runde untergebracht werden dürfen. Am Ende zählt dann jede Karte unter der Kapelle einen Punkt. Mir hat das Spiel außerordentlich viel Spaß gemacht und ich bin sehr froh, dass wir es jetzt endlich mal gespielt haben. Damals im Keller war Puerto Rico ja ein recht beliebtes Spiel aus der gehobenen Klasse, und San Juan holt dessen gutes Spielgefühl jetzt mit deutlich weniger Material und Komplexität auf den Tisch. Ich kann nur jedem zu einer Probepartie raten! 30:23:23* lautete der Endstand nach dieser ersten Partie dieses grandiosen Spiels, das hoffentlich noch oft auf dem Tisch landen wird.

Zum Schluss dann ein weiteres Spiel, dass schon lange nicht mehr gespielt wurde: Saga. Machen wir es kurz: Ich hatte quasi die ganze Zeit das Goldland und somit schon während des Spiels enorm viele Punkte gesammelt. Außerdem hatte ich am Ende drei Länder in meinem Besitz, unter anderem das Waldland, das meine Minuspunkte annullierte. David hat während des Spiels mehr als einmal vergessen, seine Ruhmespunkte einzufahren, doch gegen Ende wurde es besser. Außerdem ist dieses Konzentrationselement das Einzige, was Saga vom reinen Taktikspiel trennt, denn ansonsten spielt während einer Partie das Glück keine Rolle. Als Absacker mag es deshalb wirklich etwas zu denklastig sein, wie David am Ende anmerkte, aber vielleicht können wir es ja in Zukunft mal häufiger als Aufwärmer einstreuen. Mir gefällt es nämlich nach wie vor gut. Mit 34:52:78 war zumindest das letzte Spiel des Abends in meiner Hand, womit jeder einmal den ersten, zweiten und dritten Platz belegt hat - Alles in allem also sehr ausgeglichen.

Vor der Abreise der beiden erzählten wir auf meinen neuen Stühlen, die nebenbei bemerkt deutlich bessere Voraussetzungen für einen schönen Spieleabend bieten als klapprige Klappstühle, über den Münsteraner Tatort, den wir alle als solide empfunden haben. David und Mattes hatten ihn gemeinsam in einer Kneipe in Aachen geschaut, was ich mir auch mal vorstellen könnte. Zumal es dort eine reichhaltige Whiskykarte geben soll. Unser Vorhaben, nächste Woche Freitag gemeinsam in die Feuerzangenbowle zu gehen, ist noch nicht endgültig unter Dach und Fach, aber zumindest Mattes und ich hätten viel Spaß dran. Nächste Woche wissen wir mehr. Und dann ist womöglich auch Erik wieder mit dabei, der heute wegen Kopfschmerzen leider nicht unter uns weilen konnte. Von Arne haben wir nichts gehört. Nicht, dass ich das erwartet hätte, aber ein bisschen schade ist es dann schon. Jedoch: Ich werde mich davon nicht entmutigen lassen, und wer 57 Spieleabende schafft, der schafft auch 100. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 19. November 2015, 00:48

Mittwoch, 18.11.2015 | Spieleabend #58

Liebe Lama-Leute, heute war ein wenig Zurückhaltung gefragt! Auf die Denkanstöße, wie ich sie freundlich umschreiben möchte, von Seiten Eriks, dass ich eine zu große Rolle im Auswahlprozess der Spiele einnehmen würde, musste ich irgendwie reagieren. Und wenn ich mich einmal ganz bewusst hinterfrage, kann ich nun auch nicht gerade von mir behaupten, dass ich die Wahl der Spiele meistens einfach mal laufen lasse. Zumal ich als Besitzer all dieser Spiele ja wohl ganz selbstverständlich am Besten weiß, was heute passen würde! Genau an dieser Stelle setzte mein Plan an: Ich wollte einfach mal auf mich zukommen lassen, was die anderen auswählen. Die anderen waren heute dann doch nur Erik und Mattes, weil David sehr kurzfristig nicht näher spezifizierte Beschwerden hatte. Ihm sei an dieser Stelle Alles Gute gewünscht, falls er den Bericht überhaupt liest. Erik traf allerdings eine halbe Stunde zu früh ein, weil er vergessen hatte, dass der Spieleabend neuerdings ja erst um halb acht beginnt. Tja, eine jahrelang feststehende Zeit einfach so zu ändern, ist natürlich nicht ohne. Aber ich wollte damals nicht der Spielverderber sein und habe deshalb bei der Terminfindung Flexibilität bewiesen - Zu viel, wie sich jetzt zeigt. Als Mattes dann endlich eintraf, war ich schon längst mit meiner Currywurst fertig und die beiden wählten als Aufwärmer...

Splendor, wobei eigentlich nicht die Rede davon sein, dass beide das Spiel auswählten. Denn wir mussten feststellen, dass Erik diesen glitzernden Edelstein in unserer ehrwürdigen Spieleauswahl noch nie gespielt hatte. Klang auch für mich sehr komisch, aber spätestens bei der Haptik der Edelstein-Chips fällt bei jedem der Groschen bzw. der Edelstein-Chip. Tat es aber nicht, und so lernte Erik heute ein Spiel neu kennen, dass ich tatsächlich zum Kern des Reportoires gezählt hätte. Und er sackte auch gleich einen Sieg ein! Gekonnt baute er sich ein schönes Fundament auf, bekam so früh einen Adeligen ab und griff gegen Ende zwei Mal in die obere Reihe, wodurch er die letzte Runde einläutete. Ich stand kurz vor dem Erwerb zweier Adeliger, als das passierte. Leider hatte ich die Rubine während des Spiels nicht stark genug beachtet, sodass Mattes mir hier auch noch zuvorkam. Er wurde aber trotzdem Letzter. Am Ende stand es dann 17:9:13 und David wird sich reichlich ärgern, diese Woche nicht dabei gewesen zu sein; schließlich mag er dieses Spiel auch recht gerne. Ich für meinen Teil freue mich schon auf die kleine Erweiterung im Brettspiel-Adventskalender, die dann natürlich auch in unserer Runde gespielt werden wird.

Als Hauptspiel wurde bereits im Vorfeld Die Siedler von Catan - Das alte Ägypten festgelegt, das nun schon seit über einem Jahr ungespielt in irgendwelchen Ecken verstaubt. Heute dann endlich die Premiere. Ich fasse kurz zusammen, worin sich das Siedeln im antiken Ägypten von der sonst üblichen Erschließung der Insel-Gefilde unterscheidet: Es gibt sog. Götter-Karten, die nichts anderes sind als die Helfer von Catan oder auch die Besatzung der Enterprise bei Star Trek Catan. Jede der Karten bietet eine kleine Hilfestellung im Spiel und kann ein- oder auch zweimal vom selben Spieler genutzt werden. Danach aber muss der Spieler den Beistand des einen Gottes gegen den eines anderen austauschen. Dabei gibt es alles von Zwangshandel über das Vertreiben des Räubers bis hin zum Variieren der Baukosten von Straßen und Entwicklungskarten. Die Götter machen das Spiel nicht viel komplexer, helfen aber in der richtigen Situation ungemein.
Die nächste, große Neuerung ist der gesamte Inhalt des Szenarios Die große Pyramide, das wir gespielt haben. Da das Spiel aber nur ein Szenario umfasst und ohne dieses keine Unterschiede zum normalen Siedeln aufweist, stand es auch außer Frage, dass wir Die große Pyramide spielen würden. Der Nil fließt durch Ägypten, das ist keine Neuheit. Aber auf einem Catan-Spielfeld sieht das schon komisch aus. Jedoch kann man den Nil durchaus überqueren, zwar nicht mit dem Straßen-Pendant Ochsenkarren, aber dafür mit Papyrosbooten. Diese sind etwas teurer als Ochsenkarren, aber dafür erlauben sie es auch, am Bau der Pyramide mitzuwirken. Das kann man für ein Rind und einen Stein und kommt so in den Genuss der Gunst des Wesirs. Und wenn man nicht am Faulsten war und am Wenigsten an der Pyramide mitgebaut hat, bekommt man auch noch einen Siegpunkt. Auf den Spieler mit dem geringsten Engagement an der Großbaustelle des gottgleichen Führers wartet dagegen der Fluch des Pharaos, der den Spieler einen Siegpunkt kostet. Mitbauen ist also für einen Sieg unumgänglich, und bringt außerdem ganz kurzfristig durch die bereits genannte Gunst des Wesirs eine exzellente Handelsmöglichkeit: Einmal pro Zug 1:1 mit der Bank - Der Traum eines jeden Siedlers.
Unsere Partie war relativ schnell entschieden, entbrannte doch kein rechter Kampf um den Bau der Pyramide. Ich war dort schnell vorne und hatte bis auf eine kurze Zwischenepisode die ganze Zeit über den Wesir auf meiner Seite. So baute ich lustig Tempelstädte, das ägyptische Analogon zur catanischen Stadt, und war auch noch im Besitz der Längsten Handelsroute. Der Siegpunkt per Fortschrittskarte machte meinen Sieg perfekt. 6:5:11 sind ziemlich deutlich, wobei Erik nur deshalb Zweiter werden konnte, weil Mattes die Pyramide aufs Sträflichste missachtet hat. Auch die Götterkarten wollen klug genutzt sein, und durch meine Kenntnis der Helfer-Erweiterung fürs normale Siedeln hatte ich mit diesen Karten eben schon etwas Erfahrung.
Noch ein Wort zu unserer Bewertung des Spiels sei auch nicht verschwiegen: Die Siedler glänzen seit Jahrzehnten durch ihre Klarheit und ihren Charme als Klassiker. Jeder kann von denkwürdigen Situationen berichten und jeder kennt diese zähneknirschenden Tauschhandel, bei denen man sich des eigenen Vorteisl zunächst nicht zu hundert Prozent sicher ist und später dann zu etwa null. Diese Routine geht in diesem neuen Szenario natürlich unter. Hier muss man plötzlich doch einiges mehr beachten, als man es sonst gewohnt ist. Das macht aber gerade den Reiz aus und ist für unser sonstiges Spieleniveau auch deutlich angemessener. Wobei wir beim nächsten Mal noch eine Regel berücksichtigen müssen, um das Szenario komplett richtig zu spielen: Nämlich, dass man erst Pyramidensteine bauen darf, wenn man schon ein Papyrosboot gebaut hat. Wobei mir hier auch wirklich eine Erwähnung dieser Regel irgendwo auf dem Spielmaterial fehlt. Wie einfach wäre es gewesen, diese Klausel auf dem Baukostentableau anzudeuten. Stattdessen findet sich die Bedingung nur in der Spielanleitung. Also können wir eine Teilschuld unserer heutigen falschen Regelauslegung auf die Redaktion abwälzen. Fazit: Das Alte Ägypten wird das gute, alte Siedeln natürlich nicht ablösen. Aber wenn man mal wieder Lust auf Catan hat und ein Spiel mit etwas mehr Fleisch wünscht, dann kann man getrost zu diesem neusten Szenario greifen. Denn der Einsatz von Rindern statt von Holz verspricht wahrlich Fleisch satt!

Am Ende stand dann Love Letter, ebenfalls auf Vorschlag der Runde. Was soll ich hier große Worte verlieren? Das Spiel ist und bleibt ein Kleinod! Heute war es besonders spannend, weil Mattes schon ganz alleine auf drei :heart: vorgezogen war, es also von da an nur noch Matchbälle gab. Trotzdem holte sich Erik noch das Herz der Prinzessin, wobei Mattes bei jedem einzelnen Zähler mit der Ausrede um die Ecke kam, er wolle doch nur etwas Spannung schaffen. Am Ende musste er dann einräumen, vielleicht etwas zu viel Spannung gewollt zu haben. Der Sieg wäre ihm dann doch lieber gewesen. Love Letter darf in ein paar Monaten gerne wieder auf den Tisch. Und wenn mich nicht alles täuscht, werde ich diesen Satz so oder ähnlich die nächsten Jahre immer wieder schreiben, wenn wir den Urvater der Micro-Games endlich mal wieder gespielt haben werden. Ach ja, der Endpunktestand war natürlich wie folgt: 4:3:0 :heart: - Für mich galt also: Pech in der Liebe, Pech im Spiel. Irgendwie doof, dass Love Letter diese beiden Aspekte so miteinander verknüpft. Den Japanern hat wohl noch nie jemand etwas von der guten alten Kirmes-Lose-Verkäufer-Regel erzählt!

Am Ende dann trank sogar Mattes ein Bier mit, wir stempelten den Tatort als nahezu unzumutbar ab und freuten uns auf unseren gemeinsamen Besuch der Feuerzangenbowle am Freitag. Erik wird leider nicht dabei sein, aber wer nicht will, der hat halt schon. Nächste Woche will Arne dann nochmal erscheinen, zumindest dem Vernehmen nach. Was draus wird, weiß keiner, und Erik hat heute schon ganz richtig bemerkt, dass es auch nichts bringt, dieses Thema totzutrampeln. Wenn er kommt, kommt er halt. Und da die Existenz des Spieleabends nicht von ihm abhängig ist, kann ich das wohl getrost auch so sehen. Trotzdem freut man sich natürlich, wenn der Zuspruch da ist. Ich überlege jetzt, ob ich zur nächsten runden Spieleabend-Zahl in zwei Wochen nochmal eine Lange Nacht der Spiele ausrufen soll. Lust hätte ich jedenfalls und so könnte man auch nochmal die ganzen Spiele spielen, die im wöchentlichen Turnus eher zu kurz kommen. Bis dahin geht es aber wie gewohnt weiter. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 26. November 2015, 01:11

Mittwoch, 25.11.2015 | Spieleabend #59

Ein herzlicher Gruß an alle Lamas und Lama-Ähnliche, heute war seit einiger Zeit mal wieder ein Schwergewicht der Mittelpunkt unseres Abends. Aber fangen wir doch von vorne an: Mattes und David trafen um etwa zwanzig nach sieben ein und wir waren gerade in einer angeregten Dikussion darüber, ob Erik wohl noch zu uns stoßen würde. Er hatte sich schließlich nicht gemeldet, auch nicht ab. Bevor wir uns aber weiter in diesem Thema ergehen konnten, nahm Erik uns mit seinem Klingeln jede Spannung. Und nachdem wir kurz über den vergangenen Freitag mitsamt der Feuerzangenbowle berichtetet hatten, konnte der spielerische Teil des Abends auch schon losgehen. Die Sitzreihenfolge lautete Mattes vor Erik vor David vor mir, und der W4 wählte mich als Startspieler.

Da das Spiel Erik noch unbekannt war, schlug ich Machi Koro als Aufwärmer vor. Wir spielten alle so drauf los, ich hatte schon anfangs ziemlich viel Glück. Mit reichlich Bauernhöfen lag es nahe, auch in Molkereien zu investieren, aber diese ist nunmal mit nur einem Würfel reichlich sinnfrei, da sie bei einer Sieben aktiv wird. Also stieg ich wie David auf zwei Würfel um und bekam schnell mein Geld für alle Großprojekte zusammen, während die anderen noch weit davon entfernt waren, ihre vier Zielkarten umzudrehen. 1*:1:2:4 sieht deutlich aus und das war es auch. Spaß macht das Spiel allemal, und da wir es erst wenige Male auf dem Tisch hatten, ist es auch noch nicht ausgespielt. Demnächst werden wir dann wohl erstmal mit der Variante spielen. Ob wir aber jemals soweit kommen werden, dass es uns nach einer Erweiterung verlangt, wage ich zu bezweifeln. Dafür haben wir noch viel zu viele Brocken-Spiele nicht in ihrer Tiefe ergründet.

Concordia fällt sicherlich darunter, doch danach stand Erik nicht der Sinn. Stone Age wurde auch vorgeschlagen, aber ich wollte es nicht nochmal ohne Erweiterung spielen und da Erik es noch nicht kannte, hätten wir das dann wohl oder übel gemusst. Wir einigten uns auf Orléans, und ich bin sehr froh um diese Wahl. Ich will ehrlich sein: Es ist schon spät und ich bin hundemüde. Unseren großen Spielspaß über Stunden hinweg kann ich wahrscheinlich ohnehin nicht wirklich wiederspiegeln. Also erzähle ich ein bisschen drumherum und zum Schluss reiße ich ganz kurz die einzelnen Strategien der Spieler an. (Wer sich nicht für das Geplänkel interessiert, gehe zum nächsten Absatz.) Einverstanden? Wenn nicht, springt bitte zum Anfang des Absatzes. Irgendwann wird das bestimmt selbst dem störrischsten Lama zu doof. Nun also zu den Nebensächlichkeiten: Diese Woche gibt es bei Amazon sehr viele tolle Blitzangebote, und leider fiel ein interessanter Whisky genau in den Beginn unseres heutigen Hauptspiels hinein. Während ich Erik also die Grundzüge von Reiner Stockhausens Werk nahebrachte, versuchte ich zeitgleich verzweifelt das Angebot abzustauben. Das war insgesamt zwar etwas schwierig, und trug sicher auch zur enormen Spieldauer bei, aber dadurch habe ich auch eine gute Stange Geld gespart - Die ich jetzt in ein schönes kleines Spiel investieren kann. Codenames beispielsweise, das ich wirklich gerne in meinem Besitz wüsste.
Zurück zum Spiel: Erik bekam den grundlegenden Mechanismus recht schnell mit, er ist ja auch nicht sonderlich schwierig. Details wurden ein paar Mal wiederholt und waren dann auch klar. Erik ging gegen Ende sehr stark aufs Reisen, er hatte sein Tableau kaum mit Technikplättchen ausgebaut und war deshalb froh um die acht Plättchen, die er jede Runde nachziehen durfte. Dem Pulverturm war es zu danken, dass er diese auch stets unterbringen konnte. Mattes dagegen zog nur durch die französischen Landen, um Waren einzusammeln. Gildenhäuser interessierten ihn nicht, da er keinen nennenswerten Fortschritt auf der Entwicklungsleiste zu verbuchen hatte. Eigentlich gar keinen, um genau zu sein. David hatte mal wieder über weite Teile des Spiels seine eigene Hälfte der Karte und zudem die Schneiderei. Mir schien die ganze Sache wirklich schon weit vor Runde 18 entschieden, da sich die Stoffe bei ihm nur so türmten und er mich sogar auf der Entwicklungsleiste überholt hatte, die traditionell eher mein Metier ist. Er hatte auch viele Kontore gebaut und über das Spiel hinweg nicht zu wenig Geld gesammelt. Jetzt aber zum Paukenschlag: Ich hatte das Spiel schon abgeschrieben, auch wenn ich mit dem Hospital Runde für Runde einiges an Geld in meine Kasse spülte. Und der eingenommene Betrag wurde mit anwachsendem Sternenrang - wie ich den Multiplikator in einer poetischen Laune getauft habe - immer größer. Außerdem hatte ich es auf der Entwicklungsleiste doch noch fertig gebracht, Davids Vorsprung wieder einzuholen und sogar bis ganz zum Ende voranzuschreiten, und das nur durch eine nahezu hanebüchene Wendung: Eigentlich waren die Händler schon vergriffen, und ich hatte keine Chance mehr auf ein Gebäude zur Generierung von Fortschritt auf der Leiste. Dann aber die Pest, und siehe da, Mattes' Händler trifft des schwarzen Mannes Sense. An dieser Stelle wurde durch Mattes' Hände bereits an meinem Sieg gearbeitet. In besagter Runde war Mattes selbst Startspieler und wir waren alle sicher, dass er sich das letzte, nun frei gewordene Gebäude holen würde. Anfangs hatte er die Plättchen auch im Dorf platziert, später dann aber wieder heruntergenommen, was David und ich übersehen hatten. Zur Entsorgung hatte ich meinen eigenen Schiffer im Dorf zwischengeparkt, und dank Technik fehlte nur noch ein Handwerker. Als sich dann herausstellte, dass niemand Anspruch auf das letzte Gebäude gestellt hatte, konnte ich mit dem Badehaus noch den fehlenden Handwerker nachziehen - abermals unverschämtes Glück! - und somit die Apotheke bauen, mit der man für Geld auf der Entwicklungsleiste voranschreiten kann. Das alles funktionierte aber nur, weil David keine Personen im Dorf hatte, da er davon ausgegangen war, dass Mattes beim Händler unverzüglich zugreifen würde. So kam ich aber mit Hilfe der Apotheke doch noch ganz ans Ende der Leiste, sackte den letzten Bürger und einen Multiplikator von 6 ein und holte mir den Sieg!
Hört sich alles sicher kompliziert an. Aber nur, weil es so selten unwahrscheinlich war. Diese Abfolge von Ereignissen muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich war derart euphorisch, dass Erik mir vorwarf, ich würde mich bei der Bewertung der Spiele allzu stark von meinem eigenen Abschneiden beeinflussen lassen. Das muss(te) ich aber entschieden zurückweisen. Orléans ist einfach toll, und noch toller ist es, wenn ich gewinne. Und am Allertollsten ist es, wenn ich auf so eine unerhörte Art und Weise gewinne! Lamakinder, welch eine Freude: 93:95:124:129 ist einer der Punktestände, die ich richtig feiere. Sowas hat man schließlich nicht alle Tage.

Die folgende Partie Gizeh war dann wirklich nur noch pro forma, um überhaupt einen Absacker zu spielen. Für diese Situation, wenn man um kurz nach elf noch etwas ganz kurzes, interaktives sucht, ist es aber genau das Richtige. Und so hat es sich auf dem Stapel der kleinen Spiele, die aber größer sind als die typischen Amigo-Kartenspiele, wieder ganz nach oben gepfuscht. 16:14:11:15 zeigt, dass wir alle die Gegner recht gut im Auge hatten und immer da sabotiert haben, wo es gerade nötig war. Die ganzen bröckeligen Pyramiden nicht zu vergessen, die man einem Gegner nur allzu gerne unterjubelt. Und die - selbstredend - Minuspunkte bringen.

Der Tatort aus Niedersachsen wurde von uns als durchweg solide beurteilt, nur das Ende wollte uns nicht so ganz überzeugen. Ich fand es vorhersehbar, David fand es einfach ziemlich schlecht und Mattes meinte, es wäre deutlich kürzbar gewesen. Dabei fand ich es mal gerade gut, dass hier eine Szene mal in aller Länge ausgespielt wurde. Da es aber schon sehr spät war, da Orléans wirklich lange gedauert hatte, kam es alsbald zum Aufbruch des Trios. Wobei man sagen kann, dass keinem von uns diese sicher zwei Stunden reine Spielzeit zu lang gewesen wären. Gerade am Ende wurden die Züge schnell abgehandelt und es ergaben sich viele spannenden Situationen. Es bleibt zu hoffen, dass wir mal wieder häufiger ein Hautspiel spielen, dass dieser Rolle auch würdig ist. Arne war übrigens heute trotz fester Zusage doch nicht dabei. Dafür nächste Woche. Ganz sicher! Was wirklich ganz sicher ist, ist der Fortbestand unseres schönen Spieleabends. So langsam fühle ich mich in dieser Runde so richtig zu Hause. Und deshalb wird an dieser Stelle auch weiterhin von spannenden Abenden zu lesen sein. Dafür stehe ich mit meinem Namen. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 3. Dezember 2015, 00:46

Mittwoch, 2.12.2015 | Spieleabend #60

Grüßt euch! Dieses Grußwort fand ich schon immer ziemlich doof; schließlich fordert man so eine Gruppe von Menschen, denen man begegnet, dazu auf, sich gegenseitig selbst zu grüßen. Dabei sind diese Leute doch bereits zusammen unterwegs und müssen sich untereinander nun wirklich nicht erneut grüßen. Aber Veränderungen gehören zum Leben dazu, und deshalb habe ich auch meinen Eingangsgruß einmal umgeändert. Auch der Spieleabend unterliegt Veränderungen, die sich aber im Nachhinein betrachtet ziemlich im Rahmen halten. Die stärkste Veränderung sind wohl die immer wieder neuen Spiele, die auf den Tisch kommen und neue Akzente setzen. Aber auch der Wochentag ändert sich immer mal wieder, und auch die Besetzung ist in stetem Wechsel. Aber die groben Rahmenbedingungen bleiben seit zwei Jahren gleich; ein Zeichen dafür, dass wir es uns in ihnen gemütlich gemacht haben. Wir, das waren heute Arne, Erik, Mattes und ich.

Nicht sonderlich gemütlich haben es dagegen die Kamele auf dem Cover von Camel Up. Ich möchte da wirklich nicht im Kamelstapel an unterster Stelle stehen. Zumal man so rein spieltechnisch kaum eine Chance auf den Sieg hat. Aber wie sich auch heute wieder zeigte, sind jegliche Annahmen dieser Art am Ende allzu häufig für die Katz, Verzeihung, fürs Kamel. Denn das grüne Kamel, dass am Anfang als klarer Verlierer dastand, schien uns später der eindeutige Sieger zu sein, um dann am Ende irgendwo im Mittelfeld zu versauern. Diese heutige Partie hat wirklich einmal all die rasanten Positionswechsel mit sich gebracht, die das Spiel verspricht. Wäre ein solcher Spielverlauf garantiert, würde ich das Spiel immer wieder gerne aus dem Schrank holen. Da man aber viel zu häufig Wahrscheinlichkeiten abwägt und dann das Vorhergesagte auch eintrifft, ist es mittlerweile zur Notlösung verkommen. Auch heute wurde der Spruch Das ist jetzt aber nochmal richtig spannend! zum geflügelten Wort. Kaum einer hätte gedacht, dass es am Ende wirklich zutreffen würde. Mit 28:27:28:29 war es wirklich ungewöhnlich knapp und bis auf die teilweise zu langen Wartezeiten war es die perfekte Partie Camel Up. Die längeren Denkpausen lagen wohl daran, dass Erik das Spiel noch nie gespielt haben wollte. Bei nächster Gelegenheit werde ich diesen Thread mal durchkämmen, um zu schauen, ob das auch wirklich stimmt. I doubt it!

Zwei Spiele standen als Hauptspiel zur Auswahl, die jeweils nicht zu komplex und waren und die Arne außerdem schonmal gespielt hatte. Ich bin über die Jahre zum Entschluss gekommen, dass es keinen Zweck hat, immer wieder den heißen Scheiß auf den Tisch zu packen, wenn Arne das Spiel dann zum einmaligen Spielen lernt. Dann lieber altbekannte und liebgewonnene Spiele, die gut von der Hand gehen. Wie Istanbul zum Beispiel. Auch hier muss die Veränderung zu Gunsten der Spielfreude zurücktreten. Für Interessierte: Die Alternative wäre Broom Service gwewesen, jedoch stellte sich ein Patt zwischen den beiden ein und so entschied das Kriterium "Länger nicht gespielt" für Istanbul. Zwar wie immer ein Kompromiss, aber einer, mit dem jeder leben konnte. Es erfüllt nunmal die Anforderungen an ein Hauptspiel, artet aber von der Länge her nicht so extrem aus wie manches Vielspielerspiel in unserer Sammlung.
Zur Partie selbst: Ich hatte Spaß, aber keine langfristige Strategie. Meinen Karren habe ich ganz ausgebaut und auch den Rubin von einer der beiden Moscheen abgestaubt. Die anderen beiden Edelsteine konnte ich mir beim Edelsteinhändler besorgen; einen im letzten Augenblick. Trotzdem wurde ich letzter, weil mich diese Anschaffung natürlich all mein Geld kostete, wodurch ich den Tiebreaker "Meistes Geld" kläglich verlor. Angesichts der zahlreichen Fehler, die Holger und Tobi in ihrem Let's Play von Istanbul versteckt haben, hoffe ich mal schwer, dass wir heute alles richtig gespielt haben. Wenn nicht, wäre vielleicht die ein oder andere falsch interpretierte Regel der Grund für mein Versagen. Am Ende stand es 4(16):5:4(4)*:4(4). Man sieht es schon: Um den dritten Platz wurde hart gekämpft. Letztlich entschieden dann Mattes' Waren auf dem Handkarren. Für nächstes Mal sollte ich mir wahrscheinlich direkt zu Anfang eine vernünftige Strategie in Abhängigkeit der Auslage überlegen - Das könnte helfen :D

Der Absacker war dann Abluxxen. Ein Spiel, dessen Wahrnehmung sich immer wieder verändert. Der Einstieg ist bedeutend unklarer als bei vergleichbaren Kartenspielen. Häufig weiß man direkt: Aha, hier muss ich bedienen, und ab und zu auch aufspielen. Zwei Begriffe, die Arne nach wie vor heiß und innig liebt. Nicht so bei Abluxxen. Hier ist zwar klar, wie die Punkte nach Rundenende ermittelt werden, aber wie man sie maximiert, ist immer wieder eine durchaus anspruchsvolle Frage. Nach der Hälfte der heute gespielten vier Runden war dann aber der Bogen raus und die Abläufe gingen gut von der Hand. Wahrscheinlich müssten wir es etwas häufiger spielen, um die etwas ungewohnte Spielmechanik wirklich zu verinnerlichen. Mattes ist das wohl auch jetzt schon gelungen, konnte er doch fast alle Runden mit einer großen Zahl von Pluspunkten beenden. 3:17:43:3 waren ein herber Rückschlag für mich, der ich ja schon das heutige Hauptspiel verloren geben musste. Aber gut, immerhin konnte ich Camel Up für mich entscheiden. Ein schwacher Trost. In diesem Punkt, und davon lasse ich mich nicht abbringen, muss unbedingt Veränderung her!

Zum Schluss zauberten die drei dann noch eine Art Spielzeug aus dem Hut, das auf körperliche Veränderung abzielt. Nein, man muss keinen Alkohol zu sich nehmen. Vielmehr ist es eine Art Reaktionsspiel auf visueller und audieller Basis. Eine Lampe leuchtet rot, dazu spielt eine nervtötende Musik, die irgendwie ganz gut die angespannte Stimmung der Spieler widerspiegelt. Denn wenn die Lampe plötzlich grün wird und die Musik aufhört zu spielen, dann müssen die Spieler auf ihrem Griff einen Kopf betätigen. Wer das zuletzt tut, dessen Griff wird unter Strom gesetzt. Mehr muss ich dazu wohl nicht schreiben. Ein gewisser perverser Reiz ist da, aber der lässt wahrscheinlich so schnell nach wie der von Mau Mau. Nur dass Mau Mau dabei nicht gesundheitsgefährdend ist. Um diesen vermeintlichen Spaß überhaupt aushalten zu können, gab es noch ein Bier. Und bevor ich nächste Woche ob meiner Darstellung angeprangert werde: Ja, mir hat es auch ein wenig Spaß gemacht. Und auf der niedrigsten Stufe bekommt man ja auch nicht so wirklich hart einen gezockt. Und in all dem Trubel haben wir dann noch vergessen, den Tatort zu besprechen. Das werde ich dann mit Mattes pro forma per SMS nachholen. Ihr merkt schon, zu viel Veränderung ist auch nicht gut. Das, was es an Wandel braucht, kommt schon von allein. Der Rest darf ruhig so bleiben, wie er ist. Und wie man beispielsweise am Inhalt des Brettspiel Adventskalenders sieht, ist unser Spielerepertoire auf einem recht aktuellen Stand. Und durch meine spielerischen Weihnachtsgeschenke wird 2016 so oder so genügend Veränderung in die Runde kommen. Bis dahin machen wir weiter wie gewohnt, und in zwei Wochen beschließen wir das Jahr mit der Weihnachtsfeier. Dann gibt es Glühwein, Spekulatius und feine Musik. Und ich mache auch ein paar Teelichter an. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 10. Dezember 2015, 01:18

Mittwoch, 9.12.2015 | Spieleabend #61

Hallo und Herzlich Willkommen zu meinem neuesten Spieleabend-Bericht (fast) live aus Aachen. Nun gut, so ganz stimmt das nicht. Denn wenn ihr den Bericht nach dem 16.12.2015 lest, gibt es schon wieder (hoffentlich zahlreiche) neue Berichte. Fast live bin ich natürlich durchaus. Heute waren wir zur Hälfte zu dritt, später dann zu viert und hatten einen (selten gewordenen) Kleinspiel-Abend. Ich muss eure Hoffnungen auf den dicken Brocken in der Mitte also vorerst enttäuschen, denn auch nächste Woche (auf unserer kleinen Weihnachtsfeier) wird es nicht allzu komplex, sondern eher weihnachtlich. Sag ich ja, Weihnachtsfeier. Viel schlimmer aber als eure enttäuschten Vorstellungen sind doch die meinen! Schließlich hatte ich mich seit mir der Nikolaus in der Nacht auf Sonntag Mombasa neben den Stiefel gelegt hatte (es wollte nicht reinpassen), auf eine gute Partie Mombasa gefreut. Eher das Gegenteil wurde heute realisiert und es war trotzdem (mal wieder) schön. Anwesend waren Mattes, später Arne, David und ich, und wir wussten nicht so recht, wann Arne ankommen würde.

Also kam als Vorschlag zum Überbrücken der Wartezeit Hook, was dann auch gespielt wurde. Zu dritt kommt der Echtzeit-Stress nicht so stark hervor wie zu fünft, aber es macht trotzdem Spaß. Außer Quick (nicht zu verwechseln mit Qwixx) haben wir sonst keine Echtzeit-Spiele im Repertoire, weswegen diese beiden immer mal wieder eine nette Abwechslung bieten. Mattes' frühzeitiges Ausscheiden zeichnete sich schon von Anfang an ab, letztlich war er dann aber doch bis eine Runde vor Spielende drin. Und da verschenkte ich den Sieg durch Nichtzünden der Bombe, obwohl dann ich gewonnen hätte (natürlich durch Papageien (zu denen ich später nochmal komme)). ✝(12):*:✝(15) soll natürlich nicht heißen, dass irgendwer bei diesem lustigen Piratenspiel totgeblieben ist. Außer natürlich die Papageien, die von donnernden Kanonenkugeln in der Luft regelrecht zerfetzt wurden (Kleiner Spaß im Rande (Und jetzt ist auch mal gut mit dieser ständigen Klammerung!)).

Immer noch auf Arne wartend kam dann Bohnanza auf den Tisch. EIn Klassiker, der bald 20 Jahre auf dem Buckel hat, und den ich trotzdem noch nie so richtig gespielt habe. Kurzabriss: Wir haben Bohnen auf der Hand, die wir anbauen und gewinnbringend auch wieder ernten können. Wir haben aber nur zwei Felder, auf denen jeweils nur eine Bohnenart wachsen darf. Also ist reger Handel zwischen den Bohnenbauern angesagt (Nicht nur zweckdienlich, sondern durchaus auch im Trend (Außerdem klammer ich soviel ich will)), und ständig fliegen Angebote über den Tisch. "David, du brauchst doch Blaue Bohnen. Dafür nehme ich die rote Bohne, die Du da gerade aufgedeckt hast, und ich lege noch eine Augenbohne obendrauf." Wer meint, beim Siedeln würde hin und wieder schonmal äußerst scharf gefeilscht, der liegt aber falsch, denn bei Bohnanza kommen die Hobby-Händler erst so richtig auf ihre Kosten. Zuerst pflanzt man ein oder zwei Bohnen von der Hand an. Der Clou: Man darf nur Karten von vorne wählen, weswegen man während des ganzen Spiels seine Kartenhand nicht sortieren darf. Beim Handeln dann darf man auf seine ganze Hand zugreifen. Die meisten von euch werden es kennen. Der Anlass dafür, dass ich es rausgeholt habe, war übrigens das entsprechende Adventskalender-Türchen Der Bohnenmarkt. Wenn ich mir dessen Regeln angeeignet habe, werden wir das Spiel bestimmt in Zukunft häufiger und vor Allem auch mit dieser Mini-Erweiterung spielen. 20:17:16 sehen zwar nicht gut für mich aus, haben sich aber selten konstruktiv angefühlt. Rosenberg: +1!

Als Pseudo-Hauptspiel einigten wir uns auf Carcassonne Südsee. Eigentlich erst zwei Jahre alt, fühlt es sich an wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten, weil es schon ziemlich früh auf unseren Abenden mit von der Partie war. Es wäre müßig, über die Partie zu schreiben. Peinlich, aber wahr: Einzig eine Inselformation, die einem durchlöcherten Genital ähnlichsah, ist der Erwähnung wert. Meine Güte, sind wir infantil. Aber gegen die Ernsthaftigkeit hatten wir uns ja schon entschieden, als wir Mombasa von der Agenda gestrichen haben (*schnief*). 29:20(Arne):27:19 - Eine weitere Niederlage für mich in einem Spiel, dass mir sonst wie frisch geschnibbelte Bohnen von der Hand ging. Und damit meine ich jetzt keine Brechbohnen, denn die hatten mir im vorherigen Spiel auch kein Glück beschert...

Zum Schluss brachte David dann Mascarade ins Gespräch, dass dann auch gespielt wurde - Noch so ein Spiel von vor zwei Jahren. Aber jetzt, wo es auf den Weihnachts-Spieleabend zugeht, kann man ja auch ruhig wieder etwas gemütlicher werden. Solange wir nicht jede Woche Wizard und Einfach Genial mini spielen, mache ich ja viel mit. Da wir den Narr als für uns neuen Charakter mit ins Spiel nahmen, hatte auch Mascarade uns einiges neues zu bieten. Und was ist schöner, als den Spieleabend mit einem gekonnten "Ich bin der König" siegreich nach Hause zu bringen? Nix. (8:12:12:13 (Kennt eigentlich noch jemand die hilfreiche Büroklammer von Word 2000? Fällt mir bei all den Klammern gerade zufällig ein) lautete der Kontostand nach meinem Sieg).

Am Ende hörten wir dann noch in Arnes Album rein. Ja, ihr habt richtig gehört, wir haben einen waschechten Künstler auf dem Spieleabend. Unter Astro Azur findet ihr ihn bei Facebook und auch bei YouTube, hört ruhig mal rein, er freut sich sicher über Klicks. Und ich muss auch sagen, dass ich sein Debütwerk wirklich klasse finde. Ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet, aber allein die Courage (wie man so schön sagt) imponiert mir. Hut ab, Herr Azur! Den Tatort von letzter Woche hatte David gar nicht gesehen und wir fanden ihn genau wie den diessonntägigen aus München spannend. Viel mehr Worte haben wir dazu heute nicht verloren. Aber gut, mit einem Bier und Arnes Kunst hatten wir auch genug Input. Bleibt zu hoffen, dass Mombasa alsbald gewürdigt wird und der letzte Spieleabend des Jahres nächste Woche schön wird. Noch kurz zu den Papageien (Ihr dachtet wahrscheinlich schon, dass ich es vergessen habe!): Das Cover des Albums sieht für David aus wie Sid von IceAge und für mich wie die Seitenansicht eines Papageienkopfes. Ein Herz kann ich da gar nicht mehr erkennen, aber wahrscheinlich liegt das auch einfach daran, dass über der Pumpstation eine feine Grasnarbe leigt. Das Album von Arne heißt übrigens Herzrasen. Also wirklich jetzt! Herzweide hätte sich ja auch angehört, als würde man Herzen auf einer Weide einzäunen und abends im Stall zusammenpferchen. Und ganz so tiefgehende lyrische Ausführungen haben auf dem Spieleabend dann doch nichts verloren (obwohl sie perfekt ausschweifende Klammerung (wie diese hier) zulassen). In der Hoffnung, dass über mein Erz noch kein Gras gewachsen ist: Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon SpieLama » 10. Dezember 2015, 13:34

Der Siedler hat geschrieben:Am Ende hörten wir dann noch in Arnes Album rein. Ja, ihr habt richtig gehört, wir haben einen waschechten Künstler auf dem Spieleabend. Unter Astro Azur findet ihr ihn bei Facebook und auch bei YouTube, hört ruhig mal rein, er freut sich sicher über Klicks.

Links?

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 14. Dezember 2015, 14:37

Oh, zumindest die Forumsmoderation liest also doch noch ab und zu in diesen Thread rein :D Hier der Link zur Playlist.
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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon SpieLama » 16. Dezember 2015, 05:00

Danke.

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 17. Dezember 2015, 02:17

Mittwoch, 16.12.2015 | Spieleabend #62

Welch ein winterlich wunderbarer Weihnachts-Spieleabend! Trotz einiger Terminprobleme waren wir unverhofft zu fünft, also in voller, ursprünglicher Besetzung. Zwar kamen die Gesellen nicht allzu früh an, aber das war mir auch gerade recht, musste ich doch noch einige Vorbereitungen für diesen besonderen Spieleabend treffen, der nur ein einziges Mal im Jahr aus der Menge der Spieleabende heraussticht: Unsere Weihnachtsfeier. Es müssen Jahr für Jahr, Kerzen angezündet, nicht schmuckvolle Papierstapel versteckt, Tassen gespült, Glühweinflaschen besorgt, Keksschälchen platziert und allerorten weihnachtliche Accessoires verteilt werden. Ein ganz schöner Aufwand, eine solche Atmosphäre auf geschätzten zwölf Quadratmetern unterzubringen. Aber wenn einem der Adventskranz die Nasenhaare wegbrennt und die Barbarazweige in den Nacken stechen, versteht jeder Depp, dass jetzt Advent ist. Außerdem hatte jeder genügend Zeit, sich auf diese Überdosis Besinnlichkeit einzustimmen. Falls es einem der Teilnehmer zu wenig war: Aller Voraussicht nach ist es nächstes Jahr am letzten Vorlesungsspieleabend wieder dasselbe Spiel. Da kann man sich jetzt entweder mental drauf einstimmen oder nicht. Und damit auch wirklich kein noch so kleiner Teil des heutigen Spieleabends unbeeinflusst von der besonderen Thematik bleiben würde, habe ich aus dem Brettspiel-Adventskalender die entsprechenden Promos herausgesucht, die überall in der weiten Spielelandschaft Schnee rieseln lassen und Weihnachtsmänner ansiedeln. Mattes nahm den ganzen Trubel einfach so hin. Erik duldete ihn, gerade noch so. Arne nahm ihn aufs Korn, indem er zu jeder Melodie des weihnachtlichen Internetradios Rocking around the christmas tree sang. David hatte die Türchen des Adventskalenders auf Frosted Games Tag für Tag verfolgt und war deshalb auf den Schock gefasst. Und ich war natürlich Urheber dieses Spuks. Aber einmal im Jahr darf sowas doch auch sein, finde ich zumindest.

Nachdem ihr jetzt also um die Randbedingungen wisst, will ich zum spielerischen Teil des Abends kommen. Analog zum Verfahren in diesem Bericht zog es sich auch heute Abend etwas, bis wir zum ersten Spiel kommen konnten. Aber Wizard wurde ohne große Proteste angenommen, insbesondere mit der unglaublich tollen Promo Die Weihnachtszauberer. Unter den Türchen von Herrn Nagy sind natürlich diejenigen am Besten, die irgendwie auf Weihnachten geschustert sind. Und wenn dann auch noch ein Spiel aus den Urzeiten unserer illustren Runde einen Tag vor diesem denkwürdigen Abend im Adventskalender ist, freue ich mich natürlich umso mehr und bin quasi gezwungen, es auf den Tisch zu bringen. Aber genug geschwafelt: Die vier neuen Zauberer sind toll illustriert; der Kenner erkennt gleich die Analogie zu den ursprünglichen Zauberern. Man kann entweder die vier alten durch die neuen Weihnachtszauberer austauschen, oder man spielt mit allen acht, wie es die Regel für die Weihnachts- und auch schon die Adventszeit empfiehlt. Dann sind die neuen Zauberer stärker als die alten und außerdem schlägt ein später gespielter Weihnachtszauberer einen früher ausgespielten. Zur Erinnerung: Bei den normalen Zauberern ist es genau andersherum, hier holt der erste sicher den Stich.
Diese wenigen Änderungen in der Regel ergeben dennoch neue Gedankengänge, mit denen ich ganz offensichtlich überfordert war. Zumindest konnte ich nicht gleichzeitig Rumtopf erhitzen, Tee aufgießen, den Rumtopf vor dem Aufkochen bewahren, den Tee ausschenken und dann auch noch den Rumtopf ausschenken. Immerhin war ich nachher nicht in den Miesen, und das war ja schonmal die Hauptsache. Dadurch, dass jetzt plötzlich acht statt vier Zauberern im Spiel sind, wird alles unberechenbarer, aber einmal im Jahr ist das auch kein Problem. Natürlich haben wir in den Anfängen viel zu oft Wizard gespielt, als dass es sich als Evergreen hätte manifestieren könne, aber zur Weihnachtsfeier gehört es dazu, ebenso wie... Ein anderes Spiel. Das kommt gleich noch. Aber erstmal die Punktestände, die ich zugegebenermaßen lieber übersprungen hätte: 240:100:180:150:30 - Sieg für Mattes, krasse Niederlage für mich. Zwischenzeitlich war ich sogar mal in den Miesen... Da gehe ich doch lieber zum nächsten Spiel über:

Die Siedler von Catan. Sitzt ihr? Ich hoffe es! Denn ihr werdet euch jetzt entscheiden müssen, ob mir übersinnliche Kräfte der Vorsehung gegeben sind, oder, was fast noch unwahrscheinlicher ist, ob Klaus Teuber (sic!) diese Berichte mitliest. Wovon ich rede? Nun, ich zitiere mein zwei Jahre jüngeres Ich, um klar zu machen, welch unerhörtes Ereignis eingetreten ist:

Der Siedler hat geschrieben:Aber dann wisst ihr auch sicher schon, dass wir... Die Siedler von Catan gespielt haben. Ohne Schnörkel, ohne Fischer, ohne Ölquellen und auch ohne Weihnachtsmänner auf Catan. Das Schlimme ist, dass man nicht einmal mit Sicherheit sagen kann, dass es ein solches Szenario nicht gibt!


Bidde! Bidde! Dittsche und ich sind begeistert, die Sachlage liegt klar auf der Hand: Klaus Teuber liest mit oder ich kann hellsehen - Beides nicht von schlechten Eltern! Denn gleich am ersten Tag war im Brettspiel-Adventskalender das Catan Szenario Der Weihnachtsmann. Klingt komisch, ist aber so. Übrigens ein Satz, den Armin Maiwald so nie oder zumindest nicht sonderlich häufig in der Sendung mit der Maus gesagt haben will. Ich mag den Satz trotzdem.
Kommen wir aber zur Partie. Denn neben diesen Umständen, die ich eher in meine Traumwelt als auf den realen Spieleabend geschoben hätte, war auch das heutige Spiel voll von unglaublichen Situationen. Höchstwahrscheinlich werde ich es nicht schaffen, alle anständig wiederzugeben. Aber für diejenigen, die dabei waren, mögen die nun folgenden Aufzeichnungen eine Erinnerungsstütze sein. Denn Fotos haben wir leider keine. Wahrscheinlich hat meine Mutter recht und ich werde das in nicht allzu ferner Zukunft bereuen, aber dann kann ich ja immerhin diese Berichte lesen. Und getreu dem Motto Ein Bild sagt mehr als tausend Worte habe ich immerhin eine geringe Chance, dass meine Texte ausdrucksstärker sind als ein läppisches Foto. Denn auf 1.000 Worte komme ich allemal. Beispielsweise bestand der Bericht #61 aus 1056 Worten - Bäm! Doch zurück zum Geschehen: Zum ersten Mal spielten wir mit dem großen Spielfeld, dass sonst nur zu den Hochfesten auf Familienfeiern benötigt wird. Aber auf seine charmante Art und Weise ist für mich auch der Weihnachtsspieleabend ein kleines Hochfest. Zu der großen Insel kam aber noch das besagte Szenario dazu: Der Weihnachtsmann ist eine neue Spielfigur, ähnlich wie der Räuber. Nur quasi genau das Gegenteil. Steht der Weihnachtsmanni auf einer Landschaft, darf der Räuber nicht dorthin gezogen werden. Und wenn man eine Wolle zahlt, darf man die neue Figur versetzen. Jeder dort vertretene Spieler bekommt dann ein "Geschenk", deren zwei man wiederum in einen Rohstoff eintauschen kann. Als neue Landschaft kommt das Haus des Weihnachtsmannes hinzu. Wird der Bewohner auf seine Heimstatt versetzt, bekommt jeder Anrainer gleich zwei Geschenke, also faktisch einen beliebigen Rohstoff. Und unter Abgabe von zwei Wolle kann man mit dem Weihnachtsmann sogar den Räuber in die Wüste verbannen und obendrein die oben beschriebenen Vorteile nutzen. Alles in allem also Regeländerungen, die Catan nicht völlig auf den Kopf stellen, aber vor allem Wolle viel wertvoller machen und so auch den Tauschhandel intensivieren.
Welche erwähnenswerten Situationen aber gab es? Nun, zum einen war da David, der auf dem Plan bei seinen zwei anfänglichen Siegpunkten blieb, es mit Entwicklungskarten aber dennoch auf sechs Zähler brachte - Und das ohne die Größe Rittermacht, um die er hart mit Arne rang. Außerdem entbrann ein heftiger Kampf um die Längste Handelsstraße zwischen Erik und Arne. Da Erik immer näher an den Sieg heranrückte, taten wir anderen alles, um diesen zu verhindern. Und wegen der außerordentlichen Bauphase (Jeder Spieler darf nach jedem Zug eines Mitspielers bauen, nicht nur in seinem eigenen), die in Spielen in großer Besetzung hinzukommt, konnten wir Arne jederzeit unter die Arme greifen. So kam es dann zu wilden Dreiecksverhandlungen, bei denen ich zwischen Arne und David nur den Mittelsmann spielte, damit Erik nicht direkt das Spiel beendete. Um David vom Handel zu überzeugen, legte ich noch mein Wort obendrauf, den Weihnachtsmann im nächsten Spielzug auf ein gemeinsames Feld zu setzen, wovon wir dann beide profitieren würden. Ein ähnlich abstruser Handel kam kurz vor Spielende in Mattes' Zug zum Tragen. Auch hier tauschten wir Arne die fehlenden Rohstoffe zu, damit er seine Straße noch verlängern konnte, allerdings nochmal eine Stufe komplexer. Und, was eigentlich das schönste war, ohne Mattes' Überzeugung. Er fungierte lediglich als zaudernder Strohmann, dem wir die Rohstoffe in die Finger drückten. Im Endeffekt tauschten Arne und ich, aber über den Angelpunkt Mattes war das auch möglich, ohne dass einer von uns am Spiel war. Trotzdem konnte Erik im nächsten Zug ausmachen, aber das verringerte nicht den Reiz dieser Bündnisse. So stelle ich mir ein Battlestar Galactica vor! Es ist wirklich nicht schlecht, dass wir ein solches Spielgefühl bei den scheinbar so verstaubten Siedlern herbeibeschworen haben. Nun gut, unsere Partie hat auch ihre drei Stunden gedauert, aber so lang kam es mir nicht im Ansatz vor. 7:10:8:6:7 sind eigentlich nur Zahlenwerte, am Ende stand das unglaubliche Erlebnis, zumindest auf meiner Seite.

In diesem Gedanken kamen wir dann auch auf Rollenspiele zu sprechen, Arne brachte das Thema Dungeons & Dragons auf, was mir aber für unsere Runde als nicht allzu geeignet erschien. Stattdessen kamen mir direkt Spiele wir Time Stories oder Pandemic Legacy in den Sinn. Und so wie es aussieht, wird es im neuen Jahr mit einem Spiel dieses Kalibers losgehen. Seid gespannt, wofür wir uns entscheiden, und ob wir uns tatsächlich an dieses epische Gruppenprojekt wagen. Nach der heutigenh Erfahrungen mit dem Weihnachtsmann auf Catan sind unsere Lebensgeister in diese Richtung aber auf jeden Fall geweckt - Klingt komisch, ist aber so. Und diesmal meine ich es genauso, wie es schreibe :P Solltet ihr Vorschläge haben, wie wir zu fünft eine dichte Rollenspielatmospähre im Brettspielgewand erreichen könne, bitte her damit! Die Länge sollte nicht zu heftig überborden und die allgemeinen Anforderungen könnt ihr ja den 60 Berichten entnehmen :angel:
Verwickelt in hitzige Nachbesprechungen zur eben erst beendeten Partie Siedler tranken Erik und ich noch ein Warsteiner Weihnachtsbier. In all dem Trubel vergaßen wir die Nachbesprechung des Tatorts, die ich jetzt umgehend per Mail anstoßen werde. Dass es heute nur zwei Spiele waren, grämt mich nicht weiter, denn es waren zwei tolle Spiele mit passenden Varianten, die sehr gut zur Stimmung des Abends passten. Und ich hoffe, nein, ich gehe vielmehr sicher davon aus, dass sich jeder von uns Fünfen heute auf diesem Spieleabend sehr wohl gefühlt hat und ihn auch nicht missen möchte. Die Besetzung, die Spiele, die Atmosphäre und auch die konkreten Spielverläufe waren einfach ein Erlebnis. Ich bin sehr dankbar dafür, dass es diese Runde in genau dieser Form gibt, zu der jeder seinen Teil dazu gibt, ohne den der Spieleabend einfach nicht wäre, was er ist. Übrigens einen solchen Abend wie wir ihn hier haben, mit solchen Partien wie diesen und solchen Lausejungs wie uns fünf, den gibt es ja gar nicht. Auf dem Spieleabend geht es nächstes Jahr weiter wie gewohnt, oder auch anders. Aber was auch passiert, ich werde berichten. Es wird keinen ungezogenen Film über unseren Spieleabend geben. Ein Roman in Form eines Heftchens ist für das nächste Jahr aber durchaus vorstellbar. Dreimal ist es ja bereits geschehen. Aber es ist nichts von meinen Berichten erlogen, bis auf die kleine Eva. Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden. Frohe Weihnachten allen Lesern. Hand aufs Erz,

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 7. Januar 2016, 01:25

Mittwoch, 6.1.2016 | Spieleabend #63

Hallo zusammen. Es wäre zwar sehr passend gewesen, wenn wir am Dreikönigstag zu dritt gewesen wären und ein paar königliche Spiele gespielt hätten, aber stattdessen waren wir zu fünft und haben, naja, wenigstens ein ziemlich gutes Spiel gespielt. Davon später mehr. Womit ich mich sowohl auf die Berichterstattung über besagtes Spiel später im Bericht beziehe, als auch auf die hoffentlich steigende Quote von besonders guten Spielen auf dem Spieleabend. Mattes, Arne, David, Erik und ich haben das Jahr 2016 nämlich nach unserer intensiven gruppendynamischen Erfahrung mit dem Weihnachtsmann auf Catan unter das Zeichen der dichten Spielerlebnisse gesetzt. Und da Arne keinen Alkohol trinkt, dürfte klar sein, dass ich damit Spiele meine, in denen weniger die Grübelei des Einzelnen zum Sieg und somit in gewisser Hinsicht zum Erfolg führt, sondern die Zusammenarbeit in der Gruppe auf verschiedensten Ebenen. Wie wir das genau ausgestalten, dazu komme ich im letzten Absatz. Jetzt aber erstmal zum heutigen Abend!

Begonnen haben wir mit Azteken Schatz. Es lag lange ganz unten im Stapel der Kartenspiele, weil ich es als nicht besonders gut in Erinnerung hatte. Bei unserer Erstpartie waren wir zu dritt und da war das Spiel in der Tat ziemlich langweilig. Heute in voller Besetzung ging es ganz gut. Es bleibt ein sehr simples Stichspiel, aber Auktionen in Stichspielen hat man auch nicht alle Tage. Deshalb werde ich es jetzt doch nicht, wie eigentlich geplant, mit nach Hause nehmen, sondern nicht mit nach Hause nehmen. Klingt logisch. Erik war die ganze Zeit über Anführer, konnte diesen Vorteil aber nicht so recht nutzen. Mattes dagegen machte alles richtig und konnte immer mindestens einen seiner Aufträge problemlos erfüllen. Nach drei Runden war er somit bei den geforderten 200 Münzen angelangt: 200:110:140:70:120. Eigentlich ein ganz nettes Spiel, das zu Unrecht so lange ungespielt geblieben ist.

Als Hauptspiel stand heute Isle of Skye an. Keine ausufernde Spieldauer, Spielbarkeit zu fünft, einfache Regeln und dabei noch ein wirklich gutes Spielerlebnis machen es auf Anhieb zu einem Kandidaten für die volle Besetzung. Istanbul und Broom Service sind auch solche Spiele, die man zu fünft gut spielen kann, ohne das Niveau allzu tief herabzusenken. Wenn Isle of Skye, wie gemunkelt wird, tatsächlich Kennerspiel des Jahres werden sollte, so wäre auf diesen Preis in hohem Maße Verlass. Ihr werdet später sehen, wieso wir dann von 2013 an jedes Spiel in unserem Reigen gespielt haben (werden).
Wie geht nun aber Isle of Skye? Man legt Plättchen, auf die man vorher Gebote abgibt. Jeder baut also seine eigene kleine Carcassonne-Landschaft, zieht die Plättchen aber nicht nur stumpf aus dem Beutel, sondern muss sie vorher bepreisen. Bepreisen? Also wie die Drei Weisen dem Jesuskind? Nein, das war doch huldigen! Wir weisen den Plättchen Preise zu, das ist ganz was anderes. Aber wenigstens sind es drei Plättchen. Und in weiser Entscheidung sollen wir eins davon im Geheimen axten, wodurch es in dieser Runde sicher nicht verbaut wird. Hinter unserem Sichtschirm ordnen wir den anderen beiden Plättchen geheim Preise zu. Haben das alle getan, so nimmt man den Sichtschutz hoch und beginnend beim Startspieler darf jeder Spieler ein Plättchen bei den anderen kaufen; und zwar zum angegebenen Preis, den der Mitspieler direkt einsackt. War am Ende jeder einmal mit Kaufen dran und man hat noch Plättchen vor sich, muss man den zugeordneten Preis aber dann selbst in die Kasse berappen - Ein sehr interessanter Mechanismus, den ich so noch nicht gesehen habe. Am Ende jeder Runde wird gewertet, und zwar in jeder Partie nach anderen Kriterien: Einmal werden die Schafe gezählt, dann die Größe der größten abgeschlossenen Wiese, dann die Mehrheit an Whiskyfässern, etc. pp. Durch die immer variierenden Wertungsplättchen wohnt dem Spiel eine hohe Varianz inne, ergo ist der Wiederspielreiz sehr hoch. Nehme ich mal an. Heute war jedenfalls die Kombo aus Rundturm, Leuchtturm und Bauernhof für je fünf Punkte spielentscheidend. Ich konnte für meine beiden Sets drei Mal die vollen fünf Punkte einstreichen, also waren allein 30 meiner später 67 Punkte auf ein einziges Wertungsplättchen zurückzuführen. Mattes dagegen ging voll auf Whiskyfässer, die im Übrigen auch das eigene Rundeneinkommen erhöhen. Erik kam nicht so wirklich aus dem Quark, Arne dagegen hatte wenigstens ziemlich viele Schafe, für die es heute auch Punkte gab. David dagegen war reich mit Rindern gesegnet, die bei Anbindung ans inselweite Straßennetz ebenfalls je zwei Zähler spendierten. 41:49:57:47:67 sind recht deutlich, obwohl das Spiel einen guten Auffangmechanismus bietet: Zurückliegende Spieler werden mit Geld unterstützt, um den Führenden eventuell doch wieder einholen zu können. Meine Bauwerks-Macht konnte trotzdem keiner bezwingen.
Noch ein (Ab-)Satz sei mir gegönnt: Isle of Skye hat natürlich ein Thema, das mich sehr anspricht. Ich war erst im September in Schottland und bin, wenn auch noch kein Whisky-Experte, so doch immerhin auf dem langen Weg dorthin. Die Landschaft, die auf den Plättchen dargestellt wird, ist wirklich schön anzusehen. Und dann ist das Spiel dahinter auch noch der Knüller schlechthin! Isle of Skye ist so ein Spiel, für das man mich im Moment um vier Uhr nachts wecken könnte: Ich würde es mitspielen.

Zum Schluss war die Motivation wie leider so oft gering. Gerade noch konnte ich eine Partie Wer bin ich? abwenden. Stattdessen kam 6 nimmt! auf den Tisch, wie immer im Wechsel mit den normalen und den Jubiläumsregel. Zur Erinnerung: Hier muss man nicht nehmen, wenn man die sechste Karte legt, sondern eine bestimmte Anzahl Karten nach der ersten farbigen Karte einer Reihe. Nach einer Zweier-Karte muss die zweite Karte die Reihe nehmen, nach der 55 mit glatten sieben Hornochsen muss eben die siebte Karte die Miesen kassieren. Diesmal wurde für meinen Geschmack zu oft an die Regeländerung erinnert, sodass es selten zu Verwirrungen kam, weil jemand mal wieder nicht an die Jubiläumsregeln gedacht hatte. Trotzdem sorgt das Spiel mit enormst einfachen Regeln für viel Unterhaltung und darf als klassischer Absacker in keiner Runde fehlen. 69:48:43:49:63 waren doch einigermaßen knappi knappi, wie ich es quasi im Affekt bezeichnete - Ein gefundenes Fressen für die anderen.

Am Ende ließen wir uns noch über die Tatorte seit Weihnachten aus, wobei David und ich uns im Boykott der Schweiger-Filme einig sind. Das sind für uns schlicht keine Tatorte, also unterhielten wir uns hauptsächlich über den ungewöhnlichen "Fall" mit Murot/Tukur. Eher ein Kunstfilm, aber ein guter. Trifft zumindest deutlich eher meinen Geschmack, als das Rumgeballer vom eitlen Fatzke Schweiger. Aber genug der Schmähungen.
Ich wollte ja noch berichten, was wir uns für die kommenden Spieleabende vorgenommen haben: Die Eingeweihten wissen es bereits, sprach ich eben doch vom Kennerspiel des Jahres 2013. Und das ist bekanntermaßen Die Legenden von Andor. Nachdem ich eigentlich Pandemic Legacy auf den Spieleabend holen wollte, musste ich feststellen, dass man dieses gar nicht zu fünft spielen kann. Was für eine Frechheit gegenüber uns Heiligen fünf Königen! Auch T.I.M.E.-Stories bietet diese Möglichkeit leider nicht. Um nun aber doch mal von den Eurogames wegzukommen, thematischer zu werden und tiefergehende Spielerlebnisse zu generieren, wagen wir uns ins Genre der kooperativen Spiele vor. Da ich Andor bereits besitze, ist der Kauf der Erweiterung Neue Helden ein Leichtes und wir probieren einfach mal aus, ob uns die Welt von Andor gefällt. Ich denke, das trifft noch am ehesten Arnes Wunsch nach einer Art Rollenspiel, über den ich im letzten Bericht ein paar Sätze habe fallen lassen. An dieser Stelle bitte ich aber aktiv um eure Mithilfe: Wir wollen Verhandlungen in einem Brettspiel, oder vielleicht Verräter, Parteien, Bündnisse, Intrigen, und das alles in maximal zwei Stunden. Und wenn es das alles nicht sein kann, dann soll es doch zumindest sehr innovativ sein und uns ein Gruppenerlebnis bescheren, und das in maximal zwei Stunden. Falls euch spontan ein Spiel einfällt, dass fünf Spielern etwas in der Art bietet, dann bitte her mit den Kommentaren. Die beiden oben genannten kommen sicher dran, wenn Arne ab Oktober ein Auslandssemester in Spanien macht. Da wir dann nur noch zu viert sein werden, ist die Bahn frei für die aktuelle BoardGameGeek #1.
Bis dahin wird das neue Mombasa, aber auch die nicht mehr ganz brandneuen Schätzchen Oléans, Concordia, AquaSphere und andere unter den Tisch fallen. Dafür muss ich mir noch eine Lösung überlegen. Jetzt steht aber erstmal Andor an. Und das wird mit Sicherheit ein königliches Vergnügen, schließlich ist Andor auch als Trilogie angelegt. Aber keine Angst, ich werde nicht zum Illuminaten. Ich wollte doch nur den in Vergessenheit geratenen Feiertag ein bisschen in Erinnerung rufen. Hand aufs Erz,

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Zuletzt geändert von Der Siedler am 27. April 2016, 17:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Sascha 36 » 7. Januar 2016, 02:37

Bei deinem Wunsch um Mithilfe würde mir Battle Star Galactica einfallen, da trifft alles zu.

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Riche » 7. Januar 2016, 11:43

Wieder tolle Berichte!
Battlestar würde wohl wirklich passen, dauert aber glaube ich länger als 2h. Ansonsten Winter der Toten oder dark moon oder game of thrones brettspiel. Habe davon nichts selbst gespielt.

Ist jetzt kein Genre mit dem ich dienen kann.

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Dee » 7. Januar 2016, 21:12

Winter der Toten passt sehr gut. BSG ist aber auch schön thematisch.

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Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Der Siedler » 14. Januar 2016, 01:24

Mittwoch, 13.1.2016 | Spieleabend #64

Halli Hallo alle zusammen, heute war unter Umständen der Beginn eines Umbruchs im Spieleabend. Ob wirklich eine neue Ära begonnen hat, werden wir erst später feststellen, aber einen Anfang haben wir schonmal gemacht. Wer aufmerksam die letzten Berichte gelesen hat, weiß längst, wovon ich rede: Wir wollen thematischer werden, wollen mehr erzählerische Dichte. Statt Optimierung soll es mehr um Erlebnis gehen. Weil ich es bereits besaß, fiel die Entscheidung auf das heutige Hauptspiel. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es auch in nächster Zeit häufiger das Zentrum des Abends bilden. Aber lest selbst.

Um nicht direkt mit der Tür ins Haus zu fallen, starteten wir mit Colt Express. Arne kannte es wohl noch nicht, aber dieses Spiel ist ja auch wirklich schnell erklärt. Es ergaben sich dann einige Kuriositäten, wie das bei Colt Express nunmal so ist. Unter anderem kam niemand in den Besitz eines Geldkoffers, obwohl es gleich zwei derer gab. Außerdem wurde kein einziger Colt leergeschossen, was sonst die Norm war. Jedenfalls war Spaß angesagt, und das ist ja die Hauptsache. Arne fand das Spiel schon nach den ersten Sätzen der Regelerklärung gewaltverherrlichend, woraufhin ich ihn auf unser Forum verwies. Ich meine, jemand hätte mir mal erzählt, dass man hier über solche Themen ganz vortrefflich in seitenlangen Threads diskutieren könnte. Am Ende stand es dann für Mattes, Arne, David, Erik und mich 1550:1300:2000:1400:1000 - Ich hatte nämlich leider keinerlei Beutestücke mehr bei mir, aber immerhin war ich Revolverheld. Und zwar zusammen mit David, der außerdem noch genügend Diamanten eingesackt hatte, um am Ende als Sieger dazustehen. Interessanterweise wurde anfangs Camel Up vorgeschlagen, was mich auf den Spielestapel blickem ließ: Colt Express war im Vergleich schon länger nicht mehr gespielt worden. Und obwohl die beiden Spiele des Jahres in direkt aufeinanderfolgenden Jahren waren, sind sie sich doch auf eine Art ziemlich ähnlich. Beide leben vom Chaos des Spielgeschehens, beide sind auch (und gerade) in größerer Runde sehr spaßig, beide nehmen sich nicht wirklich ernst. Das nur als kleiner Gedankengang am Rande.

Was wurde dann nun als erstes Spiel einer womöglich langen Reihe gespielt? Die Legenden von Andor war der glückliche Kandidat. Wobei es für Michael Menzels Erstling nicht bei der Kandidatur geblieben ist, wurde Andor doch im Jahre 2013 Kennerspiel des Jahres. Wie hier und in den vorherigen Posts zu lesen ist, ist eine Partie der ersten Legende zu fünft nicht vorgesehen. Ich hätte diese Lösung niemals in Betracht gezogen, doch Erik erklärte sich bereit, mit Arne in einem Team zu agieren, und so das Problem zu lösen. Die beiden spielten den Bogenschützen, Mattes den Krieger, David den Zauberer und ich den Zwerg. Ich habe gewisse Befürchtungen, dass dies so bleiben wird, weil niemand seine liebgewonnene Sonderfähigkeit abgeben mag.
Aber ich sollte vorne anfangen: Wir sind Helden und sollen das Land Andor verteidigen. Gemeinsam. Dabei können wir uns unter Aufbringung je einer Stunde, die einer spielinternen Währung gleichkommt, um ein Feld bewegen. Oder wir kämpfen gegen Monster, die im ganzen Land verstreut umherstehen und sich beharrlich der Burg nähern, die es zu verteidigen gilt. Das ganze funktioniert über ein simples Würfelsystem, bei dem es einen festen Stärkewert gibt, der dem höchsten Würfelergebnis hinzugezählt wird. Daraus ergibt sich dann der Angriffswert, und ebenso verfährt man für die angegriffene Kreatur. Neben den Stärkepunkten gibt es auch Willenspunkte, die quasi Lebenspunkte sind, und die man in Kämpfen auch schonmal einbüßen kann. Wenn man gerade nicht kämpft, dann schmiedet man mit den anderen Helden Pläne, wer wohin gehen sollte, um was zu erledigen. Die Legendenkarten, der Motor des Spiels, pfuschen einem da gerne mal dazwischen, indem sie irgendwo in der Wallachei ein paar Monster absetzen, mit denen niemand gerechnet hätte. Diese Legendenkarten nämlich erzählen uns das Abenteuer, das wir durchleben. Keiner der Spieler kennt es im Voraus, und deshalb hebt sich Die Legenden von Andor von gewöhnlichen Brettspielen ab. Wer T.I.M.E. Stories mag, wird in diesem Spiel einen nicht völlig unähnlichen Mechanismus vorfinden: Das Bewältigen von Fällen, ohne vorher die Umstände zu kennen, unter denen man operiert. Zumindest stelle ich mir T.I.M.E. Stories so vor, denn gespielt habe ich es leider noch nicht.
Obwohl die erste Legende wirklich nur als Tutorial gedacht ist, brauchten wir zweieinhalb Stunden für unsere Partie. Wenn man sich das Spiel im Zeitraffer ansähe, dann passierte wohl einfach die meiste Zeit nichts. Es wurde viel geredet, sodass es mir zwischenzeitlich schon langweilig wurde. Da die anderen am Spielverlauf aber sehr interessiert schienen, klinkte ich mich zu diesen Zeitpunkten dann einfach kurz aus der Diskussion aus. Wahrscheinlich hätten wir diese erste Legende auch mit deutlich weniger Gedankenschmalz zu Ende bringen können, aber dann sind wir immerhin schonmal für die nächsten Legenden geschult. Am Ende haben wir dann denkbar knapp gewonnen, wir hatten keinen Schritt der weißen Erzählerfigur mehr gut. Am Voranschreiten dieser Uhr ist besonders perfide, dass nach jedem besiegten Monster ein Schritt getan wird. Was wiederum heißt, dass man jedes Monster töten muss, das die Burg gefährdet, weil man sonst verliert. Aber für jedes Monster, dass man tötet, obwohl es keine Gefahr gewesen wäre, verliert man nur unnötig Zeit. Ein Zwiespalt, den man immer wieder überdenken muss.

Da die Zeit schon weit fortgeschritten war, hatte keiner mehr Lust auf einen Absacker, was mir nur recht war. Bei zwei gemütlichen Flaschen Bier erzählten wir dann noch über das bestandene Abenteuer, beschäftigten uns mit der Erweiterung "Neue Helden", die ich heute eigens angeschafft hatte, um zu fünft zu spielen und besprachen den Tatort nicht. Außer Mattes hatte ihn nämlich keiner gesehen, David und ich werden das aber dem Vernehmen nach noch nachholen. Und über die Anschaffung ärgere ich mich trotzdem nicht, denn sie wird ja hoffentlich nicht umsonst gewesen sein. Vielmehr soll sie den Beginn einer neuen Serie begründen, die in den nächsten Monaten mit weiteren besonderen Gruppenspielen fortgeführt wird: Winter der Toten, Pandemic Legacy und T.I.M.E. Stories stehen ganz oben auf der Liste und sind mit Sicherheit ebenfalls tolle Erlebnisse. Bis dahin halten wir die Balance zwischen Eurogame und Monster-Metzel-Maloche. Hand aufs Erz,

Der Siedler
Zuletzt geändert von Der Siedler am 27. April 2016, 18:26, insgesamt 1-mal geändert.
Montagabend in der Bude - Jeden Montagabend neu!

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Sascha 36

Re: Montagabend in der Bude

Beitragvon Sascha 36 » 14. Januar 2016, 09:16

Der Tatort war einer der besten der letzten Jahre, kein einziger Schuss, trotzdem gewaltiger als alles was ich in letzter Zeit gesehen hatte.
Bei Andor bin ich genau an dem Punkt der Diskutiererei raus, man quatscht viel und am Ende entscheiden die Würfel.
Ansonsten hat man wenig Freiheiten und wird lustig gespielt, hab es nach da drei Spielen aus der Sammlung geschmissen.
Das gleiche hab ich zB bei Hobbit Geschichten vom Uhrwerk Verlag auch, nur dauert da der Aufbau ca 2 Minuten und die erzählerische Dichte ist variabler. Funktioniert super auch zu fünft.
https://boardgamegeek.com/boardgame/145 ... dragon-inn


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