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Zahl der gespielten Partien: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten

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sychobob
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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon sychobob » 17. November 2016, 17:01

Harry2017 hat geschrieben:Wo steht denn, dass ein Test jegliche Strategie abdecken und austarieren muss? Ein Test sollte grundsätzlich doch grob sagen ob einem das Spiel gefällt, oder nicht / ob es grundsätzlich funktioniert und ob es Spaß macht. Alles andere ist für mich eher eine wissenschaftliche Auswertung von dem Spiel mit einem auseinandernehmen der einzelnen Strategien/Möglichkeiten. Eine Rezension ist doch keine Strategie-Erfolgsanalyse, sondern eine grobe Spieleinschätzung. Eine leicht veränderte Strategie macht doch nicht auf einmal ein ganz neues / anderes Spiel aus dem Ding...

Ein Test sollte offenbaren ob ein Spiel Spaß macht - Und stellt sich da irgendeine große Änderung zwischen Partie 3 und Partie 12 ein? Bei mir sehe dann fast jeder Test so aus: Hab nun in kürzester Zeit 12 Partien hinter mir, so langsam kann ich aber auch mal wieder was anderes Spielen :D

Also wenn sich bei einem gehobenen Strategiespiel nach 5 Partien herausstellt, dass nur eine von x möglichen Strategien der Weg zum Sieg ist, dann hat sich das mit dem Spielspass aber ziemlich erledigt inklusive Ärger über das rausgeschmissene Geld. Die Erwartung, dass einem ein Test vor so einem Spiel warnt habe ich definitiv.

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Harry2017
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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Harry2017 » 17. November 2016, 17:05

Wir reden von durchschnittlich 40€ die dann immerhin 5x genutzt wurden, um dies festzustellen - Dann haben wir durchaus andere Anforderungen an eine Rezension. DAS kann für mich meiner Ansicht nach kein Rezensent leisten...für solch ein umfangreiches Vorab-Testen könnte man da durchaus wirklich schon Geld verlangen.

Welche Strategie wie erfolgreich sein kann ist meiner Meinung nach genau das spannende an einem Spiel, das ich selbst entdecken will - Sonst könnte ich ja auch gleich für mich spielen lassen...Für mich wäre das eher ein Spoiler und ein Grund eine Rezension nicht zu lesen.

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Peterlerock
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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Peterlerock » 17. November 2016, 17:22

Alle möglichen Strategien auszutesten und gegeneinander aufzuwiegen, ist imho Sache der Fans.
Dann bei festgestellten Mängeln nachzubessern, Sache der Verlage.
Siehe zum Beispiel den Wechsel von "Im Wandel der Zeiten" zu "Through the Ages".
Tausende Spieler spielten daran herum, bemerkten diverse Ungleichgewichte, und die Neugestaltung hat das aufgegriffen und einige Balanceänderungen vorgenommen.

Eine Rezension wird das im Regelfall nicht leisten, außer das offensichtliche Zeug, das dann aber eher für Schlamperei spricht (zum Beispiel, dass es bei "Mauna Kea" eine lohnenswerte Strategie ist, die eigenen Leute in die Lava zu schubsen). Vor sowas kann man mal warnen. Aber ob beim dreimaligen Kauf von Karte x die Gewinnwahrscheinlichkeit von 52% auf 57% steigt? Oder die Diamantenstrategie 4% besser ist als die Handelsstrategie? Da fehlt dem armen kleinen Schreiberling doch schlicht die Datenmenge.
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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Throwdown » 17. November 2016, 17:29

Glaube auch nicht das einem Rezeszenten aufgelallen ist das Caverna Broken ist. Das hat die Community und wurde vom Auto gefixt
Keiner ist blinder als der der nicht sehen will

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Harry2017
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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Harry2017 » 17. November 2016, 17:43

Zudem: Ich habe wirklich jede einzelne Concordia Runde bei der ich das (in Absprache mit der Runde) versucht habe mit einer nervigen Strategie gewonnen. Im letzten Drittel einfach soviele Karten wie möglich kaufen - Egal welche, nur krass darauf spielen so gut wie möglich jede Runde irgendeine Karte zu bekommen...das Problem habe ich bisher in keiner Rezension gelesen.

Liegts an meiner Spielrunde die nicht besser spielt oder das zulässt? Liegts am Spiel?

Ein Autor hofft wahrscheinlich auch das seine Spieler wenigstens etwas den Drang haben ein schönes Spiel zu spielen und nicht einfach nur irgendwie zu gewinnen. Ich finde zb auch Hyperborea in der ersten Regelauflage nicht broken - Sondern die Spieler die das Abseits der Intention des Autors absolut langweilig und engstirnig ausnutzen.

Ich denke einmal viele Spiele lassen eine krasse mathematisch-trockene langweilige Siegstrategie zu - Meiner Meinung nach liegt das dann aber nicht unbedingt immer am Spiel - denn so unthematische / bornierte Mechanismus-Aushebel-Strategien lassen sich nicht immer vermeiden, sondern am Mitspieler. Ich habe jedenfalls meinen Mitspielern (und mir) dadurch teilweise den Spaß an dem eigentlich guten Spiel verdorben und ich will selbst mit solchen Spielern nicht spielen - dann sortiere ich eher den "broken" Mitspieler aus und nicht das "broken" Spiel.

Jemand hat mal in einer Ohne Furcht und Adel Runde immer wieder den König genommen - Wow, mein Held...bekommst nen Button für ekelhaftes sozial-schwaches Verhalten :-) Dem Spiel kreide ich das nicht an...Eigentlich wollten wir gemeinsam nen schönen Abend haben - Einer wollte wohl anscheinend lieber einfach nur irgendwie gewinnen...

Eine Rezension mit den beiden Aussagen hätte mich um 2 eigentlich recht schöne, funktionierende Spiele in "normalen" Runden gebracht..

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon sychobob » 17. November 2016, 18:00

Harry2017 hat geschrieben:Wir reden von durchschnittlich 40€ die dann immerhin 5x genutzt wurden, um dies festzustellen - Dann haben wir durchaus andere Anforderungen an eine Rezension. DAS kann für mich meiner Ansicht nach kein Rezensent leisten...für solch ein umfangreiches Vorab-Testen könnte man da durchaus wirklich schon Geld verlangen.

Welche Strategie wie erfolgreich sein kann ist meiner Meinung nach genau das spannende an einem Spiel, das ich selbst entdecken will - Sonst könnte ich ja auch gleich für mich spielen lassen...Für mich wäre das eher ein Spoiler und ein Grund eine Rezension nicht zu lesen.

Ich lese doch keine Rezession um die Siegtrategie zu erfahren, sondern um eine Kaufentscheidung zu treffen. Wenn ein Spiel eine eindeutige Siegstrategie hat, die nach 5 Partien schon offensichtlich wird, dann ist das ne Frechheit das so auf den Markt zu bringen. Ein Rezesent der das nicht erwähnt sondern abjubelt wie viel Spass das Spiel macht sollte es lieber lassen um den Leuten den finanziellen Schaden von 40€ zu ersparen.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon BGBandit » 17. November 2016, 18:07

sychobob hat geschrieben: ...........Ein Rezesent der das nicht erwähnt sondern abjubelt wie viel Spass das Spiel macht sollte es lieber lassen um den Leuten den finanziellen Schaden von 40€ zu ersparen.


Und was, wenn uns ein Spiel gefällt und dir nicht? Einfach nur so? Sind wir dann auch schuld?

Krieg ich 'ne Provision von dir, wenn ich dich vor finanziellen Schäden schütze?

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Harry2017 » 17. November 2016, 18:20

Wenn ein freundlicher Lehramtstudent oder angehender Sozialarbeiter in seinem Spiele-Blog ein Spiel bejubelt, weil es ihm und seiner Familie Spaß macht und der Mathematikstudent hier aber einen "Fehler im System" entdeckt, dann liegt meines Erachtens der Fehler im Mathematiker und ich beglückwünsche den Pädagogen zu seinem schönen Spielerlebnis :-)

Stellt ein Dungeoncrawler-Spielmaster in einer Wüstenerweiterung einen Eisgolem aus der Eiserweiterung auf, nur um zu gewinnen weil der die besten Stats hat, dann kreide ich das nicht dem Spiel an, sondern dem Spielleiter.

Ein Rezensent soll mich persönlich nicht grundsätzlich vor finanziellen Schaden bewahren - Der ist bei Spielen ausreichend klein, sondern auf (gute/schöne) Spiele aufmerksam machen und ich entscheide selbst ob sie meinen Geschmack treffen - Weiteres "erlebe" ich dann selbst im eigenen Spiel . Klar gibts Spiele die offensichtlich "kaputt" sind - Aber das erkennt meist auch ein Rezensent sofort...

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon BGBandit » 17. November 2016, 18:35

Harry2017 hat geschrieben:Ein Rezensent soll mich persönlich nicht grundsätzlich vor finanziellen Schaden bewahren - Der ist bei Spielen ausreichend klein, sondern auf (gute/schöne) Spiele aufmerksam machen und ich entscheide selbst ob sie meinen Geschmack treffen - Weiteres "erlebe" ich dann selbst im eigenen Spiel . Klar gibts Spiele die offensichtlich "kaputt" sind - Aber das erkennt meist auch ein Rezensent sofort...


Du bist ja auch ein mündiger Bürger, der sich selbst ein Bild machen kann, mit den Informationen, die du dir auf den verschiedenen Seiten zusammenliest.

Spiele können doch gar nicht kaputt sein, sagen die Herren Cathala und Faidutti. Weil sie die Spiele testen und das Spieletesten sei deswegen nicht unsere Aufgabe. Deswegen sollen wir ja auch nicht "Test" drüberschreiben ..

Wie war das noch mit "Sind wir Betatester?" :rolleyes:

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon sychobob » 17. November 2016, 18:46

BGBandit hat geschrieben:
sychobob hat geschrieben: ...........Ein Rezesent der das nicht erwähnt sondern abjubelt wie viel Spass das Spiel macht sollte es lieber lassen um den Leuten den finanziellen Schaden von 40€ zu ersparen.


Und was, wenn uns ein Spiel gefällt und dir nicht? Einfach nur so? Sind wir dann auch schuld?

Krieg ich 'ne Provision von dir, wenn ich dich vor finanziellen Schäden schütze?

Hast du fein kommentiert aber halt leider komplett am Thema vorbei. Es ging darum ob ein Rezesent erwähnen soll/muss, wenn bei einem Strategiespiel der Kategorie Mombasa eine eindeutige Siegstrategie existiert, die sich bereits nach 5 Partien offenbart.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Harry2017 » 17. November 2016, 18:48

Klar kann/soll er das - wenn die ihm auffält. Er muss aber das Spiel nicht extra nur dafür x-mal Spielen, um nach einer solchen Strategie explizit zu suchen.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon BGBandit » 17. November 2016, 18:51

Throwdown hat geschrieben:Glaube auch nicht das einem Rezeszenten aufgelallen ist das Caverna Broken ist. Das hat die Community und wurde vom Auto gefixt


Manchmal hat man direkt im ersten Spiel so eine Killercombo, dass es direkt auffällt, manchmal hat man sie noch nach 30 Partien nicht.

Und manchmal muss man dann tatsächlich sehr oft spielen, um alle Gebäude in ihrem Kontext sehen zu können. Bei einer Community, die so groß ist, wie die auf BGG, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es auffällt. Nur kann man DAS nun wirklich nicht einem Rezensenten ankreiden. In meinen Augen noch nichtmal dem Autor.

Und wenn ich dann sowas höre wie "die Rezensenten müssen die Leser vor finanziellen Schäden bewahren" ... nur weil ihnen so ein Halifax-Hammer nicht auffällt... absolut lächerlich

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon sychobob » 17. November 2016, 18:52

BGBandit hat geschrieben:
Harry2017 hat geschrieben:Ein Rezensent soll mich persönlich nicht grundsätzlich vor finanziellen Schaden bewahren - Der ist bei Spielen ausreichend klein, sondern auf (gute/schöne) Spiele aufmerksam machen und ich entscheide selbst ob sie meinen Geschmack treffen - Weiteres "erlebe" ich dann selbst im eigenen Spiel . Klar gibts Spiele die offensichtlich "kaputt" sind - Aber das erkennt meist auch ein Rezensent sofort...


Du bist ja auch ein mündiger Bürger, der sich selbst ein Bild machen kann, mit den Informationen, die du dir auf den verschiedenen Seiten zusammenliest.

Was, wenn alle verfügbaren Informationen falsch sind? Ergibt sich eben daraus nicht eine gewisse Pflicht an alle die Informationen verbreiten? Siehe mehr Falschnachrichten auf Facebook bezüglich US Wahlkampf als korrekte.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon BGBandit » 17. November 2016, 18:53

@sychobob

wie wahrscheinlich ist es, dass ein Spiel so offensichtlich broken ist, dass es einem Rezensenten nach 5 Partien auffällt, dem Spieleautor mit seinen x Testrunden aber nicht?

Wie viele Spiele kennst du überhaupt, die wirklich broken sind?

Und ich sags gerne nochmal: ich habe dir gegenüber überhaupt keine Verpflichtung.

edit: Formulierung entschärft
Zuletzt geändert von BGBandit am 17. November 2016, 20:44, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Thygra » 17. November 2016, 19:31

sychobob hat geschrieben:Also wenn sich bei einem gehobenen Strategiespiel nach 5 Partien herausstellt, dass nur eine von x möglichen Strategien der Weg zum Sieg ist, dann hat sich das mit dem Spielspass aber ziemlich erledigt inklusive Ärger über das rausgeschmissene Geld.

Aber auch wenn sich bei einem Rezensenten nach 5 Partien herausstellt, dass nur eine von mehreren Strategien der Weg zum Sieg ist, muss der Rezensent leider noch lange nicht Recht haben. Er mag den EINDRUCK haben, dass es so ist, aber er kann sich eben vielleicht auch irren.

Ich erinnere mich noch gut: Vor ein paar Jahren brachte Pegasus "Noblemen" heraus, das redaktionell von mir betreut wurde. (So nebenbei aus meiner Sicht ein extrem unterschätztes Spiel.) Und einige Zeit später las ich in 2 Rezensionen, dass es unverzichtbar sei, auf viele Prestigepunkte zu spielen, um zu gewinnen. Das war leider Unsinn.

Richtig ist, dass vordergründig betrachtet in den ersten Partien der Eindruck entsteht, Prestigepunkte seien gewinnbringender als andere Möglichkeiten, Siegpunkte zu sammeln. Mit etwas mehr Erfahrung kann man aber durchaus Wege finden, über andere Strategien zu gewinnen und dabei nur wenig Siegpunkte über Prestigepunkte zu sammeln.

Zudem behauptete in einem Fall der Rezensent auch noch, dass es Elemente in dem Spiel gäbe, die völlig unnötig seien, weil sie eh keiner nutzen würde.

Ich habe damals zumindest mit diesem Rezensenten ein paar Emails ausgetauscht. Der Rezensent vertrat weiter seine Meinung, denn er habe es ja selbst ausprobiert, ohne viele Prestigepunkte zu gewinnen, und es habe nicht funktioniert.

De facto war es aber so, dass er zwei andere existierende Strategien gar nicht entdeckt bzw. verstanden hatte. Und zwar Strategien, die auf den Elementen beruhten, die seiner Meinung nach völlig unnötig seien ...

Statt also dem Autor/Redakteur/Verlag etwas Vertrauen zu schenken und ernsthaft zu hinterfragen, aus welchem Grund wohl die angeblich unnötigen Elemente im Spiel sein könnten, gab er sich damit zufrieden, dass kein Spieler glaubte, man könne mit diesen Elementen eine Siegstrategie fahren. Wirklich ausprobiert hatte es aber niemand - bzw. ihn selbst betreffend hatte er einfach nicht erkannt, wie die Strategie funktionieren könnte.

Seit damals ist mein Vertrauen in Urteile über möglicherweise unbalancierte Strategien ziemlich in den Keller gegangen. Solche Hinweise ignoriere ich in Rezensionen einfach.

Fazit: Auch 5 gespielte Partien können bei einem Rezensenten leider ein falsches Bild ergeben.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Peterlerock » 17. November 2016, 21:53

Thygra hat geschrieben:Ich erinnere mich noch gut: Vor ein paar Jahren brachte Pegasus "Noblemen" heraus, das redaktionell von mir betreut wurde. (So nebenbei aus meiner Sicht ein extrem unterschätztes Spiel.) Und einige Zeit später las ich in 2 Rezensionen, dass es unverzichtbar sei, auf viele Prestigepunkte zu spielen, um zu gewinnen. Das war leider Unsinn.

Bei Spielen mit sehr unterschiedlichen Siegstrategien hilft es ungemein, einen "Strategieguide für Dummies" in die Spielregel aufzunehmen.

Es mag "Unsinn" sein, aber wenn das Spiel einen offensichtlichen Weg aufzeigt, um zu gewinnen, und die Alternativen sich nicht direkt erschließen, dann kommt es eben zu solchen Schnellschüssen.
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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Michael Weber » 18. November 2016, 01:14

Ich halte die Ausgangsbitte für nachvollziehbar und berechtigt, aber nicht für besonders zielführend. Das hat in erster Linie einen ganz einfachen Grund: Diese Zahl sagt im Prinzip nichts aus. Warum? Weil der eine Spieler nach zwei Partien den Dreh selbst bei Ringkrieg und Co. heraus hat, während ein anderer nach zehn Spielen noch nicht weiß, wie er spielen soll. Das ist jetzt überzogen, zeigt aber das Dilemma. Denn was ist, wenn der Rezensent der erste Spieler ist? Jeder denkt, er hat das Spiel nicht ausreichend "getestet". Was ist, wenn er der zweite Spieler ist? Jeder glaubt, das ist ein "Spieletest" ( :-P ) auf Herz und Nieren. Das Ergebnis ist aber genau anders herum. Und wie wären die Zahlen zu interpretieren, wenn es nicht Ringkrieg, sondern Malefiz wäre. (Das Beispiel kam hier. Wobei: Habt ihr Malefiz mal in verschiedenen Besetuzngen gespielt. Da kommen völlig andere Spielverläufe heraus).

Die Frage ist nicht, wie oft ein Rezensent das Spiel auf dem Tisch hatte. Die Frage ist eher, wann er meint, sich ein Urteil darüber erlauben zu können, das er dann den Lesern als Rezension vorsetzen kann. Und die genannte/gewünschte Zahl hat dann aber möglicherweise nur wenig mit der Qualität des Urteils zu tun. S. o.

Daher: Eine Rezension erscheint idealerweise genau dann, wenn sie "reif" ist. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Partien Arbeit (!) darin stecken. Dieser Wunsch nach absoluten und damit vergleichbaren Zahlen ist aber der Wunsch nach einer Standadisierung, die es so nicht geben kann (erneut s. o.). Zumal die Ansprüche nicht nur der Leser, sondern auch der Rezensenten, sehr unterschiedlich sind.

Jeder kann natürlich schreiben, was er will. Wenn aber einer schreibt, das Spiel X super ist, er aber erkennbar Fehler A und B über Partien nicht gesehen hat oder mehrfach einen Spielfehler C beging und dadüber hinaus nur in voller Besetzung gespielt hatte und daher nicht wissen kann, dass es zu zweit absolut lahm ist, dann ist es halt Murks (der Text jetzt). Unabhängig von der Anzahl der Partien. Soll heißen: Quantität schützt nicht vor mangelnder Qualität.

Für Reich der Spiele gilt übrigens: Unsere Rezensenten sind angehalten, das Spiel möglichst in verschiedenen Besetzungen, verschiedenen Alterszusammensetzungen und möglichst verschiedenen SpieleRrunden zu spielen. Das impliziert mehrere Partien. Wie viele, das hängt vom Spiel, den Spielrunden UND vom Rezensenten ab. Und so oder so ähnlich wird es vermutlich bei den meisten Magazinen und hoffentlich auch bei dem einen oder anderen Blog sein. Dennoch bin ich der absoluten Überzeugung, dass einige Spiele auch nach ein, zwei Partien problemlos und ohne inhaltliche Abstriche rezensierbar sind. Ich glaube sogar, dass richtige Gurken schon nach dem Lesen der Anleitung bekannt sind. Was nicht heißt, dass keine Partie zu folgen hat (ich höre gerade noch das Gejammere einer meiner Spielerunden ...).

Übrigens für den Thread nicht ganz unbedeutend ist die Frage, wann ein Text ein Ersteindruck (bei uns haben wir dafür extra die Rubrik Spielgefühl) ist und wann eine Rezension. Nicht zuletzt auch, was eine Rezension eigentlich ist/beinhalten sollte/muss. Hierzu gab es an mehreren Stellen ausführliche Diskussionen, die keine Übereinstimmung brachten.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon sychobob » 18. November 2016, 10:11

Ich fasse mal die Aussagen zusammen:
  • Transparenz über gespielte Partien und Konstellationen soll bewusst nicht geboten werden (Grund: Webseitenbesucher sind Nörgler)
    BGBandit hat geschrieben:Weil BGG ein englischsprachiges Portal ist und keine dt. Rezensions-Seite. Das ist ne ganz andere Erwartungshaltung dort
    Wir sind hier in Nörgeldeutschland
  • Ein Spiel des Kalibers Mombasa kann vor dem Test/Review/der Rezension nicht über 4 mal getestet werden und dies wird auch nicht als notwendig angesehen.
    Throwdown hat geschrieben:wie soll man den ein Spiel wie Mombasa so ausführlich testen? Das spielt dauert bei uns ca 2-3 Stunden. Das Spiel soll der Rezensent dann 5,6,7,8,9 mal spielen? Ja dann muss man wohl arbeitsloser und kinderloser Single sein und einen Arbeitslosen Freundeskreis haben die dann auch noch Bock haben ein Spiel 5,6,7,8,9 mal hintereinander zu spielen und das ohne Bezahlung. ... Mir reicht ein grober Überblick über die Regeln und das Thema .
  • Grobe Balancingprobleme können nicht aufgedeckt werden und falls aufgedeckt, sollen nicht genannt werden um nicht zu spoilern.
    sychobob hat geschrieben:Also wenn sich bei einem gehobenen Strategiespiel nach 5 Partien herausstellt, dass nur eine von x möglichen Strategien der Weg zum Sieg ist, dann hat sich das mit dem Spielspass aber ziemlich erledigt inklusive Ärger über das rausgeschmissene Geld. Die Erwartung, dass einem ein Test vor so einem Spiel warnt habe ich definitiv.
    Harry2017 hat geschrieben:Wir reden von durchschnittlich 40€ die dann immerhin 5x genutzt wurden, um dies festzustellen - Dann haben wir durchaus andere Anforderungen an eine Rezension. DAS kann für mich meiner Ansicht nach kein Rezensent leisten...
    ...
    Welche Strategie wie erfolgreich sein kann ist meiner Meinung nach genau das spannende an einem Spiel, das ich selbst entdecken will - Sonst könnte ich ja auch gleich für mich spielen lassen...Für mich wäre das eher ein Spoiler und ein Grund eine Rezension nicht zu lesen.
  • Als Kaufempfehlung/-warnung sollen die Tests/Reviews/Rezensionen explizit nicht dienen.
    sychobob hat geschrieben:Ich lese doch keine Rezession um die Siegtrategie zu erfahren, sondern um eine Kaufentscheidung zu treffen. Wenn ein Spiel eine eindeutige Siegstrategie hat, die nach 5 Partien schon offensichtlich wird, dann ist das ne Frechheit das so auf den Markt zu bringen. Ein Rezesent der das nicht erwähnt sondern abjubelt wie viel Spass das Spiel macht sollte es lieber lassen um den Leuten den finanziellen Schaden von 40€ zu ersparen.
    BGBandit hat geschrieben:Und was, wenn uns ein Spiel gefällt und dir nicht? Einfach nur so? Sind wir dann auch schuld?

    Krieg ich 'ne Provision von dir, wenn ich dich vor finanziellen Schäden schütze?

Ich denke die Leserschaft weiß nun woran sie ist. Für mich ist damit alles gesagt. Danke für zumindest diese Transparenz.
Zuletzt geändert von sychobob am 18. November 2016, 12:51, insgesamt 6-mal geändert.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Peterlerock » 18. November 2016, 10:34

Immer dieser provokante Nonsens.
Wie wärs hiermit?

  • Die Anzahl der Partien zu nennen oder nicht, ist Sache des Schreibers.
  • Wie oft er testet, bis er meint, dass er das Spiel ausreichend überblickt, hängt von seiner subjektiven Auffassungsgabe ab, von seinen sonstigen zeitlichen Verpflichtungen usw... und ist ebenfalls Sache des Schreibers.
  • Was er in die Review aufnimmt und was nicht, ist ebenfalls seine Sache.
  • Reviews sind Meinungsäußerungen. Was der Leser damit macht (zum Beispiel sich zum Kauf überreden lassen) ist alleine seine Sache. Er ist als eine mündige Person zu betrachten.
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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon BGBandit » 18. November 2016, 10:47

sychobob hat geschrieben:Die entsprechenden Zitate werd ich heut Abend vielleicht noch aufnehmen.



Oh ja bitte.

@Thygra: Heute Abend dein Auftritt :D

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Michael Weber » 18. November 2016, 10:58

sychobob hat geschrieben:Ich fasse mal die Aussagen zusammen:
[...]
Für mich ist damit alles gesagt. Danke für zumindest diese Transparenz.


Okay, das war provokant. Zeigt aber, dass du weder gelesen, noch wirklich verstanden hast.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Harry2017 » 18. November 2016, 11:29

Halt halt - Ich bin Leser und kein Schreiber und habe auch als solcher über meine persönlichen Wünsche als Leser gesprochen (betrifft beispielsweise die Spoilergeschichte).

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Michael Weber » 18. November 2016, 11:41

BGBandit hat geschrieben:Und ich sags gerne nochmal: ich habe dir gegenüber überhaupt keine Verpflichtung.


Ich will dich ja nicht nerven. Aber zwei Dinge solltest du beachten.

1. Wenn du einen Blog startest, richtest du dich an die Öffentlichkeit. Speziell dann, wenn du in Foren herumturnst und mit Verlagen in Kontakt bist, möchtest du eine öffentliche Funktion wahrnehmen. Ein Blog ist aber kein Spielplatz hinter verschlossenen Türen. Daher hast du selbstverständlich Verpflichtungen. Wenn du diese nicht am Hacken haben möchtest, musst du einen Passwortschutz auf deine Seite packen. Ich kann dieses "ich schreibe nur für mich" nicht mehr hören. Ein Blogger schreibt NATÜRLICH für andere. Sonst müsste er ja keinen Blog starten, den er oder sie dann noch promotet.

2. Ein Blog ist eine Medienform. Du unterliegst daher auch als Bloggerin der journalistischen Sorgfaltspflicht. Ob es dir passt oder nicht. Das heißt, dass du grundsätzlich sogar für deine Rezensionen oder Eindrücke belangt werden kannst, wenn du dieser nicht nachkommst. Daher hast du schon eine Verpflichtung deinen Lesern und allgemein der Öffentlichkeit gegenüber.

Und davon abgesehen, sehe ich es anders als oben jemand. Im Zeitalter des Internets, wo jeder seine Äußerungen veröffentlichen kann, ist journalistische Arbeit wichtiger als je zuvor. Und das schließt natürlich auch Rezensionen ein. Journalistische Arbeit kann jetzt jeder nach Wunsch definieren. Es geht um die generelle Aussage.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon BGBandit » 18. November 2016, 12:51

@Michael

Ich kenne den journalistischen Kodex nicht, ich bin kein Journalist.

Ich fühle mich nur meinem Gewissen verpflichtet. Das schließt mit ein, dass ich nicht absichtlich lüge (beispielsweise ein Spiel hochjubeln, nur um einen guten Eindruck beim Verlag zu machen und weiter Rezensionsexemplare zu bekommen)

Wenn ich also nicht gerade irgendwen verleugne, beleidige oder Lügen erzähle, wüsste ich nicht, wie man mich für meine persönliche Meinung belangen sollte.

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Re: Eine Bitte an alle Spiele Rezensenten...

Beitragvon Michael Weber » 18. November 2016, 13:08

1. Es ging um die "Verpflichtung".
2. Du solltest als Bloggerin die rechtlichen Grundlagen deiner Tätigkeit sowie idealerweise den Pressekodex kennen. Das dürfte allerdings alles idealerweise deckungsgleich mit einem halbwegs moralischen Handeln sein, wie du es skizzierst.

Aber grundsätzlic h sind wir in der Ausgansgfrage ja ausnahmsweise nicht gegensätzlicher Meinung. :-D


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