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Ein paar Zahlen zur Wahl

Verfasst: 25. September 2002, 13:01
von Volker L.
Fuer den unwahrscheinlichen(?) Fall, dass es jemanden interessiert, :-D
hier ein paar Zahlen aus unserem Stimmlokal:

Wahlberechtigte: 971
davon Briefwaehler: 219
potezielle Laufkundschaft: 752
davon ins Wahllokal gekommen: 623
--> Wahlbeteiligung 82,8% (nur "Laufkundschaft") bzw.
84,9% (wenn man davon ausgeht, dass alle mit Wahlschein auch wirklich gewaehlt haben)

Erststimmen:
SPD 253
CDU 276
PDS 13
Gruene 27
FDP 25
Graue 11
Büso 4
Einzelbewerber 0

Zweitstimmen:
SPD 197 (=31,6%)
CDU 262 (=42,1%)
PDS 7 (=1,1%)
Gruene 78 (=12,6%)
FDP 41 (=6,6%)
REP 4
Graue 5
NPD 1
Die Frauen 2
ödp 0
Büso 1
HP 0
KPD 0
PBC 1
Schill 13

11 Beschlussfaelle, davon 1 fuer gueltig, einer nur Erststimme
gueltig, 9 fuer komplett ungueltig befunden. :-|

Offenbar gab es auch einige, die das Prinzip der Leihstimmen
nicht ganz verstanden hatten, denn es gab ca. ein halbes Dutzend
Stimmzettel mit Erstsimme Gruene + Zweitstimme SPD und etwa
genausoviele mit Erststimme FDP und Zweitstimme CDU :roll:

Waere noch anzumerken, dass speziell in unserem Wahllokal die
Wahlbeteiligung immer ziemlich hoch ist (bis zu 10 Prozentpunkte
hoeher als der berliner Durchschnitt). Das andere Wahllokal, das
in derselben Grundschule untergebracht ist, hat ca. 100 Wahlberechtigte
mehr als wir und normalerweise etwa gleich viele tatsaechliche
Waehler (diesmal 597 bei ca. 850 potenziellen, Briefwaehler dort
209).

Gruss, Volker (der annimmt, dass unsere hohe Wahlbeteiligung am
recht grossen Anteil aelterer Leute liegt (die sind gewissenhafter)
und nicht daran, dass bei uns jeder hunderste Waehler einen
Bonbon bekommt ;-) )

P.S.
Das wollte ich schon gestern posten, aber kurz nach meinem
anderen Posting, waehrend des Schreibens von diesem, ist unsere
Internet-Verbindung ausgefallen :mad:

Re: Ein paar Zahlen zur Wahl

Verfasst: 25. September 2002, 13:20
von Christian Hildenbrand
Volker L. schrieb:

> Erststimmen:
> Graue 11

Wow ! Muß eine bekannte Persönlichkeit aus Eurem Wahlbezirk gewesen sein !!! ;-)

> Zweitstimmen:
> PDS 7 (=1,1%)
> REP 4
> Graue 5
> NPD 1
> Die Frauen 2
> ödp 0
> Büso 1
> HP 0
> KPD 0
> PBC 1
> Schill 13

Schill als "Sieger hinter den großen 4" ... das ist wahrlich beeindruckend !

> Gruss, Volker (der annimmt, dass unsere hohe Wahlbeteiligung am
> recht grossen Anteil aelterer Leute liegt (die sind
> gewissenhafter)
> und nicht daran, dass bei uns jeder hunderste Waehler einen
> Bonbon bekommt ;-) )

Hm, als Briefwähler kam ich um die Chance einer Belohnung in Form eines Bonbons leider komplett herum ... wenn ich das gewußt hätte !!! :lol:

Leihstimmen

Verfasst: 25. September 2002, 14:11
von Gustav der Bär
Volker L. schrieb:
> (...) Offenbar gab es auch einige, die das Prinzip der Leihstimmen
> nicht ganz verstanden hatten, denn es gab ca. ein halbes Dutzend
> Stimmzettel mit Erstsimme Gruene + Zweitstimme SPD und etwa
> genausoviele mit Erststimme FDP und Zweitstimme CDU.

Diese Schlussfolgerung kann ich daraus so nicht ziehen, lieber Volker.

Mit dem Begriff "Leihstimmen" bezeichnet man zwar den Effekt, die Zweitstimme dem gewünschten kleineren Koalitionspartner der eigentlich favorisierten größeren Partei zu geben - und dann wäre das so natürlich falsch ´rum gewesen - aber aus der Tatsache allein, dass jemand mit Erst- und Zweitstimme nicht die selbe Partei unterstützt, kann man doch gar nicht folgern, dass das in diesem Fall sein eigentliches Ziel war.

Es mag durchaus jemandem eine bestimmte Person aus einer Partei, aber das Programm einer anderen Partei wählbar erscheinen. Gerade in dieser Option sehe ich eine der besonderen Stärken unseres Wahlsystems.

Auf Xuntheit!
Gustav der Bär
(Peter Gustav Bartschat)

RE: Leihstimmen oder so...

Verfasst: 25. September 2002, 14:36
von Carsten Wesel
"Gustav der Bär" hat am 25.09.2002 geschrieben:

> aber aus der Tatsache allein, dass jemand
> mit Erst- und Zweitstimme nicht die selbe Partei
> unterstützt, kann man doch gar nicht folgern, dass das in
> diesem Fall sein eigentliches Ziel war.
>
> Es mag durchaus jemandem eine bestimmte Person aus einer
> Partei, aber das Programm einer anderen Partei wählbar
> erscheinen.

Stimmt.

Gruß Carsten (der auch so einer ist)
--
Gesammelte PEEPs gibt es unter folgender Adresse :)
http://www.linkhitlist.com/cgi/LHL_D.exe?SLHL&ListNo=37995809566
Gesammelte RFs gibt es nebenan, bei :-|
http://www.linkhitlist.com/cgi/LHL_D.exe?SLHL&ListNo=38263809566

Re: Leihstimmen

Verfasst: 25. September 2002, 14:41
von Volker L.
Gustav der Bär schrieb:
>
> Volker L. schrieb:
> > (...) Offenbar gab es auch einige, die das Prinzip der
> Leihstimmen
> > nicht ganz verstanden hatten, denn es gab ca. ein halbes
> Dutzend
> > Stimmzettel mit Erstsimme Gruene + Zweitstimme SPD und etwa
> > genausoviele mit Erststimme FDP und Zweitstimme CDU.
>
> Diese Schlussfolgerung kann ich daraus so nicht ziehen,
> lieber Volker.
>
> Mit dem Begriff "Leihstimmen" bezeichnet man zwar den Effekt,
> die Zweitstimme dem gewünschten kleineren Koalitionspartner
> der eigentlich favorisierten größeren Partei zu geben - und
> dann wäre das so natürlich falsch ´rum gewesen - aber aus der
> Tatsache allein, dass jemand mit Erst- und Zweitstimme nicht
> die selbe Partei unterstützt, kann man doch gar nicht
> folgern, dass das in diesem Fall sein eigentliches Ziel war.
>
> Es mag durchaus jemandem eine bestimmte Person aus einer
> Partei, aber das Programm einer anderen Partei wählbar
> erscheinen. Gerade in dieser Option sehe ich eine der
> besonderen Stärken unseres Wahlsystems.

Solche geteilten Sympathien liegen offensichtlich vor, wenn
jemand Erststimme SPD und Zweitstimme CDU waehlt oder von mir
aus Erststimme Graue Panther und Zweitstimme Partei bibeltreuer
Christen. Aber beim Splitting zwischen einer grossen Partei und
ihrem potenziellen Koalitionspartner ist die Sache schon ziemlich
eindeutig.
Und bei den politischen Mehrheiten im Bezirk Steglitz-Zehlendorf,
zu dem unser Stimmbezirk gehoert, muss jedem von vorneherein
klar sein, dass die Erststimme fuer etwas anderes als die beiden
ganz grossen definitiv verschenkt ist.
Umgekehrt klappt das mit den Leihstimmen uebrigens auch: man ist
Anhaenger einer kleineren Partei, die ihren Direktkandidaten
definitiv nicht durchbringen wird, und gibt seine Erstimme dem
Kandidaten des Partners. Ist in St-Z. sogar passiert. Es haben
soviele Gruenen-Waehler per Erststimme SPD gewaehlt, dass die
SPD in dieser CDU-Hochburg das Direktmandat mit knapper
Mehrheit erobern konnte.

Gruss, Volker

RE: Leihstimmen

Verfasst: 25. September 2002, 18:37
von Marten Holst
Moinle,

> Solche geteilten Sympathien liegen offensichtlich vor, wenn
> jemand Erststimme SPD und Zweitstimme CDU waehlt oder von
> mir
> aus Erststimme Graue Panther und Zweitstimme Partei
> bibeltreuer
> Christen. Aber beim Splitting zwischen einer grossen Partei
> und
> ihrem potenziellen Koalitionspartner ist die Sache schon
> ziemlich
> eindeutig.

Jein. Prinzipiell gebe ich Dir zwar recht, aber mir ist auch ein Mensch bekannt, der zwar "alter Sozi" ist, aber aus Kandidatengründen die Erststimme vergrünt hat. Taktisch vielleicht nicht schlau, kommt aber vor.

> man ist
> Anhaenger einer kleineren Partei, die ihren Direktkandidaten
> definitiv nicht durchbringen wird, und gibt seine Erstimme
> dem
> Kandidaten des Partners.

Das Prinzip kommt mir durchaus bekannt vor. Wobei allerdings in Harburg die Erststimme relativ egal ist: beide Kandidaten (Hans-Ulrich Klose, Volker Rühe) der großen Parteien stehen schon seit Jahren auf Platz 1 der jeweiligen Landesliste, gut, es geht noch um ein Überhangmandat (das Hamburg zuverlässig produziert), aber da hier ja auch ein Wahlkreis ist, in dem der berühmte SPD-Besenstiel in den Bundestag gewählt würde... (auch wenn die 55% dieses Mal natürlich 20% unter den Ergebnissen eines Herbert Wehner früher liegen).

Tatsächlich kommen allerdings einige Möglichkeiten des teilweise obskuren deutschen Wahlsystems zusammen mit einigen kaum verhinderbaren Paradoxa bei Hare-Niemeyer zusammen (so genanntes "negatives Stimmrecht"), vergleiche www.wahlrecht.de, sodass man im Prinzip genau die demoskopischen Bedingungen in Deutschland kennen sollte, ob man z.B. der CDU durch eine Zweitstimme ein Mandat [i]wegnehmen[/i] könnte...

Politische Grüße
Marten (wählt aber doch mehr aus dem Bauch, als eine Partei nicht zu wählen, um sie zu unterstützen)