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Tod eines Brettspiels
Verfasst: 17. Mai 2005, 16:35
von Martin Ebel
Am Freitag abend ist in Kassel Spieletreff. ich trug also 2 Tragetaschen mit Spielen runter zum Auto. wo war nur der Autoschlüssel. ich musste die Taschen auf den Boden stellen und eine Tasche legte sich auf die Seite. Dann hatte ich die Schlüssel gefunden, schnell die Taschen auf die rüchbank gestellt und ab gings, nach dem ich mich durch Vorwärts- und Rückwärtsfahren aus der engen Parklücke gequält hatte. nach einem etwas langweilig verlaufenden Spiel wollte noch jemnand "St. Petersburg" spielen. Es waren zwei, die es noch nicht kannten und ich hatte die Hoffnung, es endlich einmal gewinnen zu können. aber ich fand es nicht. Scheinbar hatte ich es doch nicht eingepackt. Seltsam?!
in der Nacht kam ich zurück. Kein Parkplatz mehr in der Nähe frei. Es begann zu regnen. jetzt nur schnell ins Haus.
Am nächsten Morgen weckte mich der Aufschrei meiner Frau vom Balkon.
"Martin, Martin, komm schnell. Da liegen Teile von Dir auf der Strasse. Potsdam oder sowas". So ein Ruf kann einen schnell muntermachen!
Im Schlafanzug gings im sanft nieselnden Regen auf den Balkon. Tatsächlich: Im rinnstein und auf der Straße lagen größere Pappteile und viele, viele Kärtchen und Scheinchen in grün und blau und orange. Das war auch aus dem 2. Stock gut zu erkennen (Wetten,daß ich jedes beliebige Strategiebrettspiel der letzten Jahre aus 50 m Entfernung in überfahrenen und aufgeweichtem Zustand erkennen kann).
Das war St. Petersburg und es gibt nur einen Verrückten in dieser Strasse, dem ein neues Spiel, auf der Strasse liegend, gehören kann.
Ein wilder Schmerz umklammerte mein Herz. Mein Spiel, von Autos - möglicherweise sogar vom Auto seines Besitzers - überrollte und durch 12 stündigen Regen aufgeweichte und möglicherweise in Teilen davon gespülte mißhandelte Exemplar, daß mir noch einen Siegestriumph schuldig war, war nicht mehr.
ich zog mich schnell an und eilte mit einem Tablett nach unten, um die traurige Hinterlassenschaft einzusammeln. Die Pappe der Schachtel und der Plastikeinsatz waren zerrissen und zerschrammt; von Reifenabdrücken verschandelt. Nur da, wo mehrere Kärtchen zusammenlagen und unter der Pappe lagen, waren einige nicht ganz durchgenässt vom Wasser. Gleich in die Abfalltonne werfen konnte ich die Reste nicht. dazu war ich zu traurig. Also nahm ich sie hoch in der Hoffnung, noch etwas retten zu können. meine frau, die ein rührendes Verständnis und Mitgefühl aufbrachte -obwohl sie für noch mehr Spiele in unsere Wohnung kein verständnis aufbringt. Deckte handtücher auf den Tisch und half mir, alle Teile aus zu legen und mit einem Haushaltstuch Vorder- und Rückseite abzutupfen (Nicht reiben. da ging sofort der Goldrand und Farbe von der Karte ab.
Dann zählte ich nach und -oh wunder - nicht ein einziges Kärtchen noch ein Geldschein fehlte. Das Stühlchen für die Handwerker war zerbrochen, aber das ließ sich leimen. die Spielregel ließ sich vorsichtig auseinander lösen und auf den Wäschetrockner hängen. Das Spielbrett hatte in seiner zusammengelegten Form die Gewalt überlebt und trocknete schnell. Spielgeld und Kärtchen wurden faltig. Beim spielgeld erhöhte das die Griffigkeit, bei den Spielkarten war das schlecht. Also presste ich sie mit schweren Büchern Für die zerstörte Schachtel suchte ich eine ähnlich grosse und beklebte sie dann mit den geretteten Resten der Orginalschachtel. Das Spiel war wieder spielbar! Es war nicht tot, sondern nur schwer verletzt und geschädigt für den Rest seiner Tage.
So froh mich das macht:
Wieso mache ich so ein Getue um ein industrielles Massenprodukt? Wenn es sich um ein Unikat handeln würde! Ich könnte doch für 20 € ein neues bekommen.
Oder ehre ich mit meinen empfindungen den autor und seine Spieleidee? Oder treibe ich es schon mit meiner Spielebegeisterung zu weit ( Don Quichotte del la Mancha lässt grüssen)?
Versteht mich da draußen in der e - Welt jemand?
Re: Tod eines Brettspiels
Verfasst: 17. Mai 2005, 19:18
von Volker L.
Martin Ebel schrieb:
>
> Versteht mich da draußen in der e - Welt jemand?
also ich nicht :roll: :-D
> Am Freitag abend ist in Kassel Spieletreff. ich trug also 2
> Tragetaschen mit Spielen runter zum Auto. wo war nur der
> Autoschlüssel. ich musste die Taschen auf den Boden stellen
> und eine Tasche legte sich auf die Seite. Dann hatte ich die
> Schlüssel gefunden, schnell die Taschen auf die rüchbank
> gestellt und ab gings,
(...)
Unverständnis Nummer 1: wie kann man eine umgekippte Tasche -
egal ob Spiele, eben gekauftes Obst und Gemüse oder schmutzige
T-Shirts drin sind - einfach aufheben und weitergehen, ohne
hinzugucken, ob etwas rausgefallen ist? :-?
> nach dem ich mich durch Vorwärts- und
> Rückwärtsfahren aus der engen Parklücke gequält hatte. nach
> einem etwas langweilig verlaufenden Spiel wollte noch jemnand
> "St. Petersburg" spielen. Es waren zwei, die es noch nicht
> kannten und ich hatte die Hoffnung, es endlich einmal
> gewinnen zu können.
Unverständnis Nummer 2: Wie kann man St.P anders als zu zweit
spielen wollen? :-D
(vgl. http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=108594&t=108535)
Aber okay, diese beiden Punkten meintest Du sicherlich nicht mit Deiner Frage ;-)
> ich zog mich schnell an und eilte mit einem Tablett nach
> unten, um die traurige Hinterlassenschaft einzusammeln.
(...)
> Gleich in
> die Abfalltonne werfen konnte ich die Reste nicht. dazu war
> ich zu traurig. Also nahm ich sie hoch in der Hoffnung, noch
> etwas retten zu können.
(...)
> Das Spiel war wieder spielbar! Es war nicht
> tot, sondern nur schwer verletzt und geschädigt für den Rest
> seiner Tage.
>
> So froh mich das macht:
> Wieso mache ich so ein Getue um ein industrielles
> Massenprodukt? Wenn es sich um ein Unikat handeln würde! Ich
> könnte doch für 20 € ein neues bekommen.
> Oder ehre ich mit meinen empfindungen den autor und seine
> Spieleidee?
Als jemand, der Wert auf einen guten Zustand seiner Spiele legt, würde
ich in solch einem Fall nicht eine Sekunde zögern, das alte Exemplar
zu entsorgen und ein neues zu kaufen, dann selbst nach der Reparatur
wird es vermutlich in viel schlechterem Zustand sein als selbst ein auf
dem Flohmarkt gekauftes, von einem neuen aus dem Laden ganz zu schweigen.
Unverständnis Nummer 3-7:
[ul]
[*]Rechne doch mal Dein Monatsgehalt in Stundenlohn um - ich wette, die
Arbeitszeit, die Du in die Reparatur gesteckt hast, übersteigt den Neupreis.
[*]Das Spiel gibt es noch im Laden zu kaufen - warum sich die Mühe machen,
ein beschädigtes zu retten, dass danach immer noch schlecht aussieht?
Immerhin kostet es 20 Euro und nicht 2000...
Selbst wenn obiges Arbeistzeit-Geld-Argument nicht zuträfe, wäre mir ein
intaktes Exemplar einen Aufpreis wert.
[*]Selbst wenn es nicht mehr im Laden erhältlich wäre, würdest Du in Essen
oder woanders auf'm Flohmarkt bestimmt ein Exemplar finden, das immer
noch besser aussieht als das reanimierte Unfallopfer.
[*]Selbst wenn es Oop wäre und Flohmarktexemplare gar nicht vorhanden
oder unerschwinglich teuer - sooo gut ist St.P nun auch nicht, dass ich
es aufwändig in Bastelarbeit retten würde, sofern ich nicht besondere
Erinnerungen damit verbinden würde (z.B. Ehefrau beim Spielen kennengelernt)
[*]Ein zusätzliches verkauftes Exemplar wäre für die Spieleindustrie zwar
nur ein unbemerkt kleiner Gewinn, aber trotzdem besser als die paar Cent
für den Hersteller des Klebstoffes... ;-)
[/ul]
> Oder treibe ich es schon mit meiner
> Spielebegeisterung zu weit ( Don Quichotte del la Mancha
> lässt grüssen)?
Definitiv! :-P
Buenos Tardes,
Volker
Re: Tod eines Brettspiels
Verfasst: 19. Mai 2005, 08:59
von Frank"Riemi"Riemenschneider
Hi Martin,
du hast mein vollstes Mitgefühl und ich kann mich absolut in dich hineinversetztenl!! Deine Nachbarn hatten bestimmt ihren Spaß ;-)
Mein Trauma war ein "Nilpferd in der Achterbahn" entsorgt im Altpapiercontainer.
OK, einige werden sagen: "Da gehört es auch hin", ich konnte es trotzdem nicht zurücklassen. Ich habe es aus dem Altpapier gerettet. War zwar nicht mehr komplett aber den Karton konnte ich noch gebrauchen.
Gruß
Riemi
PS.: Wenn du kein Gewissen hättest, könntest du das Spiel bei Ihhh Bäähhh als Unikat versteigern. Mit dieser Geschichte könntest du richtig absahnen und berühmt werden.
Aber das würdest du niemals tun :-)
Danke fürs Mitgefühl
Verfasst: 19. Mai 2005, 13:33
von Martin Ebel
........ durch Volkers Beitrag fing ich schon an zu zweifeln an der emotionalen Verfassung der Forumsteilnehmer.
Aber jetzt zeigt sich wieder die emotioale Bandbreite, die ich auch am Spieltisch erlebe.
Gruß Martin
RE: Danke fürs Mitgefühl
Verfasst: 19. Mai 2005, 13:45
von Kathrin Nos
Hallo Martin,
"Martin Ebel" hat am 19.05.2005 geschrieben:
> ........ durch Volkers Beitrag fing ich schon an zu
> zweifeln an der emotionalen Verfassung der Forumsteilnehmer.
> Aber jetzt zeigt sich wieder die emotioale Bandbreite, die
> ich auch am Spieltisch erlebe.
Lass' Dich nicht abschrecken und sei versichert: Auch ich habe Deinen Beitrag mit einem tiefen Mitgefühl im einen und einem wohlgemerkt wohlwollenden Schmunzeln im anderen Auge gelesen :-)
Niedlich war bei uns folgendes Erlebnis am Wochenende: Wir waren bei einem befreundeten Pärchen zum Spielen, die wie wir an einem gewissen Platzproblem leiden und schweren Herzens bereits zwei Spiele aussortiert hatten, um sie zu verkaufen: Affenraffen und Lift Off - die volumentechnisch natürlich richtig reinschlagen! ;-) :-))
(wobei, besonders Affenraffen würde ich ja niemals nie nicht verkaufen - ich mag es einfach!! Auch wenn ich damit wohl ziemlich allein bin...)
Alles Gute wünscht
Kathrin.
Trennungsschmerz
Verfasst: 19. Mai 2005, 16:55
von Martin Ebel
Zum thema Trennungsschmerz von einem Spiel ist bisher in diesem Forum noch gar nicht richtig Stellung bezogen worden. Meist werden technische Tricks des Verstauens oder des günstigen Loswerdens ausdiskutiert. Hin und wieder blitzt dann ein Nostalgiefunke auf.
keine angst: Ich will jetzt hier nicht noch eine Selbsthilfegruppe trennungsgeschädigter Spieler aufmachen.
RE: Trennungsschmerz
Verfasst: 19. Mai 2005, 20:32
von Hartmut
"Martin Ebel" hat am 19.05.2005 geschrieben:
> Zum thema Trennungsschmerz von einem Spiel ist bisher in
> diesem Forum noch gar nicht richtig Stellung bezogen
> worden. Meist werden technische Tricks des Verstauens oder
> des günstigen Loswerdens ausdiskutiert. Hin und wieder
> blitzt dann ein Nostalgiefunke auf.
> keine angst: Ich will jetzt hier nicht noch eine
> Selbsthilfegruppe trennungsgeschädigter Spieler aufmachen.
Hallo Martin,
auch ich habe mit Dir mitgelitten. Zumindest die überlebenden Holzsteine hätte ich sicher auch gerettet. Dank Günter Rosenbaum kannst Du S.P. zur Not ja immer noch einsam [schnief] mit Deinem PC spielen. Dass Du mir jetzt aber nicht in Depression verfallen - ein Mondkälbertreiben an die Füße gebunden - in die Nähe eines Hafenbeckens gerätst ;-)
Was das Loswerden angeht, sowas macht man doch heute auf Ebay. Man muss die Dinge ja nicht immer schönreden, wie dieses berühmte Beispiel zeigt: http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=4539909790
Hartmut (schlicht zu faul sich von vielem zu trennen)
RE: Trennungsschmerz
Verfasst: 19. Mai 2005, 23:56
von riesenfuss
Moin Martin,
naja das Spiel hat ja schon seine Geschichte, da es ein Geschenk war, dass erst mit Verzögerung kam. Kannste ja zum Verständnis nochmalergänzen. ;-)
Ciao Thorsten
RE: Danke fürs Mitgefühl
Verfasst: 20. Mai 2005, 00:10
von VolkiDU
Kathrin Nos schrieb:
> (wobei, besonders Affenraffen würde ich ja niemals nie nicht
> verkaufen - ich mag es einfach!! Auch wenn ich damit wohl
> ziemlich allein bin...)
Du bist nicht allein :-)
Es grüßt
Volker
Re: Tod eines Brettspiels
Verfasst: 20. Mai 2005, 11:05
von Ina-spielbox
Hallo Martin,
auch mir standen die Tränen in den Augen, so habe ich mitgelitten. So ein Spiel aus dem Regen zu ziehen und zu trocken, das ist doch echte Treue! Tu es nie zu Iiii Bääh (s. o.), denn alles Geld kann Dir nicht ersetzen, was Ihr beide zusammen erlebt habt.
Der Vorschlag, ein schnödes, neues Spiel zu erwerben, war der hilflose Vorschlag eines Mannes, der noch nie seine echten Gefühle kennengelernt hat - was hast Du diesem Menschen doch voraus.
Mitfühlende Grüße Ina
Re: Tod eines Brettspiels
Verfasst: 20. Mai 2005, 15:42
von Gregor Breckle
Hallo Martin,
eine wirklich traurige Geschichte. Wie wäre es denn, wenn du deinem mit Herzblut und Schweiß wiederbelebtem Spiel einen Ehrenplatz in deiner Sammlung gönnst, sozusagen das Gnadenbrot, von wo aus es alle deine Bemühungen um andere Spiele mitverfolgen kann und sicher nicht traurig ist, wenn du dir ein neues zulegst, mit dem du dann anstatt über die Grausamkeiten des Spiele(r)-Lebens zu philosophieren, ganz profan spielen gehst. Und wenn keine weitere Gefahr besteht, du also zu Hause bist und alle klebrigen und färbenden Getränke auf dem Tisch entfernt sind, keine Chips aufgestellt und nur vertrauenswürdige Mitspieler eingeladern sind, kannst du ja mal das ehrwürdige und welterfahrene St. Petersburg wieder auf den Tisch bringen.
Viele Grüße ;-)
Gregor
Re: Tod eines Brettspiels
Verfasst: 31. Mai 2005, 18:45
von celina77
Hallo Martin,
ich habe wirklich mitgelitten. Boa, ich währe bei dem traurigen Anblick, des zerstörten Spieles eingegangen. Aber was die Sache noch schlimmer gemacht hätte, währe die Gewissheit, diesen Frevel selbst begangen zu haben!
Aber ganz Ehrlich. Ich liebe ordentliche Spiele... Ich hätte das Ding weggeschmissen und mir sofort (!!) ein neues gekauft und wenns übers Internet gewesen wäre...
in diesem Sinne
mitleidige Grüße
Carmen
Re: Tod eines Brettspiels
Verfasst: 1. Juni 2005, 11:00
von Immanuel
Hallo Martin,
auch ich konnte Deinen Schmerz gut nachvollziehen. Habe ich doch - ebenfalls eigenhändig (zum Glück muss man dann nicht auch noch auf jemand anderen sauer sein) - dereinst mein "Filthy Rich", welches ich mir zur abgeschlossenen Diplomarbeit für teuer Geld geleistet hatte, mit einem Glas Rotwein(!!) "getauft". Wir sind anschließend auch zu dritt dagestanden und haben Karten, Geldscheine (und Tränen :wink: ) getrocknet. Seitdem kommen bei uns Getränke auf einen Beistelltisch - eine Lösung, die andere Spielgruppen schon vorher kannten, aber Kinder müssen ja auch immer erst selber auf die Herdplatte fassen, und ich wollte ja auch nicht als Spießer dastehen, der mütterlich um seine Schätze besorgt ist.
Aber trotzdem: ich glaube, in dem Zustand, in dem sich den SP jetzt befinden muss, würde ich es wahrscheinlich tatsächlich in die große Schachtel packen, auf der bei mir "Spiele zum Ausschlachten" steht (welch gräßliches Wort!!). Die Geldscheine und Figürchen werden ja wohl noch verwendbar sein, aber bei den Karten habe ich doch meine Zweifel.
Mitfühlendes Grüßle,
Immanuel
Re: Tod eines Brettspiels
Verfasst: 16. Juni 2005, 10:22
von Markus N.
Ich verstehe dich und hoffe, das das Spiel eine Unfallversicherung hatte!
Der Invaliditätsgrad, den du hier schilderst, liegt eindeutig bei 100%!
Dann würdest du wenigstens finanzielle Unterstützung erhalten!
Ich bin zu Tränen gerührt, wie herzergreifend du diese Geschichte geschrieben hast!
Bin ich froh, dass es noch lebt!
Wie geht es ihm denn heute, so viele Tage danach?
Mitfühlende Grüße
Markus
Re: Der Albtraum 2. Teil
Verfasst: 16. Juni 2005, 19:04
von Martin Ebel
Danke der Nachfrage.
Heute habe ich es vorsichtig wieder in unserer Seniorengruppe "neue spiele ausprobieren" durchgespielt. Es funktioniert noch, wenn auch die Karten beim Stapeln leicht wieder auseinander fallen. Pappe erinnert sich und lässt auch nach langem Drücken sich nicht von seinen beulen befreien.
ich hatte es beim Göttinger Autorentreff mit, weil ich dachte, jemand wollte das arme geschundene spiel sehen, aber es hat niemand interessiert (kein wunder bei all den neuen jungen Prototypen). Als ich es einem Vertreter des Hans im Glück verlag zeigte, weil ich dachte, sie freuen sich, das die qualität des spiels selbst über solche Mißhandlungen triumphierte, kam nur ein verständnisloser Blick: "Versteh ich nicht. wollen Sie jetzt vom Verlag ein neues Exemplar haben".
Das Schlimmste ist, diese Geschichte lässt mich nicht los:
3 Tage später träumte ich, Thomas Gottschalk hat seine Mitarbeiter darauf angesetzt, im Internet eine Suche zu starten, wo überall der anfangssatz "Wetten, daß ..." vorkommt. Daraufhin sind sie auf meine Geschichte gestossen und Thomas Gottschalk hat diese Wette angenommen und ich war so eitel und hab ja gesagt. Als dann eine Dampfwalze über 50 Spiele rollen sollte, hinter dem noch ein Wassersprengwagen fuhr, habe ich aufgeschrien "das könnt ihr nicht machen " und habe mich vor die Dampfwalze geworfen. Dann bin ich aufgewacht.
Wenn jetzt das telefon klingt, habe ich so ein komisches Gefühl.
RE: Der Albtraum 2. Teil
Verfasst: 17. Juni 2005, 09:52
von Hartmut
Ich seh schon, noch ein paar Anekdoten und etwas Mundpropaganda, und das Ding geht flutschiger bei Ebay seinen Weg als der Papst-Golf oder die berühmte "Dreckskiste" von Ford ;-)
Martin, was willst Du dann nur mit all der Kohle machen?
RE: Der Albtraum 2. Teil
Verfasst: 17. Juni 2005, 22:01
von Christian Hildenbrand
Hartmut schrieb:
>
> Martin, was willst Du dann nur mit all der Kohle machen?
Ein neues Sankt Petersburg kaufen? ;-)
Christian (... bietet 5 Euro! ...)
RE: Der Albtraum 2. Teil
Verfasst: 18. Juni 2005, 13:37
von Martin Ebel
Vergiss es
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,nicht zu dem Preis
RE: Vorgeschichte?
Verfasst: 25. Juni 2005, 06:30
von Beate Schmidt
Hallo Martin,
eine Vorgeschichte?
Das macht bei den vielen Abenteuern, die dieses Spiel schon in so jungem Alter erlebt hat (unachtsam vom Besitzer in einem Straßengraben liegen gelassen, eine Nacht völlig allein auf der Straße verbracht, grässlichen Unwettern ausgesetzt..., dann die dramatische Suchaktion, gefolgt von leidvollen Heil-, äh Reparaturbehandlungen...), ja richtig neugierig...
Viele Grüße,
Beate
RE: Vorgeschichte?
Verfasst: 25. Juni 2005, 13:58
von Martin Ebel
Danke beate
Auf so einer Ermutigung habe ich gewartet.
In den nächsten Tagen, sobald ich Zeit habe, werden noch die Teile "3. Teil: Happy end" und (wie es sich bei berühmten Filmserien gehört) "Teil 4: wie alles begann" auf eurer geistigen leinwand zur aufführung kommen.
Gruß Martin
RE: Vorgeschichte?
Verfasst: 27. Juni 2005, 11:17
von Holger Fassbender
Hallo,
mit Teil 4: "Wie alles begann" solltest du noch ca. zehn Jahre warten und es dann in drei Teilen in aller Ruhe ausformulieren -- oder habe ich die Marketingstrategen aus Hollywood falsch verstanden? :-)
Gruß
Holger
3. Teil: Das Happy End
Verfasst: 27. Juni 2005, 12:30
von Martin Ebel
Der 3. Teil war wirklich nicht geplant. Aber rührend und schön ist es dennoch:
Am letzten Wochenende war ein bundesweites CVJM Treffen in Kassel und der Siedler v. Catan Bus war geordert worden. Als bekennender Spielefreund war ich eingeladen, als Animateur mitzumachen. Ich durfte sogar mein Mondkälbertreiben mitbringen und aufbauen. Es war ein großer Erfolg,denn die Hitze auf dem Platz war drückend und die menschen hatten tendenziell mehr Lust auf Geschicklichkeitsspiele als auf taktische Brettspiele, obwohl, wenn sie erst Mal ans Spielen kamen, sie sich auch für die anderen Angebote interessierten.
Eine der jungen Mitarbeiterinnen, die von Dresden aus zur Betreuung des SvC Busses nach Kassel gekommen war, hatte schon vorher gefragt, ob ich der martin ebel sei, der die rührende geschichte vom "Tod eines Brettspiels" ins Forum gestellt hatte. Nun ja, ich wars und sonnte mich bescheiden in meiner frisch gewonnenen Popularität.
Nach anstrengenden, schweißtreibenden Stunden (eifrige Kinder sind ja süß, aber springende Mondkälber vom Boden aufsammeln eine sportliche Betätigung für sich) kam dann zum Abschied die erwähnte junge Dame mit geheimnisvollem Gesichtsausdruck und kündigte noch eine Überraschung an. Da ich mein Dankeschön in Form eines SvC - Schlüsselanhänger Bus schon erhalten hatte, hoffte und erwartete ich nichts, aber war um so gespannter. Dann zog sie ihre Hand hinter dem Rücken hervor und ................................................................................................................es war ein ziemlich neues, kaum genutztes "St Petersburg", mit dem sie ihr Mitgefühl ausdrücken und meinen Schmerz über den beinahe Verlust lindern wollte.
Natürlich war es mit der Auflage verbunden, nun dem mißhandelten alten Exemplar das Gnadenbrot zu geben (nicht zum abdecker e-bay geben) und nun das neue St. Petersburg in den Spieletreffen den Gefahren auszusetzen.
Eine Verpflichtung, die ich gerne eingehe und das neue "St. Petersburg" hat sich als gutes kooperatives Exemplar seiner Art erwiesen. Ich habe damit meine erste Partie gewonnen. Vielleicht hat dabei auch die PC Version geholfen, die ich bis jetzt 230 x quälte, aber in dem Level gegen den wahren walter und zweimal Münchhausen nur 6 x einen Sieg bescherte.
Ach das leben kann so schön sein, wenn auch ein Mitspieler - Neidhammel maulte:
Typisch Martin Taktik. Immer laut jammern im Spiel und hoffen jemand tauscht was mit ihm ( oh falsches Spiel: das war beim jüngsten Siedler turnier).
Und wenn ihr leser alle ganz brav seit, erfahrt ihr später noch den letzten Teil: Wie alles begann!
4. Teil: Wie alles begann
Verfasst: 7. Juli 2005, 17:42
von Martin Ebel
Ehe ich in die Sommerferien fahre, will ich noch meinen absolut entgültigen letzten Teil abliefern:
Wie alles begann:
Geld ist knapp. Nicht jedes Spiel, das aufgeregt im Forum diskutiert wird, kann ich mir sofort leisten. Aber wozu gibt es Geburtstage?! zwar schenkt mir zwar kaum jemand ein Spiel, weil alle Freunde denken, ich hätte schon alle, aber mit ein paar zufällig hingeworfenen Bemerkungen an meine liebe Ehefrau, das ich durch die Beiträge im forum ganz gierig auf St. Petersburg geworden bin, und, weil es noch nicht im April 04 im Handel zu finden war, ein lieber Spielefreund es sicher im Internet mitbestellen könnte, war ich ziemlich sicher, es zu meinem Geburtstag morgens schön verpackt auf dem Gabentisch vorfinden zu können. Der 2. Juni kam. Meine Frau hatte einen kleinen Geschenktisch dekoriert und viele engepackte Gegenstände lagen auf dem Tisch. Wie sich beim Auspacken herausstellte, waren alles Bücher. Auch ein Märchenbuch war dabei, was meine Frau gerne schenkt, denn sie erzählt gerne Märchen. Ich schenke Ihr eher zum Geburtstag Spiele. Man soll immer schenken, was man selbst gerne mag.
Brav sagte ich Danke schön, aber enttäuscht war ich schon.
Drei Wochen später beim Spieletreff erzählte ich meinen geheimen Kummer unserem interneterfahrenen Spielefreund. "Was, kein Spiel zum Geburtstag?" "Nein; Keiner hat mir ein Spiel geschenkt." Ich fand zwar sein Erstaunen etwas übertrieben emotional. Schließlich hatte er mir auch keins geschenkt. Aber was solls. Eine mitleidige Seele ist besser als gar keine.
In den nächsten Tagen legte meine Frau eine seltsame Miene auf und fuhrwerkte in allen möglichen Ecken der Wohnung herum.
Und eines Morgens schenkte Sie mir einen zweiten Geburtstag. Ein eingepacktes Paket in genau der richtigen Größe. Es war St. Petersburg.
Was war passiert? Die beste Ehefrau von allen hatte tatsächlich wegen Beschaffung des gewünschten Spiels sich an unseren Spielefreund >riesenfuss< gewandt und er hatte es besorgt und sich daran beteiligt. Seine Frau war so nett und brachte es in der Zeit, wo ich an der Arbeit war, nach Hause. Sie traf aber meine Frau nicht an und übergab es einer Bekannten, die gerade an diesem Tag bei uns war. Da ihr eingeschärft wurde, daß ich es nicht zu sehen bekommen sollte, versteckte sie es sehr gut (eine Stelle, auf die man nicht kommt, weil sie so offensichtlich war). Sie vergaß, es meiner Frau zu sagen und diese wiederum dachte, mein Spielefreund hätte es wohl doch noch nicht erhalten.
Erst meine Klage und die Nachfrage meines Spielefreundes, der vermutete, es könne sich vielleicht um eine innereheliche Bestrafungsaktion meiner Frau gehandelt haben (was natürlich völlig Blödsinn ist, denn ich bin der beste ehemann, den sie je kriegen konnte), führte dann zur Auflösung.
Ich hoffe, jetzt versteht der geneigte Leser, daß dieses Exemplar von St. Petersburg nicht irgendein Exemplar war, sondern der Emotionen wert war, die ich dann bei seiner Zerstörung empfand.