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Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 10:01
von peer
Hallo,
aus Hamburg kommend, bin ich immer davon ausgegangen, dass "Kapeister gehen" ein normaler Ausdruck ist.

Jetzt hab ich ein neues Kartenspiel von mir "Kapeister" genannt und stellte fest, dass es von Word nicht erkannt wurde. "Naja", so dachte ich, "Word kennt ja vieles nicht" (z.B. "Spieleszene") und schaute im Duden nach. Es steht nicht drin (oder ich habs nicht gefunden, was auch nicht unwahrscheinlich ist). Es steht auch nicht bei Wikipedia.de. Bei Google liefert "Kapeister gehen" nur 60 Hits.

Ist "Kapeister gehen" ein norddeutscher Begriff? Eine Hamburger Spezialität? Oder veraltet? Wer kennts? Wer nicht?

ciao
peer

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 10:43
von Richard van Vugt | GAMEPACK.nl
...ist das hier wohl das richtige Forum für deine Frage? Hast Du nicht mehr Glück bei ein 'Duden'forum, oder so Wörterbuchähnliches?

Mit freundlichen Grüßen,
Richard

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 10:58
von Carsten Wesel | FAIRspielt.de
peer schrieb:
>
> aus Hamburg kommend, bin ich immer davon ausgegangen, dass
> "Kapeister gehen" ein normaler Ausdruck ist.

Na klar!

> Ist "Kapeister gehen" ein norddeutscher Begriff? Eine
> Hamburger Spezialität? Oder veraltet? Wer kennts? Wer nicht?

Ich kenne es, hab's aber schon lang' nicht mehr verwendet.
Wo's herkommt, weiß ich allerdings auch nicht.

Gruß Carsten (der - wie peer - aus Hamburg kommt)

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 11:03
von peer
Hi,
weiss ich nicht, aber ich kenne keins. Betrachte es als Rätsel, dann passt es schon.

ciao
peer

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 11:04
von Angela
Hallo Peer,

hab es hier bei uns am Niederrhein noch nie gehört. Klär mich doch mal bitte über die Bedeutung auf.

Gruß, Angela

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 11:15
von Knut
Hallo Peer,
ich kenne es nicht mit "a", sondern mit "o". Und die Wikipedia listet Kopheister (mit h) als "seemännisches Fachwort":
Kopheister gehen - , kentern, durchkentern
Gruß
Knut

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 12:11
von peer
Hi,
Knut schrieb:
>
> Hallo Peer,
> ich kenne es nicht mit "a", sondern mit "o". Und die
> Wikipedia listet Kopheister (mit h) als "seemännisches
> Fachwort":
> Kopheister gehen - , kentern, durchkentern

ah, interessant. Naja die Hamburger sprechen "o" ja gerne wie a aus...
ciao
peer

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 12:12
von peer
Hi,
Angela schrieb:
>
> Hallo Peer,
>
> hab es hier bei uns am Niederrhein noch nie gehört. Klär mich
> doch mal bitte über die Bedeutung auf.

Siehe die Bedutung von Knut. Hinzu kenne ich es als umgangssprachigen Ausdruck für "über den Jordan gehen" oder auch einfach "zerstören"

ciao
peer (dem hoffentlich wenig Prototypen Kopheister gehen)

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 12:16
von Kudde
Hallo peer!

Also ich kenne es nicht.

Kudde (Ruhrpottkind)

RE: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 12:20
von Michael Andersch
> aus Hamburg kommend, bin ich immer davon ausgegangen, dass
> "Kapeister gehen" ein normaler Ausdruck ist.

Aus Bayern kommend widerspreche ich dem. "Weißwurst", "CSU" oder auch "Reinheitsgebot" mögen normale Ausdrücke sein. Aber "Kapheister"?????

> Wer nicht?

Ich ;-)

Allgemein verständliche Grüße,
Micha

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 12:22
von Günter Cornett
peer schrieb:
>
> Hi,
> Knut schrieb:
> >
> > Hallo Peer,
> > ich kenne es nicht mit "a", sondern mit "o". Und die
> > Wikipedia listet Kopheister (mit h) als "seemännisches
> > Fachwort":
> > Kopheister gehen - , kentern, durchkentern
>
> ah, interessant. Naja die Hamburger sprechen "o" ja gerne wie
> a aus...

Jo, ich kenne es als 'Kapeuster'.
Von der Bedeutung her irgendwas in der Richtung 'umkippen', 'Kopf über', habe es aber immer nur gehört, nirgendwo geschrieben gesehen.

Gruß, Günter

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 12:40
von Ulrich
Als Hesse / Frankfurter passe ich da auch!

keine Ahnung

Verfasst: 17. August 2006, 13:26
von Tyrfing
ein weiteres Ruhrkind muss passen. Nie gehört
(was mich nicht verwundert, wenn es einen Seemannshintergrund hat)

Tyrfing

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 14:25
von Volker L.
peer schrieb:
>
> Hallo,
> aus Hamburg kommend, bin ich immer davon ausgegangen, dass
> "Kapeister gehen" ein normaler Ausdruck ist.

Nie gehört oder gesehen, in keiner hier vorgeschlagenen Schreib- bzw. Sprechweise

> Ist "Kapeister gehen" ein norddeutscher Begriff? Eine
> Hamburger Spezialität?

Offenbar, wenn ich mir ansehe, wer es kennt und wer nicht ;-)

Gruß, Volker

Re: Kapeister

Verfasst: 17. August 2006, 17:41
von Stefan-spielbox
Hier im Sauerland total unbekannt. Allerdings hat sich mal wieder meine Zeit bei der Marine als nützlich erwiesen und habe dort Kopheister, Kapeister (geschrieben habe ich das Wort nie gesehen) o.ä. als umfallen oder kentern kennengerlernt.

Stefan (Navy - it's not a job, it's an adventure!)

Re: Kapeister (koppheister)

Verfasst: 17. August 2006, 20:12
von Peter Gustav Bartschat
Laut Duden Taschenbuch Nr. 15 "Wie sagt man anderswo" ist "koppheister" ein niederdeutscher Ausdruck für "kopfüber".

So habe ich das Wort auch in meiner Zeit in Hannover kennen gelernt.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

Re: Kapeister (koppheister)

Verfasst: 17. August 2006, 23:07
von hannes
Peter Gustav Bartschat schrieb:
>
> Laut Duden Taschenbuch Nr. 15 "Wie sagt man anderswo" ist
> "koppheister" ein niederdeutscher Ausdruck für "kopfüber".

Ist niederdeutsch dasselbe wie plattdeutsch ?
Wenn ich mit "koppheister" google, lande ich auf plattdüütschen Seiten.

Lustig finde ich dabei, dass manche Leute auch heisterkopp sagen sollen :-)

hannes (der natürlich als Alpennordrandständiger dieses Wort auch noch nie vorher gehört oder gesehen hat)

Platt-, Nieder- und Hochdeutsch - und ein Exkurs über den Herrn Duden

Verfasst: 18. August 2006, 06:22
von Peter Gustav Bartschat
hannes schrieb:
> Ist niederdeutsch dasselbe wie plattdeutsch ?

Ja, wobei "niederdeutsch" der sprachkundliche und "plattdeutsch" der umgangssprachliche Begriff ist.

Hier eine ganz, ganz kurze zusammenfassende Erklärung: Im 7. Jahrhundert begann in der deutschen Sprache eine Veränderung, die man als "hochdeutsche Lautverschiebung" bezeichnet: Bestimmte Laute veränderten sich, Vokale wurden gegen andere ausgewechselt. (Das kommt bei Sprachen dauernd vor, die "hochdeutsche Lautverschiebung" ist allerdings die erste, die sich im Deutschen anhand schriftlicher Dokumente nachweisen lässt: Aus früherer Zeit gibt es zu wenig schriftliche Überlieferungen auf deutsch.)

Diese Lautverschiebung wirkte sich unterschiedlich stark aus. Insgesamt kann man Deutschland in drei große Regionen aufteilen, sortiert nach der Stärke, in der sich die Laute in der Sprache geändert haben: Im Süden am stärksten, die Sprache dieser Region nennt man "Oberdeutsch" und in der Mitte schwächer, diese Sprache nennt man "Mitteldeutsch". "Oberdeutsch" und "Mitteldeutsch" werden gemeinsam "Hochdeutsch" genannt.

Im Norden wirkte sich die Lautverschiebung am geringsten aus. Diese Sprache nennt man "Niederdeutsch" oder "Plattdeutsch". Im Norden Deutschlands spricht man also eine Sprache, die der Sprache der Zeit nach der Völkerwanderung noch am stärksten angenähert ist.

Jede dieser deutschen Sprachen besteht ihrerseits wiederum aus mehreren landschaftlich veschiedenen Mundarten, die sich voneinander merklich unterscheiden können. So gehören zum Niederdeutschen unter anderem Schleswigisch und Westfälisch ... und wenn man einen Schleswiger und einen Westfalen in ihren heimatlichen Mundarten reden hört, wird man im ersten Augenblick kaum glauben können, dass die beide vom selben Planeten kommen.

Soviel zur Umgangssprache, also der Art, wie Menschen reden, wenn sie unter sich bzw. unter Freunden sind, und wenn weit und breit kein Deutschlehrer zu sehen ist.

Wenn wir heute sagen, dass jemand "Hochdeutsch" spricht, meinen wir meist, dass er so spricht, wie´s im Duden steht. Das, was im Duden steht, ist aber gar kein "Hochdeutsch", sondern Niedersächsisch und somit eine Mundart, die zum "Niederdeutsch" gehört. Herr Konrad Duden, der im 19. Jahrhundert das "Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache" verfasste, das Anfang des 20. Jahrhunderts zur Norm des Schulunterrichts im Kaiserreich wurde, sprach selbst Niedersächsisch. Als er begann, es als seine Lebensaufgabe zu betrachten, die deutsche Sprache zu "vereinheitlichen", ging er natürlich - so ist das nun mal bei Weltverbesserern - davon aus, dass die Welt nur dann besser würde, wenn alle anderen sich genau so verhalten und genau so sprechen würden wie er selbst.

Gut, möchte ich abschließend sagen, dass sich das nicht vollständig durchgesetzt hat, denn sonst wären wir eine Nation aus kleinkarierten, nörgelnden, ihre Mitmenschen bespitzelnden Deutschlehrern geworden - und die paar Exemplare, die einem heute noch am Arbeitsplatz und in Internet-Foren begegnen und ungefragt Rechtschreibung und Wortwahl anderer Leute kritisieren, reichen für meinen persönlichen Geschmack übergenug aus.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

Re: Platt-, Nieder- und Hochdeutsch - und ein Exkurs über den Herrn Duden

Verfasst: 20. August 2006, 11:02
von hannes
Vielen Dank für den interessanten Exkurs

hannes

Re: Kapeister

Verfasst: 24. August 2006, 10:42
von Tom
Hier im Schwabenland ist das Wort auch nicht bekannt (und das sowohl in Baden als auch in Württemberg - habe einige Bekannte gefragt).

Gruß

Tom