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Übersetzung von Eigennamen

Sachfremdes
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Greifwin
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Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Greifwin » 2. März 2016, 16:12

Um mal das Thema des Game of Thrones Kartenspiel Threads aufzugreifen...

Vikingblood80 hat geschrieben:Allerdings heisst Jon Snow nun mal Jon Snow und nicht Jon Schnee. (Das ist nur die widerwärtige deutsche Übersetzung.)


Greifwin hat geschrieben:@Vikingblood80: +1
Uns wurde in der Schule noch beigebracht, man übersetzt keine Eigennamen... aber da gibt es bei GoT ja eh eine riesen Diskussion drüber. Viel schlimmer als das Beispiel John Snow (oder Graufreud*würg*) finde ich dann aber noch Sachen wie z.B. King's Landing, das zu Königsmund wurde - Namen nicht wörtlich zu übersetzen ist dann das non plus ultra an No Go für mich. -_-


Rei hat geschrieben:Dann hätten wir keinen Dagobert Duck, kein Tick, Trick, Track, kein Entenhausen etc.


Wie steht Ihr zu dem Thema?

Für mich ist das bei Eigennamen, wie ich schon schrieb, eigentlich ein absolutes No Go. Rei's Beispiel leuchtet mir natürlich ein... weitaus zugänglicher/verständlich für die (ganz) jungen Semester und vermutlich auch deshalb überall eine landestypische Bezeichnung von Disney (Michkuh *hust*) gewählt... Finde ich hierbei auch tatsächlich nicht soo gravierend, wenn auch schade - Scrooge McDuck wie auch Huey, Dewey, and Louie haben einfach mehr Flair für mich.
Andere Medien wie Romane, Film/Serie oder eben auch Brett-/Kartenspiele sind da irgendwie schon eine andere Nummer. Namen bleiben halt Namen und gehören für mich unangetastet. Dr. Metzger firmiert ja, wenn er in die Staaten auswandert, auch nicht plötzlich als Dr. Butcher...wobei... ;)

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Nafets
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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Nafets » 2. März 2016, 16:40

Ich finde die "Eindeutschung" (ich vermeide hier extra das Wort Übersetzung) der Eigennamen in AGoT auch extrem schrecklich und überflüssig. Ortsnamen sehe ich dabei nicht ganz so kritisch wie die Namen von Personen, aber ich sehe keinen Grund darin von der Regel die Greifwin erwähnt hat abzurücken.

Der Vergleich mit den Disney-Charakteren hinkt dabei etwas. Zum einen wurden die Namen nicht zwanghaft wortwörtlich eingedeutscht (Greyjoy -> Graufreud) sondern komplett ersetzt und die original Namen sind meines Wissens nach auch in Deutschland nie verwendet worden, sondern die hießen immer schon Tick, Trick und Track. Im englischen Original liest die minderjährige Hauptzielgruppe die Entenhausen-Comics wohl eher weniger. Ich bin jedenfalls froh, dass ich als Dreikäsehoch nicht mit englischen Worten wie "Scrooge" konfrontiert wurde, sondern mit so wunderbaren altmodischen Namen wie Dagobert, Dorette, Gundel etc.

Die eingedeutschten Namen aus AGoT (warum hat man dann eigentlich am original Titel festgehalten und daraus nicht "Das Spiel der Thröne" gemacht? Inkonsequent ist man da auch noch...) waren allerdings in den Büchern (der älteren Auflagen) noch unberührt. Wenn ich einen Charakter als Jon Snow kennenlerne, dann möchte ich diesen auch nicht später durch eine krude Übersetzung ersetzt sehen. Das trifft vielleicht nicht für alle Fans des Buches und der Serie zu, die die alten Auflagen nicht gelesen haben, mir aber stößt das unangenehm auf. Vor allem, wenn es Namen wie Lannister gibt, die englisch klingen und so die sprachliche Grundrichtung der Eigennamen vorgibt.

PS: Tausend Dank an die Heidelbären, dass im Brettspiel die Namen sind wie im Original!
Zuletzt geändert von Nafets am 2. März 2016, 16:41, insgesamt 1-mal geändert.

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flacon0815
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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon flacon0815 » 2. März 2016, 16:41

Die Übersetzung von Eigennamen sind für mich schon länger ein Grund original englischsprachige Bücher z.B. im Fantasybereich nur noch im Original zu lesen... Krieg ich's kotzen :D Bevorzuge aber meist eh die englischen Originale, weil in dem Genre das Englische in meinem Empfinden meist besser klingt ;)

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pogo-
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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon pogo- » 2. März 2016, 16:44

Wenn es thematisch passt, ist gegen eine Übersetzung/Anpassung von Eigennamen nichts einzuwenden.

Und genau das ist doch der Fall bei Jon Snow, der ja nur Snow heißt, weil alle Bastarde aus dem Norden Snow als Nachnamen haben.
Es ist also eher eine Herkunftsbezeichnung und kein wirklicher Name. Also sollte das auch so in der Übersetzung interpretiert werden, weshalb Schnee in diesem Fall (zumindest für mich) viel besser passt als Snow.

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Rastaman
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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Rastaman » 2. März 2016, 16:47

Irgendwer übersetzt etwas ja mal als erstes und trifft damit eine Entscheidung für alle zukünftigen Übersetzungen.
In den GoT-Büchern hat man die Entscheidung getroffen, bestimmte Namen zu übersetzen. Damit kann ich leben. Wäre auch ok gewesen, wenn man die Namen gelassen hätte. Daran hängt mein Herz nicht.
Was ich aber gar nicht leiden kann, wenn die Entscheidung mal so, mal so ausfällt. Zum Glück hat man in der Serie die übersetzten Namen aus den Büchern beibehalten.
Wie ist das bei den Spielen?

Ich finde es immer ganz furchtbar, wenn auf Seiten wie serienjunkies.de konsequent englische Namen verwendet werden, obwohl sie in der Übersetzung anders lauten. Das fängt da ja schon bei den Serientiteln an. Ganz aktuell: "X-Files" statt "Akte X".

Thygra
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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Thygra » 2. März 2016, 21:16

Ich denke, man kann diese Frage nicht pauschal beantworten, sondern muss immer den jeweiligen Einzelfall betrachten. Ist die Zielgruppe sehr jung wie beim Beispiel Disney, ist ein deutscher Name vermutlich sinnvoller. Ein 6-jähriger kann mit "Onkel Dagobert" wohl mehr anfangen als mit "Uncle Scrooge". Spielt dagegen ein Setting in England oder den USA, macht eine Eindeutschung wohl wenig Sinn, weshalb "Sherlock Holmes" oder "Forrest Gump" wohl nicht eingedeutscht wurden.

Bei Fantasy-Themen kommt es meines Erachtens auf die Namen selbst an. Klingen Namen typisch fantasymäßig, wie z. B. Drizzt Do Urden oder Aragorn, ist eine Übersetzung meist nicht nötig aus meiner Sicht. Klingt ein Name aber mehr englisch als nach Fantasy, dann ist eine Eindeutschung evtl. sinnvoller. Ein Beispiel ist für mich "Auenland", was ich im Deutschen viel schöner finde als "The Shire". Oder "Bilbo Beutlin" statt "Bilbo Baggins". Ich finde Beutlin eine sehr schöne Übersetzung des Namens und viel passender als das englische klingende Baggins.

Andererseits hätte ich mich mit "Luke Himmelsgänger" wohl weniger anfreunden können ... ;) Es kommt eben doch auf den Einzelfall an.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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Sascha 36

Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Sascha 36 » 2. März 2016, 21:29

Luke Himmelgänger und Han Allein , das klingt fast so gut wie die holländische Übersetzung vom letzten Star Wars Film
" dat Imperium knippelt retour " .

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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Florian-SpieLama » 2. März 2016, 22:18

Ich bin da auch sehr bei Thygra.

GoT ist jetzt nicht das klassische Fantasy-Setting mit Elfen und Zwergen und Orks, allerdings ist es schon mitteralterlich. Und für mich ist Englisch mehr eine Sprache der Moderne, die genutzt wird um etwas "cooler" Klingen zu lassen. Irgendwie finde ich da sowas wie Schnee (wenn ich auf deutsch schaue) da dann passender und authentischer, weil ein Anglizismus nicht in die Welt passt.
Ich fände es genauso blöd, wenn in einem Dialog jemand "Finde ich cool." sagen würde. Und genauso ginge es mir dann mit Greyjoy, Snow oder King's Landing.

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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon HDScurox » 2. März 2016, 22:44

Ich finde auch, dass die Übersetzungen in GoT sehr gut gelungen sind. Sie ergeben ein stimmiges passendes Gesamtbild. Aber ich hab sie auch so kennengelernt.
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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Lorion42 » 3. März 2016, 08:32

Ich sehe es so: wenn es eine Fantasiewelt ist wie Entenhausen, Westeros oder Mittelerde, dann finde ich Eindeutschungen gut. Es ergibt eine konsistente Welt, da ja in Übersetzungen auch keine Dialekte herrschen und ähnliches. Leute die sich an Westeros stören, aber nicht an Entenhausen und Mittelerde haben mMn ein Problem damit, wenn sich gewohnte Sachen ändern. Da ist nicht die Übersetzung das Problem, sondern dass sie erst zu spät durchgeführt wurde. Gerade bei Mittelerde gefallen mir die Übersetzungen richtig gut. Bei Westeros hat Martin selbst verlangt, dass die Namen übersetzt werden, da er es ganz schrecklich fand, dass die Leute sich englische Namen geben, obwohl sie deutsch reden. Bei der Übersetzung stört mich ein wenig, dass sie es nicht gut konsequent durchgezogen wurde und z.B. in der Serie die Namen plötzlich doch englisch ausgesprochen werden (Jon hätte man mMn so wie den deutschen Nachnamen John aussprechen sollen). Ein Harald Töpfer (statt Harry Potter) hätte ich dagegen ganz seltsam gefunden, so dass ich mich dort frage, warum Hermine deutsch ausgesprochen wird.
Manchmal hab ich ein wenig das Gefühl, dass sich manche Leute ein wenig elitär fühlen wollen und deshalb lieber englische Namen (siehe X-Files) benutzen. Das ist eine einfache Möglichkeit sich vom Pöbel abzusetzen. Gerade so eine Haltung finde ich ein wenig bedenklich.

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Sascha 36

Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Sascha 36 » 3. März 2016, 09:25

Finde eher den Gedanken befremdlich das sich Leute aufgrund einer Aussage elitär fühlen bzw finde ích es eher anmassend. Abgesehen davon ist es nur deine Meinung und ích kann in keinem Post hier lesen das sich jemand elitär deshalb fühlt.
Sprache hat ja auch was mit Klang zu tun und für mich klingen manche englische Begriffe einfach schöner, ob jetzt irgendwo Schnee oder Snow steht ist mir ehrlich gesagt völlig Wumpe. Ändern kann ich daran eh nichts, also lesen und damit abfinden oder auf die englische Version zurückgreifen.

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Vikingblood80

Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Vikingblood80 » 3. März 2016, 18:16

Ui da hab ich ja mit meinem Post was losgetreten - Entschuldigung dafür.

Ich denke Namen haben auch viel mit Erstkontakt zu tun. So wie man etwas kennenlernt, dieser Name prägt sich eben ein. Ich habe Game of thrones und Jon Snow nun mal zuerst auf Englisch kennengelernt und deswegen ist es für mich der richtige Name. Ein anderer hat es eben zuerst auf deutsch kennengelernt, für den ist es eben Jon Schnee. Ich hab die Serie meiner Freundin zuliebe auf Deutsch geguckt, selbst sie findet mittlerweile etliche der Übersetzungen blöd. Die Namensübersetzung in A Song of Ice and fire findede ich bisher am grusligsten (Bsp Tywin Lannister engl. "Teiwin" deutsch "Tüwin")

In Entenhausen bleiben aber für mich die Neffen aber Tick, Trick und Track sowie Onkel Dagobert, weil ich es eben so kenneglernt habe mit 9 Jahren. Dass die Figuren im Original anders heissen, habe ich erst im Erwachsenenalter realisiert.

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Peterlerock
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Re: Übersetzung von Eigennamen

Beitragvon Peterlerock » 3. März 2016, 19:40

Ich bin eher ein Freund vom Eindeutschen, aber bitte mit Talent und Hingabe...

Entenhausen und seine Bewohner wurden ja nicht übersetzt, sondern neu benannt. Und sehr treffend.
Da hat sich jemand Mühe gegeben, und die Namen sind wunderbarst.

Ähnlich im Herrn der Ringe... Düsterwald, Nebelberge, Auenland... das sind schöne Worte, klangvoll und geheimnisvoll.
Mirkwood, Misty Mountains und Shire würden sich seltsam anfühlen, wenn sie im deutschen Fließtext auftauchten.
Einen Baggins zum Beutlin zu machen, tut auch niemandem weh. Ebenfalls klangvoll und schön.
Bil-bo Beut-lin. Das kann man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Bei aGoT sind die Übersetzungen aber einfach nicht gut.
Die englischen Namen beizubehalten, hätte ich auch nicht gut gefunden, aber vermutlich besser als Graufreud und Königsmund.
Und ich will niemanden anfeuern, der Jon Schnee heißt. Muss doch nicht wortwörtlich sein, nennt ihn halt Jon Frost oder so.
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