Sascha 36 hat geschrieben:Krebsgeschwüre wie Nationalstolz
Das empfinde ich jetzt wieder mal als ganz schwierige Formulierung, Sascha. Nationalstolz ist grundsätzlich überhaupt nicht schlechtes und deine Aussage geht da direkt wieder in richtung Nazikeule - kommt bei mir zumindest so an. Ich bin selbst Stolz auf unser Land und da gibt es auch ganz viele Punkte auf die man Stolz sein kann, sogar sein muß. Gibt es für mich nichts dran zu rütteln. Genau solche Sachen stellen Leute dann wieder in eine bestimmte Ecke - auch die AfD'ler, die unter garantie nicht alle rechtsradidal sind.
Ich tu mich allg. etwas schwer mit deinem letzten Beitrag. Das wir helfen finde ich grundsätzlich gut. Den Umfang und Art und Weise wie es gelaufen ist, finde ich hingegen suboptimal bishen zu katastrophal, weil eben lange Zeit einfach vollkommen unkontrolliert. Von daher bin ich froh, daß aktuell die Grenzen zu sind und nur kontrollierte Flüchtlingsströme durchkommen. Das das wieder zu anderen Problemen führt ist ganz klar, sieht man an Idomeni, und hätte vermieden werden können.
Dennoch hat der Flüchtlingsstrom nicht nur gutes und davor verschließen viele (auch hier im Forum) mMn einfach die Augen. Sei es, weil Sie es nicht sehen wollen, oder wirklich nicht sehen. Darüber will ich mir garkein Urteil erlauben.
Aber um einfach mal etwas konkreter zu werden:
Die Stadt Bonn ist in akuter finazieller Schieflage und das seit Jahren. Der Haushalt war eine Katastrophe und ist, trotz Drall in die Richtige Richtung immer noch weit entfern von guten Zahlen. Aktuell ist die finanzielle Lage wie folgt
Der Etat weist für 2015 einen Fehlbedarf von knapp 42 Millionen Euro aus, für 2016 einen Fehlbedarf von 70,5 Millionen Euro. Auch in den weiteren Jahren der Finanz- und Ergebnisplan sieht der Gesamtergebnisplan Defizite vor. Erst im Jahr 2021 gelingt der Haushaltsausgleich.
Nachzulesen auf der Seite der Bundesstadt, Stand
vor der Flüchtlingskriese.
Aktuell hat die Stadt Bonn 3721 Flüchtlinge aufgenommen (Stand 14.03.16) und es fehlt an allen Ecken und Enden an Unterkümpften. Und hier lasse ich auch HDScurox Einwand hinsichtlich "keine geeigneten Strukturen zur Aufnahme von Asylanten" nicht zu. Das ist einfach nur Schönmalerei, da solche Zahlen, wie wir sie aktuell haben, überhaupt nicht absehbar waren. Im Januar 2014 gab es laut BAMF z.B. 14.463 Asyanträge Deutschlandweit. Im Jahr davor
76% weniger.
Was aktuell geschieht ist einfach wieder mal kopfloser Aktionnismus und Prokrastination pur.
Dazu mal ein paar Beispiele aus der Region:
- Vergangene Woche wurden, nachdem was eh schon investiert wurde (genaue Zahl kann ich aktuell nicht benennen) noch mals weitere 3,2 Millionen in provisorische Unterkünfte investiert.
- In Bonn sind mittlerweile, weil die Politik sich nicht mehr zu helfen weiß, ein großter Teil aller Sport und Freizeithallen belegt. Und das inkludiert die Einrichtung öffentlicher Schulen. Schulsport ist hier an vielen Stellen vom Lehrplan gestrichen,
- (Sport)Vereine haben Ihre Austragungs- und Veranstaltungsstellen, und in Folge dessen zahlreiche Mitglieder verloren, und stehen teilweise vor dem Aus. Hier ging der Protest soweit, daß letztes Ende eine zentrale Veranstaltungshalle und Museen gesagt haben, sie stellen Räumlichkeiten zur Verfügung um zumindest ein wenig Alltag für die Vereine aufrecht erhalten zu können. In wie weit das gefruchtet hat, kann ich grade leider nicht sagen. Das große Ganze hat es aber sicher nicht abgefedert.
- Auch hier in der Region gab es, unabhängig von Köln, Belästigungen von Frauen und Minderjährigen, wobei ich zugeben muß, daß mir zu letzterem noch eine Unabhängige Quelle/Bestätigung fehlt. Das nur ein ganz kleiner Teil der Asylsuchenden hier negativ aufgefallen ist, und man es nicht einfach auf die Masse übertragen kann, sollte jedem bei normalen Verstand klar sein. Nichts desto trotz wurde, ebenfalls vergangene Woche beschlossen, daß eine neue Auffangeinrichtung bei uns ums Eck zeitnah eingerichtet werden soll - etwa 100 Meter entfernt von einem Mädchengymnasium und genau zwischen Schuleingang und Bushaltestelle. In meinen Augen eine absolut berschissene und undurchdachte Platzwahl. Zeigt aber mal wieder wie ratlos man ist, da geeigneter Raum hier Mangelware ist.
- Und schließlich noch eine persönliche Erfahrung: Ein sehr enger Freund von mir ist im SEK tätig und bei den Geschichten rollen sich einem wirklich die Fußnägel hoch. Man ist nahezu täglich in entsprechenden Einrichtungen und zieht dort die Leute raus. Teils wg. Diebstählen o. ä., aber auch wg. Belästigung, Messerstechereien, versuchten Todschlages. Und das Gros dieser Leute ist Abends schon wieder auf freiem Fuß, weil es keine ordentliche, rechtliche Handhabe gibt sie festzusetzen. Mir ist bisher nur ein Fall bekannt, in dem jemand wg. des Vergehens auch längere Zeit einsaß bzw. noch sitzt.
Versteht mich da bitte nicht falsch. Ich bin absolut davon überzeugt, daß die Sache aus finanzieller Sicht für Deutschland locker zu schultern ist. Aber alles Andere ist wenig bis überhaupt nicht durchdacht und wird von vielen durch die rosarote Brille gesehen. Tja und die Anderen... wählen dann ggf. die AfD, aber eben nicht weil sie zwingend rechts sind. Vielmehr weil Sie sich nicht verstanden/gehört/beachtet und von der Politik vernachlässig fühlen. Und das kann ich auch durchaus verstehen. Mitspracherecht ist in Deutschland nämlich ein Fremdwort in dieser Beziehung.