Beitragvon Günter Cornett » 17. März 2016, 13:49
Also wenn es zulässig ist, zu assoziieren und zu pauschalisieren, wie es in Bezug auf "das Flüchtlingsproblem" häufig getan wird, dann kann man vor dem Hintergrund der letzten Ereignisse sagen: In Köln lebende Menschen neigen zu Massenkriminalität, egal ob es sich um Abiturienten oder um Flüchtlinge handelt. Als Ursache sind die katholische Kirche und das dreigliedrige Schulsystem klar auszumachen. Denn ohne den Kölner Dom gäbe es dort keine Gelegenheit zu massenhaften Ausschreitungen und ohne Abitur keine sog. Abiturienten-Scherze.
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Für mich sind nicht die Flüchtlinge die Katastrophe, sondern das, was ihnen passiert. Probleme, die uns durch die Aufnahme entstehen, mögen groß sein; sie sind marginal im Vergleich zu dem, was den Flüchtlingen passiert. Denen, die vor dem Krieg fliehen, dadurch zu helfen, dass man sie kurzfristig auch unkontrolliert ins Land lässt, halte ich deshalb für keinen Fehler, sondern für eine humane Geste und zugleich wirksame kurzfristig nötige Hilfe. Dafür hat Merkel Lob verdient (nicht aber für die gegenwärtigen Versuche die Türkei zum Wachhund gegen Flüchtlinge zu machen).
Tadel haben wir alle verdient, wenn wir glauben es uns nicht leisten zu können, Millionen Menschen aufzunehmen, es aber möglich ist, dass Menschen verhungern. Selbst HartzIVler, die es hier nicht leicht haben, gehören weltweit zum reichsten Viertel der Menschheit und profitieren indirekt von Kinderarbeit in Bangladesh. Wer kein Problem damit hat, dass Menschen quasi für lau für uns arbeiten, muss sich daher nicht wundern, wenn sie als "Wirtschaftsflüchtlinge" ihrem Reichtum hinterziehen.
Umso mehr haben Kriegsflüchtlinge unsere Solidarität verdient. Dieser Krieg ist nur z.T. in "islamischer" Ideologie begründet. Er dient auch zur Absicherung unseres Reichtums und der Macht von Nato-Staaten und Russland. In diesem Zusammenhang von "seelenguten Amerikanern" zu sprechen (BenKen) und dass die Lösung in Syrien liegen müsse, ist für mich Ausdruck von Doppelmoral. Als Deutschland - auch sehr aufgrund "patriotischer" Ideologie - in Trümmern lag, war es möglich 12 Millionen Menschen in kurzer Zeit aufzunehmen. Das heutige reiche Deutschland (und das reiche Europa) ist schon bei 1 Millionen Menschen im Jahr überfordert?
Was wäre denn, wenn in Deutschland in einem Jahr 2 Millionen mehr Kinder geboren würden als Menschen sterben? Würde die "christlichen" Parteien dann den Untergang des Abendlandes ausrufen, die chinesiche Ein-Kind-Politik einführen, Zwangsabtreibungen, Kopulationsverbot, den guten abendländischen Keuschheitsgürtel? Nein, man würde sich freuen, Geld in Kitas und Schulen investieren, eine Infrastruktur aufbauen. Das ginge natürlich auch für Flüchtlinge. Ob sie ein paar Jahre brauchen, um Deutsch etc. zu lernen, ist nicht aufwändiger, als aus deutschen Babies Erwachsene zu machen.
Mit einer Steuer von durchschnittlich 1000,- pro Kopf kämen 80 Mrd. Euro zusammen, die man Kommunen für die Aufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung stellen könnte: Im In- und Ausland und zwar denen, die helfen wollen und dabei Unterstützung brauchen. Natürlich hat hier nicht jeder 1000,- Euro übrig. Sozial gestaffelt könnte es so aussehen (nur mal ein stark vereinfachtes Beispiel): Die ärmere Hälfte der Bevölkerung zahlt nichts; das reichste Sechstel zahlt 4000,- pro Kopf, das (zur reicheren Hälfte gehörende) restliche Drittel zahlt 1000,- Euro pro Kopf.
Es fehlt eben nicht am Geld, sondern an der Ressource Menschlichkeit.
Und an diejenigen, die Angst vor "fremder Kultur" haben: Die größten kulturellen Veränderungen der letzten Jahrhunderte kommen nicht durch Einwanderungen aus fremden Kulturen, sondern durch technische Veränderungen: Das Auto verdrängt Menschen von der Straße, die Kanalisation rettet Menschenleben, das Internet bringt uns international zusammen. Die Veränderungen, die dabei in bezug auf Erfassung und Nutzung unserer Daten kommen, sind gravierender als die, die durch Begegnung mit anderen Religionen zwangsläufig erfolgen.
Ob mein Nachbar Rind oder Hammel kocht, in Kirche oder Moschee betet, ist da nicht wirklich der Punkt. Ohne kulturellen Austausch hätten wir weder Kaffee noch Kartoffeln, wäre die Mathematik nicht so weit und der Gebrauch von Seife hierzulande möglicherweise noch verpönt.
Die (nicht nur) heimische Ideologie des Nationalismus allerdings hat (nicht nur) Deutschland schon zweimal in Schutt und Asche gelegt und kostet immer wieder Millionen Menschen das Leben. Die Einwanderung von Flüchtlingen bietet - neben den nicht zu übersehenden - Problemen und Konflikten - daher immer auch eine Chance, diese menschenverachtende nationalistische Ideologie zu überwinden. Denn die Flüchtlinge sind auch Mittler zwischen Kulturen; wenn die Menschen die Erfahrung machen, dass man sich nicht dem diktatorischen Staat beugen muss, sondern Rechte in einem Rechtsstaat hat, dann kann davon ein Strahlkraft ausgehen, die die - durchaus vorhandenenen - aufklärerische Tendenzen z.B. im Islam verstärken. Es ist möglich, die Werte, die auch gegen die christliche Kirche erkämpft wurden, auf friedliche Art weiter zu tragen. Dazu braucht es statt kleingeistigem Nationalismus und Angst vor fremden Kulturen ein positives Verständnis der eigenen Kultur und Offenheit, diese auch in der Begenung mit anderen Kulturen weiterzuentwickeln.
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Günter Cornett am 17. März 2016, 14:43, insgesamt 1-mal geändert.