Beitragvon Alex N. » 20. März 2006, 17:43
Barrierefreiheit hat in öffentlichen Bereichen, die allen gleichermassen zugänglich sein sollen/müssen, eine unbedingte Berechtigung. Da macht der Begriff Sinn.
Für Spiele (bzw. die Marktwirtschaft im Allgemeinen) trifft das allerdings nur noch bedingt zu. Wenn ich einen Sex-Shop eröffne, bei dem eine steile Treppe in den geschützten Kellerbereich führt, werde ich wenige Rollstuhlfahrer zu meinen Kunden zählen. Und wenn mir das als Händler nicht passt und ich auch diese Zielgruppe erreichen will, baue ich eben einen Aufzug ein.
Nur weil ich keinen Fisch vertrage kann ich doch nicht fordern, dass alle Fische auf dem Markt von Fischeiweiss befreit werden, damit ich keinen allergischen Anfall bekomme.
Und das vielgerühmte Blokus - spiel das mal mit einem Rot-Grün-Blinden wie mir.
Fein, dass die Teile nicht verrutschen..... das Spiel macht mir dennoch keinen Spass. Und wenn jetzt die Plättchen noch mit irgendeinem Riffel-Code versehen werde, dann gehe ich jedesmal mit meinen Fingern eine halbe Stunde über den Plan und versuche dann vor meinem geistigen Auge eine Abbildung der eigentlichen Situation zu schaffen?
Locker 30% der Spiele auf dem Markt sind für Rot-Grün-Schwache nix. Wenn die alle auf mich angepasst werden müssten, würde der durchschnittliche Preis für Spiele allgemein auf das dreifache steigen. Und einige Spiele lieesen sich ohnehin nicht ordentlich anpassen. Zum Glück gibt es ca. 1000 andere Spiele, die mir Spass machen.
Und wie ist es zum Beispiel mit den Blinden allgemein? Z.B. Zug-um-Zug für Blinde.... und serienreif... na, viel Vergnügen, das geht ins Geld. Und für Leute mit motorischen (hm... gibt es da überhaupt ein politisch korrektes Wort? - man traut sich ja kaum noch was zu sagen) - also ihr wisst schon, was ich meine - sollte das Spiel dann auch noch "rutschfest" sein, am Besten Mulden auf den Plan. Geht doch alles, wenn man nur will.....
Aber kostet.
Klar, Leute - drüber nachdenken schadet sicher nicht, Blokus hätte man sicher auch mit anderen Farben herstellen können....
Und Spiele, die durch kluges Kombinieren, Logik, Planung oder Strategie gewonnen werden können, sollten besser in Zukunft auf solche Elemente verzichten, damit Leute, die in diesen Bereichen nicht so gut ausgestattet sind auch eine Chance bekommen. Stattdessen wäre auf einen vermehrten Einsatz von leicht bedienbaren, ergonomischen Würfel zu achten, vorzugsweise Würfel, die auf jeder Seite die gleiche Zahl haben. Ich persönlich arbeite nämlich in einem Bereich, in dem die Jugendlichen von Geburt an erhebliche Schwierigkeiten haben, Zahlen zu verstehen.
Und zu der Sache mit dem Handicap - ich persönlich HASSE es, gegen Leute zu verlieren, obwohl die schon mit einem "Handicap" spielen.... nach einem solchen Spiel fühle ich mich oft besonders minderwertig, fertig, deprimiert - von Spass keine Spur ("Hoho - jetzt spielen wir schon alle nur mit links, haben die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und tragen Gummistiefel - und ihr blöden Mädchen verliert immer noch!!!! Was denn bitte noch? sollen wir uns noch was vor den Kopf binden???")
Naja - ein bisschen Spass muss sein.... ;)
Gruss
Alex