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Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Allgemeine Spiele-Themen
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Frank -Riemi- Riemenschneider
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Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Frank -Riemi- Riemenschneider » 13. Oktober 2008, 14:41

Hallo große Kinder ;-)

Meine Frage an euch:

Soll man Kinder beim Spiel grundsätzlich gewinnen lassen?

Ich kriege das in meinem Bekanntenkreis mit. Lass das Kind gewinnen und alles ist gut. Verliert es, hat man Stress. Was machen diese Eltern? Richtig! :-(

Wie haltet ihr das?
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Richard van Vugt | GAMEPACK.nl
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Beiträge: 557

Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Richard van Vugt | GAMEPACK.nl » 13. Oktober 2008, 15:14

...Ich kannte auch so eine Familie, die mit ihren Kindern Spiele spielten, die 'ohne verlieren' verliefen. Die werden gut vorbereitet auf die 'echte' Welt, dachte ich damals...
Mittlerweile gibt es zum Beispiel Studenten, die grob gesagt nur anwesend zu sein brauchen, um ihr Abitur gestehen zu können. Wie falsch ich damals gedacht habe!

Mit freundlichen Grüßen,
Richard van Vugt

www.gamepack.eu

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Kai Borschinsky
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Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Kai Borschinsky » 13. Oktober 2008, 17:22

Mein Sohn hat früh gelernt, dass ihm ein Sieg nicht geschenkt wird. Ich spiele zwar teilweise nicht so engagiert wie gegen Erwachsene, vor allem, weil Grübeln bei Kindern wenig gut ankommt, aber es wird nicht "schlecht" gespielt, dass das Kind gewinnen muss.

Halte ich für erzieherisch den völlig falschen Ansatz. Kinder müssen lernen, dass sie nicht immer Recht haben. Verlieren können ist eine Tugend. Es tut weh, gerade für Kinder, aber sie müssen es lernen.
Resultat bei Jakob (8) ist, dass er heute meist gut verlieren kann und die Einstellung hat: Hauptsache das Spiel hat Spaß gemacht.
Ich habe ihm aber auch klar gemacht, dass man sich über einen "geschenkten" Sieg nicht so sehr freuen kann wie über einen "echten". Und dass es doch schöner ist, knapp zu verlieren, als zu gewinnen, wenn man weiß, dass der andere eigentlich gar nicht mitgespielt hat.
Die meisten seiner Freunde tun sich mit dieser Erkenntnis schwer. Jakob versucht sie da jetzt sogar entsprechend aufzumuntern.

Aber andererseits finde ich auch wichtig, ihnen Spiele zu präsentieren, wo sie zumindest ab und an eine Chance haben. Sie brauchen schon Erfolgserlebnisse.

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Big Daddy
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Beiträge: 521

Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Big Daddy » 13. Oktober 2008, 19:17

Hallo,

wir haben unsere Kinder (mittlerweile 10 und 15 Jahre alt) eigentlich nie gewinnen lassen. Jeder sollte beim Spiel schon die gleichen Chancen haben. Daher haben wir manchmal Bedingungen für die Kinder vereinfacht (z. B. durften bei Sabuca die Kinder Wörter mit einem Buchstaben weniger bilden oder ähnliches)
So ergab sich immer ein recht gut verteiltes Gewinnverhältnis zwischen Eltern und Kindern, aber auch zwischen den beiden Mädchen.
Trotzdem läuft heute auch nicht alles rund. Während die 10jährige gut verlieren kann, obwohl sie großen Ehrgeiz hat zugewinnen, sieht es bei der 15jährigen ganz schlecht mit dem Verlieren aus. Gerät sie schon frühzeitig auf die Verliererstraße verlässt sie sogar manchmal das Spielbrett oder kann z. B. bei Crokinole (spielen wir häufig Eltern gegen Kinder) richtig böse werden, wenn die Eltern mal wieder die Kinderscheiben abräummen.
Da ist trotzdem nicht alles richtig gelaufen, obwohl sie nie gewinnen durfte.

Mit freundlichen Grüßen
Big Daddy

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Micha A.
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Beiträge: 1340

RE: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Micha A. » 13. Oktober 2008, 20:03

> Meine Frage an euch:
> Soll man Kinder beim Spiel grundsätzlich gewinnen lassen?

Nö. "Grundsätzlich" schon mal gar nicht.

Ob man einem Kind ab und zu ein kleines Erfolgserlebnis gönnt steht m.M.n. auf einem anderen Blatt und hängt auch von der Mentalität und Entwicklung des Kindes ab.

D.h: Man muss ja die taktischen Finessen, die auch so manches Kinderspiel schon bietet, ja nicht bis zum Anschlag ausreizen*. Aber absichtlich (möglicherweise noch für das Kind offensichtlich) "dumm" spielen, so dass man dem Kind zum Sieg verhilft - nö.

*wobei auch dies durchaus ein Lerneffekt sein kann.

Wenn wir zu z.B. dritt spielen, dann gratulieren alle dem Gewinner zum Sieg, dem Zweiten dazu, dass er fast gewonnen hätte und dem Dritten dazu, dass er fast Zweiter gewesen wäre. So haben alle was zum Freuen ;-)
Außerdem darf der Verlierer bestimmen, wer die nächste Partie beginnt und sich eine Farbe aussuchen.
Das muss an Motivation reichen ;-)

Im übrigen teile ich die Meinung von Kai.

Gruß
Micha


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"Never argue with idiots. They bring you down to their level, then beat you with experience."

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Duchamp

Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Duchamp » 13. Oktober 2008, 20:18

"Gewinnen lassen" ist eine herablassende Haltung und schon mal zu vermeiden.

Ich denke, man kann:

1. Regeln anpassen, wenn das Spiel noch zu komplex für die mitspielenden Kinder ist, ggf. auch nur für die Kinder anpassen, nicht aber für die älteren. Dies natülich mit allen deutlich verabreden.

2. Etwas weniger "hart" spielen. So dürfen z.B. Züge beim Schach auch mal rückgängig gemacht werden, o.ä.

3. Einfach die angemessenen Spiele heraussuchen.

4. Auch mal Spiele spielen, in denen Kinder besser sind! (Ich sage nur: Memory!).

5. Selbst das Gewinnen, bzw. Verlieren nicht so hoch hängen, das übt den lockeren Umgang - Spiele sollen schließlich Spaß machen ...

Und noch 20 Sachen mehr, die mir gerade nicht einfallen (so viel zum Thema Memory :-) )

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Markus F.
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Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Markus F. » 14. Oktober 2008, 08:11

Grundsätzlich gewinnen lassen finde ich völlig falsch.

Wir suchen Spiele für unsere Kids aus, bei denen wir nicht zwingend einen Vorteil haben bzw. passen hier und da mal die Regeln an, damit Chancengleichheit besteht.

An manchen Tagen verliert unser Töchterchen zwar recht ungern ;-), lässt sich in der Regel aber nicht davon abbringen eine neue Partie oder noch ein anderes Spiel zu spielen.

Verlieren gehört zum Spielen dazu!

Gruß
Markus

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Kai Borschinsky
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Beiträge: 154

Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Kai Borschinsky » 14. Oktober 2008, 09:38

Big Daddy schrieb:
> Da ist trotzdem nicht alles richtig gelaufen, obwohl sie nie
> gewinnen durfte.

Na ja, das ist ja auch keine Garantie. Verlieren tut Kindern immer weh. Und ich denke, dass es auch was mit dem Alter 15 zu tun haben mag. Da setzt der Verstand doch bei den meisten mehr oder minder aus. Und gerade in dem Alter empfindet man Verlieren nicht gerade als Selbstbestätigung. ;)

Kai, der auch heute bisweilen das Gefühl hat, "völlig ungerechtfertigt" zu verlieren, und dann durchaus auch schlecht Laune bekommen kann. Ist manchmal auch Tagesform abhängig

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Duchamp

Man sollte gar niemanden "gewinnen lassen"

Beitragvon Duchamp » 14. Oktober 2008, 12:48

Im Übrigen denke ich, dass so etwas, wie "Gewinnen lassen" (eines schwächeren Spielers beim Schach o.ä.) NIE angebracht ist.

In der Natur des Spieles liegt eben u.a., dass

1. Je nach Regel einer gewinnen kann (bei ko-operativen Spielen auch mehrere), nicht aber nach Gutdünken der anderen Spieler.

2. Die Regeln allen Mitspielern bekannt sind.

Zu 1.: Das Problem ist, dass die Spieler sich plötzlich auf einer anderen Ebene bewegen, als der des Spiels. Plötzlich wird die "persönliche" Ebene wichtig, die aus der Spiele-eigenen Welt unbedingt ausgeklammert gehört. Insbesondere für Kinder (aber auch jeden anderen) ist eine der GRUNDREGELN des Spielerischen, dass es NICHT persönlich gemeint ist, wenn ich den König umbringe, die Figur rauswerfe, die Miete hochtreibe oder sonst etwas tue.

2. Wenn ich jemanden "gewinnen lasse", ergibt dies nur Sinn, wenn er das nicht merkt. Dies ist aber ein Betrug am Mitspieler, der diese "Regel" nicht kennt. Kennt er sie aber, ist jede Motivation, Spielspaß und Spannung verschwunden - wozu dann überhaupt spielen?

Außerdem sind Spiele Spiele und nicht "ernst" - auch darüber sollten sich alle am Spieltisch (oder auf dem Rasen oder im Theater) einig sein.

Ich freue mich stets über ein wundervolles, dichtes, aufregendes, überraschendes, erhellendes, superspannendes Spielerlebnis - noch besser, wenn ich sogar gewinne (das ist ja der Motor dessen, was passiert), aber wenn nicht - war`s trotzdem toll!

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Kai Borschinsky
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Beiträge: 154

Re: Man sollte gar niemanden "gewinnen lassen"

Beitragvon Kai Borschinsky » 14. Oktober 2008, 14:28

Deine Vorsätze in Ehren, gegen erwachsene Gegner ist der idealistischee Ansatz so auch verwirklichenbar, gegenüber Kindern kann das aber nicht die Begründung sein.
Für Kinder ist Spielen ernst, zumindest in dem Moment. Es ist hochernst. Und sie nehmen es nun einmal persönlich. Und wenn du noch so oft: - wumms - ist doch nicht persönlich! sagst.
Kinder haben nun einmal einen anderen moralischen Anspruch an Spiele. Sie können die Implikationen, die du genannt hast, m.E. gar nicht so erfassen.
Und vor allem können sie kognitiv gar nicht die Regeln in dem Ausmaß beherrschen, dass sie einen Spaß daraus ziehen, optimiert zu spielen. Das ist aber das, was du in letzter Konsequenz von einem Kind fordern mußt, wenn das genannte der einzige oder auch nur zuvörderste Quell der Spielfreude wäre.

Ein Spiel ist sui generis eine Simulation von Wirklichkeit, es kann also durchaus Sinn machen, Dinge innerhalb dessen auszuprobieren. Dazu kann auch das gezielte Überdehnen von Regeln gehören. Dazu gehört auch das Recht, schlecht zu spielen.

Welche Aspekte im Spiel gefördert werden sollten, liegt m.E. eher in der Veranlagung eines Kindes. Ein sehr ehrgeiziges Kind sollte lernen, dass Verlieren an sich gar nicht so schlimm ist, ein fahriges Kind übt Konzentration, ein zurückhaltendes Kind kann Ehrgeiz lernen oder sich zu öffnen etc. Ob und auf welche Weise dabei gewonnen wird, ist m.E. dabei dann eher zweitrangig.

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Duchamp

Re: Man sollte gar niemanden "gewinnen lassen"

Beitragvon Duchamp » 14. Oktober 2008, 19:39

Finde ich nicht ;-)

Natürlich sind alles Lernprozesse, aber deswegen gibt es eben auch Kinderspiele, ebenso wie Kinderfilme, mit denen diese Dinge nach und nach erlernt werden.

Dennoch sind sie gültig. Und wenn man einen Film sieht, ist es ggf. notwendig, Kinder darauf hinzuweisen, dass das nicht "Wirklichkeit" ist, und glaub` mir, die verstehen das!

Natürlich gibt es Unterschiede. Ob wir über 3 - 5-jährige reden, oder ob 8-Jährige auch noch zu den "Kindern" zählen. Die Entwicklung geht in diesen Jahren so rasant, dass man sowieso nur individuell schauen kann, wo das Kind gerade steht in Bezug auf einzelne Fähigkeiten und Möglichkeiten.

Aber ich habe auch schon mit einem 6-Jährigen Schach gespielt, und der überraschte mich mit einer Springergabel - hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Er fragte, ob das erlaubt sei, und nach meiner Erklärung, er habe da gerade einen der besten Tricks beim Schach selber herausgefunden, fand er das schon klasse.

Ich wollte hier auch nicht ideologisch wirken (schon gar nicht als Anti-Ideologe, der ich bin), sondern einfach nur eine Meinung kundtun. Selbstverständlich wird in der Realität gedehnt und gemacht, und man kann auch ein Spiel daraus machen, ob Papa oder Mama nun schlechter spielen als sie könnten oder nicht ...

In diesem Sinne: Viel Spaß!

Daniel

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Carsten Wesel | FAIRspielt.de

Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Carsten Wesel | FAIRspielt.de » 15. Oktober 2008, 14:41

Duchamp schrieb:
>
> 4. Auch mal Spiele spielen, in denen Kinder besser sind! (Ich
> sage nur: Memory!).

Ich spiele gerne Memory mit meinen Kindern. Auf's Gewinnen selber sind sie noch nicht so aus und sehr häufig wird die fehlende passende Karte dem aktiven Spieler gezeigt, weil das Kind eben stolz ist, daß es das weiß. Die gefundenen Paare werden dann auch nicht ausschließlich bei sich selber gesammelt, sondern man die eine, mal die andere oder evtl. auch beide an andere Mitspieler verschenkt. So haben alle Spaß am Spiel und einen wirklichen Gewinner gibt's da nicht.

UNO mit meinem Sohn macht schon richtig Laune und damit er sieht, wie oft er oder auch Papa gewinnt haben wir uns jeweils eine Zahlenkarte rausgesucht - und wer eine Partie gewinnt, sucht sich halt schnell die nächst höhere Karte raus. So sieht Kind gut, daß auch Papa gewinnt und verliert und alle Spaß haben am Spiel.

Gruß Carsten (der heute Abend Spieleabend mit Menschen hat, die alle verlieren können (und die Kinder kommen rechtzeitig ins Bett) )

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Kai Borschinsky
Kennerspieler
Beiträge: 154

Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Kai Borschinsky » 16. Oktober 2008, 09:06

Carsten Wesel | FAIRspielt.de schrieb:
>
> Duchamp schrieb:
> >
> > 4. Auch mal Spiele spielen, in denen Kinder besser sind! (Ich
> > sage nur: Memory!).
>
> Ich spiele gerne Memory mit meinen Kindern. Auf's Gewinnen
> selber sind sie noch nicht so aus und sehr häufig wird die
> fehlende passende Karte dem aktiven Spieler gezeigt, weil das
> Kind eben stolz ist, daß es das weiß. Die gefundenen Paare
> werden dann auch nicht ausschließlich bei sich selber
> gesammelt, sondern man die eine, mal die andere oder evtl.
> auch beide an andere Mitspieler verschenkt. So haben alle
> Spaß am Spiel und einen wirklichen Gewinner gibt's da nicht.

Da meine Freundin in Memory ziemlich gut ist, hat mein Sohn da auch kaum eine Chance, aber er hält besser mit als ich. ;)
Bei uns ist es aber eher so, dass die Kinder Pärchen tauschen oder verschenken, weil der andere halt das Motiv so gerne gewollt hätte.

Im übrigen neige ich im Spiel gegen Kinder riskanter zu spielen, also z.B. bei Memory nicht sofort den sicheren Zug zu machen, sondern dem Kind auch mal eine Vorlage (mit der zweiten Karte) zu geben, oder erst die unsicheren Paare zu versuchen.

Ich habe gestern mit Jakob Fauna gespielt, er kannte die meisten Tiere nicht, von Geographie hat er bestenfalls eine Ahnung, aber es ging ganz gut. Ich habe halt nicht immer den sicheren Zug gewählt, sondern ihm die Chance gelassen, den zu wählen. Gibt ja so viele andere Felder, die auch Punkte bringen können. Natürlich, ab und an mußte auch mal ein sicherer Tipp dazu, auch um dem Kind einen Anhaltspunkt zu geben.

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Cleveman
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Beiträge: 28

Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Cleveman » 16. Oktober 2008, 22:29

Wir spielen häufig mit einer Art Handicap. Wenn Papa z.B. beim letzten Mal San Juan mit acht Punkten gewonnen hat, bekommen die Junioren beim nächsten Mal entsprechenden Vorsprung. Bei St. Petersburg gibt es für die Besseren am Anfang Geldabzüge. Das funktioniert an sich sehr gut (Kinder sind knapp 12, knapp 10, 8 1/2 (Jungen) und knapp 7 (Mädchen); letztere schlägt uns leider praktisch bei jeder Art von Memory schon dadurch, daß sie unsere Konzentration durch munteres Geplapper stört).

Von Herzen freuen über einen Sieg des anderen kann sich bei uns eigentlich keiner. Jeder lernt aber, die Leistung des Siegers zu respektieren. Als kleiner Trost für die kleinen und großen Verlierer muß bei uns der Sieger das Spiel aufräumen. Da schmerzt die Niederlage nicht ganz so, und dem Sieger fällt das sonst lästige Aufräumen auch nicht mehr schwer ...

Gruß

Gunnar

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Marc
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Re: Soll man Kinder gewinnen lassen?

Beitragvon Marc » 28. November 2008, 12:06

Soll man Kinder beim Spiel grundsätzlich gewinnen lassen? Nö, es gehört beides dazu. Außerdem komme ich mir blöde vor, wenn ich andere dauernd gewinnen lassen muss. Ich will auch gewinnen. ;-)

Ich denke, mann sollte nicht unbedingt mit voller Härte spielen und kann auch Tipps geben.

Wobei Tipps auch mit Vorsicht zu genießen sind. In einer "Nicht Lustig"-Runde sagte ein Vater seiner Tochter, dass wenn sie jetzt nochmal und richtig würfele, habe sie die Chance dieses und jenes zu machen. Klappte aber nicht, daraufhin hatte das Mädchen die wenn-dann-Bedingung vergessen oder nicht kapiert und es so gedeutet, dass der Papa ihr was versprochen hatte und es nun nicht einhielt. Sie war unbelehrbar sauer und eingeschnappt.

Was man machen kann, ist zu sagen, dass der Gewinner das Spiel aufräumen muss.

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SpieLama
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon SpieLama » 7. Mai 2016, 10:10

Die Freie Presse hat den Artikel "Soll man Kinder gewinnen lassen?" veröffentlicht. Darin kommen Pädagogen, Psychologen und Erziehungsexperten zu Wort.

Freie Presse hat geschrieben:[...] Gibt es einen oder mehrere schlechte Verlierer in der Familie, kann der Spaß bei Gesellschaftsspielen leiden. "Damit ich einen anderen gewinnen lassen kann, brauche ich ein gutes Gefühl von mir selbst: Ich kann manches gut, manches weniger", sagt die Pädagogin Kerstin Bahrfeck-Wichitill von der TU Dortmund. [...]

Den kompletten Artikel findet ihr unter http://www.freiepresse.de/RATGEBER/FAMI ... 506199.php.

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Vikingblood80
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Vikingblood80 » 7. Mai 2016, 13:58

Ohne den Artikel gelesen zu haben (werde ich aber noch machen).

Pauschal ,dass Kinder immer gewinnen sollen ein klares Nein. (Irgendwann merken das Kinder auch und fühlen sich verarscht.)

Allerdings spiele ich ab und zu mit Absicht ein bisschen seichter und erhöhe damit die Chancen meiner Kinder zu gewinnen. Für die Langzeit-Motivation ist es wichtig auch mal zu gewinnen. Auf der anderen Seite ist es doch ein wichtiger Punkt, der im Spiel traniert werden soll, dass nicht immer alles klappt und man eben nicht immer gewinnen kann. Insgesamt kann man die Gewinnchancen gut mit der Spielauswahl steuern,abhängig von Alter und Können der Kinder.

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Sascha 36

Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Sascha 36 » 7. Mai 2016, 14:42

Kinder sind da nicht grossartig anders als Erwachsene , wenn ich ein Spiel kennenlerne und meinem Mitspieler geht es nur darum zu gewinnen und spielt auch dementsprechend dann wird dieses Spiel erstmal mit einer negativen Erinnerung verbunden. Ein Grund warum ich Terra Mystica für ein Jahr nicht spielen wollte.
Lass ich aber ein Kind beim ersten mal gewinnen, so wird es erstmal eine positive Verbindung mit dem Spiel haben und es gerne nochmal spielen.

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HDScurox
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon HDScurox » 7. Mai 2016, 14:52

und wenn du ein Spiel mit 4 Kindern spielst und dieses neu einführst, was machst du dann? Je früher Kinder lernen mit der Enttäuschung bei einer Niederlage umzugehen, desto besser. Dann wird es nämlich erst gar keine negative Erfahrung, sondern es wird eine Erfahrung und die Emotionen werden darauf gerichtet ob das Spiel an sich Spaß machte und nicht ob gewonnen oder verloren wurde.
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Sascha 36

Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Sascha 36 » 7. Mai 2016, 14:59

In erster Linie möchte ich Kindern den Spass an einem Spiel vermitteln und aufbauend Arbeiten. Im Fall einer AG würde es zb keinen Sinn machen den Kindern Spiele anzubieten, die darauf basieren das es einen Verlierer gibt bwz noch schlimmer wo jemand rausfliegt und den Rest des Spiels zuschauen muss.
Ich betone immer wenn wir etwas spielen das es sich um ein Spiel handelt, wie ich ein Kind an ein Spiel heranbringe entscheide ich individuell, bei einem Kind mit geringer Frustrationstoleranz zb ist das wichtig und bei Kindern mit feinmotorischen Störungen sollte ich vielleicht auch nicht als erstes Riff Raff auf den Tisch bringen.
Dixit ist für mich eins der besten Einsteigerspiele, da hier das gewinnen wirklich zweitrangig ist, die Runden kurz sind und wir die Hasenleiste schon lange in die Tonne befördert haben.

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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon openMfly » 7. Mai 2016, 18:35

Dann muss ich mich mal outen:
Ich lasse Mitspieler zwar nicht direkt gewinnen, aber ich spiele oft nicht so "gut" wie ich könnte.
Das sind dann die Spiele, die ich besitze, die ich für die Runde ausgewählt habe, bei denen ich alleine die Regeln kenne und die ich (solo) schon oft gespielt habe im Gegensatz zum Rest.

Die Gründe dafür:
a) Den neuen Spielern einen Gegner bieten, der ungefähr auf dem gleichen Niveau spielt.
b) Die neuen Spieler nicht direkt abschrecken. Es sind Spieler darunter, die verlieren komplett die Freude an dem Spiel, wenn sie die ganze Zeit einfach nur heillos untergehen.
c) Mir selbst macht es mehr Freude zu spielen, wenn alle Spaß haben und auch "mitspielen", als dass ich Freude am Gewinnen habe.

Anders sieht es bei kooperativen Spielen aus. Da hänge ich mich meist stark rein und muss aufpassen, mich auch mal zurück zu nehmen.

Wenn alle Spieler das Spiel gut kennen und ich das Spiel sehr mag, dann gebe ich mir mehr Mühe beim Gewinnen oder versuche einfach mal neue Strategien.

Ich denke vieles davon kann man auch auf das Spielen mit Kindern übertragen.
Man sollte so spielen, dass sie eine Chance haben und dass sie die Freude am Spiel nicht verlieren.

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schlumpf
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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon schlumpf » 8. Mai 2016, 11:52

Um mal einen großartigen (fiktiven) Computer (sinngemäß) zu zitieren:

"Die Frage ist schlecht gestellt" :D
(oder richtig: “I think the problem, to be quite honest with you, is that you've never actually known what the question is.”)

Nur Spaß, aber mit dem Wörtchen IMMER waren die Antworten quasi vorprogrammiert, denn IMMER ist ein derart absoluter Begriff, dann kann das eigentlich nicht richtig sein (ganz ähnlich diesem weit verbreiteteten "Beste aller Zeiten" - Quatsch, wo man das doch erst nach dem Ende aller Zeiten behaupten könnte). Auch von Kindern reden ist a bissl schwierig, da je nach Alter (2,3,5,7,11,13,17, ...) wohl jeder seine Definition von Kindern hat (auch wenn ja viele das Alter dazugeschreiben haben).

So ganz allgemein finde ich, dass "gewinnen lassen" per se nix schlechtes ist. Es macht schließlich (dem Kind) mehr Spaß (und was da alles hinterher kommt: Motivation, Selbstwertgefühl, ...). Allerdings sollte man geschickt sein und darf sich nicht erwischen lassen :P . Dazu zählt auch, das Kinder eben NICHT immer gewinnen (das fällt auf) und vor allem muss verlieren auch gelernt werden. Ich denke, je älter ein Kind wird, desto weniger/seltener sollte man ein Kind gewinnen lassen, wobei ich das bereits genannte "nicht mit Vollgas spielen"/Handicapmatch voll unterschreibe und beispielsweise bei Carcassonne "nicht fies" (einbauen/verbauen) spiele.

@openMfly
Du bist nicht der einzige: Auch ich spiele "zuweilen" nicht siegorientiert/optimal, zumindest nicht nach den Siegbedingungen des Spiels. Ich will ein schönes Spiel haben (möglichst sollten alle ihren Spaß haben), was für mich nicht immer gleichbedeutend ist mit "ich mache möglichst viele Siegpunkte".

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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Vikingblood80 » 8. Mai 2016, 15:20

Ein paar Runden Abluxxen zu zweit oder zu dritt am Wochenende mit den Kindern (fast 8 und fast 10) gespielt. Meine Tochter (jüngere) hatte mehr Lust und wollte auch ein paar Partien mit mir allein spielen. Fand ich gut, dass sie nicht aufgegeben hat. Nach etwa 4-5 Niederlagen in Folge konnte sie einfach durch mehr Narren (enthalten in den Königskarten) punkten und gewinnen. Sie hatte den Ehrgeiz und dann war der Triumph toll: "Ich habe gegen Papa gewonnen."...und ich hab deismal ganz normal gespielt, also nicht extra seichter.

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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Emirio » 9. Mai 2016, 11:04

Meine beiden Töchter (3 und 4) lassen wir auch nicht gewinnen.

Memoryspiele spielen beide recht gerne, da gewinnen sie auch ohne dass man als Erwachsener schlecht spielt.
Oftmals verlieren sie die zweite Partie weil sie dann Quatsch machen, nicht zuschauen was die anderen aufdecken, sich nicht merken was sie selbst aufgedeckt haben, etc..
Wenn ich sie so gewinnen lassen würde, würden sie ja beim nächsten mal noch mehr Quatsch machen. Nö, geht gar nicht :)
Auch bei Mensch-Ärger-Dich-Nicht werden die Pöppel der Kids geschmissen, wobei ich sagen muss, dass das recht hart für sie ist.

Ab und an kommen Tränen bei meiner Großen, dann will sie nochmal spielen und dann nochmal, aber spielen will sie immer wieder gerne. Wenn sie vor meinem Spieleregal steht und fragt: "Papa, wann darf ich das spielen? Und das? und das?" freue ich mich schon, wenn sie alt genug ist für "ordentliche" Spiele. :)

Eines noch:
Spätestens in der Schule/Beruf/Erwachsenenalter müssen sie lernen, dass einem nichts geschenkt wird. Wenn sie schon früh mit Frustration umgehen können, ist das umso besser.

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Re: Soll man Kinder beim Spielen gewinnen lassen?

Beitragvon Vikingblood80 » 9. Mai 2016, 11:24

Emirio hat geschrieben:Meine beiden Töchter (3 und 4) ...
Auch bei Mensch-Ärger-Dich-Nicht werden die Pöppel der Kids geschmissen, wobei ich sagen muss, dass das recht hart für sie ist.


Nach meinen Erfahrungen, ist ein anderes Element in Spielen in diesem Alter auch extrem schwer zu verkraften. Und zwar wenn es keine festen Spielerfarben gibt bzw. jeder mit allen "Pöppeln" ziehen kann."Hey warum nimmst du jetzt meinen?" Ich glaube die feste Farbe gibt Sicherheit. Je nach Stand des Kindes würde ich solche Elemente erst ab 5 empfehlen. Beispiel Geistertreppe: Sobald alle Spieler Geister sind (Farben sind dann nicht mehr erkennbar), darf man in seinem Zug einen beliebigen Geist bewegen. Ähnlich schlimm wie beim Rauswerfen: Würfelt man ein Geistsymbol darf man 2 beliebige Geister vertauschen. Besonders hart wenn der (vermeintlich) eigene Geist kurz vor dem Ziel zurückgetauscht wird.


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