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Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Allgemeine Spiele-Themen
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Michael Weber
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Michael Weber » 10. November 2015, 00:01

Sascha 36 hat geschrieben:Diesen Satz finde ich allerdings sehr interessant, gerade zu dem Thema und was bis jetzt dazu geschrieben wurde.
Irgendwie klingt der für mich komisch ?
"Ein schlechtes Spiel bleibt ein schlechtes Spiel, nur haben wir Rezensenten es dann wenigstens gesagt ???"


Ergibt sich aus dem Zusammenhang. Lies eine Rezension über ein schlechtes Spiel, kauf es dir, hab' Spaß damit. Damit bleibt es ein schlechtes Spiel. Aber die Rezension hat vorher zumindest gesagt, dass es schlecht ist. Du kannst dich also nicht daruf berufen, es nicht gewusst zu haben. Die Rezension hat ihre Ordungsaufgabe also erfüllt, obwohl du Spaß hast. Spaß ist nicht gleichbedeutend mit gut. Daher muss der Leser am Ende selbstverständlich noch für sich einordnen, was er mit der Rezension als Info anfängt. Das wiederum kann dir die Rezension nicht abnehmen. Aber sie kann versuchen, ein Spiel kritisch so zu beleuchten, dass am Ende eine klare Bewertung im Sinne einer Einordnung in die Masse von anderen Spielen erfolgt, damit der Leser seine erforderliche Transformationsleistung überhaupt erbringen kann.

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Sascha 36

Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Sascha 36 » 10. November 2015, 00:26

Ich finde das nachvollziehbar was du schreibst, finde aber das jeder Leser auch ohne Rezension seine erforderliche Transformationsleistung erbringen kann. Für mich klingt das so als schreibe man eine Rezension, weil man der Meinung ist das der Leser nicht in der Lage ist sich selber eine Meinung zu bilden. Finde da nimmt sich der Rezensent als solcher etwas zu wichtig, aber das ist auch nur meine Wahrnehmung.
Schreib ich zB einen kurzen Spielbericht soll das weder zum Kauf führen, noch möchte ich ein Spiel so besonders gut oder schlecht bewerten, für mich ist es einfach nur ein kurzer Bericht oder Eindruck.
Sagt jemand zB das Spiel kaufe ich nicht weil das bei Reich der Spiele schlecht bewertet wurde, frag ich mich ob man so eine Entscheidung von einer Meinung abhängig machen kann. Was hat man als Rezensent davon wenn jemand ein Spiel aufgrund einer Bewertung nicht kauft ?
Zuletzt geändert von Sascha 36 am 10. November 2015, 00:40, insgesamt 1-mal geändert.

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HDScurox
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon HDScurox » 10. November 2015, 00:33

@Sascha: Natürlich weiß der Rezensent mehr als der Leser. Im normalfall liest man Rezensionen, weil man das Spiel noch gar nicht, oder erst ein Mal gespielt hat. Man sucht also fundierte Meinungen. Die fundierung geschieht durch viele intensive Spielpartien und Spielerfahrung. Wie soll sich der geneigte Leser (was liest er jetzt eigentlich?) eine Meinung von etwas bilden, welches er als Produkt nicht zur Hand hat. Genau dafür sind doch Rezensionen da. Ich kann doch auch bei Amazon nicht das neue Mikrofon bewerten - also mir eine Meinung bilden - wenn ich es nur auf dem Bild sehe und die Beschreibung lese. Von der Beschreibung her klingen alle Mikrofone toll...

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Sascha 36

Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Sascha 36 » 10. November 2015, 00:48

@ ich weiß was du meinst HD, aber ich tue mich persönlich immer schwer damit zu sagen ich weiß etwas besser als andere.

Ich Versuch mal zu erklären was ich meine an einem Beispiel:

Ich schreibe eine Rezension über Activity ( einfaches Beispiel) , hab es mehrmals gespielt und finde es in allen Punkten unlustig, anstrengend und wenig Planbar.
Dann erlebe ich aber zB eine Gruppe die das Spiel sofort liebt, alle haben Spaß dran und nach wie vor kann ich dieser Form von Freude nichts abgewinnen.
Sollten trotzdem nicht die anderen besser eine Rezension schreiben über das Spiel, auch wenn das Spiel nur einmal gespielt wurde ?

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Michael Weber
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Michael Weber » 10. November 2015, 00:56

Sascha 36 hat geschrieben:Ich finde das nachvollziehbar was du schreibst, finde aber das jeder Leser auch ohne Rezension seine erforderliche Transformationsleistung erbringen kann. Für mich klingt das so als schreibe man eine Rezension, weil man der Meinung ist das der Leser nicht in der Lage ist sich selber eine Meinung zu bilden. Finde da nimmt sich der Rezensent als solcher etwas zu wichtig, aber das ist auch nur meine Wahrnehmung.


Nein, der Rezensent ist nicht wichtig. Aber es gibt massig Leser, denen Rezensionen wichtig sind. Daher ist auch die Rezension bzw. ihr Gehalt wichtig. Das klappt mal mehr, mal weniger, aber bietet suchenden Lesern die Möglichkeit, sich ein Urteil zu bilden.

Und glaub mir, "suchende Leser" gibt es wirklich viele. Außerhalb der Szene suchen Menschen aber anders. Selbst Leser aus dem Dunstkreis der Hardcorespieler suchen gezielt Rezensionen, um über einen Kauf zu entscheiden. Andere mögen es unterhaltsam finden, auch das leistet eine Rezension idealerweise, aber die meisten Leser suchen eine "Bewertung" des Spiels, für das sie sich aus welchen Gründen auch immer interessieren.

Ich vermute (!) sogar, dass viele "Seltenspieler" sogar nur ein oder zwei Rezensionen lesen, dann in Shops abwandern, dort 2-3 Kundenmeinungen zur Bestätigung lesen und dann kaufen oder doch nicht. Daher können Rezensionen kaufentscheidend sein!

Sascha 36 hat geschrieben:Sagt jemand zB das Spiel kaufe ich nicht weil das bei Reich der Spiele schlecht bewertet wurde, frag ich mich ob man so eine Entschuldigung von einer Meinung abhängig machen kann. Was hat man als Rezensent davon wenn jemand ein Spiel aufgrund einer Bewertung nicht kauft ?


Sagt ja keiner. Aber wenn es neben x positiven zum Beispiel noch diese (oder/und wenige weitere) negative Kritiken gibt, überlegt ein Leser vielleicht neu und kommt zu einem anderen Schluss. Und genau diese Leistung kann dir ein Verlagstext niemals bieten. Denn dort wirst du natürlich nie etwas Negatives finden. Darum braucht die Welt auch Verrisse, negative Kritiken oder mäßige Bewertungen. Damit die Leser am Ende besser informiert sind.

Was hat ein Rezenent davon? Sowohl beim Kauf oder Nicht-Kauf in der Regel nichts. Das eine ist der Ansatz, eine Rezension zu verfassen. Da ist die Entscheidung (!) des Lesers gleichgültig. Da geht es um Information, Unterhaltung, Magazin usw. Das andere ist die Vermarktung einer Webseite/eines Mediums. Denn ab einem gewissen Punkt ist der Idealismus in dem Sinne vorbei, dass diese Art von Hobby schnell teuer werden kann. Hier gibt es ganz unterschiedliche individuelle Schmerzgrenzen und ganz unterschiedliche Kostenstrukturen, die oft weit über die Frage einer Domainregistrierung hinausgehen. Ein Miniblog kann Ausgaben in Höhe von null haben, große Magazine müssen schon ohne Lohnkosten oder Zeitaufwand durchaus eine kleine oder größere vierstellige Summe finanzieren. Daher kommt Werbung ins Spiel. Hier die Leserentscheidung in dem Sinne monetär bedeutend, wenn er denn kauft. Denn einige Webseiten (huhu Nils!) verdienen ein paar Cent mit Hinweisen auf Bezugsquellen. Je nach Projekt ist dieser Anteil von potenziellen Einnahmen aber tendenziell eher zu vernachlässigen und fällt bei negativen Rezensionen in der Tat tendenziell weg. Da gibt es aber deutlich lukrativere Einnahmequellen, die im Urteil unabhängiger machen.

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Michael Weber
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Michael Weber » 10. November 2015, 01:00

Sascha 36 hat geschrieben:Sollten trotzdem nicht die anderen besser eine Rezension schreiben über das Spiel, auch wenn das Spiel nur einmal gespielt wurde ?


Eben nicht. Aufgabe der Rezension ist doch, die Krtitikpunkte einzuordnen. Wenn es unlustig ist, sind vergleichbare Spiele auch unlustig? Wenn nein, warum dieses? Kannst du als Rezensent vielleicht Partyspiele nicht ausstehen? Dann bist du vielleicht der falsche Rezensent. Oder du schaffst es, zu ergründen, warum die anderen Spaß haben, obwohl es "schlecht" ist. Genau das muss eine Rezension leisten. Eine Rezension ist doch kein Text der Sorte "mir gefällt es oder nicht".

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Sascha 36

Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Sascha 36 » 10. November 2015, 01:11

Michael das war bis jetzt für mich das nachvollziehbarste was ich in den letzten Posts von dir gelesen habe, du hast mit Sicherheit mehr Erfahrung in der Szene als ich und wenn ich alles wüsste würde ich diesen Thread auch gar nicht eröffnen.
Den letzten Absatz fand ich echt interessant.


Hast du nicht das Gefühl, das viele Rezensionen sich schon so lesen nach gefällt mir oder gefällt mir nicht ? Denke das es da schon Unterschiede gibt.

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BGBandit
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon BGBandit » 10. November 2015, 06:54

Darf man eigentlich nicht einfach nur ganz simpel Spaß daran haben Rezensionen zu schreiben, ohne als geltungssüchtig dazustehen?

Und sind eigenlich alle großen Seiten gleich so groß "auf die Welt gekommen?" Haben sie nicht auch mal klein angefangen, immer weiter dazugelernt, sich entwickelt? Hatten alle Seiten gleich xxx tausend klicks und likes am ersten Tag?

Haben sie alles gleich von Anfang an richtig gemacht? Und machen sie überhaupt heute alles richtig? Wer bestimmt eigentlich, was richtig und was falsch ist?

Fragen über Fragen...

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Peterlerock
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Peterlerock » 10. November 2015, 06:59

https://peterrustemeyer.wordpress.com/2 ... re-zeichen

Hier ist zum Beispiel eine Review von einem Spiel, von dem ich nicht besonders angetan war.
In erster Linie, weil das Thema und die spielmechanik nicht miteinander verzahnt sind. Die lovecraft-thematik wirkt aufgesetzt, mit einem "cash grab" Beigeschmack, man hätte diese kniffelei auch 1:1 unter jedem anderen Thema veröffentlichen können.
Außerdem suggeriert das spielmaterial einen hohen wiederspielwert, ich habe aber nicht das Gefühl, dass es einen echten Unterschied macht, mit welchem Ermittler man gegen welchen großen alten anrennt.

Beides sind für mich Informationen, die man anhand eines verlagstextes oder ein paar Fotos des Materials nicht bekommt.
Dafür muss man das selbst gespielt haben.
Oder eben eine Rezension lesen. ;)

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OWI
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon OWI » 10. November 2015, 07:59

Ich möchte zu dieser Diskussion mal festhalten, dass ich einer jener "Typen" bin, die Rezensionen gerne und oft zu Rate ziehen.

Ich würde mich schon als Vielspieler bezeichnen, spiele aber ganz sicher nicht in der "Hardcore"-Liga jener mit, die zum Beispiel schon aus Essen mit einer Anzahl von gekauften Spielen zurückkommen, die meine "Jahreseinkaufszahl" bereits deutlich übersteigt.
Konkret bedeutet das: Ich hab so um die 400 Spiele und kauf pro Jahr etwa 7-10 neue.

Die, die ich kaufe, kaufe ich durchwegs deutlich später als die Hardcore-Fraktion. Ich stütze dabei meine Entscheidung erstens auf die Ergebnisse der verschiedenen Spielepreise, genau gesagt auf Pfefferkuchel, SdJ und DSP. Und dann lese ich zu Spielen, auf die ich aufmerksam wurde eben querbeet verschiedene Rezensionen. Die beschreiben ja einerseits den Spielablauf so, dass ich eine Vorstellung haben kann (zusätzlich lese ich dann ab und an auf der Verlagshomepage eines Spieles die genaue Spielregel). Und andererseits geben sie eben eine Utreil, ein Fazit ab, eine Benotung - kurz: sie sagen, ob ihrere Meinung nach das Spiel gut, herausragen, mittelmässig oder gar schlecht ist. Und das alles hilft mir wirklich weiter, da ich mir so eine Gesamtbild machen kann, das mich dann zu einer Kaufentscheidung führt, oder eben dagegen.

Insgesamt bin ich damit nahezu immer gut gefahren und habe mir nur selten ein Spiel gekauft, das mir dann überhaupt nicht gefiel.

Natürlich muss ich auch sagen, dass sich mit der Zeit bestimmte Rezensenten herauskristallisiert haben, auf deren Einschätzung ich besonders achte. Bei mir sind das zum Beispiel Udo Bartsch oder die Pöppelkiste. Auch Seiten wie HALL 2000, wo verschiedene Leute ein Spiel bewerten, schätze ich sehr...

FAZIT: Ich profitiere ganzklar klar von Rezensionen. Und ich meine mal, dass da ich bei Weitem nicht der einzige bin...

Gruß

Karl-Heinz

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Arnold
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Arnold » 10. November 2015, 08:42

Guten Morgen!

Ich wage trotz ehemaligem Spielboxler, der leider bisher negative Erfahrungen mit Sascha36 zur Kenntnis nehmen musste,
siehe Zitat :

"Deine Bemerkung und die von anderen zeigen mir nur warum ich nie was mit dem alten Spielbox Forum und seinen " ich hab eh immer die richtige Meinung und alles neue ist doof" Mitgliedern zu tun haben wollte."

die Stellungnahme von Karl-Heinz zu 100% zu teilen. Genauso gehe ich und meine Bekannten vor und somit ist er nicht der einzige.

Michael Weber danke ich für seine Einbringung und Klarstellungen. Bravo!

Gruß Arnold

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Sascha 36

Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Sascha 36 » 10. November 2015, 10:29

Ich hab hier nicht gesagt das es nur einen minimalen Teil gibt die Rezensionen lesen um diese als Unterstützung für den Kauf zu nutzen , wenn hab ich gesagt das ich das selber nicht mehr so oft mache und es ratsam finde auch mal dem eigenen Geschmack zu vertrauen.
Mit dem Zitat hat Arnold Recht, hab ich so geschrieben und auch damals genauso gemeint.


@ Bandit
Stand ich nicht auf deiner Ignore Liste ?
Egal, beantworte dir deine Fragen selber, denke das kann jeder am besten selber wissen was man darf und was man nicht darf.

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Michael Weber
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Michael Weber » 10. November 2015, 11:03

BGBandit hat geschrieben:Darf man eigentlich nicht einfach nur ganz simpel Spaß daran haben Rezensionen zu schreiben, ohne als geltungssüchtig dazustehen?


Lass dich von Nils nicht verunsichern.

BGBandit hat geschrieben:Und sind eigenlich alle großen Seiten gleich so groß "auf die Welt gekommen?" Haben sie nicht auch mal klein angefangen, immer weiter dazugelernt, sich entwickelt? Hatten alle Seiten gleich xxx tausend klicks und likes am ersten Tag?


Nein. Alle Seiten haben klein angefangen und mussten/müssen viel lernen.

BGBandit hat geschrieben:Haben sie alles gleich von Anfang an richtig gemacht? Und machen sie überhaupt heute alles richtig? Wer bestimmt eigentlich, was richtig und was falsch ist?


Auf keinen Fall. Das ist auch heute nicht so. Zu unterscheiden ist in der Diskussion die allgemeine Definition/theoretische Auseinandersetzung und die prkatische Seite/tatsächliche Umsetzung.

Blick um die Ecke zeigt übrigens ein Paradebeispiel für "falsch".

Wer bestimmt: Ganz am Ende abseits von handwerklichen Dingen die Leser.

:)

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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Florian-SpieLama » 10. November 2015, 11:12

Michael Weber hat geschrieben:Was jedoch absolut NICHT heißt, dass dieses Spiel gut sein muss. Man kann auch schlechte Spiele gut finden. Das ändert aber nichts daran, dass sie schlecht sind. Und genau diese Diskrepanz aufzuarbeiten, ist Aufgabe einer Rezension.


Hier würde ich gerne nochmal nachfragen. Versteh das bitte nicht als Kritik, sondern als ernste Frage.

Was habe ich davon, wenn ich weiß ein Spiel ist (angeblich) schlecht, aber es macht mir Spaß/ich finde es gut?
Was ist denn gut und was schlecht? Spiele sollen mir doch Spaß bereiten! Wenn es mir dann Spaß macht, ist es dann nicht automatisch gut?
Sollte es nicht so sein wie in der Medizin wo gilt "wer heilt hat recht!"?
Sorgt deine Aussage nicht dafür, dass Rezensionen sinnlos erscheinen, weil sie sagen zwar was gut und schlecht ist, das sagt aber nichts über den Spielspaß aus? So liest sich das zumindest. Bei Socken interessiert mich doch auch nicht die Web-Technik und der Stoff, sondern einfach wie sie sich anfühlen (warm halten, Komfort usw. dabei schließe ich auch allergische Reaktionen ein, also so kommen wir nicht zum Stoff) und wie sie aussehen.

Vielleicht ist das ein rein persönliches Problem, aber wenn ich etwas gut finde, was von Kritikern verrissen wird, fühl ich mich immer etwas schlecht.
Wie vorher schon gesagt, geben sich professionelle Kritiker gerne weltmännisch und künstlerisch, sowie intellektuell Anspruchsvoll. Ich krieg dann so ein bisschen das Gefühl, dass man als gebildeter Mensch dieses oder jenes nicht gut finden darf oder man ist dann doch nicht so gebildet (womit wir wieder bei den Vin-Diesel-Filmen wären).
Ich versuch mich immer mehr davon zu lösen und denke, dass was einen Freude bereitet nicht falsch (und somit auch nicht schlecht) sein kann und, dass sowas nichts über den Menschen aussagt, oder ihn zumindest nicht abwertet.

Dennoch bleibt die Frage, warum soll ich wissen, dass etwas schlecht ist, wenn es mir gefällt/trotzdem gefallen könnte?

Das ist dann innerhalb der Szene ein bisschen so, wie wenn Leute aus der Szene, also Vielspieler, die Wenigspieler belächeln, weil sie Monopoly und Risiko gut finden. Da steckt Arroganz und Angeberei hinter und falscher Misdionierungszwang. "Ich muss denen jetzt sagen die spielen ein schlechtes Spiel und, dass sie keine Ahnung haben!" Warum, wenn sie doch eine Menge Spaß?!
Und so klingt das hier mit den Kritikern, die dann nochmal mehr Ahnung haben als die Vielspieler. "Ich muss denen jetzt sagen, dass es eigentlich schlecht ist." (Hier steckt jetzt, zugegebenermaßen, doch etwas Kritik drin.)

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Viagra4Free
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Viagra4Free » 10. November 2015, 11:44

Das Hauptproblem bei dieser Diskussion scheint mir zu sein, dass solche Leute wie Thygra meinen, eine Rezension innerhalb eines Blogs sei in erster Linie Verbraucherinformation und müsste daher immer objektiv bleiben. So ein Bullshit.
Schöne Mädchenspiele jetzt kostenlos spielen auf spielen.de!

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Michael Weber
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Michael Weber » 10. November 2015, 11:59

Florian-SpieLama hat geschrieben:Sorgt deine Aussage nicht dafür, dass Rezensionen sinnlos erscheinen, weil sie sagen zwar was gut und schlecht ist, das sagt aber nichts über den Spielspaß aus? So liest sich das zumindest.


Nein. Aber es wird immer jemanden geben, der mit schlechten Spielen Spaß haben kann. Aufgabe der Rezension ist es, ein Spiel kritisch zu beleuchten. Dazu gehört neben vielen anderen Details auch der Spielspaß. Alles fließt in die Rezension ein. Ein Spiel kann natürlich unter bestimmten Umständen, in bestimmten Konstellationen oder für bestimmte Menschen Spaß machen, obwohl es schlecht ist. Schlecht oder verbesserungsfähig oder ... Da gibt es nun zig Abstufungen. Der Rezensent muss nur trotzdem den Finger in dei Wunde legen. Wer das jnicht kann oder will, sollte meiner Meinung nach keine Rezensionen verfassen. Das passt dann nicht zusammen.

Der Spielspaß ist anders als viele objektive oder ein bisschen objektive Aspekte ein eher subjektiver Punkt in einer Rezension. Und er ist von vielen Komponenten abhängig, die das Spiel allein nicht "beeinflussen" kann. Eine Rezension sagt wie ein Spiel ist, wie es im Vergleich ist und ob es am Ende Spaß macht. Jetzt kommt wieder der Leser und muss die Transformation des Wissens in den persönlichen Geschmack hinbekommen. Sind ihm berechtigte Krtiikpunkte nicht wichtig, gibt es eine gute Chance, dass er mehr Spaß mit einem Spiel hat als der Rezensent. Dennoch bleiben bei einer guten Rezension die konkreten Kritikpunkte, die ein Spiel vielleicht mal mehr, mal weniger "schlecht" werden lassen. Rezensionen ordnen ein Spiel ein und bieten dem leser eine Entscheidungsgrundlage. Sie können aber nicht das Ereignis am Spieltisch von anderen vorhersehen, aber sie können auf Basis des Rezensentenwissens eine Prognose beinhalten, die mehr oder weniger nahe am späteren tatsächlichen Ereignis ist.

Florian-SpieLama hat geschrieben:Bei Socken interessiert mich doch auch nicht die Web-Technik und der Stoff, sondern einfach wie sie sich anfühlen (warm halten, Komfort usw. dabei schließe ich auch allergische Reaktionen ein, also so kommen wir nicht zum Stoff) und wie sie aussehen.


Bist du dir da ganz sicher?


Florian-SpieLama hat geschrieben:Ich versuch mich immer mehr davon zu lösen und denke, dass was einen Freude bereitet nicht falsch (und somit auch nicht schlecht) sein kann und, dass sowas nichts über den Menschen aussagt, oder ihn zumindest nicht abwertet.


Gut und schlecht ist ungleich richtig und falsch. Ich erwarte von einer guten Rezension, dass sie zwar Gruppendynamik und -Erlebnisse aufgreift, aber Kritikpunkte klar aufzeigt. Das kann man ja auch so schreiben, dass in den Tests viele damit Spaß hatten, obwohl das und das nicht passt.

Florian-SpieLama hat geschrieben:Dennoch bleibt die Frage, warum soll ich wissen, dass etwas schlecht ist, wenn es mir gefällt/trotzdem gefallen könnte?


Du sollst auf Basis einer kritischen Rezension am Ende für dich abwägen können. Wie sollst du das umfassend können, wenn dir keiner sagt, dass z. B. die Anleitung des sonst hervorragenden Spiels grausam ist, dass die Materialfarben nicht auseinananderzuhalten sind, das Thema aufgestezt wirkt oder der Startspieler wirklich mal einen Vorteil hat, das Spiel im Vergleich zum ähnlichen XY deutlich weniger fordernd ist oder sogar jeder vor sich ohne Interaktion hinspielt? Jeder Leser wird aus solchen Punkten seine ganz eigene Schlussfolgerung ziehen. Aber alle Punkte treffen zu. Ein Teil wird sagen: Ich kaufe es. Vielleicht sogar Spaß damit haben. Viele andere werden sich eine Alternative suchen., weil ihnen einige oder alle der Kritikpunkte nicht passen.

Florian-SpieLama hat geschrieben:Das ist dann innerhalb der Szene ein bisschen so, wie wenn Leute aus der Szene, also Vielspieler, die Wenigspieler belächeln, weil sie Monopoly und Risiko gut finden. Da steckt Arroganz und Angeberei hinter und falscher Misdionierungszwang. "Ich muss denen jetzt sagen die spielen ein schlechtes Spiel und, dass sie keine Ahnung haben!" Warum, wenn sie doch eine Menge Spaß?!


Damit kannst du bei mir keine Gegenwehr hervorrufen. Ich gehöre weder zu den Hardcorespielern noch verstehe ich nicht, warum Menschen Monopoly spielen. Aber ich kann dennoch sagen, dass bestimmte Spiele schlecht sind, obwohl sie viel verkauft und gespielt werden. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Konsalik und Pilcher verkaufen auch blendend. Dan Brown hat packende Bücher verfasst, die aber schriftstellerisch mäßig und in der Handlungsherleitung grotestk sind. All das funktioniert dennoch. Der Kritiker muss sich aber von lösen und das Werk dennoch auf Herz und Nieren testen und am Ende unbeeindruckt von solchen Dingen ein Urteil fällen. Das ist keine Arroganz, sondern hat per Definition (!) viel mit Erfahrung und Kopmpetenz zu tun. Wer keine Ahnung von Kinderspielen hat, kann kaum eine sinnvolle Rezension verfassen. Er ist kein Kinderspielexperte. Dass es in der Spielszene einen großen Anteil von Hobbyisten gibt, heißt ja nicht, dass die grundsätzlichen Begrifflichkeiten nicht zutreffen und böse Kritiker deshalb arrogant sind, weil sie die Voraussetzungen erfüllen. Wer diese erfüllt und ob vielleicht ich dazu gehöre, das will ich gar nicht beurteilen. Hier geht es um grundsätzliche Dinge. Aber in unserer Szene gibt es im Vergleich relativ wenig "handwerklich ausgebildete" Rezensenten. Daher ist vielleicht alles auch immer ein bisschen "heititei". Rezensieren ist eben wirklich mehr, als Buchstaben aneinanderzureihen.
Zuletzt geändert von Michael Weber am 10. November 2015, 12:03, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Michael Weber » 10. November 2015, 11:59

Viagra4Free hat geschrieben:Das Hauptproblem bei dieser Diskussion scheint mir zu sein, dass solche Leute wie Thygra meinen, eine Rezension innerhalb eines Blogs sei in erster Linie Verbraucherinformation und müsste daher immer objektiv bleiben. So ein Bullshit.


Was ist eine Rezension denn sonst?

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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Peterlerock » 10. November 2015, 12:13

Michael Weber hat geschrieben:
Viagra4Free hat geschrieben:Das Hauptproblem bei dieser Diskussion scheint mir zu sein, dass solche Leute wie Thygra meinen, eine Rezension innerhalb eines Blogs sei in erster Linie Verbraucherinformation und müsste daher immer objektiv bleiben. So ein Bullshit.


Was ist eine Rezension denn sonst?

Subjektiv, natürlich.

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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Viagra4Free » 10. November 2015, 12:13

Michael Weber hat geschrieben:
Viagra4Free hat geschrieben:Das Hauptproblem bei dieser Diskussion scheint mir zu sein, dass solche Leute wie Thygra meinen, eine Rezension innerhalb eines Blogs sei in erster Linie Verbraucherinformation und müsste daher immer objektiv bleiben. So ein Bullshit.


Was ist eine Rezension denn sonst?

Die kritische und sachkundige Betrachtung eines kreativen Werks aus einem Selbstzweck heraus (meine persönliche ad-hoc-Definition). Die Zielsetzung, eine Rezension primär zum Zwecke der Käuferinformation zu verfassen, ist eigentlich ein Armutszeugnis für den Verfasser und ein trauriger Auswuchs unserer Konsumgesellschaft.
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Michael Weber » 10. November 2015, 12:18

Ihr solltet euch mal mit der Definition von Rezension befassen. Vielleicht ist das auch ein "Problem" in dieser Diskussion. Noch einmal: Eine Rezension ist kein "Gefällt-mir-oder-nicht-Text"! Zugegeben: Die Grenzen sind schwammig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rezension#im_Journalismus

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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Viagra4Free » 10. November 2015, 12:23

LOL, ein Wikipedia-Artikel. Hast Du diese fragwürdige und im übrigen nicht Quellennachweis belegte Definition als "Hilfe beim Kaufentscheid" selbst da hineingeschrieben oder was?

Informiere Du Dich lieber mal selbst darüber, was Kritik im Kulturbereich umfasst. Da gibt es ganze Bücherregale zu.
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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Florian-SpieLama » 10. November 2015, 12:27

Danke für die ausführliche Antwort Michael. Jetzt kann ich mit dem ganzen etwas mehr anfangen, bzw. verstehe es ein bisschen besser. Wie ich die Rezensionen für mich verwende hat sich nicht geändert, aber ich verwende sie und bin dankbar für sie, also ist ja alles gut.
Ich hoffe nur meine "Bedenken" oder "Gefühle" oder Gedanken (mir fallen keine besseren Worte ein) waren auch zumindest etwas nachvollziehbar. Einfach weitermachen :P

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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Michael Weber » 10. November 2015, 12:33

Viagra4Free hat geschrieben:LOL, ein Wikipedia-Artikel. Hast Du diese fragwürdige und im übrigen nicht Quellennachweis belegte Definition als "Hilfe beim Kaufentscheid" selbst da hineingeschrieben oder was?

Informiere Du Dich lieber mal selbst darüber, was Kritik im Kulturbereich umfasst. Da gibt es ganze Bücherregale zu.


Haha. :P

Nein, ich habe das nicht dort hineingeschrieben (und zitiere sonst auch Wikipedia nicht so gern). Dass eine Rezension ein Produkt oder Werk einordnet (und dabei logischerweise auch -!- objektiv messbare Kriterien anwendet und auf dessen Grundlage zu einer Wertung kommt) kritisierst du aber nicht? Das ist der Grund für die meiten Rezensenten. Die Kaufentscheidung ergibt sich als Folge durch die Leser daraus. Wenn ein Rezensent ein Werk einordnet, bietet er dafür die Grundlage. Das lässt sich wohl kaum wegdiskutieren. Übrigens gibt es massig Definitionen, die einer Rezension sogar Objeitivität abverlangen. Soweit würde ich bei Gesellschaftsspielen noch nicht einmal gehen. Aber zum Einordnen gehört deutlich mehr als ein Text der Sorte "finde ich gut oder schlecht".

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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon widow_s_cruse » 10. November 2015, 12:35

Jetzt wird es ja ganz drollig - richtig himmelblau
Gibt es da eine vergleichbare IP-Adresse?

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Re: Warum kritisieren wir so gerne Spiele ?

Beitragvon Stein-Schere-Papier » 10. November 2015, 13:01

Michael Weber hat geschrieben:Eine Rezension ist doch kein Text der Sorte "mir gefällt es oder nicht".


Wenn ich mir die verschiedenen Beiträge durchlese, dann entsteht bei mir der Eindruck eines sehr hohen Anspruchs Deinerseits an eine Rezension.

Woher dieser "normative Überschuss"?

Warum darf niemand aus Lust und Freude am Schreiben ein Spiel textlich zerreißen?

Wenn man durch die Feuilletons mäandert, trifft man viele dieser Art von Rezensionen. Oder meine ziemlich am Anfang des Threads genannten Beispiele von Marcel Reich-Ranicki genannt. Der Spiegel illustrierte ihn einst als Bulldogge mit dem Titel "Der Zerreißer" (wenn ich mich gerade richtig erinnere) oder Dennis Scheck, der auch mal eineverallgemeinernde nicht-lese-Empfehlung ausspricht. Es mag Dir, Michael Weber, im Anspruch an eine Rezension nicht gefallen. Aber mir und anderen schon.

Die Frage warum wir Spiele gerne kritisieren, ist leicht zu beantworten: Der Mensch ist anthropologisch ein soziales Wesen und kommuniziert. Sonst würden wir keine Energie im Forum verschwenden, sondern für den Überlebenskampf oder Fortpflanzung oder was anderes. Ohne die Fähigkeit und dem Erhalt der Fähigkeit zur Kommunikation, ist der Mensch nicht überlebensfähig. Man mag Threads wie diesen als First-World-Problem abtun, aber selbst die Trolle können nicht anders, als zu kommunizieren. Sind halt auch nur Menschen...

Mit dem Wiki Begriff von Rezension verhält es sich wie mit dem Pudding an der Wand: Es ist einfach nicht fest, was eine Rezension ist.

-Ende der Mittagspause-


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