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Werden Brettspiele immer teurer?

Allgemeine Spiele-Themen
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Mitspieler
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Mitspieler » 5. August 2016, 08:47

Ralf Arnemann hat geschrieben:
Mitspieler hat geschrieben:dass viele Menschen sich teure Spiele nicht mehr leisten können

Einzelne Beispiele mag es geben, aber ansonsten glaube ich nicht an dieses Problem.

Einzelne Beispiele? Du denkst dabei wohl an Obdachlose, ja?
Nein, es gibt viele arme Menschen, auch Familien (s.u.)!

Ralf Arnemann hat geschrieben:Spielen gehört mit den billigsten Hobbies, die man überhaupt haben kann. Mit einem guten Spiel kann man viele Abende Spaß haben. Und es muß auch immer nur Einer in der Spielerrunde das Spiel auch besitzen. Da sind dann über die Jahre betrachtet auch bei sehr niedrigen Einkommen 10 Euro Spielpreis mehr oder weniger kein echtes Thema.


Achja, es ist doch alles so einfach. Zumindest, wenn man von draußen draufschaut, gelt? :@

Sorry, dass ich gerade etwas gereizt reagiere. Du hast ja einfach nur Deine Sichtweise gesagt, das ist ja okay. :blush:
Und Deinen Satz "Mit einem guten Spiel kann man viele Abende Spaß haben" finde ich sympathisch und unterstreiche ihn gern :)
Naja, und mithilfe Deiner anderen Argumente kann sich jeder von uns zumindest mal etwas reflektieren und sein Verhalten hinterfragen.
Aber trotzdem finde ich: Für viele Menschen (erst recht für solche "mit sehr niedrigem Einkommen") ist nicht immer "alles so easy" - da machst Du es Dir mit Deiner "Rechnung" wirklich viel zu einfach!

Ich wohne in Mecklenburg auf dem Land, hier sind viele arm und bekommen teilweise sogar Hartz4/ Grundsicherung, oder/und sind z.B. alleinerziehend, wo die Mütter teilweise zur Tafel gehen oder gebrauchte Klamotten kaufen müssen oder von Freunden geschenkt bekommen. Das klingt dann schon anmaßend, einfach zu sagen, ach, dann spar halt ein paar Jahre! Zumal, selbst wenn ein paar Euro zusammenkämen, würde man sie dann ja wohl eher für Essen oder Schulsachen oder mal ordentliche Klamotten ausgeben, oder, oder..!
Ja, vielleicht wäre irgendwann da auch mal ein Spiel "drin", aber als Außenstehender daherzusagen, der hohe Spielpreis sei für alle "kein echtes Thema", finde ich wirklich etwas unbedarft.
In meinem Bekanntenkreis bin ich der Einzige, der alle paar Monate mal für ein Spiel Geld ausgibt (anstatt für eigentlich vielleicht wichtigere Dinge *beschämt zugeb* ).
Und wenn es mein Hobby ist, ist es für mich schon traurig, wenn ich überall lese, was es für viele tolle Neuheiten gibt und wie die die Leute hier jeden Tag ein neues Spiel spielen und dann sagen, die können ruhig noch 10 Euro teurer werden..
Will sagen, ja,es ist okay, wenn ich mir nicht oft neue Spiele leisten kann, und ich kann wirklich dankbar sein für all das Gute in meinem Leben (das meine ich ernst), aber ich darf doch bitte hier im Themenforum diesen Aspekt einfach mal aufzeigen, dass es für viele Menschen ein Problem ist, wenn die Spiele so teurer sind. (Dass die Preise für die Verlage/Mitarbeiter vielleicht durchaus nötig sind, habe ich ja nie bestritten. Ich habe einfach nur auch mal "die andere Seite der Medaille" aufzeigen wollen.)

Lieben Gruss!
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Sascha 36

Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Sascha 36 » 5. August 2016, 11:12

Gib mal deine Adresse Mitspieler , ich schick dir ein Spielepaket. Kannst dann aussortieren was du nicht mehr brauchst. Das soll jetzt nicht abgehoben klingen, sondern ist ein ernstgemeinter netter Vorschlag ! Vielleicht sind es dann nicht die neuesten Spiele, aber es sind gut erhaltene Spiele :)
Zuletzt geändert von Sascha 36 am 5. August 2016, 11:54, insgesamt 3-mal geändert.

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Netrunner
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Netrunner » 5. August 2016, 11:25

Guter Beitrag Mitspieler.
@Sascha: Wenn das ernst gemeint ist, bin ich echt begeistert.

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hgzwopjp
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon hgzwopjp » 6. August 2016, 01:11

Mitspieler hat geschrieben:Ich wohne in Mecklenburg auf dem Land, hier sind viele arm und bekommen teilweise sogar Hartz4/ Grundsicherung, oder/und sind z.B. alleinerziehend, wo die Mütter teilweise zur Tafel gehen oder gebrauchte Klamotten kaufen müssen oder von Freunden geschenkt bekommen.


Naja, aber wir reden ja hier über die UVP, in Deiner Situation kaufst Du Spiele doch eher, wenn sie eben nicht mehr so teuer sind (wie zB jetzt Colt Express für 10€ bei Amazon) oder eben gebraucht (hier der Bazaar, BGG, ihBäh Kleinanzeigen etc - muß ich Dir wohl nicht erzählen). Aber wenn dann dafür das Budget auch nicht reicht, ist das schon bitter. Bei uns in der Spielegruppe müßte jedenfalls keiner Spiele kaufen, dem es vorne und hinten fehlt, weil es genug gibt, denen ein Spiel mehr oder weniger auch nicht weh tut.

Auf welche Spiele sparst Du denn derzeit?

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AndyM
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon AndyM » 25. August 2016, 18:15

Ralf Arnemann hat geschrieben:
peer hat geschrieben:Spieler stellen höheren Anspruch ans Material. Und das kostet natürlich mehr.

Absolut richtig.

Ich würde sogar sagen: Spiele sind im Lauf der letzten Jahrzehnte billiger geworden!

Jedenfalls wenn man Vergleichbares vergleicht.
Und das durchschnittliche Brettspiel von heute ist eben nicht direkt vergleichbar mit dem durchschnittlichen Brettspiel von früher. Was heute normaler Ausstattungsstandard ist, war früher Luxusversion.

Als ich in den 70ern angefangen habe Brettspiele zu kaufen, da hatte ein übliches "komplexes" Spiel ein Spielbrett, einen farbigen Pöppel pro Spieler, einen Block Papiergeld und ein paar Päckchen Ereignis-/Besitz-/Ausrüstungs-Karten (meist klein und einfarbig). Und das hat dann je nach Größe 20-40 DM gekostet - also heute 30-60 Euro.
Spiele in dieser Ausstattungsqualität wären heute unverkäuflich.

Das Luxusprodukt damals waren die 3M-Bookcase-Games. Mit gutem Plastik-Material, einem stabilen Karton und ein paar Extras. Die kosteten astronomische 60 DM (heutige 90 Euro). Die wären heute netter Durchschnitt.

Wenn ich mir heute ein "schlichtes" Isle of Skye oder ein Ausstattungsmonster wie Terra Mystica - da hätten die aktuellen Preise noch vor 20 Jahren als Schnäppchen gegolten ...



Ich kann weder deine Behauptung noch deine Vergleichpreise nachvollziehen. Nehmen wir doch einfach mal ein Spiel, das es seit den 70er Jahren in weitgehend unveränderter Ausstattung gibt, Hase und Igel. Billigster Onlinepreis inkl Versand den ich in der Schnelle gefunden habe 21€. Umgerechnet waren das 1992 ca 26,90 DM. Das erscheint mir ein realistischer Neupreis für die damalige Zeit.

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AndyM
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon AndyM » 25. August 2016, 18:30

Ralf Arnemann hat geschrieben:
Daremos hat geschrieben:Ich möchte meinen, dass das heutige Standardspiel von den Produktionskosten her nicht unbedingt teurer ist als das von dir beschriebene 70er Jahre Spiel damals gekostet hat. Dank modernen 3D-Druckern, PCs mit Designsoftware etc ist der Produktionsstandard heute nunmal deutlich besser als vor 40 Jahren.

Da wäre ich skeptisch.
3D-Drucker spielen in der Spiele-Herstellung bisher keine Rolle. Die PCs sind natürlich günstiger, aber dafür wird mehr Designer-Arbeit verlangt.
Billiger geworden ist wohl relativ gesehen der reine Papierdruck (also Regel und Karten). Aber Holz, Figuren, farbige Qualitätspappe etc. sind bestimmt teurer (natürlich alles inflationsbereinigt) als die schlichten Papierauführungen von damals.

Und ich als Spieler muss auch sagen, dass es mir herzlich egal ist, ob in dem Spiel extrem detaillierte Miniaturen, weniger detaillierte Miniaturen oder Marker aus Pappe verwendet werden, solange das Spiel an sich gut ist und der Preis stimmt.

Kann ich gut nachvollziehen, ist aber wohl eher die Ausnahme. Wie Rezensionen und Diskussionsbeiträge immer wieder zeigen, spielen Material und Aufmachung für viele Spieler eine große Rolle. Und deswegen gehen die Verlage ja auch in diese Richtung.
Ein schlicht und billig gemachtes Spiel ist selbst bei sehr guter Spielmechanik kaum noch zu verkaufen.


Den letzten Satz glaube ich dir nicht, es werden zB immer noch tausende Exemplare von Mensch ärger dich nicht in verschieden Versionen pro Jahr verkauft.

Thygra
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Thygra » 25. August 2016, 18:38

Gemeint war es vermutlich so: Ein heute neu erscheinendes, schlicht und billig gemachtes Spiel ist selbst bei sehr guter Spielmechanik kaum noch zu verkaufen.
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Kurtilus
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Kurtilus » 25. August 2016, 21:50

Bei der Diskussion sollte auch nicht außer Acht gelassen werden, daß eine Vielzahl der Komponenten, wenn nicht gar ganze Spiele schon länger nicht mehr in Europa, sondern in China hergestellt werden. Spiele sind mehr oder weniger komplexe Produkte mit einer gewissen Fertigungstiefe, die Losgrößen (Auflagen) aus industrieller Sicht eher gering. Wie in der ganzen Industrie haben solche Produkte hierzulande keine Chance mehr (von Ausnahmen abgesehen). Wenn jetzt die Preise trotz Chinaproduktion steigen, hat das mehrere Gründe. Erstens wird Fernost auch langsam teurer, zweitens steigen die Ansprüche der Spieler durch das gewachsene Angebot tatsächlich, was eine Erhöhung der Arbeitsschritte (Komplexität) mit sich bringt, getrieben durch aufwändigen Mehrfarbdruck in verschiedenen Formen, getauchte oder bemalte Holzfiguren u.s.w., drittens ziehen die Rohstoffpreise (Papier, Lacke u.s.w.) an und die Margenansprüche der Hersteller, die mit dem attraktiver werdenden Spielemarkt wachsen, dürfen auch nicht vergessen werden. Jetzt, wo Brettspiele plötzlich ein attraktiverer Markt geworden sind, sei das den gebeutelten Herstellern irgendwo gegönnt. Was allerdings eine Begleiterscheinung in weniger schönem Licht ist, hängt u.a. mit den Abfallprodukten des Druckprozesses zusammen. Farblich können wir aus dem Vollen schöpfen und müssen uns Buntheit und Opulenz keine Gedanken machen, da der Abfall dieser Produktion ja weit weg erzeugt wird.
Ich kann mir aber nicht anmaßen, hier den moralischen Finger zu heben, ich lasse mich ja auch zu gern verführen.
Obwohl das eigentlich jeder wissen könnte, machen wir uns ungern solche Zusammenhänge klar.

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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon rekath16 » 25. August 2016, 22:40

Ich nehme eine deutliche Preissteigerung ungefähr seit Caverna wahr. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mich mein bester Freund fragte, warum das Spiel 70€ koste. Ich bin überzeugt davon, dass
1. Kickstarter eine entscheidende Rolle spielt
2. der Zufall eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt hat
3. die deutliche Mehrheit der Boardgamer Bonzen oder Menschen mit höherem Einkommen sind

Kickstarter und v.a. die Projekte von CoolMiniOrNot haben gezeigt, dass der Pöbel bereit ist, ein paar Scheinschen hinzulegen, wenn auch nur einmal das Wort exklusiv fällt. 100€ oder mehr, völlig egal. Noch schockierender: für mehrere tausend € lässt man sich auch gerne mal als Modellcharakter schemenhaft darstellen.
Mit Zufall meine ich, dass ein Verlag (zB Lookout mit Caverna oder Feuerland mit Terra Mystica) einen außerordentlich hohen Preis ansetzen musste, schon allein aufgrund der hohen Materialkosten. Man dachte sich, dass die entsprechenden Spieler das Geld schon ausgeben würden. Dass aber plötzlich die Spiele trotz Utopiepreis am reißenden Band von der Theke gehen, dürfte den ein oder anderen Manager mitunter überrascht haben. "Oha, die Spaßvögel sind bereit >70€ auszugeben für ein Brettspiel? Wunderbar, dann drehen wir doch gleich mal die Preise rauf und sehen , ob der Markt mitspielt! Und er spielt mit! Leute wie Thygra, die davon leben, freut's. Logisch, dass beharrlich versucht wird, die Preissteigerungen mit Inflation zu erklären. Komisch, dass Computerspiele seit 20 Jahren immer noch dasselbe kosten.

Wer bereit ist, so viel Geld auszugeben, darf es gerne weiter tun. Ich gehöre ja auch dazu! 45€ für die paar Karten in der Schwerkraft-Among the Stars Box habe ich schmerzhaft überwiesen. 45€ für eine Megabox Arler Erde mit viel Holzmaterial etc. wären besser investiert gewesen. 45€ kostet ein Besuch im Phantasialand... Das bezahle ich wiederum nicht.
Die 75€ der Carson City Big Box, eines meiner Lieblingsspiele, habe ich zurecht verweigert. Das war für mich der Gipfel der Abzocke. Einzeln gekauft wären alle drei Spiele und Erweiterungen wesentlich billiger zu beziehen gewesen. Aber der arme Redakteur muss ja für seine aufwändige Arbeit entlohnt werden. Habe ich das nicht bereits mit dem Kauf des Basisspiels und seiner Erweiterung getan? Selbstredend nicht!

Wenn der erboste Leser die Lektüre dieses kompetenten Beitrages bisweilen nicht abbrach, wird er sich fragen, was denn nun nach Ansicht d. V. >70€ wert sein soll?
Für mich persönlich ist das aktuell nur die Agricola Deluxe Edition. Eine riesige mit 1000 Karten bepackte Box. Wenn ich für 150 Karten AtS 45€ bezahle, werde ich also 270€ für Agricola zahlen müssen. Das schmerzt.
Nach dieser wirtschaftlich völlig logischen Rechnung wünsche ich dem lieben Leser ein angenehmes Wochenende.

PostScriptum:
Meine letzten Käufe mit Preisangabe:
- Fields of Green Kickstarter 42€ (https://www.kickstarter.com/projects/24 ... =user_menu)
- Transforming Mars 40€
- Trickerion Spieleschmiede 50€
- Among the Stars 45€
- Eldritch Horror 42€
- Hollywood 45€
- Time Stories 40€
Unter 40€ scheint bei einem großen Spiel gar nichts mehr zu gehen. Auf der Messe 2016 bekam ich Imperial Settlers übrigens für 23€ neu. Hmmmmm...

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V3rItaS
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon V3rItaS » 26. August 2016, 06:06

Also ich sehe immernoch sehr viele neue Spiele für unter 40€ in den Online-Shops...wer etwas warten kann und die ein oder andere Preisaktion mitnimmt, bekommt da neue Spiele locker für unter 30€...sicherlich keine CMON Spiele...
und "Bonze" muss man in unserem Hobby sicherlich nicht sein um sich ein paar Spiele zu kaufen...vielleicht sollte man sich nur nicht jedes kaufen...

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toasted
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon toasted » 26. August 2016, 07:22

rekath16 hat geschrieben:Komisch, dass Computerspiele seit 20 Jahren immer noch dasselbe kosten.

DAS halte ich für ein Gerücht. Ich war früher begeisterter Gamer und habe auch einige Titel zu Hause liegen. Wo man früher noch 40-50 DM auf den Tisch gelegt hat, kommt man heute locker auf mindestens den gleichen Betrag in Euro. Ein aktuelles FIFA 16 wird derzeit mit knapp 70 € aufgerufen, selbst Erweiterungen für Hauptspiele – ich nehme mal die neue Erweiterung zu World of Warcraft – liegen bei 40-45 €.
Brettspiel Schnäppchen & Angebote schnell gefunden unter www.brettspiel-angebote.de

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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Thygra » 26. August 2016, 15:52

Kurtilus hat geschrieben:Bei der Diskussion sollte auch nicht außer Acht gelassen werden, daß eine Vielzahl der Komponenten, wenn nicht gar ganze Spiele schon länger nicht mehr in Europa, sondern in China hergestellt werden. (...) Wie in der ganzen Industrie haben solche Produkte hierzulande keine Chance mehr (von Ausnahmen abgesehen).

Emotionale Antwort: Wie kommst du auf einen solchen Unsinn?

Rationale Antwort: Diese Aussage stimmt so nicht, wie du sie formuliert hast. Eine große Anzahl der in Europa erhältlichen Spiele wird in Europa gefertigt. Fast alle europäischen Hersteller von Brett- und Kartenspielen haben in den letzten Jahren ihre Produktionsstätten sogar ausgebaut/vergrößert. Das hätten sie wohl nicht getan, wenn sie (wie du behauptest) hierzulande keine Chance mehr hätten.

Bekannte Produktionsstätten gibt es in Deutschland (2 große Anbieter sowie mehrere kleinere), Polen (mehrere große Anbieter), Tschechien, den Niederlanden, Slowenien und noch ein paar mehr.

Fast alle größeren deutschen Verlage produzieren den Großteil ihrer Spiele in Europa. Die meisten dieser Verlage produzieren auch einzelne Titel in China, weil manche Komponenten wirklich nur in China bezahlbar sind. Und manche Komponenten werden auch von europäischen Produktionsstätten aus China zugekauft. Aber das ist weit weg von deiner Behauptung "hierzulande keine Chance mehr".

Pegasus (für die ich den größen Teil meiner Zeit tätig bin) dürfte grob geschätzt mehr als 90% seiner Spiele in Europa fertigen, davon fast alle in Deutschland. Auch Amigo fertigt meines Wissens fast nur in Deutschland. Bei Kosmos und Schmidt weiß ich es nicht genau, aber auch die dürften den Großteil in Deutschland fertigen. Ravensburger fertigt fast alles in Tschechien und Deutschland.

Lediglich Firmen wie HasBro und Mattel, die ihren Firmensitz in den USA haben (und die ich deshalb nicht als deutsche Verlage betrachte), produzieren vermutlich den Großteil ihrer Spiele in China.
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peer
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon peer » 26. August 2016, 16:59

Thygra hat geschrieben:
Kurtilus hat geschrieben:Bei der Diskussion sollte auch nicht außer Acht gelassen werden, daß eine Vielzahl der Komponenten, wenn nicht gar ganze Spiele schon länger nicht mehr in Europa, sondern in China hergestellt werden. (...) Wie in der ganzen Industrie haben solche Produkte hierzulande keine Chance mehr (von Ausnahmen abgesehen).

Emotionale Antwort: Wie kommst du auf einen solchen Unsinn?

.


Ich vermute: Durch Kickstarter. Vieler Kickstarterspiele werden -nicht zuletzt wegen der Püppchen - in China produziert. Und schreiben das auch deutlich. Für die "normalen" Verlage hätte man recherchieren müssen :-)

Macht die Behauptung aber natürlich nicht wahrer.

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hgzwopjp
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon hgzwopjp » 27. August 2016, 00:34

rekath16 hat geschrieben:3. die deutliche Mehrheit der Boardgamer Bonzen oder Menschen mit höherem Einkommen sind
[...]
Kickstarter und v.a. die Projekte von CoolMiniOrNot haben gezeigt, dass der Pöbel bereit ist, ein paar Scheinschen hinzulegen, wenn auch nur einmal das Wort exklusiv fällt. 100€ oder mehr, völlig egal.


Phantasiere nur ich dort einen Widerspruch hinein? :dodgy:

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Alexey
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Alexey » 10. September 2016, 21:03

Wie fügen sich für euch Ein Fest für Odin, 69,90 und Die Kolonisten mit 65,99 in die Diskussion ein?

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Lehni
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Lehni » 10. September 2016, 22:05

Alexey hat geschrieben:Wie fügen sich für euch Ein Fest für Odin, 69,90 und Die Kolonisten mit 65,99 in die Diskussion ein?

Ich denke, die hätte man früher ganz einfach nicht produziert, weil es nicht genug Käufer dafür gegeben hätte.
Zusätzliche Erklärung: Man hätte früher mit billigerem Material produziert.
Immer wieder werden Spiele mit dünner Pappe krisitisiert oder mit dicker Pappe gelobt. Aber kaum jemand sagt "tolles Spiel weil es günstig ist". Es gibt genug Leute die bereit sind 70 zu bezahlen und deshalb kann man solch materialintensive Spiele auch auf den Markt bringen.

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Krazuul

Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Krazuul » 10. September 2016, 22:27

Grade bei den beiden Spielen platzt die Packung ja auch fast aus allen Nähten und, wie Lehni schon sagte, steckt da ordentlich Produktionsqualität drin.
Guck dir für den Preis (damals wie heute 70$) Dominant Species an, das war auch mal nur dünne Pappe, die 4te Auflage (oder die 3te auch schon?) sieht mittlerweile aber wesentlich besser aus, weil es sich so noch einen größeren Markt erschließt.
Bzw. ist der Preis dann wieder "gerechtfertigter", denn ja, es ist eine Nische, aber die Ansprüche steigen.

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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Thygra » 11. September 2016, 12:11

Alexey hat geschrieben:Wie fügen sich für euch Ein Fest für Odin, 69,90 und Die Kolonisten mit 65,99 in die Diskussion ein?

Und wie fügen sich für dich geschätzte 300 oder 400 Essen-Neuheiten für 20 oder wenige Euro in die Diskussion ein?
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Mitspieler » 11. September 2016, 12:43

Sascha 36 hat geschrieben:Gib mal deine Adresse Mitspieler , ich schick dir ein Spielepaket. Kannst dann aussortieren was du nicht mehr brauchst. Das soll jetzt nicht abgehoben klingen, sondern ist ein ernstgemeinter netter Vorschlag ! Vielleicht sind es dann nicht die neuesten Spiele, aber es sind gut erhaltene Spiele :)

Wow, das finde ich wirklich super lieb von Dir, vielen Dank!

Leider habe ich Dein Posting erst jetzt gelesen, und Du bist leider nicht mehr hier..
Andererseits wäre es mir irgendwie auch etwas unangenehm, Spiel geschenkt anzunehmen, für die jemand anders (Du) bezahlt hat und dafür wiederum viel arbeiten musste.



hgzwopjp hat geschrieben: [..] Aber wenn dann dafür [gebrauchte oder Angebots- Spiele] das Budget auch nicht reicht, ist das schon bitter. Bei uns in der Spielegruppe müßte jedenfalls keiner Spiele kaufen, dem es vorne und hinten fehlt, weil es genug gibt, denen ein Spiel mehr oder weniger auch nicht weh tut.
Hier in Zentralmecklenburg fehlt mir leider auch die reich bestückte Spielegruppe Hier will kaum jemand für ein Spiel Geld ausgeben.. das Spieledepot bin hier ich.. :rolleyes:
hgzwopjp hat geschrieben:Auf welche Spiele sparst Du denn derzeit?

Naja, zum Sparen komm ich leider nicht, weil die kleinen Rente plus Grundsicherungsaufstockung gerade für die monatlichen Ausgaben inklusive Medis und halbwegs gesunder Ernährung reichen.
Aber ich leiste mir trotzdem irgendiwe alle paar Monate mal ein Spiel. :) Lange Zeit habe ich auf günstige Angebote für Myrmes gewartet, jetzt sind natürlich eher Essen-Neuheiten wie First Class, Arboretum und Gads Hill in den Vordergrund gerückt :D
Aber ich glaube, das ist jetzt ein bissl off topic.. :cool:

Liebe Grüße!
Daniel
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon SpieLama » 11. September 2016, 13:33

Mitspieler hat geschrieben:
Sascha 36 hat geschrieben:Gib mal deine Adresse Mitspieler , ich schick dir ein Spielepaket. Kannst dann aussortieren was du nicht mehr brauchst. Das soll jetzt nicht abgehoben klingen, sondern ist ein ernstgemeinter netter Vorschlag ! Vielleicht sind es dann nicht die neuesten Spiele, aber es sind gut erhaltene Spiele :)

Wow, das finde ich wirklich super lieb von Dir, vielen Dank!

Leider habe ich Dein Posting erst jetzt gelesen, und Du bist leider nicht mehr hier.

Falls Du Sascha noch erreichen möchtest, findest Du unter viewtopic.php?f=98&t=387200&start=50#p413874 seine E-Mailadresse.

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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Alexey » 11. September 2016, 20:54

Thygra hat geschrieben:
Alexey hat geschrieben:Wie fügen sich für euch Ein Fest für Odin, 69,90 und Die Kolonisten mit 65,99 in die Diskussion ein?

Und wie fügen sich für dich geschätzte 300 oder 400 Essen-Neuheiten für 20 oder wenige Euro in die Diskussion ein?


Hallo Thygra,

verstehe ich dich richtig, dass du die beiden als Ausnahmen siehst, die für die Diskussion nicht relevant sind?

Ich denke, dass der Preis bei guter Materialqualität gerechtfertigt ist. Allerdings merke ich, dass für mich zur Zeit die persönliche “Schmerzgrenze“ bei ~40€ liegt.

Vielleicht konkreter gefragt: Ist es wegen einem gewachsenen Markt heute eher möglich, solche materialintensiven, hochpreisigen Spiele (erfolgreich) zu realisieren? Werden zukünftig mehr Spiele dieser Gattung kommen? Wie weit kann man dabei gehen? Gibt es dann eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Spielern?

Insgesamt habe ich nicht den Eindruck, dass Spiele an sich immer teurer werden.

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cristinus
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon cristinus » 11. September 2016, 21:18

Hallo Mitspieler!

Gib mir bitte mal per PN deine Adresse. Ich moechte dir auch gerne was schicken. Habe ein paar Sachen, die ich ich gut finde, aber keine Mitspieler dafuer habe.

Thygra
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Thygra » 12. September 2016, 12:51

Alexey hat geschrieben:verstehe ich dich richtig, dass du die beiden als Ausnahmen siehst, die für die Diskussion nicht relevant sind?

Ich wollte einfach nur darauf hinweisen, dass Einzelfälle niemals eine Aussage über einen möglichen Trend darstellen können und sich deshalb meines Erachtens nicht für eine solche Diskussion eignen.

Interessanter wäre vielleicht eine Art Durchschnittspreis aller Messe-Neuheiten. Noch aussagekräftier wären vermutlich die Quartile, betrachtet über die letzten 10 Jahre hinweg. Aber einzelne Beispiele haben keine Aussagekraft.

Es gab in den 90ern mal die Spiele von Thomas Fackler, zum Beispiel die "Abtei der Rätsel". Wenn ich mich richtig erinnere, hat ein Exemplar damals knapp 2000 DM gekostet. Aber deshalb hat niemand die Frage gestellt, ob Brettspiele immer teurer werden ...
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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Arnold
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Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Arnold » 12. September 2016, 16:19

Thygra hat geschrieben:Es gab in den 90ern mal die Spiele von Thomas Fackler, zum Beispiel die "Abtei der Rätsel". Wenn ich mich richtig erinnere, hat ein Exemplar damals knapp 2000 DM gekostet. Aber deshalb hat niemand die Frage gestellt, ob Brettspiele immer teurer werden ...


Korrekt, seinerzeit erschienen in einer sehr aufwendigen Verpackung bei frankh Kosmos Spiele der Edition Perlhuhn. Ich erinnere mich noch an die Preisgestaltung, z.B. Das Spiel für 99 DM.

Nie und nimmer ist die Diskussion aufgekommen, dass aufgrund dieser Serie grundsätzlich Spiele teurer werden.

peer hat geschrieben:Wie in der ganzen Industrie haben solche Produkte hierzulande keine Chance mehr


Hier stimme ich ebenfalls Thygra zu. Absolut nicht belegt erscheint hier eine emotionale Ansicht vorzuliegen.

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Rei

Re: Werden Brettspiele immer teurer?

Beitragvon Rei » 12. September 2016, 20:44

Bei einigen Verlagen wie FFG und damit bei den Heidelbergern ist die Preiserhöhung ja nicht nur subjektiv.

Andererseits gibt es vor allen von den großen Verlagen noch viele Spiele im Preisbereich 10-40€. Gun & Steels kommt ja zum Beispiel bei Pegasus als dt. Version für 10€ inkl. Erweiterung. Da muss man für die engl. Version ohne Erweiterung schon das doppelte ausgeben.

Aber den Preisverfall nach ein paar Monaten bzw. 1-2 Jahre sehe ich nicht so. Pegasus und Queen Games haben regelmäßig ihre Abverkäufe, bei anderen Spielen gibt es den besten Rabatt oft schon während oder nach der Spiel bis etwa zur Weihnachtszeit. Danach geht der Preis wieder höher und kommt manchmal wieder zu diesen Bestpreisen oder etwas drunter bei manchen Aktionen und gehen danach wieder höher.
Bei den Gebrauchtpreisen habe ich keinen Überblick. Geht da der Preis schnell runter, wenn es keine Neuheit bzw. Dauerbrenner ist?


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