Florian-SpieLama hat geschrieben:Nun ein Beispiel, welches Spiel dem Bedürfnis des Neuen sehr gut nachkommt, um die Frage von Ulrich zu beantworten.
T.I.M.E Stories und generell sich verbrauchende Spiele (Escape Room-Spiele und Legacy-Titel) kommen auf so viele Partien wie höchstens kleine Würfelspiele in meiner Sammlung. Das Grundkonzept, also das Spiel ist das gleiche. Dadurch, dass aber jede Partie etwas anderes (also neues) bringt, wie ein neues Szenario o.ä., bleibt man am Ball.
Diese Spiele sind quasi nur Konzepte in denen immer wieder neue Spiele rauskommen. Trotzdem sage ich ja: Ich habe heute T.I.M.E Stories gespielt, das Modul hat eher den Status einer Erweiterung. Hier merkt man auch, dass es genug neues bringt und sich anders anfühlt (z.B. wie eine neue Folge einer Serie), dass ich hier mein Kaufverhalten ändere. Statt komplett neue Spiele ist jede T.I.M.E Stories-Erweiterung/jeder neue Fall direkt auf meiner Einkaufsliste, obwohl ich sonst so gut wie nie Erweiterungen kaufe.
Also ich denke zumindest eine Möglichkeit ein Spiel für mehrere Partien interessant zu machen ist eine fortlaufende Story, eine Art Kampagne o.ä. mit einzubauen, dass die Spieler sich fühlen als lesen sie z.B. ein Buch und wenn man angefangen hat zu lesen, will man auch zuende lesen.
Diesen Punkt möchte ich aufnehmen. Auch mir geht es so, dass ich Legacy- und Kampagnen- Spiele tendenziell häufiger spiele als andere, da ich sie ja "durchspielen" will. Gefühlt habe ich das Spiel ja auch erst ganz gespielt, wenn ich mit der Kampagne durch bin. Ich meine auch, dass Rob Daviau (der Autor von u.a. Pandemie Legacy) in einem Interview (die Quelle finde ich leider grad nicht) sagte, dass sein Ziel war, den Spielern einen Grund zu geben die Spiele häufiger zu spielen.
Solche Spiele können also ein großer Anreiz zum wiederholten Spielen sein. Gleichzeitig wird aber teilweise bemängelt, dass sich diese Spiele "verbrauchen" und man sie dann ja nicht mehr spielen kann oder will. Gibt es hier tatsächlich ein Problem? Oder ist das Problem eher ein gefühltes im Sinne von: "Ich spiele zwar sonst kaum ein Spiel 15 mal, trotzdem ist das Wissen darum, dass es eben "nur" 15 mal gespielt werden kann beschränkend"?
In eine ähnliche Kerbe schlägt die nächste Überlegung:
Im Film gibt es eindeutig Filme, die nicht dafür gemacht sind zeitlose Klassiker zu werden. Solange die Einnamen am Startwochenende stimmen, ist das Studio zufrieden. Oft sind das Filme aus dem Bereich des "Popcorn-Kinos". Man kann sich den Film gut anschauen und ist auch 2h wunderbar unterhalten, aber es ist nicht der Film an den man ein halbes Jahr später noch denkt. Das Ziel des Films war die kurzfristige Unterhaltung und nicht die nachhaltige Beschäftigung, das aufbrechen von Genre-Gesetzen oder der Versuch eines stilistischen Experiments. (Das ist in keiner Weise wertend gemeint. Gut zu unterhalten ist ein heres Ziel und alles andere als einfach).
Gibt es das auch bei Spielen? Also Spiele welche von vornherein nicht darauf angelegt sind Klassiker zu werden. Vielleicht weil sie das Rad nicht neu erfinden oder weil sie schlicht nur "gut genug" sind. Trotzdem kann man sich bei diesen Spielen für 2-3 Partien gut unterhalten. Dann darf es aber gerne wieder was anderes sein.
Und wenn es solche Spiele gibt: Glaubt ihr, dass diese Spiele bewußt so konzipiert wurden? Oder sind das eher Spiele welche zwar versuchen richtig tolle Spiele zu sein, aber aus verschiedenen Gründen daran scheitern längerfristig zu überzeugen?