Dicebattle hat geschrieben:Hallo brettspielbegesterte Menschen!
Ich wollte in diesem Treat die Möglichkeit nutzen um über meine Erfahrungen zu berichten wie es ist, ein Jahr lang ohne Brettspielneuanschaffungen beim Hobby dranzubleiben.
Noch mal vorweg paar Gedanken warum das ganze. Ich habe gemerkt, dass ich es schade finde manche Spiele nur ein zwei mal in einem Jahr gespielt zu haben, die Neuanschaffungen kosten ganz schön viel Geld, allein letztes Jahr habe ich an die 500Eur für das Hobby ausgegeben. Ich wünsche mir eine Auseinandersetzung mit Brettspielen ohne ständig einem Hype hinterherzulaufen und einen konsumkritischen Blick auf das Hobby.
Hey Dicebattle,
momentan bin ich etwas weniger aktiv im spielen.de-Forum, aber ich möchte Dir gerne ein Feedback geben:
Ich finde Dein "Projekt" sehr interessant.
Und vielen Dank, dass Du uns darüber auf dem Laufenden hältst.
Ich finde es spannend, mitzuverfolgen, wie es Dir dabei ergeht. Obwohl ich selber (aus finanziellen Gründen, aber auch aus Prinzip) nur sehr ausgewählt und (vergleichsweise) sehr selten Spiele kaufe, so weiß ich doch, dass es immer wieder sehr schwer ist, (scheinbar)tollen Spieleneuheiten zu widerstehen.
Da finde ich es schon klasse, dass Du das bisher so gut geschafft hast.
Es braucht natürlich nicht jeder Spieler so komplett auf Neuanschaffungen zu verzichten, wie Dicebattle es dieses Jahr versucht.
Und Dicebattle geht es bei seinem Projekt wohl auch mehr ums Finanzielle (und darum, sein persönliches Durchhaltevermögen zu stärken), also darum, eine zeitlang einfach kein
Geld für Spiele auszugeben. Das bedeutet also nicht, dass er nicht trotzdem auch Neuheiten
spielt.
In diesem Sinne wäre es natürlich fatal für die Spielebranche (und auch unfair ihr gegenüber), wenn jeder
Dicebattle hat geschrieben:brettspielbegeisterte Mensch
zwar die ganzen tollen Spiele spielen möchte, dafür aber kein Geld bezahlen möchte.
Trotzdem möchte ich noch etwas weiter gehen; vielleicht in eine etwas andere Richtung:
Ich finde es oftmals einfach etwas schade ist, dass sich in Spielerkreisen anscheinend viele Menschen dazu verleiten lassen, mit dem großen Neuheitenansturm mitzuhalten und "immer auf dem Laufenden zu bleiben", was bei manchen wohl dazu führt, dass sie ständig Neuheiten kaufen und diese natürlich auch spielen wollen.
Das "Dumme" ist dabei halt nur, dass dieser Neuheitenstrom nie abebbt , so dass man nie zur Ruhe kommt, sondern immer hinterherhinkt und derart beschäftigt mit dem "Hinterherkommen" und "Abarbeiten" ist,
dass dadurch die bereits gespielten Titel schon nach wenigen (oberflächlichen?) Partien oder nach wenigen Monaten in Vergessenheit geraten, und zwar auch viele gute Titel.
Das finde ich sehr schade, weil es den guten Spielen, die jahrelang entwickelt wurden und wirklich "Perlen" geworden sind, nicht gerecht wird, wenn sie nur als "Einwegprodukte" genutzt werden.
Ich zähle zumindest zu den Spielern, die auch nach vielen Jahren immer wieder gern ein Agricola, Alhambra, Caylus, RoboRally oder Die Macher hervorholen, und ich werde vermutlich auch in 10, 15 Jahren noch gerne Agricola oder Auf den Spuren von Marco Polo spielen.
Das hat aber für mich (allein schon aufgrund der ja nur begrenzten Gelegenheiten zum Spielen) die Konsequenz, dass ich mir 90% der Spieleneuheiten nicht anschaffe, sondern nur ganz gezielt ab und zu ein Spiel kaufe, von dem ich mir sehr sicher bin, dass es für mich wirklich ein ganz besonderes Spiel mit hohem Langzeitreiz sein wird und dementsprechend auch immer wieder neu gespielt (also "genutzt" und "erlebt") werden wird. :-)
Ist vielleicht auch Geschmackssache, ob man lieber einzelne Perlen immer wieder auskosten mag,
oder es als Abenteuer sieht, lieber jedesmal ein neues Spiel zu probieren und es dann aber aufgrund des nachrückenden Neuheitenberges als gespielt abzuhaken. Sicher, ich habe soeben die beiden "Extreme" genannt;
ein Großteil der Spieler praktiziert wohl eher eine individuelle Mischung aus Neuheitentest und Wiederspielens.
Aber ich habe dennoch den Eindruck, dass der extreme Neuheitennachschub zumindest tendenziell durchaus dazu führt, dass (auch gute Spiele) nicht mehr in dem Maße ausgekostet und ergründet werden, wie es ihr Potential und ihre Tiefe zulassen würde. Dies Thema ist sicher schon öfters in Spieleforen diskutiert worden.
Und ja, die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass es für eine florierende Wirtschaft (für die Spielebranche und für regelmäßiges Einkommen der Spieleredakteure usw) ja auch wichtig ist, dass die Neuheiten fleißig gekauft werden und nicht alle Spieler nur die guten alten Spiele spielen. Das ist mir auch klar.
Trotzdem hat der in manchen Spieleforen sichtbare Spielekaufrausch für mich etwas den Beigeschmack von Wohlstands- oder gar Wegwerfgesellschaft; zumindest finde ich es ein wenig schade um die guten Spiele, wenn sie so schnell verstauben, nur weil permanent neue nachkommen.
(Ja, wir leben mittendrin in einer schnelllebigen Konsum-, Überfluss- und Wegwerfgesellschaft - das ist zu sehen, wohin wir auch schauen -, und es gibt viel "schwerwiegendere" Beispiele als den Spielebereich. Aber dies ist ein Spieleforum, und daher beziehe ich mich hier nur auf den Spielebereich.
)