Beitragvon Mitspieler » 7. Februar 2020, 19:36
Auch wenn mein Kommentar hier nur bedingt zum Thema passt:
Man sollte bei allem Ärger bedenken, dass dort (bei den "Dienstleistern") auch nur Menschen arbeiten.
Und zwar Menschen, die meist sehr schlecht bezahlt werden und dafür unter fast "unmenschlichen" Bedingungen arbeiten müssen.
Der Chef/Subunternehmer ist teilweise cholerisch oder rücksichtslos
und versucht mit extremem Druckaufbau die oft nahezu unmöglichen Zeitvorgaben, die die Firma mit den Versandunternehmen hat, auf die (teilweise unerfahrenen) Fahrer abzuwälzen,
die wiederum dann in Angst wie verrückt durch die Stadt und über rote Ampeln rasen,
während (je nach Dienstleister) der Chef schon wieder bei ihnen auf dem Handy anruft und ruft
"..zwischendurch musst du auch noch ganz schnell mal eben da und dort hin und nebenbei noch diese und jene Fuhre abholen" usw.
Und wenn der Fahrer dann verzweifelt sagt "sorry, aber das KANN ich einfach zeitlich nicht schaffen, es GEHT NICHT", dann brüllt der Chef "es ist mir scheißegal, und wenn du dahin fliegst, du schaffst es in der Zeit, Punkt!!"
Ich habe diesen Zeitdruck schon früher in meiner Spätstudentenzeit selber erlebt (bei versch.Unternehmen, von billigen Kurierunternehmen bis hin zu DHL, dort nur ohne das Geschrei).
Dazu massig Überstunden, bei Billigdienstleistern auch Anrufe fast zu jeder Tag- und Nachtzeit ("Du musst ganz schnell mal nur ne Kleinigkeit für mich erledigen") und falsche Versprechen der Chefs.
Und manche Mitarbeiter machen das alles mit, weil sie aufgrund ihrer sozialen Umstände o.Ä. sonst keinen anderen Job finden würden oder es nicht gelernt haben, sich abzugrenzen.
Ruhezeiten werden nicht eingehalten, weil es bei den Sprintern ja keine Fahrtenschreiber gibt (zumindest war es damals so).
Manche Fahrer arbeiten fast Tag und Nacht durch, teilweise wochenlang.. ich hab da immer gesagt, lasst das nicht mit euch machen, aber ich habe selber z.B. vormittags (von 5-12 oder so) Briefe im Odenwald ausgefahren und währenddessen den Anruf bekommen, direkt im Anschluss dann "mal eben schnell" mit dem Sprinter Richtung Bodensee zu rasen, dort einen Kleinmotor zu laden und ihn gaaanz schnell hoch nach Wolfsburg zu bringen, weil das VW-Werk dort diesen Motor SOFORT brauchte, weil durch einen Defekt die Fließbänder stillstanden. Und dann wieder zurück nach Würzburg, alles am selben Tag.
Oder mal eben schnell spontane Nonstoptouren von Würzburg (-> dort Beladen) nach Paris bzw bis fast zur Kanalküste, dort schnell abladen - und am selben Tag wieder zurück. Manche Fahrer müssen das zusätzlich zu ihrer täglichen Pakettour machen!
Und heute scheint es sogar noch schlimmer geworden zu sein. Ich kann beobachten, wie die Zusteller auf der Straße in Panik die Pakete durch die Luft schmeißen (egal, ob es darin scheppert), zu den Häusern (und dort die Treppen hoch- und runter-) RENNEN, und dem Paketempfänger fast den Signierstift aus der Hand reißen, um noch eine halbe Sekunde gutzumachen.
Und durch den hohen "Verschleiß"^^ an Fahrern müssen die Dienstleister natürlich ständig neue Fahrer einstellen, die die Touren(strecken) nicht kennen und daher erst recht unter dem Zeitdruck haufenweise Fehler machen.
Dazu beitragen tun natürlich die Versandbedingungen, die wir als Kunden ja oftmals so haben wollen, nämlich
blitzschneller Versand,
Lieferung binnen 24 Stunden,
oder unbedingt morgens vor 10Uhr (sonst gibt's weniger Geld für das Unternehmen), und/oder Lieferung exakt binnen einer festgelegten Stunde (in der das ggf nur mit verrückter Raserei zu schaffen ist),
und alles natürlich möglichst billig für den Kunden.
Es kommt natürlich auf die Vorgesetzten vor Ort an, sowie auf die Zusteller selbst, was sie mit sich machen lassen und wie "rücksichtslos" sie die Probleme weitertragen (und andere Verkehrsteilnehmer gefährden, die Paketempfänger verprellen, kaputte Ware in Kauf nehmen und hoffen, der Empfänger merkt es erst zu spät usw..).
Es gibt sicher viele Dienststellen, bei denen das Problem nicht so groß ist, wie ich es bei oben den Extremfällen geschildert habe,
und es gibt zum Glück auch einige in der Persönlichkeit gereifte Fahrer, die einfach sagen "ich mache meine Tour, so schnell UND RUHIG, wie ich es guten Gewissens und auf meinen Körper hörend machen kann", aber zumindest bei manchen Unternehmen/örtlichen Chefs machen die dann ihren Job nicht lange..
Und: Diese "umsichtigen" Fahrer (und viele gestresste ebenfalls) schaffen dann logischerweise die vorgegebenen Lieferzeiten nicht, worüber sich dann wieder der Kunde, der auf das Paket gewartet hat, aufregt und beschwert.
Wodurch dann noch mehr Druck auf die Paketdienstleister und ihre Fahrer ausgeübt wird.
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