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Spielbox 2/22: "Partner" in Russland boykottieren

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Günter Cornett
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Spielbox 2/22: "Partner" in Russland boykottieren

Beitragvon Günter Cornett » 21. April 2022, 16:11

"Wir sollten nicht die russischen Spieleschaffenden verdammen" heißt es in einer Überschrift. Doch in den Artikeln wird begründet, weshalb man nun seine "Partner" boykottiert. Neue westliche Spiele auf dem russischen Markt würde zu russischen Steuereinnahmen führen. Äh wie?

Die jetzt gesparten Lizenzausgaben der russischen "Partner" wirkten sich vorher steuermindernd aus. Was die Gewinne betrifft: Macht es für die Steuer einen Unterschied, ob "die Russen" Spiele oder etwas anderes kaufen, von anderen Firmen, die dann Gewinne versteuern? Bleibt das Geld im Sparstrumpf (nicht etwa auf russischen Banken), weil "die Russen" zu viel Geld haben und es gar nicht mehr ausgeben können?

Auch wenn ich hier extrem simplizifiere, will mir das Steuerargument überhaupt nicht einleuchten. Stellen diese Verlage dann auch die Heizung runter, fahren mehr Fahrrad statt Auto, boykottieren die Tankstellen hierzulande? Denn dann fließt tatsächlich weniger Geld in die russischen Staatskassen. Aber das schadet der hiesigen Wirtschaft und ist zudem unbequem. Das wäre dann doch zuviel des Guten. Aber wenn die russischen "Partner" Leute entlassen müssen, können wir das hier noch mitleidend verkraften.

In Russland ausgerechnet diejenigen zu boykottieren, die geschäftliche und kulturelle Kontakte zu hiesigen Verlagen haben, ist dämlich und heuchlerisch. Sie durch Kontakte zu neuen ukrainischen Partnern zu ersetzen, zementiert die Konfliktlinien Russland - Ukraine, anstatt als Mittler zwischen den Menschen zu fungieren. Hobby World, die mit ihrer Erklärung wohl an die Grenze des für sie Sagbaren gehen, werden von ihren "Partnern" im Stich gelassen und vorgeführt. Ihren Raum auf dem russischen Markt nehmen nun andere ein, die sich weniger mutig positionieren oder offen systemtreu sind.

Bei Boykotten gegen einen Staat gibt es immer auch Kollateralschäden in der Zivilbevölkerung; solche Entscheidungen sind nicht leicht. Aber hier zivile "Partner" aufs Korn zu nehmen, um den russischen Staat "kollateral" zu treffen, ist schon eine verdammt perverse "Argumentation".

So wird das Spielbrett zum Brett vorm Kopf und zur Waffe einer Kriegspartei. Klar, der angegriffenen Partei, aber die Waffe richtet sich hier klar gegen Zivilisten, noch dazu solche, die sich gegen diesen Krieg positionieren. Ebensogut könnte man russische Dörfer in Brand stecken, nur um Putin und dem russischen Staat zu schaden - und dann sein Mitleid in der Spielbox ausbreiten?
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