Beitragvon ravn » 11. November 2014, 23:10
Hallo Daniel,
das ist wirklich schon die Quadratur des Kreises, weil Camel Up nicht das typische Turnierspiel ist, das rein kompetitiv gespielt werden kann. Ich habe mich mal an einer Analyse mit Empfehlung versucht, wie ich es aus meiner Berufserfahrung als Content-Community-Event-Manager (aktuell freiberuflich und auf Jobsuche) kenne.
Cu / Ralf
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Camel Up Turnier
Ort: Stuttgarter Spielemesse 2014
Zielgruppe: Gelegenheitsspieler und Familien, spontane Mitspiel-Runden
Zeitrahmen: Qualifikationsrunden 10:00 bis 16:00 Uhr, Finale ab 16:30 Uhr
Spieldauer: ca. 30 Minuten pro Partie (variabel durch Spielverlauf und Spielgeschwindigkeit)
Turniergröße: 6 Spieltische mit maximal 6 Stühlen
Ideale Spielerzahl: 4, 5 oder 6 Spieler (laut Boardgamegeek-Auswertung)
Ausgangssituation: Es soll ein Turnier mit dem Spiel Camel Up auf der Stuttgarter Spielemesse veranstaltet werden, um das Spiel in entspannter Atmosphäre bei möglichst vielen Gelegenheitsspielern und Familien positiv zu positionieren. Dafür stehen 6 Turnierstunden plus anschließender Finalpartie zur Verfügung.
Besonderheit: Das Finale wird live vom Autor Steffen Bogen kommentiert.
Analyse: Vom Verlag eggertspiele wird Camel Up als "ein schnelles, einfaches und unerhört spannendes Familienspiel, das auch für größere Spielerunden bestens geeignet ist", beschrieben. Deshalb bieten sich Spielpartien mit 6 Spielern an. Damit ist zeitgleich gewährleistet, dass geschenkte Spielsiege minimiert werden, weil an einem Spieltisch nicht ausschließlich Bekannte oder Verwandte zusammen spielen. Dazu ist es notwendig, dass Turnier-Betreuer die Spielwilligen aktiv zu 6er-Gruppen zusammenführen, wobei Gruppen möglichst zusammenbleiben sollten, um die angestrebte Wohlfühlatmosphäre zu erhalten.
Das Spiel Camel Up ist allerdings nur bedingt turniertauglich. Der Sieger einer Spielpartie wird über das angesammelte Geld in der Schlusswertung ermittelt. Bei Gleichstand kann es so auch mehrere Sieger einer Partie geben, da es keine Tie-Breaker-Regelung gibt. Eine Spielpartie kann zudem aus unterschiedlich vielen Etappen bestehen und damit die Varianz bieten, mehr oder weniger Geld erwetten zu können. Ein Vergleich der Sieger-Gelder über alle Spielpartien des Turniers in einer Highscore-Liste hat damit bei einer rein kompetitiven Turnierbetrachtung nur geringe Aussagekraft, da Spieler in Partien mit mehr Etappen bevorteilt sind und das Sieger-Geld auch von der Spielweise der Mitspieler abhängt.
Der Qualifikationszeitraum fürs Finale ist auf 6 Stunden (= 360 Minuten) angesetzt. Für eine Partie sollten 45 Minuten veranschlagt werden, da selbst bei einer reinen Spielzeit von 30 Minuten noch ausreichend Zeit gegeben sein sollte, um Sieger zu erfassen, Spielmaterial zu sortieren und neue 6er-Spielrunden zusammenzuführen. Damit ergeben sich im Idealfall 8 Spielpartien pro Spieltisch und eine Gesamtanzahl von 48 Spielpartien bei 6 vorhandenen Spieltischen.
Minutengenau planen lässt sich das allerdings nicht, da einzelne Spielrunden durchaus länger dauern können, wenn denkfreudige oder auch überforderte Mitspieler am Tisch sitzen. Je nach Besucherstrom können einzelne Spieltische auch phasenweise leer bleiben oder einzelne Partien ohne Spielsieger abgebrochen werden. Zeitgleich sind auch mehrere Sieger pro Partie möglich. Ebenso werden nicht alle Sieger am Nachmittag zurückkommen oder vor Ort bleiben. Somit ist es kaum möglich, mit einer fest definierten Siegeranzahl für die Finalrunde zu planen.
Das kommentierte Finale soll allerdings mit 6 Spielern gespielt werden. Somit müssen bis 16:00 Uhr 6 Spieler ermittelt sein, die sich durch eine Kombination aus "Glück, gutes Timing und der Fähigkeit, die Dynamik des Camel Up Rennens zu lesen" den Einzug ins Finale verdient haben. Der Turnier-Charakter soll dabei nach Vorgabe durchaus gegeben sein.
Empfehlung: Camel Up sollte als Fun-Turnier verstanden werden, in der jeder Mitspieler die mehrmalige Chance bekommen sollte, sich ins Finale spielen zu können. Der gemeinsame erlebte Spielspass, auch zusammen mit fremden Mitspielern, sollte dabei im Vordergrund stehen, da nur ein Bruchteil der Teilnehmer das Finale erreichen wird.
Da ein komplizierter Turnier-Modus die Zielgruppe überfordert und kaum zu vermitteln ist, sollte das Camel Up Turnier so einfach und anschaulich wie eben möglich durchgeführt werden. Da genaue Mitspieler-Zahlen wie auch die Anzahl der Sieger unplanbar sind, weil von zu vielen Faktoren abhängig, empfiehlt es sich, im Zeitraum von 10:00 bis 16:00 Uhr, durchgängig Spielpartien in bevorzugt 6er-Tischrunden aktiv durch Turnier-Betreuer zusammenzuführen. Gespielt wird nach den Original-Regeln, damit ein unverfälschtes Spielerlebnis gewährleistet ist. Der oder die Sieger einer Partie werden mit Namen (Vorname plus Anfangsbuchstabe Nachname) und Wohnort auf einer gut sichtbaren Highscore-Liste mit ihrem Sieger-Geld in Ägyptische Pfund festgehalten.
Um 16:00 Uhr wird die ständig aktualisierte Highscore-Liste ausgewertet und die 6 besten Spieler, die sich dann vor Ort eingefunden haben, spielen anschließend mit Beginn 16:30 Uhr das kommentierte Finale aus. Bei einem unwahrscheinlichen Gleichstand entscheidet ein Würfelwurf mit der Camel Up Pyramide.
Damit lässt sich das Turnierregelwerk auf wenige Worte für die Messebesucher herrunterbrechen: Spiele bis 16:00 Uhr so oft Du willst Camel Up. Die 6 Sieger, die die meisten Ägyptischen Pfund erspielt haben, qualifizieren sich für die Finalpartie ab 16:00 Uhr.
Bei höherem Besucherandrang als verfügbare Spielerplätze werden stets Mitspieler bevorzugt, die noch keine Spielpartie mitgespielt haben, um möglichst vielen Messebesuchern die Chance auf den Turniersieg zu geben. Es liegt in der Verantwortung der Turnier-Betreuer, einen möglichst entspannten Turnierablauf zu gewährleisten.
Die Highscore-Liste kann mit Computer-Einsatz aufbereitet per Beamer projiziert werden, wobei grafisch die größten Gestaltungsmöglichkeiten gegeben sind, um die Sieger nicht nur namentlich, sondern auch mit einem Digitalfoto, aufzulisten, damit dem Turnier mehr Persönlichkeit gegeben wird. Alternativ funktioniert eine Magnettafel mit beschreib- wie verschiebbaren Papptafeln für die aktuellen Top-Spieler ebenso.
So oder so sollte aber nicht nur die Top 6 dargestellt werden, sondern mindestens eine Top 10, damit nicht zum Finale erscheinende Spieler schnell ersetzt werden können. Als Anreiz, zum Finale vor Ort zu sein, sollte für die Top 10 Spieler ein Preis ausgelobt werden, der dann um 16:00 Uhr überreicht wird, selbst wenn man nicht das Finale erreicht. Das muss von den Turnier-Betreuern aktiv bei den Spielpartien kommuniziert werden.
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