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Spielemesse Essen aus (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 30. Oktober 2010, 14:34
von i9n
Das war mal eine neue Erfahrung für die ganze Familie: Du bist auf einer Messe aber nicht als Besucher sondern stehst als Aussteller auf der anderen Seite.
Unsere beiden Mädchen (5 und 8 Jahre) nahmen es locker und haben den Bereich rund um den Messestand zu ihrem persönlichen Spielplatz mit Wohnzimmer erklärt. Zum Glück gab es für die beiden ganz in der Nähe einen Haufen Attraktionen (Playmais, Trampolin, Autos,...) einen kleinen Basteltisch auf unserem Stand und zur Not den Platz unterm Spieltisch als Schlafgelegenheit zwischen Spielern, die das kaum bemerkt haben.
Für meine Frau & mich hieß es: Spiele erklären bis die Stimme versagt.
Resonanz aufs Spiel: Ganz unterschiedlich -
Von überschwenglicher Begeisterung bis zur absoluten Ablehnung alles dabei.
Unübertroffen ein Japaner, der jede Erläuterung mit einem begeisterten "Oh yes" kommentierte.
Auf der anderen Seite Leute, deren Blick schon vor dem ersten Wort höchste Skepsis verraten.

Bezogen auf unser Spiel i9n konnte man die meisten Leute in drei für uns wichtige Gruppen einteilen:

1."Vielspieler", Rollenspieler & Co: Eher nicht die Zielgruppe. Viele machen den Eindruck als hätten Sie eine Bratwurst bestellt und beißen nun in ein Stück Apfelkuchen. Will heißen: sie tun sich schwer damit, sich auf unser ungewöhnliches Spiel einzulassen. Aus dieser Gruppe kommt oft Kritik am Würfel im Spiel und es gelingt mir kaum klarzumachen, dass er tatsächlich keine entscheidende Bedeutung hat (spielt man clever dann macht es keinen großen Unterschied, ob man gut oder schlecht würfelt- bei "schlechten" Würfen verzichtet man besser auf teure Ölbohrungen mit wenig Ertrag in der Anfangsphase,
investiert besser in sein Kartendeck und beobachtet die Gegner-die gewonnenen Erkenntnisse sind für alle gleich).
Viele "erfahrene" Spieler ließen sich davon schwer überzeugen- gerade beim ersten Anspielen ist dann doch der Reiz des Ausprobierens zu hoch um taktisch geschickt vorzugehen.

2.Familien mit "Kids" (zwischen 10 & 18), Lehrer & Technikfreaks, Asiaten:
Vielleicht ein Vorurteil aber diese "Gruppe" hatte offensichtlich den größten Spass und hier haben wir
den größten Erfolg gehabt. Die Leute haben Spass am neuen Mechanismus und spielen munter draufloss.
Das merkte man hier besonders daran, dass oft lebhafte Diskussionen aufkamen, wo noch Öl zu inden sein könnte.
Bei unserem kleinen Turnier schnitten dann auch die jüngsten am besten ab. Drei von 4 Leuten im Finale unter 16 Jahren bei einem geschätzten Spielerduchschnittsalter von über 30 sind bemerkenswert und spricht für die Cleverness
der Jüngeren.

3.Nichtspieler, Übersättigte und Schäppchenjäger
Davon gibts auch auf der "Spiel" mehr als ich zunächst gedacht habe. Leute, die über die Messe wie über einen
Weihnachtsmarkt gehen bzw. oft wohl von den Angehörigen geschleift werden. Relativ leerer uninteressierter Blick
beim Schlendern durch die Reihen. Einigen ist anzusehen, dass Sie den Ausgang herbeisehnen. Kein Wunder bei dem Trubel. Für diese Gruppe sind eigentlich nur noch die Stände mit bekannteren Spielen zu Schnäppchenpreisen ein Thema, damit man irgendwas von der Messe mitgebracht hat.

Und dann ist da natuerlich noch die Heerschar der Rezensenten. Oft schwer einzuschätzen, wem man ein Exemplar mitgeben sollte und wem nicht. Ich hoffe, wir habens richtig gemacht.

Unterm Strich war die Messe eine gute Sache aber auch recht anstrengend. Einen Tag kürzer mit besserer Übersicht (das fängt schon bei der Webseite der Spiel 2010 und der überflüssigen Neuheitenschau an) und besserer Logistik (genervte Besucher an verstopften Eingängen) wäre meiner Meinung nach der richtige Weg.

Re: Spielemesse Essen aus (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 30. Oktober 2010, 15:12
von VolkerN.

Moin,

und wie warst Du mit dem direkten Verkauf zufrieden ?

Ich gebe zu, dass mich das Spiel nicht übermäßig interessiert hat, aber ich wünsche eigentlich ejdem Kleinverlag einen guten Umsatz direkt auf der Messe.

Bei Deinem Turnier sollte es ja um max. 1.000,- Euro gehen,
also offensichtlich pro verkauftem Spiel 1,- Euro.
Um wieviel ging es denn ??

fragt

VolkerN.

Re: Spielemesse Essen aus (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 30. Oktober 2010, 15:23
von i9n
Betriebsgeheimnis;-)

Verkauf war ok aber nicht überragend. Da hatten wir die Erwartungen auch nicht allzu hoch angesetzt, denn bei uns wurden die meisten Spiele erst nach einer kleinen Proberunde verkauft. Das ist bei einem unbekannten und nicht ganz billigen Spiel auch durchaus normal. Bei zwei Spieltischen und durchschnittlicher Erklär/-Spieldauer von 10-20 Minuten haben ca. 50% das Spiel mitgenommen. Kannst Du dann so ungefähr hochrechnen...

Re: Spielemesse Essen aus (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 31. Oktober 2010, 22:00
von Thygra
i9n schrieb:
> Unterm Strich war die Messe eine gute Sache aber auch recht
> anstrengend. Einen Tag kürzer mit besserer Übersicht (das
> fängt schon bei der Webseite der Spiel 2010 und der
> überflüssigen Neuheitenschau an) und besserer Logistik
> (genervte Besucher an verstopften Eingängen) wäre meiner
> Meinung nach der richtige Weg.

Mit Übersicht und Logistik gebe ich dir Recht, aber die Neuheitenschau ist auf keinen Fall überflüssig! Nicht wenige Pressevertreter selektieren hier, welche Spiele sie sich später an den Ständen näher anschauen. Und einen Tag kürzer darf die Messe auch nicht werden. Denn wenn man sowieso schon mal alles aufgebaut hat und vor Ort ist, dann hat der vierte Tag noch ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Mag sein, dass das für dich als Kleinverleger nicht so scheint, aber ich bin sicher, dass nur wenige Aussteller auf einen Tag verzichten möchten.

Re: Spielemesse Essen aus (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 31. Oktober 2010, 22:28
von i9n
Klar, das sind eben meine subjektiven Eindrücke gewesen.
Bei der Neuheitenschau war zwar irgendwie ein riesiges Gedränge aber bei der Unmenge von Neuheiten war das doch recht unübersichtlich und aus meiner Sicht nicht wirklich konstruktiv. Wir hatten dort beispielsweise einen Pressetermin und die Presseleute hätten uns in dem Wirrwarr fast verpasst. Es gab ja für die Kleinaussteller auch nur einen Haufen Tische, wo nach dem Motto wer zuerst kommt packt zuerst aus alles wahllos durcheinander aufgebaut wurde. Die interessierten Leute waren später am Messestand auch noch mal da- so war es zumindest bei uns.
Am Sonntag nachmittag war in Halle 4 offensichtlich die Luft raus- nicht zu vergleichen mit den ersten 3 Tagen. Wenn die Messe 5 oder 6 Tage dauern würde könnte man ja vielleicht auch noch mehr verkaufen- das möchten aber wohl die wenigsten auf sich nehmen vermute ich.

Re: Spielemesse Essen aus (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 1. November 2010, 18:23
von ravn
i9n schrieb:

> Am Sonntag nachmittag war in Halle 4 offensichtlich die Luft
> raus- nicht zu vergleichen mit den ersten 3 Tagen.

Halle 4, 9 und besonders 6 sind die Spielefreak-Hallen, die meiner Essen-Erfahrung eher von den spielenden Familien gemieden werden, da man sich eher in Halle 12, 10+11 aufhält, wo auch die grossen Namen der Branche zu finden sind, die man kennt.

Vielspieler wie ich grasen meist schon am Donnerstag und Freitag die Hallen 4+6+9 ab, um ja keine limitierte Edition oder Kleinstauflage zu verpassen. Dann bleibt am Samstag und Sonntag ausreichend Zeit, um auch mal einen Blick in Halle 12, 10+11 zu werfen. Und nach vier Besuchertagen Messe ist auch bei den meisten Freaks die Luft raus, um am Sonntagnachmittag noch viel Neues kennenlernen zu wollen. Da werden höchstens die letzten Spontaneinkäufe getätigt oder umgetauscht.

Soweit meine Erfahrung als Vielspieler mit Dauerkarte.

Cu / Ralf

Re: Spielemesse Essen aus (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 3. November 2010, 03:44
von Thomas Reh
ravn schrieb:
>
> Da
> werden höchstens die letzten Spontaneinkäufe getätigt ...
>

Leider ja. :-)

Gruss
Thomas

RE: Spielemesse Essen aus (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 7. November 2010, 13:56
von Marten Holst
Moin,

> Vielspieler wie ich grasen meist schon am Donnerstag und
> Freitag die Hallen 4+6+9 ab,

(das mit limitierten Editionen streiche ich mal, ich informiere mich im Vorfeld nicht, und wenn ein Spiel halt weg ist, ist es halt weg).

Aber ich kann dem nur zustimmen. Meine typische Messe ist eigentlich so:

Donnerstag: erster Rundgang ohne genaues Schauen, Eindrücke sammeln, Bekannte an Ständen grüßen, dann zu den "üblichen Verdächtigen" schauen, was die in diesem Jahr haben. Da sind für mich viele in Halle 4. Abends: "Pflichtkäufe", Spiele bei denen ich weiß, dass ich sie eh kaufen werde, ggf. nach kurzer thematischer Vorstellung (Tuonela, Surprised Stare, 2F, um nur drei zu nennen, oder mal Hiku, um Halle 12 nicht leer ausgehen zu lassen, wo ich mir die Neuheiten von Carsten erklären lasse, bevor er sie kann).

Freitag: Erste Spiele antesten oder vorstellen lassen. "Übliche Verdächtige der zweiten Reihe" - Verlage, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe, aber bei denen mir viel eben auch nicht so sehr zusagt (Adlung, Lookout), Gelegenheitsspiele mit Bekannten.

Sonnabend: Listen von Fairplay/Hall/BGG ansehen, Topspiele anschauen (spielen ist meist unmöglich)

Sonntag: paar Käufe noch (aber das Meiste kommt Fr und Sa), rumgehen und von Bekannten verabschieden, relativ früh weg, meine Füße sind 3 Jahre älter als noch 2007 und den Parkplatzstau ab 16:30h brauche ich auch nicht.

Ich würde keinen Tag missen wollen, aber am Sonntag ist Halle 4 tot, und 9 auch weitestgehend. In Halle 5 schaue ich noch gerne mal beim Schach und Go vorbei, was die da so vorspielen, so als Ausklang (und dieses Jahr habe ich mich gefragt, warum ich nicht Go spiele, da waren mehr nette Mädels, aber das nur so am Rande ;-) )

Viele Grüße
Marten

Besucherkommentar zur (Klein-) Ausstellersicht

Verfasst: 7. November 2010, 16:12
von Volker L.
i9n schrieb:
>
> Unterm Strich war die Messe eine gute Sache aber auch recht
> anstrengend. Einen Tag kürzer mit besserer Übersicht (das
> fängt schon bei der Webseite der Spiel 2010 und der
> überflüssigen Neuheitenschau an) und besserer Logistik
> (genervte Besucher an verstopften Eingängen) wäre meiner
> Meinung nach der richtige Weg.

Da kommt von mir aber heftiger Widerspruch!!!

Die Messe müsste eher 2 Tage länger dauern ([i]ohne[/i] dass
zugleich die Anzahl der Aussteller/vorgestellten Spiele
steigt).
Ich habe es noch in keinem Jahr geschafft, alle Spiele
kennenzulernen, die ich nach Lektüre der Vorschau als
potenziell interessant eingestuft hatte. Dieses Jahr war
ich immerhin nah dran, weil erstens meine Liste kürzer
war als sonst und zweitens wir dieses Jahr - auf
Initiative meines Messebegleiters - die meisten Spiele
nur angespielt haben.
Statt 35 hätte ich lieber ca. 50 Messestunden - oder
alternativ nur 100 andere Messebesucher, so dass ich bei
jedem Spiel, das ich testen will, sofort rankomme und
auch beim Weg von Stand A nach Stand B keine Zeit im
Gedränge verliere - aber letzteres wäre den Ausstellern
wohl nicht so lieb...

i9n schrieb:
>
> Am Sonntag nachmittag war in Halle 4 offensichtlich die Luft
> raus- nicht zu vergleichen mit den ersten 3 Tagen.

Ja, erfreulicherweise.
So hatte ich dann am Sonntag morgen endlich Gelegenheit,
am einzigen Phantom-League-Tisch des Tuonela-Standes einen
Platz zu ergattern :-)
Wäre es schon früher mal in Halle 4 so angenehm leer
gewesen, dann hätte ich auch i9n noch angetestet, am
Sonntag ließ das Verhältnis von noch kennenzulernenden
Spielen zur Restzeit das nicht mehr zu. :-/


ravn schrieb:
>
> Vielspieler wie ich grasen meist schon am Donnerstag und
> Freitag die Hallen 4+6+9 ab, um ja keine limitierte
> Edition oder Kleinstauflage zu verpassen. Dann bleibt
> am Samstag und Sonntag ausreichend Zeit, um auch mal
> einen Blick in Halle 12, 10+11 zu werfen.

Dann bin ich anscheinend kein Vielspieler :-D
Oder man muss das "Vielspieler wie ich" dahingehend
interpretieren, dass damit "dieselbe [i]Unterkategorie
von Vielspielern[/i] wie ich" gemeint ist. ;-)

Blindkäufe von Spielen, die ich nicht vorher probegespielt
habe, habe ich schon zu oft bereut (manchmal "Schrott",
oft "ganz ok, aber ich hätte es nicht haben müssen"), als
dass ich mich darauf einlassen würde, und die Liste der
Spiele, die ich mir als potenziell interessant aus der
Messevorschau herausgesucht habe, ist zu lang, als dass
ich in den kümmerlichen 35 Messestunden noch Zeit hätte,
irgendwelche Stände ohne Vorab-Info aufzusuchen um zu
gucken, ob die eventuell etwas interessantes haben. Es
kommt tatsächlich vor, dass ich die ganze Messe über
komplett vergesse, einem Stand wie HiG oder Alea einen
Besuch abzustatten, wenn die nichts interessantes in
der Vorschau hatten.

Im Kontrast zum Text von Marten (den ich der Länge wegen
hier nicht zitiere :-P ) sieht meine typische Messe
eher so aus:

Donnerstag: Halle 12, 10/11 und eventuell kurze Abstecher
nach 9, dabei mit höchster Priorität solche Stände
aufgesucht, die erfahrungsgemäß immer - und erst Recht
am Wochenende - überlaufen sind (Kosmos, Pegasus, HiG,
Huch/Hutter und eggert).
[i](dieses Jahr bin ich am Do erst gegen 17:00 überhaupt
erstmalig aus der 12 rausgekommen)[/i]

Freitag: Reste von Halle 12, weitere Versuche bei den
begehrtesten Ständen in Halle 10/11 und 9, erste
Abstecher nach 6.

Sonnabend: Reste von Halle 10/11, weitere Versuche in
9 und 6, erste Abstecher nach 4 und 5, eventuell
gezielte Versuche, Spiele zu testen, die nicht auf
meiner Liste waren, aber bei Fairplay hoch stehen und/oder
von den diversen bekannten Gesichtern, denen man auf
der Messe über den Weg läuft, empfohlen wurden.

Sonntag: Versuchen, soviel wie möglich von den restlichen
Spielen auf der Liste abzuarbeiten, dabei spätestens
gegen 13:00 dazu übergehen, nicht mehr testzuspielen,
sondern nur noch Spiele (durchaus ausführlich, so als
ob man anschließend spielen würde) erklären lassen.

Gruß, Volker (der statt 35 Messestunden lieber... aber das hatten wir ja schon)