Beitragvon Andreas.Pelikan » 19. April 2007, 17:16
Eine gute Bekannte hat in einem anderen Forum die Signatur "Es gibt keine schlechten Spiele. Nur Spiele, die für bestimmte Spieler nicht passen!"
Nun, leider gibt es doch auch wirklich schlechte Spiele. Auf Grund der unterschiedlichen Reaktionen in diesem Thread meine ich aber, daß für Fangfrisch obiges Zitat zutrifft.
Worum geht es in diesem Spiel und für wen ist es empfehlenswert?
Fangfrisch ist ein verkehrtes Versteigerungsspiel: zu einem Fixpreis von 10 Euro werden immer mehr Fische angeboten, der Preis pro Fisch sinkt also laufend. Irgendwann scheint das Angebot einer Spielerin/einem Spieler attraktiv genug und er/sie haut auf die Glocke. Spätestens jetzt sollte es klingeln: Fangfrisch ist ein Reaktionsspiel. Anders als bei herkömmlichen Versteigerungsspielen habe ich nicht die "zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten" Bedenkzeit, sondern ich muß rasch handeln, wenn ich mich zum Kauf entschließe.
Jede/r Spieler/in hat vor sich ein Tableau, das Platz für drei Sorten bietet. Ich kann also nicht einfach drauf los kaufen, denn überzählige Sorten wandern in den Müll, und das kann teuer werden. Ich brauche mich aber auch nicht allzu sehr auf meine Sorten konzentrieren, denn wenn in einem Fach ein mickriger Hai liegt, kann ich ihn jederzeit freiwillig entsorgen um beispielsweise Freiraum für fünf fette Flundern (thx for good advice, Friedemann) zu schaffen.
Wenn ich an die Reihe komme, kann ich, bevor ich für die anderen Fische versteigere, meine Fische verkaufen, und zwar so viele Sorten, wie ich möchte. Je mehr Fische einer Sorte ich habe, desto besser ist der Erlös (pro Fisch). Es zahlt sich also aus, bis zum Limit (10 oder mehr Fische bringen 30 Euro) zu horten. Allerdings verdirbt immer, wenn ich Flundern verkaufe, bei jedem Mitspieler die oberste Flunder-Karte (außer sie liegt im Eisfach). Warte ich also mit dem Verkaufen der Fische in den beiden Holzkisten zu lange, dann strafen mich vielleicht die Konkurrenten ab.
Fangfrisch erfordert Vertrauen auf das Bauchgefühl, Entschlußkraft, und eine ausgewogene Mischung aus Vernunft und Gier. Der Spaßfaktor steigt, wenn die Marktschreier aus sich herausgehen (Ich finde den Vorschlag, jeder Schachtel einen Bernd-Dietrich-Klon als Stimmungskanone beizulegen, höchst beachtenswert. Leider ist Queen Games "nur" ein Spieleverlag und kein Gen-Labor).
Wer Kosten und Nutzen genau kennen muß, bevor er sich bewegt, dem sei von diesem Spiel abgeraten. Die beigelegte Glocke ist eine selbsterklärende Warnung an alle, die das "andere" Spiel mit Glocke (bei dem man bis fünf Zählen muß) nicht leiden können. (Ich kann euch beruhigen: bei Fangfrisch haut Dir viel seltener ein Mitspieler seinen dicken Ehering auf die Fingerknöchel als bei ...)
Erwartet keine Wirtschaftssimulation, da seid ihr beim thematischen großen Bruder besser bedient. Stellt euch auf Fortunas bittere Mißgunst ein, denn wenn ihr Krebse sammeln wollt, dann kommen die Hummer. Fürchtet euch nicht vor dem Fischdieb, laßt ihn lieber für euch selber arbeiten. Und glaubt nicht alles, was euch Fangfrisch über Dosenfische erzählt.
Noch nicht verschreckt? Na dann: Kaufempfehlung (vom völlig unbefangenen :)) Autor)!
Bezüglich der Gerüchte rund um meinen Namen kann ich nur sagen: JA, ich heisse wirklich so, und NEIN, ich bin leider nicht mit dem Schreibwaren- (und früheren Spiele)hersteller verwandt.
viel Spass beim Spielen
Prof. Dr. Hering... ähem, ich meine natürlich Andreas Pelikan