Beitragvon Heinrich Tegethoff » 4. Juni 2007, 17:28
Hallo Andreas et al,
die Frage nach einem Tie-breaker hänge ich immer an zwei Faktoren:
a) sind die Ergebnisse spielmechanisch eng und ist damit ein (erster) Gleichstand häufig?
b) sind die Tie-breaker wirklich relevant?
Hier finden sich leicht Beispiele aus beiden Bereichen: (a) mein erstes "Manila" beendeten die beiden Sieger mit je 176 Geld, bei unter-100 für alle anderen. Ein Tie-breaker a la "die meisten Aktien", um Aktien höher zu werten, ist hier unsinnig. Wäre eh schon schlimm gewesen, wenn einer 175 gehabt hätte, aber so w#r's dann halt.
"Einfach Genial" hat bauartbedingt bis zu 5 Tie-breaker. Aber jeder Spieler berücksichtigt diese (oder kann es tun). Ich sehe ja "3 sind gleich, der Wettkampf geht um die vierte (Tie-breaker-)Position".
Entsprechend ist schnell klar, ob bei solch extremen Spielen ein Tie-Breaker nötig ist.
Aber: Muss also ein Spiel wie "Notre Dame" oder "Puerto Rico" einen Tie-breaker haben? => (b)
"Siegpunkte" (oder Sieg-Geldmenge etc) gibt es ja nur, weil das Spiel erst einmal ohne Gewinner endet -- "wer als erster die Ziellinie überschreitet hat gewonnen" kennt keine Tie-breaker. Ergo hat das Spiel ein "definiertes Ende", was man aber auch als "willkürlich" sehen kann. Klar, es kann nach fester Rundenzahl (Notre Dame) oder Erreichen einer Ziellinie (Caylus) etc enden oder gar mit einem weniger planbaren "Sudden Death" schließen (z.B. Coloretto).
Erst dann kommt es zur Frage: wer ist Bester? Hier ist es dann gut, bei Gleichstand diejenigen Mittel als Tie-breaker heran zu ziehen, die wertvoll wären, wenn das Spiel noch etwas weiter laufen würde. Meist ist dies Geld, was man noch investieren könnte. Somit finde ich z.B. "meistes Geld" als Tie-breaker dann gut.
Entsprechend ist dann aber der Blick in die Regel, ob jemand bei Gleichstand doch noch einzeln gewonnen hat, verkehrt, denn es sollte intuitiv klar sein, was dann auch in den Augen der Mitspieler ein Tie-breaker ist. Nur ob dies der Autor auch so will oder nicht, ist dann dessen Entscheidung. Punkt. "Man hätte noch differenzieren können, aber der Autor will es nicht" - gut.
Wenn ich aber eh schon viele Wertungsaspekte habe, und dann noch 3-stufige Tie-breaker wie bei "Hermagor", dann nervt es gwaltig.
Kontraproduktiv ist in meinen Augen, "gemischte" Tie-breaker zu haben, die aber wohl dem oben aufgezeigten Punkt "wäre noch investierbar" genügen. Beispiele: Geld plus Steine bei "Notre Dame", Geld plus Waren bei "Puerto Rico" (und "San Juan"). Hier muss man sehen, dass Tie-breaker eigentlich zu den zu-erklärenden Regeln gehören, aber Regeln werden am anderen Ende des Spiels erklärt -- und sind bis Spielende vergessen bzw. werden in den meisten Partien dadurch vernachlässigt. Muss jemand sagen "Du bist ja doch noch Erster, weil Du zwar nur 1 Geld aber 2 Steine hast", dann wären zwei - gefühlte - Sieger klar besser gewesen, als der - gefühlte - Siegzufall.
Zum Remis bei 2-Personern kann ich wenig beitragen.
Servus,
Heinz