Beitragvon Günter Cornett » 26. November 2007, 03:45
Marten Holst schrieb:
>
> Nebenbei ist der Islam wie
> Judentum und Christentum eine "Religion des Buches", sprich:
> identischer Gott, massive Überschneidungen im Personal, von
> daher ist das islamische Wertesystem direkt eine (mehrere
> hundert Jahre jüngere) "Weiterentwicklung" (salopp
> formuliert) des christlichen (das wiederum auf dem jüdischen
> basiert - die drei Religionen lassen sich in solchen Dingen
> kaum trennen). Das gilt auch für alle weiteren Erwähnungen
> des Islam. Gleichzeitig muss man auch "das Christentum"
> unterscheiden, dieses gibt es, wie auch andere Wertesysteme
> oder Anschauungen oder wo immer man es einsortieren will,
> zumindest heutzutage in sehr verschiedenen
> Geschmacksrichtungen.
Jo, sehe ich auch so, gehe da vielleicht noch einen Schrit weiter und sage: die Unterschiede innerhalb einer Religion sind oft größer als zwischen menschen verschiedener Religionen. Ob man als 'Hooligan' auftritt oder sich 'sportlicher Fairness' verschreibt hat eher wenig damit zu tun, welchem Verein man angehört.
> Die Vorstellung, dass jegliches menschliches Leben per se
> erst einmal einen gleichen Wert hat, ist meines Wissens
> erstmals in diesem Wertekanon in größerem Rahmen "publiziert"
DEr Humanismus geht imho auch auf die Antike zurück (Cicero, sowie griechisches Philosophen)
> worden. Der Hinduismus sieht das nach meinen (allerdings
> überschaubaren Kenntnissen) durchaus sehr anders. (Praktische
Der Hinduismus ist keine einheitliche Religion. Der Respekt gilt z.gr. Teil aber auch den Tieren.
> > Meiner persönlichen Meinung nach ist Intoleranz gegenüber
> > Andersgläubigen ein zentrales Motiv aller monotheistischer
> > Religionen und (ebenso wie die Hexenverbrennung)
> > unvereinbar mit dem Grundgesetz.
>
> Nicht nur der monotheistischen, auch der nulltheistischen
Jo, das stimmt natürlich. Aber bei monotheistischen Religionen ist das schon vom Ansatz her so (ebenso wie beim Atheismus). Wer sagt: es gibt genau (k)einen Gott, jeder andere Glaube sei falsch, ist vom Ansatz her intolerant. Bei den polytheistischen Religionen (der Antike) kämpfte man nicht für den richtigen Glauben sondern schaute im kriegsfall einfach, wessen Götter stärker waren. Man stritt dem anderen aber nicht in jedem Fall automatisch das Recht anders zu glauben ab. Die monotheistischen Religionen aber stellen ihren Glauben als den einzig wahren da. Das Missionsgebot halte ich in diesem Zusammenhang für fatal.
> zu wollen. Alle Aufklärung und Reformation fand ja auch vor
> einem kulturellen Hintergrund statt, und analog Fragen nach
> "historischer Konvergenz" versus "Flügelschlag des
> Schmetterlings" zwar interessant sind, ob ohne Christentum
> auch andere Religionen zu Aufklärung oder toleriertem
> Atheismus geführt hätten oder nicht - aber eben
Ich würde die Gegenbewegung gegen die christlich begründete Diktatur nicht als christliche Kultur bezeichnen. dass wir auch vom Christentum geprägt sind, ist mir klar, aber ich sehe nicht, dass das Grundgesetz Teil christlicher Kultur ist. Es gewährt Religionsfreiheit aber geht nicht davon aus, dass wir einem Gott unterworfen sind.
> ich es allerdings für durchaus sehr plausibel, dass eine
> vorherrschende Ethische "Normungsinstanz", die die
> christliche Kirche ja über Jahrhunderte war, einen massiven
> Einfluss auf Werte und Ordnung hat, selbst wenn diese nicht
> identisch zu dem ursprünglichen Text oder Werten sind.
Naja, der Antifaschismus wurde sicherlich auch vom Faschismus beeinflusst, wie der Antikommunismus vom Kommunismus, etc. Aber deswegen würde ich Antikommunisten nicht als Kulturkommunisten oder Antifaschisten als Kulturfaschisten bezeichnen, nur weil sie in einer Welt gelebt haben, die von diesen Ideologien geprägt sind.
Eine Gegenbewegung gegen das Christentum oder auch nur die Befreiung von autoritären christlichen Strukturen würde ich daher nicht als Teil christlicher Kultur ansehen - es sei denn sie übernimmt zentrale Werte von dieser Kultur.
Ich behaupte ja nicht, dass wir ganz frei von christlichen Werten sind, aber den Stempel 'Kulturchrist' lasse ich mir nicht aufdrücken (gell, sporb). Es gibt neben anderen Richtungen natürlich auch christliche Einflüsse auf unsere Kultur, ganz klar, aber sie stehen nicht für alle Bewohner des 'Abendlandes' an erster Stelle, sind nicht verantwortlich für Demokratie und Grundgesetz.
> Ich fürchte nur, wir sollten vielleicht ins F7 rüber, hier
> sind wir irgendwie falsch ;-)
Jo, ganz sicher.
Gruß, Günter