Beitragvon Thomas » 2. Juli 2008, 10:02
Die jährlich immer wieder gleiche Diskussion, ob die Jury mit der Wahl das beste Spiel gefunden hat, wird ja schon in einigen anderen Threads geführt und soll hier bitte nicht wiederholt werden. Was mir bei der Diskussion jedoch aufgefallen ist, ist ein Dilemma im Wahlverfahren:
Zunächst diskutiert die Jury auf Grundlage ALLER erschienenen Spiele solange, bis sie sich auf 5 nominierte Spiele einigen. Dann hat die Jury ein bis zwei Monate zeit, sich diese fünf Spiele ganz genau anzuschauen. Das klingt an sich ganz vernünftig, um der Flut der Spiele gerecht zu werden. Was aber, wenn sich innerhalb dieser Zeit herausstellt, dass alle fünf nominierten Spiele irgendwelche Schwachstellen haben, also beispielsweise:
- [i]Stone Age[/i] ist zwar ein sehr schönes Spiel, aber die Spielregel kann man Familien nicht zumuten und daher sollte es nicht den Hauptpreis bekommen
- [i]Suleika[/i] hat zwar optisch und haptisch schönes Material, der Spannungsbogen des Spiels lässt aber sehr schnell nach, hat keinen Widerspielreiz und ist daher auch nicht als Hauptpreisträger geeignet
- [i]Wie verhext[/i] ist klasse, aber funktioniert am besten zu fünft, bedingt zu viert und fast gar nicht zu dritt. Damit könnte es in den 1-Kind-Haushalten zu Frust kommen. Also auch kein geeigneter Hauptpreisträger
- [i]Blox[/i] ist viel zu abstrakt und trocken, da ohne Thema. Also kein würdiger Hauptpreisträger.
- Bei [i]Keltis[/i] ist das Thema zu aufgesetzt, das Spiel kommt trotzdem noch zu abstrakt rüber und außerdem soll Knizia ja eigentlich den Hauptpreis nicht bekommen ;[i][/i]-[i][/i])
Also, wenn dem so wäre (ich will jetzt nicht darüber diskutieren, welches Spiel würdig wäre oder nicht, das waren nur beispielhaft ein paar Gründe, warum eventuell nach der Nomminierung alle Spiele als ungeeignet angesehen werden könnten), dann müsste die Nomminierungsliste doch eigentlich verworfen und stattdessen ein anderes Spiel (z.B. Jamaika - geht von 2 bis 6 Spieler, hat ein zum Spielmechanismus passendes Thema, hat ausgewogenes Glück/Taktikelemente,...) gekürt werden. Nur, durch die gesetzten Regeln der Jury muss es jetzt eines der fünf damals nominierten Spiele werden.
Schon daher ist das "Spiel des Jahres" nicht das "beste" Spiel des Jahres, egal wie man Qualität im Sinne von "bestes Spiel" auch immer definieren mag. Es ist einfach nur das "beste" unter den fünf nominierten. Aber das ist wohl das Dilemma aller "Topmodel-Superstar-Oscar-Jury-Entscheidungen", bei denen aus einer Liste nominierter Kandidaten der beste gesucht wird.
Gruß, Thomas
(der Blox, Suleika und Keltis noch gar nicht kennt und nur im Forum gängige Argumente als Beispiel verwendet hat, ohne sich diese jetzt schon selber aneignen zu wollen)