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"Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 28. Juli 2009, 17:21
von Ralf Arnemann
Im Verfahren FRED gegen Wallace wird das wohl juristisch eine Rolle spielen, und im Dicetower-Podcast werden die spielerischen Vorteile dieser beiden Eisenbahnspiele angesprochen.

Daher würde mich mal interessieren, wo denn wirklich die Unterschiede zwischen der älteren und der neueren Version sind. Denn offensichtlich hat sich mehr geändert als nur die Graphik. Bei BGG werden einige Details dargestellt, aber mir ist nicht klar, wie spielrelevant die sind.

Ich selber kenne nur Railroad Tycoon. Das soll etwas "familiengeeigneter" sein als "Age of Steam" (weil man die Kreditaufnahme flexibler gestalten kann), aber auch glücksbetonter (weil die Aufträge so stark reinhauen).

Vor diesem Hintergrund: Wie sind jeweils die Unterschiede zu "Age of Steam" und "Steam", und lohnt sich "Steam" (oder seinen Vorgänger) anzuschaffen, wenn man RRT schon hat.

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 28. Juli 2009, 17:42
von CarstenB
Hi Ralf,

das haben wir doch mittlerweile schon ein paar mal gehabt. Als Referenzdiskussion kann ich Dir die Diskussion und Zusammenstellung unter http://www.boardgamegeek.com/thread/379333 empfehlen. Vorsicht, lang!

Grüße,
Carsten

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 28. Juli 2009, 18:22
von Attila
Hiho,

Naja, RRT ist zwar nett, aber kein vergleichmit Steam oder AoS. In der "Profi"-Version ist Steam imo schon sehr ähnlich AoS, aber durchaus nicht identisch. Die getrennte Einkommen/Siegpunkte-Leiste ändert den character des Spiels imo schon. Abgesehen davon ist die Basisversion von Steam wieder etwas was anderes.

Ich würde Steam und AoS jederzeit RRT vorziehen.

Atti

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 00:27
von Daniel R.
Attila schrieb:

> Ich würde Steam und AoS jederzeit RRT vorziehen.

Dem kann ich zu 100% beipflichten.
RRT ist ein verschlimmbessertes AoS, hübscher anzusehen, aber spielerisch kastriert.

Viele Grüsse
Daniel

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 09:03
von Björn-spielbox
Also ich finde RRT hat schon seine Daseinsberechtigung. Ich glaube nicht, dass bei RRT ein AoS verschlimmbessert wurde, sondern einfach eine variantenreiche Version geschaffen wurde. Aos und Steam ist super Kost für Strategen und Taktiker - RRT ist dagegen super Unterhaltung für die Spieler, die nicht an jeder Schraube selber dran drehen wollen. Durch Aufgabenkarten und besondere Aktionen ergeben sich kurzfristig andere Ziele und dadurch entsteht eine gewisse Art kurzweil, die man bei AoS und Steam so nicht findet.
Also bei mir kommt Steam besser an als Aos - und RRT steht irgendwo daneben und nicht in Konkurrenz zu den beiden vorgenannten Spielen.

Grüße aus Hannover,
Björn.

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 12:20
von Ralf Arnemann
> das haben wir doch mittlerweile schon ein paar
> mal gehabt.
Hätte ich auch gedacht - aber die Suchfunktion bringt verblüffend wenig. Die meisten Diskussion hier erschöpften sich in der Aussage, daß es Varianten sind.

> Als Referenzdiskussion kann ich Dir die
> Diskussion und Zusammenstellung unter
> www.boardgamegeek.com Komplett-Link:
> http://www.boardgamegeek.com/thread/379333
> empfehlen.
Danke, das hilft schon deutlich weiter.

Leider ist das aber im wesentlichen eine Diskussion unter Insidern, die AoS schon gut kennen. Einiges kann ich mit meinen RRT-Kenntnissen nachvollziehen, aber vieles nicht.

Mal als Beispiel, Du kennst ja die 18xx-Familie:
Zwischen 1830 und 1835 gibt es Unterschiede im Loksortiment und den Lokpreisen. Das zu wissen ist erst einmal wenig aufregend.
Und dann werden die Gesellschaften bei 1835 in fester Reihenfolge mit festen Preisen eröffnet, bei 1830 gibt es hier freie Wahl. Schon interessanter, klingt aber noch nicht weltbewegend.

Aber in der Kombination beider Unterschiede führt das wesentlich dazu, daß bei 1830 ein hohes Bankrott-Risiko besteht, und viele Spiele so entschieden werden - bei 1835 gibt es das de facto überhaupt nicht.

Das macht einen Riesenunterschied im Spielgefühl, kann den Regelunterschieden aber direkt gar nicht entnommen werden.

Wenn ich also lese, daß bei Steam die Einkommens- und die Siegpunkt-Leisten getrennt sind, dann ist das ein Unterschied zu RRT. Aber die Tragweite dieser Neuerung kann ich nicht erfassen, insbesondere kann ich nicht beurteilen, ob mir Steam vielleicht besser gefallen würde oder ob ich es zusätzlich zu RRT kaufen sollte.

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 12:25
von Ralf Arnemann
Vielen Dank für Eure Antworten.
Nur kann ich leider wenig nachvollziehen, WARUM ihr jeweils ein Spiel bevorzugt.

Wir mögen RRT sehr (weil es vom Material her schön ist, weil es abwechslungsreich ist, weil es hohe Interaktion bietet und weil man kurzfristige gegen langfristige Vorteile abwägen muß).

Uns stört aber das hohe Glückselement durch die Aufträge (nix gegen zu sagen, wenn jemand mit viel Aufwand einen Auftrag erfüllt, und dann dafür belohnt wird - aber ärgerlich, wenn jemand einen zu seinem Netz passenden Auftrag einfach abgreifen kann, das kann das Spiel entscheiden) und die Verteilung der Waren.

Mehr strategischer Anspruch wäre auch recht, weniger aber wenn es bei AoS heißt, daß man sich mit einem Fehler in der Finanzplanung für den Rest des Spiels ruinieren kann.

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 12:35
von peer
Hi,
Steam habe ich noch nicht gespielt, aber Age of Steam und Railroad Tycoon (und Volldampf) schon. Bei Volldampf und vor allem bei Age of Steam gefällt mir besonders das Kreditsystem: Man muss sich im Vorfeld genau überlegen, wieviel man aufnimmt. immt man zu wenig, kann man eventuell nicht das machen, was man will. Nimmt man zu viel, kostet das nur unnötig Zinsen. Gerade dieses kalkulieren fehlt mir bei RRT: da gibts das zwar auch, aber nur in verwässerter Form. Das muss aber auch so sein, wegen des Glücksmomentes (siehe Aufträge). RRT ist damit eher die "Familienversion" von AoS.
AoS ist dagegen vielleicht noch kein 1830 (um mal bei deinem Vergleich zu bleiben), geht aber in dieselbe Richtung - mit einigen Karten soll das schärfer werden, aber ich bin jetzt nicht so AoS-Fanig (schönes Adjektiv, oder?), als dass ich mir die gekauft hätte. Was mir bei AoS weniger zusagt, ist zu einen die Spieldauer (ich spiele zu selten, als dass ich wesentlich schneller als 3 Stunden werde) und noch was: Auf der Siegpunktleiste geht man ab und an zurück, sozusagen wegen Steuern und so. Das ist um das Feld künstlich beisammen zu halten und ich empfinde das als sehr unelegant. Vielleicht wurde das ja bei Steam geändert?

Ich hoffe etwas mehr Orientierung beigesteuert zu haben...

ciao
peer

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 12:44
von Mikos
Hi

> weil man die Kreditaufnahme flexibler gestalten kann

Da kann man ja die Regel von AoS entsprechend anpassen/vereinfachen, dass Kreditaufnahme keine extra Phase sondern jederzeit möglich ist. Soll ja auch bei einer neuen Auflage (oder bei Steam?) jetzt von Haus aus so sein.

> aber auch
> glücksbetonter (weil die Aufträge so stark reinhauen).

Das ist wohl der Hauptgrund, weswegen die meisten Spieler hier das Spiel nicht mögen.

> lohnt sich "Steam" (oder
> seinen Vorgänger) anzuschaffen, wenn man RRT schon hat.

Auch wenn der Mechanismus ähnlich ist:
RRT ist ein Familienspiel, Steam ein Spiel für Freaks oder zumindest für Spieler, die das strategische Spiel mögen.

Wenn du das Spiel am Spieleabend mit Strategen spielen möchtest, ist RRT wohl fehl am Platz. Wenn du mit deinen Kindern (unter 12 Jahren) spielen möchtest, ist Age of Steam wohl etwas zu hoch gegriffen.

Gruß, Mike

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 13:00
von Björn-spielbox
Ich versuche mal kurz die Unterschiede zu umreissen - allerdings habe ich die Spiele jetzt nicht zu Hand versuche es aus der Erinnerung zusammenzubekommen.

Finanzen:
Bei RRT gibt es eine gekoppelte Einkommens- und Siegpunktleiste. Das Einkommen nimmt am Anfang immer mehr zu und baut sich dann wieder ab. Zu berücksichtigen sind die Kosten der in Anspruch genommenen Aktien. Geld gibt es in RRT zwar nicht üppig, aber es ist auch nicht wirklich knapp.
Bei AoS ist die Siegpunktleiste auch an die Einkommensleiste gekoppelt - und man muss jede Runde wieder ein paar Schritte zurück - je nachdem wie weit man schon vorgedrungen ist. Wer da nicht stetig Warenlieferungen nachschickt rutscht wieder ne ganze Ecke zurück. Durch ein paar Fehlplanungen kann man sich ins finanzielle Aus schiessen und Pleite gehen. Ohne Geld ist man auch bei den Aktionen meist der, der als letzter seine Sonderaktion aussuchen kann.
Bei Steam sind die beiden Leisten voneinander losgelöst. Man startet bei einem Einkommen von 0 - die Leiste hat Felder von -10 bis +10. Wenn ich Geld bezahlen muss, bekomme ich 5 Geld für jedes Feld, dass ich auf der Einkommensleiste zurück gehe. Stehe ich am Ende der Runde im Minus, muss ich Geld bezahlen (Baue ich z.B. für 10 Geld, rutsche ich 2 Stufen runter auf -2. Wenn ich keine Waren liefere, muss ich am Ende 2 Geld zahlen - um die zu bezahlen, rutsche ich noch einmal eine Stufe runter auf -3 und erhalte 3 Geld bar ausgezahlt) Immer wenn ich Waren liefere, entscheide ich mich, ob ich alle Punkte auf der Einkommensleiste nach vorne rutsche oder alle Punkte als Siegpunkte ausgezahlt haben möchte. Die Siegpunkte sind statisch und rutschen nicht wieder zurück wie bei Aos. Geldprobleme ereilen einen hier nicht so schnell - aber man muss den Absprung schaffen auch Siegpunkte zu sammeln!

Aktionen:
Bei RRT gibt es für alle gleiche Grundaktionen - weitere Aktionen kommen nur als Karten ins Spiel.
Bei AoS gibt es feste Sonderaktionen (Startspieler, als 1. bauen, 4 Streckenplättchen verbauen, als 1. liefern, Lokomotive verbessern, eine Stadt gründen und Warennachschub).
Die Auswahl der Sonderaktionen und die Spielerreihenfolge wird versteigert - hier wird das Geld noch knapper.
Bei Steam gibt es die gleichen Rollen - aber jede Rolle hat eine Zahl, die angibt, welche Spielerreihenfolge für die nächste Runde gilt. Nehme ich z.B. eine Stadt gründen, dann bin ich in der nächsten Runde der letzte Spieler. Die Versteigerung entfällt (jedenfalls in der Grundversion), was sich beschleunigend auf das Spiel auswirkt und das ist der Grund, warum mir das Spiel dadurch besser gefäält als AoS.

Warennachschub:
Bei AoS liegen die Waren schon für jede Stadt auf einem extra Bogen bereit und es wird jede Runde gewürfelt, welche Stadt Nachsschub bekommt. Man weiss also, welche Farben noch in eine Stadt kommen, nur nicht wann oder ob.
Bei Steam liegen auf extra Warennachschubfeldern je 3 Waren bereit. Es gibt keinen automatischen Nachschub, sondern nur die Sonderaktion Warennachschub kann eine Stadt aufgefüllt werden. Dabei hat man die volle Auswahl aus allen verbliebenden Nachfüllfeldern. Eine Stadt kann aber nur 1x im gesamten Spiel nachgefüllt werden! Neu gegründete Städte bekommen auch ein Wunschpaket zugeteilt und können danach nicht mehr aufgefüllt werden. Man hat also starken Einfluss darauf, wann und was nachgefüllt wird - aber dafür pro Stadt nur 1x!

Die Lieferung der Waren ist weitesgehend gleich.

Bei Steam gibt es noch eine Profiversion - da wird die Versteigerung wieder eingefügt und die Lokstufe kostet auch entsprechend - gespielt habe ich das noch nicht.

Ich hoffe, die Unterschiede sind jetzt ein wenig klarer. Steam gefällt mir hauptsächlich wegen der fehlenden Versteigerung besser - dadurch ist der Einstieg einfacher ohne das der Einfluss leidet.

Sonnige Grüße,
Björn.

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 16:35
von Ralf Arnemann
Björn und peer:
Vielen Dank, das hat sehr geholfen.

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 16:38
von Ralf Arnemann
> Wenn du mit deinen Kindern (unter 12 Jahren)
> spielen möchtest, ist Age of Steam wohl etwas
> zu hoch gegriffen.
Och, die sind abgehärtet ;-) (und inzwischen auch über 12).

Wer Agricola, Puerto Rico und Race to the Galaxy spielen kann, wird wohl auch Steam schaffen.

Und umgekehrt kann es sein, daß ich das mit der flexiblen Kreditvergabe probiere.
Ich liebe nun wirklich strategisch komplexe Spiele mit Vorplanung - aber ich hasse übermäßige Grübelei über Details (ich muß jetzt einen Dollar mehr ausgeben um in 15 Runden linksrum abbiegen zu können ...).

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 21:21
von achim
Hallo Ralf,

die Regelunterschiede wurden ja bereits ziemlich genau weiter oben definiert. Von der Optik her, ist RRT zwar das aufwändigste Spiel in dieser Familie, schon allein wegen des riesigen Spielplanes und der vielen Plastikteile, aber das sehe ich persönlich alles eher als Ballast an, der das Spiel eher unübersichtlicher als klarer macht. Viel moderner und spielerfreundlicher sehe ich die Ausgabe "Steam" an. Da hat alles seinen Platz und wirkt mit ansprechenden Layout sehr übersichtlich mit großem Aufforderungscharakter. "Age of Steam" merkt man dagegen eindeutig seine "Jahre" an. In Verbindung mit Grafik, Spielmaterial und Regelwerk würde ich daher eindeutig zu "Steam" tendieren, übrigens eine Empfindung, die ich mit allen Spielern in meiner privaten Spielgruppe teile, mit denen ich alle angesprochenen Spiele bisher gespielt habe. Der Daumen ging bei allen meinen Mitspielern für "Steam" nach oben.

Aber alle Fremdkritiken sind nur bedingt etwas wert, spielen mußt Du schon selbst. Fang doch einfach mal mit einem der Spiele an, die Du noch nicht gespielt hast, wenn Dir das dann nicht zusagt, greift Du eben zum nächsten. Mensch Ralf, auf ein Spiel mehr oder weniger dieser Familie kommt es doch wirklich nicht an, gut sind sie nämlich alle. :LOL:

Gruß
achim

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 29. Juli 2009, 21:40
von Carlo Mendez
100% Zustimmung

Gracias

Re: "Age of Steam" vs. "Steam"

Verfasst: 30. Juli 2009, 11:28
von Ralf Arnemann
> Der Daumen ging bei allen meinen Mitspielern für
> "Steam" nach oben.
Danke - das hat jetzt den letzten Ausschlag gegeben, die Bestellung geht raus.

> Mensch Ralf, auf ein Spiel mehr oder weniger
> dieser Familie kommt es doch wirklich nicht an, ...
In der Theorie ja.
In der Praxis gibt es halt irgendwann Restriktionen, die vor allem mit Platz zu tun haben. Ich weiß nicht, wieviel hundert Spiele wir im Haus verteilt haben, aber alleine bei Eisenbahnspielen dürften es schon Dutzende sein (18xx-Varianten!). Da wird man dann zögerlich ;-)