Beitragvon Guido » 1. Juni 2010, 14:31
Hallo Mike,
du klingst leicht frustriert ;-) Ich glaube aber, dass du einen falsche Vorstellung vom SDJ hast, weil du automatisch einen wie auch immer gearteten "durchschnittlichen Spieler" als Zielgruppe annimmst. Was ist ein "Durchschnittsspieler"? Wie oft spielt der denn?
Ich für meinen Teil nehme an, dass es eben NICHT jemand ist, der sich regelmäßig, sagen wir, mindestens einmal die Woche hinsetzt und spielt. Mit dem SDJ sollen Leute angesprochen werden, die eigentlich mit Spielen nix am Hut haben. Das führt zu dem Problem mit den Regeln. 1.: Viele der uns bekannten Mechanismen sind diesen Leuten einfach nicht vertraut. Wenn wir einen Regel lesen, haben wir Erfahrungen im Hinterkopf, verstehen meist sofort, was gemeint ist, ohne lange Nachzudenken und können uns daher das Gelesene auch noch gut merken. Für Leute, die selten, bis gar nicht spielen, ist das schon eine geistige Beanspruchung. Hier spielt imho hinein, dass 2. die Leute dann auch noch eher faul sind und sich die Regeln nicht "erarbeiten" wollen. Ich meine, man könnte hier eher die geistige Trägheit anprangern, als Begriffsstutzigkeit. Das zählt auch für das Spielen ansich. Viele Spiele, gerade Optimierungsspiele wie "Dungeon Lords" oder "Tore der Welt", fordern Konzentration über einen längeren Zeitraum. Hinzu kommt, dass diese Spiele auch noch einen recht hohen Verwaltungsaufwand haben. Das schreckt Menschen, die eher wenig Spiele kennen, zusätzlich ab.
Außerdem kommt meist eine Konkurrenzsituation hinzu, die der ein oder andere einfach nicht mag, abgesehen vom sogar nicht unerheblichen Frustfaktor gerade bei "Tore der Welt", wenn man mal wieder was abgeben muss. Ich unterstelle, das die Niederlage im Spiel gemeinhin immer noch als großer Makel angesehen wird, wodurch das Spiel für Spieleneulinge eher den Gemeinschaftscharakter, das gemeinschaftliche Spielerlebnis, betonen muss. (Daher auch immer mal wieder Kommunikationsspiele auf der Nominierungsliste wie jetzt z.b. Dixit.)
Dein Beispiel Dungeon Lords ist einfach zu schwere Regel- und Spielekost (Konkurrenz, Verwaltung, Spieldauer) für Leute, die sich mit Spielen so gut wie gar nicht auseinandersetzen (Was? Karten legen? So? Arbeiter? Wo? Wer jetzt? Bist Du jetzt dran? Was kann das Monster? Angriff? Held? Wieso? ) Würde ihnen das Spiel von jemandem erklärt und auch die Verwaltung größtenteils abgenommen, sähe das Ganze vielleicht etwas anders aus. Aber die meisten haben eben keine persönlichen Erklärbären. Daher muss der Zugang möglichst einfach sein. Und das schafft man eben eher über "simple" Spiele. Die Gradwanderung, die dabei die Jury hinbekommen muss, ist, dass das Spiel nicht einfach nur eine sehr banale Spielerei ist und gängige Klischees bedient (Spielen ist was für Kinder...). Denn sonst gibt es da keinen nachhaltigen Effekt, der für weitere Neugierde sorgt.
Gruß
Guido