Beitragvon achim » 1. Februar 2011, 01:09
Hallo Jerry,
ich kann deinen Ausführungen nur bedingt folgen. Vorne weg, muss ich sagen, dass ein gutes Spiel nicht zur Vorbedingung haben muss, dass es sehr lange dauert und sehr ausufernde Regel besitzt. Da gibt es beileibe einige Rohrkrepierer, die ich mir stundenlang bislang angetan habe, nur um festzustellen, dass mit zunehmenden Umfang einer Regel sowie stundenlanges Spielen noch kein gutes Spiel auf dem Tisch liegen muss.
Vinhos habe ich bisher dreimal gespielt. Zunächst habe ich sehr intensiv das Regelwerk gelesen. Etwa 90 minuten habe ich dazu verbraten. Eine Frage konnte ich nicht klären, nämlich ob es auch einen negativen Bereich in der Punkteleiste gibt. Nun das muss man wohl selbst vor dem Spiel bestimmen. Dann habe ich mit drei Leuten gespielt. Regeltechnisch dachte ich, keine Probleme zu haben. Anschließend habe ich die Regel noch einmal gelesen und festgestellt, dass doch ein kleiner Fehler in unserer Spielweise war. Das passiert auch immer wieder einmal bei einfacheren Spielen. Ist also nicht weiter bemerkenswert. Einige Tage später habe ich das Spiel einer anderen Dreipersonen-Gruppe erklärt und mit ihnen zweimal gespielt. Keiner meiner Mitspieler hatte merkbare Schwierigkeiten das Spiel zu verstehen, obwohl ich bestimmt nicht eine begnadeter Regelerklärer bin. Einzelne Regeln wurden auch immer wieder einmal während des Spiels abgefragt. Auch das ist für ein Vielspieler-Spiel imo normal. Wenngleich es natürlich schwierig ist das Spiel zu gewinnen, so ist es in meinen Augen nicht sehr schwierig das Regelwerk zu begreifen und umzusetzen.
Jetzt kommt der Teil, da stimme ich mit dir überein.
Eines werde ich nie verstehen können, nämlich wieso man so ein Spiel in Essen spielen möchte. Die Regelerklärung dauert locker 45 Minuten, unsere drei Partien dauerten alle 4 - 5 Stunden (ohne Regelerklärung). Ehrlich, ich glaube, ich würde in dem Lärm und dem Gedränge, das in Essen herrscht, bei so einem Spiel ausrasten.
Ansonsten ein sehr schönes Spiel. Nach dreimaligem Spiel meine ich zwar ein Häarchen in der Suppe gefunden zu haben, in der Art, dass derjenige, der das Spiel beginnt einen großen Vorteil hat, sofern zwei der -1 Vorteilsplättchen oben liegen. Das kann man aber entschärfen, indem man vor dem Spiel darauf achtet, dass höchstens eines beim Start zu haben ist.
Für Gelegenheitsspieler ist das nichts, für Vielspieler, mit einer Vorliebe für komplexere Spiele, ist es aber bestimmt ein Spiel, dass man nicht liegen lassen sollte.
Die Spielentwickler achten seit Jahren besonders darauf, die 3 Stunden Spieldauer nicht zu überschreiten. 90-120 Minuten lautet das Schlagwort, ob das nun für erfahrene oder unerfahrene Spieler gilt. Die Spieler, die sich früher "Spielefreak" nannten, kamen nach 3 Stunden erst so langsam auf Betriebstemperatur. Regeln gab es, das waren Bleiwüsten ohne Bebilderung, ohne Beispiele, dafür fünfmal so umfangreich wie z.B. Vinhos, und stellenweise total unverständlich. Im Gegensatz dazu hat Vinhos eine klare und übersichtliche Regel. Anschauliche Beispiele runden das Werk ab. Ich bin jemand, der Regelwerke sehr kritisch betrachtet, Vinhos bekommt von mir aber ein klares Daumenhoch. Lediglich eine Kurzübersicht für jeden einzelnen Spieler fehlt, muss aber auch nicht unbedingt sein. Es sind so viele Tabellen auf dem Spielplan, da bedarf es nicht auch noch einmal einer gesonderten Übersicht. Fast alles ist mit entsprechenden Symbolen versehen, klar verständlich und sprechend. Das ist sehr gut gemacht. Diejenigen, die für uns dieses Spiel entwickelt haben, haben im Hinblick auf Übersichtlichkeit und Verständlichkeit hervorragende Arbeit geleistet.
Bisher eines der besten Spiele, die ich seit langem gespielt habe. Klar, das Spiel ist kein Spiel für jedermann, aber die gemachten Vorwürfe von einem selbsternannten Vielspieler kann ich in keinster Weise nachvollziehen.
Gruß
Achim