Beitragvon michael Schacht » 13. Februar 2011, 10:00
hier der komplette kommentar.
das wichtigste wort ist das erste: "Meinung" (sogar groß geschrieben). ansonsten bezieht sich Arno auch auf Essen 2010.
MEINUNG. Ich kann mich nicht daran erinnern, in den vergangenen 25 Jahren jemals so unbefriedigt von der Präsentation der neuen Spiele nach Hause zurückgekehrt zu sein. 2011 ist ein sehr, sehr schwacher Spielejahrgang.
Gestern Abend rekapulierten ein Kollege und ich nochmals das, was in Nürnberg vorgestellt worden war. Die Stände waren besucht, fertige Spiele und Prototyp in Augenschein genommen, inzwischen alle Kataloge und zentnerweise Informationen auf Papier und CDs gesichtet. Wir beide hatten Mühe, gemeinsam auch nur ein halbes Dutzend Spiele zusammenzubringen, die durch eine gute Idee oder ein anderes Detail als Highlight zu bezeichnen wären.
Das ist beschämend für eine Branche, die sich selbst gerne als innovativ beschreibt. An Essen, wohin mehr und mehr Neuheitenpräsentationen in die Nähe des Weihnachtsgeschäfts verschoben werden, liegt die magere Ausbeute nicht. Denn schon Essen 2010 war nicht von absoluten Brüllern gekennzeichnet.
Leider bewahrheitet sich der erste Eindruck, den ich am Vorabend der Messeeröffnung wiedergegeben habe: Es gibt immer mehr vom Alten. Noch eine Erweiterung da, noch ein Ableger hier. Und wenn sich die Verlage schon nicht selbst derart kopieren, dann machen es die Kollegen. Weil, nur als Beispiel, Ravensburger schon ein paar Jahre ganz gut mit der Make'N'Break-Schiene unterwegs ist, findet man heute bei fast allen Mitbewerbern ähnliche Spiele. Oder: Spielerisch ist Ägypten in den vergangenen Jahren regelrecht abgegrast worden, im Moment sind Hanse- und andere Küstenregionen an der Reihe.
Die äußere Verpackung der Spiele und die Gestaltung von Spielplänen und Material werden zwar immer professioneller und ansprechender, doch die Spielmechanismen und Spielideen dahinter bleiben vielfach austauschbar.
Kaufmännisch ist nichts dagegen einzuwenden, wenn auf Erfolgswellen gesurft wird, und zum Bestseller X noch die Ergänzungen X, Y und Z nachgereicht werden. Aber das allein kann es nicht sein. Der Zeitpunkt rückt näher, an dem das Letzte aus den Grundspielen gepresst und die Konsumenten der fünften Variante überdrüßig sein werden. Die Konsumenten wollen kontinuierlich Neues, das sich vom Hergebrachten unterscheidet.
Dieses Grundbedürfnis erfüllen die Spieleverlage derzeit nicht.