Noch ein Traditionsladen schließt ...

[Thygra]

Nachdem kürzlich über die Schließung von Roskothen in Duisburg berichtet wurde, gibt es nun heute die nächste Meldung dieser Art: Lütgenau in Dortmund schließt im Sommer!

Hier ein Link zur Meldung: http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund/Ostenhellweg-Spielwarengeschaeft-Luetgenau-schliesst-nach-75-Jahren;art930,1939454

[Folmion]

Das geht leider überall so, hier in Berlin hat mein Lieblingsladen auch schon vor ein paar Jahren geschlossen. Ich muss dem Herrn Mehls aber widersprechen: Ich bezweifle dass die Kunden sich in solchen Läden die Beratung besorgen und dann im Internet bestellen. Denn gerade die "Beratung" ist einer der Vorteile vom Internet. Wenn man ein wenig Zeit investiert, dann findet man im Internet zu praktisch allem zig Testberichte, Rezensionen und Kundenmeinungen. Und am Ende hat man ein besseres Bild als es eine Beratung bieten kann.

Es gibt nicht wirklich Argumente für den Einzelhandel. Nachdem Serious Games dicht gemacht hat, war ich auch zu faul mir eine Alternative zu suchen und shoppe nur noch im Internet.

[Tequila]

Tja, ich komme ja eher aus der Rollenspiel/Tabletopecke und leider muss ich sagen, das viele Leute in dem Bereich sich zwar im Internet möglichst günstig eindecken wollen, dafür dann aber in den örtlichen Rollenspiel/Tabletopladen gehen und dort spielen wollen...mein Verständnis dafür tendiert nahe gegen null, wenn ich das mal so sagen darf...

[Folmion]

Ich spiele zwar auch viel Tabletops und RPGs, aber mich hat es bislang noch nicht gereizt in einem Laden zu spielen. Bei Tabletops könnte ich mir das noch vorstellen, aber wie man in einem Laden ein Rollenspiel spielen kann, hab ich noch nie verstanden.

[Ralf Arnemann]

> Ich bezweifle dass die Kunden sich in solchen Läden
> die Beratung besorgen und dann im Internet bestellen.
Glaube ich auch nicht.
Bei anderen Artikeln kommt das vor (z. B. Elektronik), weil da oft geklärt werden muß, ob ein Gerät irgendwelche nötigen Eigenschaften aufweist oder zu etwas vorhandenem kompatibel ist. Spiele dagegen sind völlig isolierte Produkte, da sind Internet-Rezensionen mit die beste Informationsquelle.

Für die informierte Kundschaft sind die klassischen Läden wirklich nicht mehr die geeignetste Quelle. Sondern fast nur noch für Gelegenheitskäufer, für die Verwandschaft die etwas schenken will etc.

[Thygra]

> Ich bezweifle dass die Kunden sich in solchen Läden
> die Beratung besorgen und dann im Internet bestellen.

Es ist sicher nicht der Normalfall, dass sich jemand in einem Laden schlau macht und dann im Internet kauft. Aber es kommt doch öfter vor, als ihr glaubt.

Ihr unterschätzt, dass Kunden einen Artikel gerne mal in die Hand nehmen, bevor sie ihn kaufen. Dabei geht es also nicht immer nur um die Beratung.

[Gernspieler]

Hm
Dem möchte ich mal wiedersprechen.

In unserem Ort gibt es eine Initiative:
"Lass den Klick in Sottrum"

Dort werben Einzelhändler für ihr Geschäft. Finde ich in Ordnung und sehr lobenswert.

Aber

Wie kann ein Buchhändler für Links für Ebooks werben?
Man geht dort hin, nimmt sich ein Buch in die Hand, erwirbt es und kriegt dann per Mail einen Link zum Download auf seinen Reader.
Sorry, aber wie dämlich ist das denn?
Da verfahre ich ja mehr Sprit.

Grundsätzlich finde ich die Erhaltung des Einzelhandels sehr positiv.
Aber solange wir (auch wir Spieler) die Geiz-ist-Geil-Mentalität an den Tag legen werden Spieleläden immer weiter geschloßen.


Der Gernspieler

[tezetto]

... denn Anfang des Jahres hat in Aachen die Würfelkiste (ehemals Spielmix) wieder eröffnet. Und es hat sich ein reger Betrieb, was Spieleabende und andere Aktivitäten angeht eingestellt. Auf der Facebookseite der Würfelkiste könnt Ihr das gerne mitverfolgen.

https://www.facebook.com/pages/W%C3%BCrfelkiste-ehemals-Spielmix/123817024315726?fref=ts

Also, es ist noch nicht alles verloren ;-)

[ErichZann]

Hier in Münster gibt es einen sehr guten Laden (Spielkultur) der ausserordentlich gut sortiert ist und die Leute auch wirklich ne Ahnung haben...ich versuch den Laden so gut wie möglich zu unterstützen aber bei nem Stundenlohn von 8 Euro Brutto ist es nich unbedingt eine "geiz is geil" Mentalität...

[Volker L.]

Folmion schrieb:
>
> Das geht leider überall so, hier in Berlin hat mein
> Lieblingsladen auch schon vor ein paar Jahren geschlossen.
> (...)
> Es gibt nicht wirklich Argumente für den Einzelhandel.
> Nachdem Serious Games dicht gemacht hat, war ich auch zu faul
> mir eine Alternative zu suchen und shoppe nur noch im Internet.

Ganz in der Nähe davon gibt es aber zwei Alternativen:
Gamer's HQ in der Lepsiusstraße und Morgenwelt in der
Markelstraße - beide nur wenige Minuten zu Fuß vom
früheren Standort von Serious Games entfernt und mit
vergleichbarem Sortiment, sofern es nicht gerade der
LARP-Kram war, der Dich an Serious Games interessiert hat.

Grund für das Schließen von Serious Games war, wie mir
beim Ausverkauf wenige Tage vor Ladenschluss ein
Mitarbeiter erzählte, übrigens keineswegs ein schlecht
laufendes Geschäft, sondern eine berufliche
Neuorientierung des Besitzers.

Gruß, Volker

[Thygra]

Bitte verwechselt in der Diskussion nicht Spieleläden mit klassischen Spielwarenläden. Natürlich gibt es heutzutage gute Spieleläden. Aber der klassische Spielwarenladen mit Plüschtieren, Modellautos, Puppen und viel Krimskrams, der stirbt tatsächlich aus.

Ich hätte mir vor 20 Jahren nicht vorstellen können, dass Geschäfte wie Lütgenau, Roskothen, Feldhaus in Köln oder auch Behle in Frankfurt jemals in solche Probleme geraten. Spielwaren braucht man ja eigentlich immer. Aber gut, vor 20 Jahren konnte ich mir auch das Internet noch nicht wirklich vorstellen ...

[peer]

Hi,
Thygra schrieb:
>
> Bitte verwechselt in der Diskussion nicht Spieleläden mit
> klassischen Spielwarenläden. Natürlich gibt es heutzutage
> gute Spieleläden. Aber der klassische Spielwarenladen mit
> Plüschtieren, Modellautos, Puppen und viel Krimskrams, der
> stirbt tatsächlich aus.

Generell sterben Läden mit viel Krimskrams aus - siehe ja auch die großen Kaufhausketten wie Karstadt, die ja auch Probleme haben. Kein Gemischtwarenladen kommt eben gegen das Internet an. Chancen haben nur Läden, die entweder spezialisert sind oder Waren anbieten, die man nur schwer online auwählen kann oder die man schnell braucht (wie Klamotten oder Lebensmittel oder Dinge die viel Beratung bedürfen wie Technikkleinteile).

ciao
peer

[Roman]

Hi Folmion,

Folmion schrieb:

> Denn gerade die "Beratung"
> ist einer der Vorteile vom Internet. Wenn man ein wenig Zeit investiert, dann findet man im Internet zu praktisch allem zig Testberichte, Rezensionen und Kundenmeinungen. Und am Ende hat man ein besseres Bild als es eine Beratung bieten
> kann.

Das ist genau der Punkt. Sofern jemand ein Mindestmaß an "Medienkompetenz" besitzt, bietet das Internet eine deutlich bessere Beratung als es vormals jemals möglich war. Im Ladengeschäft hast Du immer jemanden, der Dir grade aufschwätzen muss, was im Verkaufsraum steht. Weil's weg muss. Im Internet kannst Du Dir alle Seiten der Medaille anschauen: Die "Hater", die "Fanboys", den gleichgültigen Rest. Nur selbst anfassen kannst Du es halt nicht.

> Es gibt nicht wirklich Argumente für den Einzelhandel.
> Nachdem Serious Games dicht gemacht hat, war ich auch zu faul
> mir eine Alternative zu suchen und shoppe nur noch im > Internet.

Bei mir ist es noch viel schlimmer: Als die "schockierenden" Berichte über das Gebaren von Amazon erschienen, dachte ich mir: Gegen die Coltan-Minen, die zu meinem Smartphone geführt habem, ist das doch ein Klacks. Warum können wir uns eigentlich nie auf das Wesentliche konzentrieren? Die (auch emotionale) Bindung zwischen Hersteller und Käufer eines Produkt wieder herstellen. Wie z. B. über Kickstarter. Es gibt m. E. viele Möglichkeiten, das vermeintlich verlorene ggf. "in besser" zu realisieren.

Ciao,
Roman (Träger des Martina Weisband-Gedenkpreises)

[Roman]

Hi Thygra,

Thygra schrieb:
>
> Bitte verwechselt in der Diskussion nicht Spieleläden mit
> klassischen Spielwarenläden. Natürlich gibt es heutzutage
> gute Spieleläden. Aber der klassische Spielwarenladen mit
> Plüschtieren, Modellautos, Puppen und viel Krimskrams, der
> stirbt tatsächlich aus.

Das spielt keine Rolle, m. E. werden beide aussterben. Es gibt sehr gut und höchst effizient organsierte "Special Interest"-Communities im Internet. Und das *ist* ein Fortschritt. Ich hatte noch nie so viele Informationen über das, was mich interessiert zur Hand. Die Kehrseite der Medaille ist: Noch nie in der Geschichte hatten global agierende Konzerne so viele private Informationen über mich in der Hand.

Die Frage ist: wohin möchten wir gehen? Sind wir bereit, unser Privatleben aufzugeben, um im Gegenzug (fast) alle Informationen zu erhalten, die wir wünschen?

Ciao,
Roman

[Dietrich]

Moin, moin,
ich kaufe in letzter Zeit wieder vermehrt im Einzelhandel, obwohl ich 25 km nach Flensburg fahren muss. Ein Spiel ist also inklusiv dieser Fahrtkosten teurer als ein Versandspiel, selbst wenn man für dieses Versandkosten zahlen müsste und der Einzelhandel gleiche Verkaufspreise hätte.
Aber in ca. 90% aller Fälle, in denen ich Spiele durch die Post bekomme, ist mindestens 1 Seite des Kartons eingedrückt oder - bei schwerem Inhalt in der Spieleschachtel (Puerto Rico Jubiläumsedition, Keyflower usw.) - ein Seite ganz aufgerissen. Für Spielsammler nicht hinnehmbar! In schweren Fällen lasse ich die Kästen zwar ersetzen, es ist aber für beide Seiten mit einem größeren Aufwand verbunden.
Also kaufe ich die meisten Spiele lieber nach einem ausfühlichen Begutachten in meinem Lieblingsladen, zumal er inzwischen die Spiele fast zeitgleich mit denen im Verdandhandel anbieten kann. Wenn man dann öfter kauft, kann man sicher auch einem Rabatt aushandeln ... ;-)
Spielerische Grüße
Dietrich

[Dietrich]

Bitte, bitte,
baut eine Editierfunktion (oder zumindest eine Vorschau) in dieses Forum ein ... erstrecht, wenn man auf einem iPad schreibt, gehen doch etliche Buchstaben flöten ...
Dietrich

[ravn]

Vor 21 Jahren habe ich meine ersten eigenen bewusst gekauften Brettspiele beim Vedes Fachgeschäft gekauft. Internethändler gab es damals noch nicht und Brettspiel-Freakläden wie "Das Spiel" in Hamburg kannte ich damals noch nicht. Deren Katalog habe ich erst später kennengelernt.

Also ist man in die Stadt gefahren, in der man eben auch sonst für grössere Besorgungen eingekauft hat. Preise vergleichen konnte ich damals nicht, schlicht weil es keine greifbaren Alternativen gab. Also Shogun (MB Gamemaster) und Neolithibum (Krönländer) vor Ort gekauft. Wobei ich mich im Nachhinein wundere, dass die das auch direkt zum mitnehmen da hatten, nur weil ich die beiden Spiele vorab in einer Brettspielrubrik einer Computerspiele-Zeitschrift gesehen hatte.

Das Vedes Fachgeschäft gibt es schon lange nicht mehr. Wenn ich Brettspiele einkaufen will, müsste ich schon in andere Städte fahren. Bei den typischen Spielwarenläden nach Brettspielen zu suchen, habe ich aber längst aufgegeben. Entweder waren die viel zu teuer oder hatten die Spiele nicht da und zudem keine Ahnung.

Internethändler teils mit Warenlager in erfahrbarer Nähe (Stichwort AllGames in Essen) bieten mir da mehr, wenn es "sofort" sein muss und urige Rollenspiel-Brettspielläden (Stichwort Tellurian Games in Dortmund) haben zudem manchmal ein Spiel noch vorrätig, das man woanders nicht mehr bekommt. Aber die Erstinfo hole ich mir aus dem Internet und da ist ein "bestell ich online"-Klick so naheliegend, auch weil man oft keine extra Versandkosten mehr bezahlt und die trotzdem im Vergleich preiswert sind.

Braucht also wer noch die Traditionsläden fernab der Nostalgie?

Cu / Ralf

[Folmion]

Wieso sollte das eine "Geiz-ist-Geil"-Mentalität sein? Bei solchen Produkten hat man beim Einkauf über das Internet nur Vorteile gegenüber dem Einzelhandel. Für den Verbraucher gibt es keine Argumente für den Einzelhandel.

[PunTheHun]

Hm. Es gibt Leute, die lesen ihren Beitrag noch mal durch, bevor sie ihn abschicken. Aber eine Editierfunktion wäre natürlich trotzdem schön.

[guidoku]

Ich denke auch, das selbst ein reiner Brettspielladen heute ernsthaft Probleme hat zu überleben. Überhaupt ist ein vermehrtes Aussterben von Spielzeugläden allgemein zu beobachten. Da die Leute heute teilweise auch den Groschen umdrehen müssen kaufen viele im Internet. Natürlich ist das Schade. Ich kann mich noch meiner Kindheit entsinnen als es in meiner Heimatstadt Freiburg und Umgebung ein paar schöne Spielzeugläden gab in die man als Kind mit großen leuchtenden Augen gegangen ist. Aber die Zeiten haben sich geändert. War man damals noch der Chef wenn man eine Carrera Bahn oder elektrische Eisenbahn als Kind sein Eigen nennen durfte, so kann man heute damit kein Kind mehr hinter dem Ofen vorlocken. Zumal die Eisenbahn bei den heutigen Preisen eher ein Erwachsenenhobby geworden ist. Heute bestimmt das Bild der Kinderzimmer vielmehr die Spielkonsole als auch der Computer und der eigene Fernseher mit DVD Player. Und im Kleinkindalter beherrscht kitschiges Plastikspielzeug Made in China das Bild. Ich selber bin auch verschrocken als ich letzlich mal bei T..s war, was da an Kitsch verkauft wird. Selbst wenn man seinem kleineren Kind eine Brio Eisenbahn aus Holz gönnen will, so muss man hier auch schon tief in die Tasche greifen und das kann heutzutage nicht mehr jeder.

[ErichZann]

Also ich weiss ja nich was ihr für ne Post habt...aber ich habe selbst über Ebay schon mindestens 40 Spiele gekauft und wirklich noch nie hatte ich Transportschäden...also keine Ahnung...aber meine Post hier spielt nicht Fussball mit den Paketen.

[friesenhaeuptling]

Moin Moin in die Runde!

Als Gegenstand Eurer Diskussion - sprich: Inhaber eines Spezialgeschäftes für Brett- und Kartenspiele (Gründung 2006) - verfolgen wir die Debatte mit einiger Verwunderung über eine gewisse Selbstüberschätzung der geehrten Vielspielergemeinde.

Diese relativ kleine Zielgruppe findet bei uns im Geschäft tatsächlich nur am Rande statt, wohl wissend, dass sie sich hauptächlich während der Spielemesse in Essen und im Internet eindeckt. Vergessen wird gern die überwältigende Zahl an Gelegenheitsspielern (Familien, Silver Agers, Senioren etc.) dieser Republik, die die professionelle Beratung in einem örtlichen Spezialgeschäft dem öden Navigieren in irgendwelchen Rezensionen und Empfehlungsseiten des WWW vorziehen.

Und wenn Ihr schon einen Abgesang auf den Einzelhandel feiert: Vergesst bitte nicht, dass dort Menschen ihr Geld verdienen wollen/müssen, und von dort aus Innenstädte mit Leben erfüllt werden. Oft sind die Leute, die das Hohelied aufs Internet singen, diejenigen, die darüber jammern, dass in ihrer Stadt nichts mehr los ist!

Mit spielerischen Grüßen

Jörg Spanjer & Sigrid Busch

www.tabulamagica.de

[Martin]

Folmion schrieb:

> Für den Verbraucher gibt
> es keine Argumente für den Einzelhandel.

Doch es gibt sogar einige, nur siehst Du sie offenbar nicht... ;-)

Martin

[Folmion]

Dann hilf mir doch weiter und bleib nicht so nebulös mit deinen Andeutungen.

[PunTheHun]

Haptik
Haptik
Haptik
Lebende Menschen
Probespielen
Infos direkt überprüfbar
Insider-Infos
Sofort mitnehmen
Kiezpflege
...

Natürlich muss jeder selbst wissen, ob und was ihm diese Dinge wert sind, mir sind sie lieb und teuer (pun intended, see nick).