Beitragvon ravn » 21. August 2013, 14:43
Als ich Yedo das erste Mal als Vorab-Exemplar auf dem Spielewahnsinn in Herne gespielt habe, dachte ich auch sofort an Lords of Waterdeep vom grundsätzlichen Spielgefühl: Man platziert reihum seine Arbeiter auf begrenzte Einsetzfelder und kassiert Zeugs, um seine Aufträge zu erfüllen.
Yedo bringt im Vergleich zu Lords of Waterdeep für mich aber fast schon zu viele Elemente zusätzlich ins Spiel, die dann auch noch dem Zufall unterworfen sind:
1. Es gibt Aufträge in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Welche ich bekomme und ob die passen, ist dann aber Zufall. Alternativ kann ich eine Aktion opfern, um mir Auftragskarten anzuschauen (und zurecht zu legen?).
Bei LoW liegen vier Aufträge zur Auswahl offen und ich kann mit Blick auf die Mitspieler direkt erahnen oder erkennen, ob die eventuell vor mir neue Aufträge auswählen werden und somit ein passender Auftrag gefährdet ist weggenommen zu werden oder eben ein neuer Auftrag dazu kommt.
2. Es gibt sehr viele Waffen. Ob für mich passende Waffen aktuell verfügbar sind, das ist wieder Zufall. Oder ich opfere erneut eine Aktion, um die zu ordnen/anzuschauen vorab.
Diese Zufalls-Ebene gibt es bei LoW nicht. Es gibt eben nur fünf Arten von Zeugs inklusive Geld und nicht eine Kombination aus Waffen + Orte + Geld + Ausbauten, die ich koordinieren soll. Welches Zeugs in LoW verfügbar ist, sehe ich zu Rundenbeginn und auch, wo es Engpässe gibt, weil bestimmte Gebäude (noch) nicht im Spiel sind.
3. Es gibt verknappte Hausausbauten. Baue ich die zu spät, sind die nicht mehr verfügbar und bestimmte Aufträge schlicht für mich nicht erfüllbar. Ob ich passende Aufträge bekomme, ist wiederum Zufall.
Bei LoW kann ich jeden Auftrag erfüllen. Manche sind einfacher mit Blick auf die Gebäude-Auslage, manche sind schwieriger, weil Mitspieler eventuell selbes Zeugs sammeln. Aber das alles ist offen einsehbar.
4. Durch Spieler- und Ereigniskarten kann der Wächter-Zug manipuliert werden, so dass ich eventuell eine volle Runde ausgebremst werde, weil Orte gesperrt sind und ich sogar einen meinen Arbeiter verliere. Ob und wann Mitspieler diese Karten spielen, kann ich für mich nicht beeinflussen und grenzt an Zufall.
Hier gibt es bei LoW die Intrigen-Karten, die einen ausbremsen können. Allerdings ist nur ein Anteil davon direkt konfrontativ. Die Auswirkungen empfand ich bei Yedo folgenschwerer, während man bei LoW fast schon damit rechnen muss und deshalb einplanen kann, im Endspiel Zwangsaufträge aufgebrummt zu bekommen.
Kurz gesagt: Lords of Waterdeep empfinde ich als eleganter, weil reduzierter, während Yedo ein Füllhorn an Möglichkeiten anbietet, die ich aber nicht wirklich kontrollieren kann. Entweder passt es, was toll ist, oder eben nicht, was dann ein Tempoverlust mitbringt, um das auszugleichen. Für ein überlanges Spiel (mit 4 oder 5 Spielern) ist mir das zu viel Zufall im Vergleich zu den aktiven Entscheidungen, die ich treffen kann.
Ist aber nur meine Spielempfindung und ich kenne etliche Mitspieler, die Yedo wirklich gut und besser finden als ich selbst.
Cu / Ralf