Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 21. November 2013, 01:30
Hallo,
Toker schrieb:
>
> hm, dann hättet ihr also Puerto Rico nie kennengelernt, wenn
> ihr euch an euer prinzip gehalten hättet? traurig, traurig ...
>
Natürlich haben wir Puerto Rico gespielt, aber erst einen Spieleabend später, nachdem ich die Spielregeln erklärt hatte.
> aber im ernst: wieso soll man PR nicht lernen können, indem
> man die spielregel liest? ich hab's genau so gelernt - und
> unzählige andere spiele auch. wofür sind spielregeln denn da?
>
> ich bin im gegenteil immer vorsichtig gegenüber freien
> erklärungen - oft stellt sich nachher heraus, dass der
> erklärbär/die erklärbärin irgendein mehr oder auch weniger
> wichtiges detail vergessen hat. ich lese immer lieber die
> spielregel selber ...
Spielregeln selber lesen, um ein Spiel zu erlernen, und Spielregeln vorgelesen zu bekommen, um danach ein Spiel zu spielen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Eine Spielregel ist letztlich nahezu immer ein reiner Gebrauchstext, eine Bedienungsanleitung sozusagen; langweiliger, als so etwas vorgelesen zu bekommen, geht's kaum. Wollte ich eine 20-seitige Spielregel vorlesen, würde das Ende davon keiner meiner Mitspieler im Wachzustand mitkriegen.
Das geht bei uns ganz anders: Ich bereite den Spieleabend vor, ich lese die Regel und erlerne das Spiel. Die Spielregel habe ich dann so drauf, dass ich den Spielablauf frei und mit plastisch gemachten Beispielen anhand des Spielmaterials erklären kann. Sollte ich dabei mal einen Fehler machen, was menschlich und nie auszuschließen ist, ist es halt für alle gleichermaßen falsch. Nie käme einer meiner Mitspieler auf die Idee, selbst mal in der Regel nachzuschauen, ob ich etwas richtig erklärt habe. Wir diskutieren nicht darüber, wie ein Spiel richtig gespielt wird, weil meine Mitspieler dazu keine Lust haben. Geradezu unvorstellbar, dass wir mal darüber reden, wie eine bestimmte Regelpassage zu verstehen ist. Kommt eine Frage auf, habe ich die gefälligst für alle verbindlich zu entscheiden und gut ist.
In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder mal versucht, dieses System zu ändern. Das funktioniert nicht. Schicke ich z.B. eine Spielregel zuvor per E-Mail, damit sie schon mal gelesen werden kann, macht das keiner. Kauft sich mal einer wirklich selbst ein Spiel, liest er nicht etwa die Regel, damit er es spielen kann, sondern er bringt es mit und bittet mich, ihm zu erklären, wie das von ihm gekaufte Spiel funktioniert; das geht sogar bei iOS-Umsetzungen von Brettspielen so, die ein Tutorial haben.
Meine Mitspieler spielen gerne und auch ganz gut, aber nicht einer davon hat Lust an der in der Vorbereitung liegenden "Arbeit". So hat unsere seit mehr als drei Jahrzehnten zusammen spielende Gruppe eben ihre ganz eigene Dynamik.
Spiele ich mit meiner Frau, ist das alles ganz anders, eine wiederum andere Dynamik.
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen