Brettspiel-Forum

in den letzten Jahren haben wir (verwöhnte ;) Vielspieler doch bei jedem "neuen" Worker-Placement-Spiel eher mit Gähnen reagiert, sofern nicht noch zusätzliche originelle bzw. innovative Elemente begeistern konnten (wie etwa bei Tzolkin, Bora Bora oder Keyflower).

warum also jetzt die offenbar allgemeine Euphorie bei RR ?

(aktuell sogar mit dem Prädikat "Außergewöhnlich" vom sonst so strengen UB)

im Wesentlichen handelt es sich dabei um das Weiterentwicklen auf bis zu vier "Fortschrittsleisten" - neu wäre daran ja nur, dass jede Leiste öfter als einmal "durchwandert" werden kann (bzw. muss).

das Thema passt außerdem kaum zu den Mechanismen, das eigentlich unsinnige mehrmalige "Übermalen" von Bahngleisen hätte einer satirischen Umsetzung (Schildbürger oder dgl.) bedurft.

da ist Snowdonia doch deutlich stimmiger.

und am allgemeinen Spielplan tut sich eigentlich gar nichts; der bleibt statisch und dient bloß der Bereitstellung der diversen Aktionsfelder.

ich empfinde RR deswegen nicht als schlechtes Spiel, kann aber nicht nachvollziehen, was es so toller machen soll als die vielen anderen Worker-Placement-Varianten aus den Vorjahren.

Weil es Spass macht.

So einfach :)

Es ist nicht ein Punkt den RRR so beliebt macht, sondern es sind eine Reihe von Punkten & Faktoren. Hier ein paar wo ich glaube, dass sie zu dem Erfolg von RRR beitragen (könnt Ihr gerne ergänzen, oder anzweifeln... mir egal):

Mit dem Mechanismus Workerplacement lassen sich viele Ideen (Eisenbahn, Königreiche aufbauen, Wirtschaften ankurbeln..) verwirklichen. Workerplacement ist einer der großen sehr gut funktionierenden Mechanismen in Brettspielen.

Das Thema Eisenbahn ist bei vielen Spielern sehr beliebt.

Das Design ist schick.

Das Spiel wirkt sehr rund und wirft einen psychologischen Angelhaken aus. Es hält dem Spieler nach dem ersten Spiel vor Augen, dass es noch ganz anders gespielt werden kann (Streckenbau vs Industrie). Da will man beides gerne ausprobieren.

Es lässt sich auch über beide Strategien gewinnen.

Es ist einfach vom Regelwerk. Einmal gespielt ist alles klar und es spielt sich "leicht". Man muss nicht dauernd nachdenken "oh, muss ich an hier noch was denken, ähh wie ging das nochmal...".

harald68 schrieb:

> warum also jetzt die offenbar allgemeine Euphorie bei RR ?

Warum es eine scheinbar allgemeine Euphorie für Russian Railroads gibt, weiss ich nicht. Ich kann aber auflisten, was mir bei dem Spiel gefällt. Eventuell findet sich der Eine oder Andere wieder:

- Vorbildliche Regel, die den Spieler versteht in seinen aufkommenden Fragen und diese direkt beantwortet
- Einprägsamer Spielablauf, bei dem man nur bei den Boni-Chips und Symbol-Karten nachschlagen muss
- Diverse Strategie-Ansätze locken, es in einer Folgepartie nochmals besser zu machen
- Positive Spielstimmung, weil es kein Feld-Spiel ist und es keine Ernährungsphase gibt
- Vorhandener Spannungsbogen, weil Siegpunkterträge über das Spiel teils drastisch anwachsen
- Direkte Erfolgserlebnisse, weil man den Erfolg von Runde zu Runde verfolgen kann im Mitspielervergleich
- Kaum vorhandene Wartezeiten, weil eben überschaubares Workerplacement als Spielmechanismus
- Vorhandene Varianz, da nur eine Auswahl an Ingenieuren und Endkarten im Spiel sind
- Nur indirekte Konfrontation mit den Mitspielern, ohne destruktive Elemente
- Endlich mal eine Schwemme an Siegpunkten fernab der 300er-Marke mit Anreiz, die 500er zu knacken
- Funktioniert bestens in jeder Spieler-Konstellation, egal ob zu zweit, dritt oder viert

Reicht das für ein spielenswertes Spiel?

Cu / Ralf

Weil es nach meinem Dafürhalten in diesem Jahr keinen absoluten Überflieger gibt und da wird halt ein "gutes" Spiel schnell zum Dauerbrenner da es keine entsprechende Konkurrenz aus dem Inland gibt (Importspiele zähle ich mal hier nicht mit). Das sah im letzten Jahr mit Terra Mystica und Tzolkin ganz anders aus.
RRR mag funktionieren und seine tollen Seiten haben, mir persönlich hat es zu wenig Interaktion, ist definitiv ein Vielspielerspiel und für Familien kaum geeignet und grafisch (bis auf das Cover) nicht wirklich erwähnenswert. Insofern spiele ich es gern mal mit, muss es jedoch nicht in mein Regal stellen.
Teddy

Wobei man es m. E. nicht auf Streckenausbau vs. Industrie reduzieren kann. Der Streckenausbau allein hat viele Varianten: Welche Strecken verknüpfe ich und wo lege ich welches Tempo an den Tag? Und auch Industrie/Streckenausbau lassen sich prima kombinieren.

Was mir bei Industrie gefällt, ist das interessante Timing. Sprints bringen nicht in jedem Fall viel (abgesehen von den Punkten und dem ?-Feld). Hat man schon Ingenieure mit hohen Zahlenwerten, möchte man z. B. warten, bis die 1er Loks in die Auslage kommen und generell den "Streckenspielern" nicht helfen zu schnell an hohe Loks zu kommen.

Hm, ich finde RRR schon deutlich besser als "nur gut". Ist natürlich Geschmackssache, aber in diesem Fall möchte ich behaupten, dass es zwar keinen neuen, innovativen Mechanismus bietet, eventuell abgesehen von der Laufleiste, die erst durch die Fabriken erweitert und weiter begehbar wird, was ich schon als schön und frisch empfinde, aber eben etwas Schönes wie "worker placement" (ja, ich mag das. Immer noch.) nahezu perfektioniert.

Das ist im Prinzip wie "Back In Black" von AC/DC. War auch nichts Neues, aber trotzdem als Gesamtwerk besser als die Scheiben davor :-)

Grüße
Frank.

"harald68" hat am 22.11.2013 geschrieben:
> das Thema passt außerdem kaum zu den Mechanismen, das
> eigentlich unsinnige mehrmalige "Übermalen" von Bahngleisen
> hätte einer satirischen Umsetzung (Schildbürger oder dgl.)
> bedurft.

Ein bißchen Backgroundinfo zu den Autoren ist hier hilfreich. Die beiden Autoren sind renommierte 18XX Designer und auf einmal macht auch das "eigentlich unsinnig" übermalen thematisch einen Sinn. Es entspricht dem Aufwerten der einzelnen Streckenplättchen in einem 18XX. Bei 18XX wird das Plättchen durch ein höherwertiges "übermalt" bei RRR wird, aufgrund des nicht vorhandenen Plättchen wird eben die Wertigkeit des Zuges der diesen Gleiabschnitt befährt erhöht.


> und am allgemeinen Spielplan tut sich eigentlich gar
> nichts; der bleibt statisch und dient bloß der
> Bereitstellung der diversen Aktionsfelder.

Der ist statisch und an vielen, vielen Stellen sehr umkämpft. Diese direkte aber nciht destruktive Konfrontation macht durchaus auch den Reit aus



Grüße

Klaus

"frankjaeger" hat am 22.11.2013 geschrieben:
> Hm, ich finde RRR schon deutlich besser als "nur gut". Ist
> natürlich Geschmackssache, aber in diesem Fall möchte ich
> behaupten, dass es zwar keinen neuen, innovativen
> Mechanismus bietet, eventuell abgesehen von der Laufleiste,
> die erst durch die Fabriken erweitert und weiter begehbar
> wird, was ich schon als schön und frisch empfinde, aber
> eben etwas Schönes wie "worker placement" (ja, ich mag das.
> Immer noch.) nahezu perfektioniert.
>
> Das ist im Prinzip wie "Back In Black" von AC/DC. War auch
> nichts Neues, aber trotzdem als Gesamtwerk besser als die
> Scheiben davor :-)
>
> Grüße
> Frank.

Ihr habt es produziert ergo bist Du befangen Frank :P


just kidding

Klaus

frankjaeger schrieb:
>
>
> Das ist im Prinzip wie "Back In Black" von AC/DC. War auch
> nichts Neues, aber trotzdem als Gesamtwerk besser als die
> Scheiben davor :-)
>

Nee nee nee. Das darf nicht wahr sein. Über Spiele kann man ja von mir aus unterschiedlicher Meinung sein, aber Bon Scott ist ein Gott.

Warum heißt Russian Railroads eigentlich Russian Roailroads und warum prangen drei R an der Lokomotive?

Spielerische Grüße

Ulf

Hi,

ganz einfach R - ussian R - ail R -oads.....

tschüss

Michael

Das ist mir klar, aber warum steht das an einer russischen Lok?
Richtiger wäre PPP.

1. Frage können wohl nur Insider genau wissen. Aber grundsätzlich handelt das Spiel über die russische Eisenbahn. Und englische Titel sind inzwischen auch bei deutschen Verlagen ziemlich verbreitet. Und vereinfachen ja auch einiges, nicht alles und nicht für jeden ;-).

2. Frage: RR ist Abk. für Railroad. Da erste R wird dann wohl für Russian stehen. Da das Spiel diesen englischen Titel hat, wäre was anderes auf der Lok wohl eher irritierend, zumal es eh kaum einer lesen könnte.

Gruß Mike

Immerhin steht "Bedienungsanleitung" auf russisch auf dem Regeldeckblatt ;-)

Ulf schrieb:
>
> Das ist mir klar, aber warum steht das an einer russischen Lok?
> Richtiger wäre PPP.

Da hast Du völlig recht.

Wahrscheinlich ist es eine Auslands-Lok, vielleicht eine, die die Russen im 2. Weltkrieg per Lend-Lease über Murmansk oder Archangelsk von den Amis bekommen haben ...

Der Titel klingt ja auch gut, Frage ist halt ob das Spiel wer kauft, wenn in lateinischen Lettern "Rossia magistral" draufstehen würde...hihi...

Spielerische Grüße

Ulf

Российские железные дороги = Ржд

Nix PPP ;-)

Wir schreiben Latein, Du meist kyrillisch?
Teddy

Ich meine natürlich "meinst" und nicht meist, sorry ;-)

Ne, ich mein das so wie ichs geschrieben habe. Auf Kyrillisch wär das Spiel ein Lagerhüter.

Grüße!

Wenn du es nicht magst dann lass es doch, aber mach es den anderen nicht mies. So wie du können auch andere ihre Meinung zu dem Spiel haben. Was für eine sinnfreie frage.

Haha, was ein Quatsch, Musik Geschmacksache. Wie spiele auch.

Da hat er nicht recht. Dann müsste der spieltitel auch in kyrillisch sein. Da er es nicht ist, steht es auch dem Titel entsprechend auf der Lok.

Weil es bei mir eine Kribbeln/eine Spannung erzeugt, die andere WP nicht schaffen. Woran das liegt? Kann ich nicht einzeln festmachen - das Gesamtkunstwerk überzeugt auf ganzer Linie.

Klaus Knechtskern schrieb:
>
> "frankjaeger" hat am 22.11.2013 geschrieben:
> >
> > Das ist im Prinzip wie "Back In Black" von AC/DC. War auch
> > nichts Neues, aber trotzdem als Gesamtwerk besser als die
> > Scheiben davor :-)
> > Frank.
>
> Ihr habt es produziert ergo bist Du befangen Frank :P
> just kidding
> Klaus


DIE haben Back in Black produziert? Chapeau!

LG
Jürgen