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"Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 9. Dezember 2013, 16:16
von Helmut
Hallo,

der Stern hat wieder mal vor Weihnachten 5 Spiele empfohlen, deren Tipps man nachvollziehen kann. http://www.stern.de/wissen/kaufempfehlung-zu-weihnachten-diese-brettspiele-gehoeren-unter-den-baum-2076272.html

Das Spiel:
"Acht-Minuten-Imperium" von Ryan Laukat, Schwerkraft-Verlag,
gibt mir allerdings Rätsel auf, weil es mir in allen Essen-Berichten niemals untergekommen ist. Ich habe bisher nicht danach gegoogelt. Kennst es jemand?

SG
Helmut

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 9. Dezember 2013, 16:24
von ravn
Helmut schrieb:

> Das Spiel:
> "Acht-Minuten-Imperium" von Ryan Laukat, Schwerkraft-Verlag,
> gibt mir allerdings Rätsel auf, weil es mir in allen
> Essen-Berichten niemals untergekommen ist. Ich habe bisher
> nicht danach gegoogelt. Kennst es jemand?

Ist seit dem 27. November lieferbar - zum Beispiel bei BraveNewWorld in Köln. Unter dem Namen "Eight Minute Empire" wirst Du mehr hier im Forum dazu finden, weil ist die deutsche Ausgabe davon.

Habe die englsiche Version einmal mitgespielt. Ganz nett, eher ein konfrontatives Mehrheitenspiel und kein Zivilisationsspiel, wie der Name vermuten lassen könnte. Also ein Civi in 8 Minuten ist es nicht und will es wohl auch nicht sein. Ist aber in 20 Minuten flott gespielt.

Cu / Ralf

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 9. Dezember 2013, 17:57
von Helmut
Danke, war mir entgangen.

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 9. Dezember 2013, 18:07
von Klaus Ottmaier
Hallo Helmut,

wie Ralf schon richtig schrieb, gibt es die deutsche Fassung vom Schwerkraftverlag erst seit kurzum.

Das Spiel dauert je nach Spielerzahl (2-5) nur 7-13 Runden.
Jede Runde nimmt sich jeder Spieler reihum 1 der 6 ausliegenden Karten, wobei die Karte ganz links kostenlos ist, die nächsten 2 Karten 1 Geld kosten, die darauffolgenden 2 Karten 2 Geld und die 6. Karte 3 Geld kostet. Geld gibt es nur zu Beginn - 1 Geld mehr als man Runden spielt, damit muss man auskommen.

Mit diesen Karten sammelt man einerseits "Waren" (oder ähnliches: Rubin, Karotte, Amboss, Baum - Waren mal anders ;-) ) - desto mehr einer Sorte bei Spielende, desto mehr Punkte erhält man.
Und 2. erlaubt eine Karte jeweils 1 von 5 verschiedenen Aktionen:
- 2-6 Armeen auf dem (2-seitigen) Spielplan zu Land bewegen
- 2-4 Armeen auf dem Spielplan zu Land oder über Wasser bewegen
- in einem Gebiet mit mindestens 1 eigenen Armee eine Stadt gründen
- 1-4 neue Armeen im Startgebiet oder einem Gebiet mit eigener Stadt ins Spiel bringen
- 1 beliebige Armee vom Spielplan entfernen.

Die "Waren" kommen unterschiedlich häufig vor; seltene Waren bringen bei Spielende mehr Siegpunkte ein und haben dafür die schwächeren Aktionen.

Bei Spielende gibt es für die gesammelten Waren Punkte, für Gebiete bekommt jeweils der Spieler mit den meisten Armeen (eine Stadt zählt hier dazu) 1 Siegpunkt und dann bekommt jeweils der Spieler mit den meisten eroberten Gebieten eines Kontinents (die Wasserflächen trennen die Gebiete in 4 oder 5 Kontinente, je nach Spielplanseite) pro Kontinent 1 Siedepunkt. Der Spieler mit den meisten Siedepunkten gewinnt, als Tiebreaker zählt zunächst übriges Geld, im 2. Schritt die Mehrzahl an Armen am Brett, als letzte Option die größere Zahl an eroberten Gebieten.

Das war schon alles.

Und daraus entsteht ein sehr flottes, spannendes Spiel, das man so noch nicht gespielt hat.
Ich liebe so kleine knifflige Entscheidungen, ob ich eine Karte wegen der Ware, die ja unterschiedlich häufig vorkommen, oder wegen der Aktion wähle, welche Aktion ich denn lieber als Erstes wählen möchte (neue Armeen aufs Brett oder ausbreiten, am besten per Schiff, um dann eine Stadt zu gründen).
Und diese Überlegungen muss ich zusätzlich noch mit meinen überschaubaren Goldreserven finanzieren können.
Und die Mitspieler sollte man auch nicht aus den Augen lassen.

Ich finde es eine besondere Kunst, mit so wenigen Regeln und in so kurzer Spielzeit so viel Spannung und interessante Entscheidungszwänge aufzubauen. Ich freue mich auf viele weitere Partien.

Einzig: 15- oder 20-Minuten Imperium hätte es noch besser getroffen ...

Klaus

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 9. Dezember 2013, 18:30
von peer
Hi,
ich habe es erst einmal zu dritt gespielt - und da war mir definitiv zu wenig los. Die Entscheidungen waren doch arg Banane und am Ende hatten wir alle unsere Kontinente und es gab kaum Streit. Mal sehen obs mit mehr Spielern besser wird...

(Ich muss allerdings leider sagen, dass die Anleitung für so ein einfaches Spiel erschreckend schlecht ist. Insbesondere die Wertung erforderte eine kollektive Interpretation. Aber vielleicht waren wir auch ein bisschen doof. Kommt ja auch vor)

ciao
peer

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 9. Dezember 2013, 20:53
von ravn
Zu viert gab es in meiner Partie schon einen ordentlichen Verdrängungswettbewerb um die Mehrheiten in den Ländern und auf den Kontinenten.

Eigentlich hätte man vor jedem Zug überall durchrechnen müssen, wer jetzt wie viele Mehrheiten hat und wo man deshalb wen schaden sollte. Oder man versucht das intuitiv zu erfassen und spielt eher aus dem Bauch heraus oder eben eine Mischform davon.

Zudem werden die Karten zufällig aufgedeckt in die Kartenauswahl, so dass man eben Glück haben kann, dass man selbst preiswerte und passende Karten bekommt.

So könnte man meinen, dass es eher die Mitspieler als man selbst in der Hand hat, wer gewinnt. Weil wenn jemand die Spielsituation falsch oder zu einseitig pro/contra einzelne Mitspieler sieht, kann ein wenig Königsmacher spielen. Das liegt dann aber eher an den Mitspielern als am Spiel.

Ob man diese Spielfeld-Analyse gepaart mit dem Entscheidungszwang unter Glückskomponenten-Einfluss mag, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die gespielten 20 Minuten tun sicher niemanden weh, aber ich bin mir selbst nicht sicher, ob das Spiel längerfristig trägt oder doch nur ein netten Mehrpersonen-Gimmick für Zwischendurch ist, um zu zeigen, wie stark man Spielmechanismen komprimieren kann.

Cu / Ralf

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 10. Dezember 2013, 02:07
von Ulrich Roth
peer schrieb:

> (Ich muss allerdings leider sagen, dass die Anleitung für so
> ein einfaches Spiel erschreckend schlecht ist. Insbesondere
> die Wertung erforderte eine kollektive Interpretation.

Ich kenne nur die Regeln der "Print & Play"-Ausgabe, aber die erscheinen mir einfach und glasklar.
Welche Interpretationsprobleme hattet ihr denn?

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 10. Dezember 2013, 06:58
von Michael Weber
Helmut schrieb:
> Das Spiel:
> "Acht-Minuten-Imperium" von Ryan Laukat, Schwerkraft-Verlag,
> gibt mir allerdings Rätsel auf,

Hendrik schreibt auch bei uns und hat diese Rezension veröffentlicht:
http://www.reich-der-spiele.de/kritiken/Eight-Minute-Empire

Schnelle Grüße

Michael

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 10. Dezember 2013, 14:55
von frankjaeger
Ich finde es prima. Spielt sich zügig, aber hat auch Entscheidungen, mein Töchterchen macht auch schon mit, und es kommt daher regelmäßig auf den Tisch.

Nein, das ist schon mehr als nett.

Frank.

Re: "Acht-Minuten-Imperium"?

Verfasst: 10. Dezember 2013, 17:03
von Uzi
Ok das schreckt mich jetzt ab. Denn ich hätte das Spiel am ehsten mit 2 oder 3 Spielern gespielt.

Re: Alternative "König von Siam"

Verfasst: 11. Dezember 2013, 01:57
von ravn
Uzi schrieb:
>
> Ok das schreckt mich jetzt ab. Denn ich hätte das Spiel am
> ehsten mit 2 oder 3 Spielern gespielt.

Wenn Du eher mit 2 oder 3 Spielern spielst und ein annähernd vergleichbares Spielgefühl suchst, dann kann ich Dir "König von Siam" empfehlen. Von der Spielzeit liegt es bei rund 30 bis 40 Minuten, bietet aber mehr Spieltiefe und kniffligere Entscheidungen als "Acht-Minuten-Imperium", das im Vergleich dann doch eher seicht wirkt.

Gestern Abend noch zu dritt zwei Partien gespielt und es hat sich wieder mal gelohnt, das Spiel erneut aufm Tisch zu bringen. Waren zwei superspannende Partien, in denen wir uns gegenseitig nichts geschenkt haben und die teils erst in der letzten Runde entschieden wurden bei unterschiedlichster Spielweise.

Cu / Ralf

Re: Alternative "König von Siam"

Verfasst: 11. Dezember 2013, 02:21
von Ulrich Roth
ravn schrieb:

> Wenn Du eher mit 2 oder 3 Spielern spielst und ein annähernd
> vergleichbares Spielgefühl suchst, dann kann ich Dir "König
> von Siam" empfehlen. Von der Spielzeit liegt es bei rund 30
> bis 40 Minuten, bietet aber mehr Spieltiefe und kniffligere
> Entscheidungen als "Acht-Minuten-Imperium", das im Vergleich
> dann doch eher seicht wirkt.

Uff - das ist nun aber eine ganz andere Gewichtsklasse.
Wenn man es ernsthaft spielt (z.B. gegen die Cracks auf Yucata), bringt einen K.v.S. nah an die Hirnschmelze. :oops:

Dagegen ist "Acht-Minuten-Imperium" echt Kindergeburtstag! :grin:

Re: Alternative "König von Siam"

Verfasst: 11. Dezember 2013, 09:38
von frankjaeger
Na ja, Kinners, das ist ja simpel zu lösen. Lasst einfach einen der Kontinente weg. Das macht alles viel enger und verändert das Spielgefühl nicht entscheidend. Zwar werden dann die Stadtbaukarten weniger wert, aber bei einem 15 Minuten Spiel kann man das alles ausprobieren, die optimale Lösung finden... und hat zwei Dutzend spannende, interessante und kurzweilige Partien hinter sich.

Frank.

Re: Alternative "König von Siam"

Verfasst: 11. Dezember 2013, 23:53
von ravn
Ulrich Roth schrieb:

> Uff - das ist nun aber eine ganz andere Gewichtsklasse.
> Wenn man es ernsthaft spielt (z.B. gegen die Cracks auf
> Yucata), bringt einen K.v.S. nah an die Hirnschmelze.

Wobei man König von Siam auch locker und leicht spielen und so zusammen mit den Mitspielern in jeder Partie an dem Spiel an Erfahrung wachsen kann.

Als Alternative kam es mir in den Sinn, weil es ebenso ein komprimiertes Spielerlebnis bietet wie Acht-Minuten-Imperium und es ebenso um Mehrheiten geht, die man per Karten gesteuert manipulieren kann. Als mir dann noch bewusst wurde, dass ich König von Siam seit Ewigkeiten nicht mehr aufm Tisch gebracht hatte, wusste ich, dass ich eigentlich keine Neuheit in diesem Genre brauche, nur um der Neuheit willen.

Cu / Ralf

Re: Alternative "König von Siam"

Verfasst: 12. Dezember 2013, 00:40
von Ulrich Roth
ravn schrieb:

> Als Alternative kam es mir in den Sinn, weil es ebenso ein
> komprimiertes Spielerlebnis bietet wie Acht-Minuten-Imperium
> und es ebenso um Mehrheiten geht, die man per Karten
> gesteuert manipulieren kann.

Stimmt, da gibt es schon Gemeinsamkeiten ...

> Als mir dann noch bewusst wurde,
> dass ich König von Siam seit Ewigkeiten nicht mehr aufm Tisch
> gebracht hatte, wusste ich, dass ich eigentlich keine Neuheit
> in diesem Genre brauche, nur um der Neuheit willen.

... aber die beiden Spiele tun sich nichts, würde ich sagen.

"Acht-Minuten-Imperium" ist ein willkommener Neuzugang in meiner nur noch sehr langsam (selektiv) wachsenden Sammlung, weil man es wirklich mit jedem gerade mal eben so zocken kann, und weil es trotz der minimalistischen Regeln interessante Situationen und einen spannenden Spielverlauf generiert. (Bewundernswerte Designleistung übrigens!)

"König von Siam" dagegen würde ich Nursehrseltenspielern eher nicht zumuten wollen. :eek: