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Spiele zu kurz / zu lang

Verfasst: 27. Dezember 2013, 20:05
von America
Es scheint nicht nur unter SPIELBOX Autoren die Frage
immer wieder aufzutauchen ob Spiele "massenkompatibel"
gemacht werden. Auch ich habe bei vielen Spielen immer wieder
den Eindruck, das Spiel könnte viel besser sein und wurde
um zu gefallen, gezähmt. Das scheint mir auch der Grund zu
sein, warum man bei vielen Spielen so oft Beitraege von Spielergruppen sieht, die Hausregeln bzw Änderungen an den Regeln vornehmen. Manchmal ist das wirklich sehr zum Vorteil des Spieles,klar manchmal auch nicht.
Das in der Spielbox gelobte "Russian Railroad" finde ich sehr interessant. Allerdings sehe ich in meinem Spielerkreis keine Chance. Samstag abend( bei vielen ist das auch nach der Arbeit) sind die Freunde nicht mehr willens sich erstmal ne Stunde einzuarbeiten. Verstehe ich schon.Ich habe nichts gegen komplexere Spiele,vor allem mit Anspruch. Was, und das ist natuerlich höchst subjektiv, mich hier aber oft stört ist die Orgie an Countern, Pöppeln und anderen kleinen Zeichen. Da sich die vielen Zeichen niemand schnell merken kann, verbringt man doch grosse Zeit mit nachschlagen der Bedeutung. Und hat man dieses dann mal erfasst, steht man vor denselben zeitraubenden Erklärungen sobald ein neuer Mitspieler dabei ist. Ich habe anstatt kleinen Countern dann lieber eine Unmenge an Karten. Diese bieten den Vorteil dass man darauf gleich die Erklärung der Wirkung/Anwendung hat und auf nachschlagen verzichten kann.

Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen grosse lange Spiele. Civilisation und ähnliches spiele ich gerne. Aber wenn ich dann auf ein Game wie Eight minute empire stosse,
dass in ca. 15 Minuten auch noch leichten strategischen Anspruch bietet, frage ich mich schon ob man nicht auch in einer Stunde ein "grosses Spiel" ohne Kompromiss an die Massen machen kann. Was meint ihr dazu..?

Re: Spiele zu kurz / zu lang

Verfasst: 27. Dezember 2013, 21:30
von Gunnarson
Ab wann beginnt en großes Spiel? Und hast Du ein solches schon mal gespielt?
Kleine Spiele mit großem Spielgefühl sind schön, aber m.M.n. eben keine echten großen Spiele im Sinne von Spielumfang und Länge. Ist aber auch nicht schlimm. Bei Wohnungen und Autos gibt es auch sehr große Varianten, die man kennt, aber nicht besitzt und nicht benutzt.

Subjektivität

Verfasst: 27. Dezember 2013, 23:50
von Dumon
Dass Spiele manchmal den Eindruck machen, auf Kosten von Individualität, Komplexität oder sogar Spaß bzw. Sinn "massentauglich" gemacht zu sein scheinen, sehe ich ähnlich. Zwar finde ich es auch nicht doll, wenn sich mir sowas darstellt, aber verstehen kann ichs schon. Denn...

...Verlage haben weder den Anspruch noch die Aufgabe, uns das für uns beste oder tollste Spiel zu verkaufen. Denn das ist dann auch wieder subjektiv. Verlage haben einzig und allein die Aufgabe, den Markt zu sondieren und dann auf der Basis gewonnener Erkenntnisse die Produktherstellung so zu steuern, dass dabei größtmöglicher Profit herauskommt.
Mehr nicht.

Aber wenn Du von Subjektivität sprichst, dann solltest Du das auf alle Bereiche anwenden. Und da greife ich mal Dein Beispiel von "Russian Railroads" auf.
Die Spielregel von diesem Spiel habe ich vor der Messe in Essen einmal gelesen. Und fand sie höchst nachvollziehbar, absolut eingängig, und die ganzen Symboliken total klar.
So klar, dass ich meinen Freunden auf der Messe, mit Nachlese einiger weniger Details, das Spiel einfach mal erklärt habe. So mit alles. Weil kein Erklärbär da war.
Gebraucht hab ich ca. 15 Minuten, und danach war allen klar, wie das Spiel funktioniert. Natürlich nicht, was man machen muss, um zu gewinnen. Aber dafür ist es ja auch eben ein komplexeres Spiel, und will entdeckt werden.

Ich kann durchaus verstehen, dass dieses Spiel überwältigt. Das Lob bezüglich der Spielanleitung (in der Spielbox) kann ich z.B. überhaupt nicht nachvollziehen. Genial zum Nachschlagen, ermöglicht der Aufbau aber leider keinen einfachen Einstieg. Zumindest meiner Meinung nach.
Insgesamt ist das aber alles natürlich auch wieder total subjektiv.

Bezüglich "lange Spiele" - lang ist für mich ein Spiel, wenn es die Dreistundengrenze spielend (haha) überschreitet. Während RR durchaus ein Abendfüller ist, ist es noch nicht lang für mich. Arkham Horror ist lang. Antiquity ist lang. Etc.
Und selbst da wird es genug Leute geben, die noch viel längeres kennen...
:)

Grütze,
Dumon

Re: Subjektivität

Verfasst: 28. Dezember 2013, 11:41
von Christof T.
Dumon schrieb:

> Aber wenn Du von Subjektivität sprichst, dann solltest Du das
> auf alle Bereiche anwenden. Und da greife ich mal Dein
> Beispiel von "Russian Railroads" auf.
> Die Spielregel von diesem Spiel habe ich vor der Messe in
> Essen einmal gelesen. Und fand sie höchst nachvollziehbar,
> absolut eingängig, und die ganzen Symboliken total klar.
> So klar, dass ich meinen Freunden auf der Messe, mit Nachlese
> einiger weniger Details, das Spiel einfach mal erklärt habe.
> So mit alles. Weil kein Erklärbär da war.
> Gebraucht hab ich ca. 15 Minuten, und danach war allen klar,
> wie das Spiel funktioniert. Natürlich nicht, was man machen
> muss, um zu gewinnen. Aber dafür ist es ja auch eben ein
> komplexeres Spiel, und will entdeckt werden.
>
> Ich kann durchaus verstehen, dass dieses Spiel überwältigt.
> Das Lob bezüglich der Spielanleitung (in der Spielbox) kann
> ich z.B. überhaupt nicht nachvollziehen. Genial zum
> Nachschlagen, ermöglicht der Aufbau aber leider keinen
> einfachen Einstieg. Zumindest meiner Meinung nach.
> Insgesamt ist das aber alles natürlich auch wieder total
> subjektiv.

Das verstehe ich jetzt nicht, hast du dich vielleicht verschrieben? Du hast die Regel einmal gelesen und bist gut reingekommn und konntest sie mit nur kurz Nachschlagen wiedergeben, aber sie nicht gut, weil sie keinen einfachen Einstieg bietet?

Scheint mir irgendwie ein Widerspruch.

Gruß

Re: Spiele zu kurz / zu lang

Verfasst: 28. Dezember 2013, 13:23
von Mikos
Hallo

Also ich finde Russian Railroad von den Regeln her einfacher als Civilization. Wenn einer die Regeln kennt und erklärt, kann auch nicht von 1 h Regellehre vor dem Spiel die Rede sein. Vor allem: Wenn man es erstmal kennt (Regellehre + 1 Spiel) kennt man es nach einer längeren Pause immer noch. Bei Civi müsste ich definitiv einige Detailregeln nachschlagen. Und welches Civi spielst du Samstag Abend mit Leuten, die gerade von der Arbeit kommen und denen eine neue Regel zu viel ist? RRR kann man wirklich kaum länger als 2h spielen. Das ist ein Bruchteil der Spieldauer des Ur-Civilisations. Und die Entscheidungen im Spiel sind auch eher einfacher und offensichtlicher als bei Civi.

Ein grosses Spiel heißt ja "grosses Spiel", weil man viele Entscheidungen trifft. Das braucht logischer Weise Zeit. Der Vorteil neuerer Spiele ist ja, das grosse Spiele eleganter sind und in 2-4 h spielbar sind, nicht wie früher in 4-10 h. Und 8-Minutes-Empire ist ja weit weg von einem "grossen Spiel". Selbst RRR würde ich nicht dazu zählen, aber das ist wohl auch grenzwertig.

Gruß Mike

Re: Subjektivität

Verfasst: 29. Dezember 2013, 17:13
von Daniel R.
Dumon schrieb:
>
> Verlage haben einzig und allein die Aufgabe, den Markt zu sondieren ...

Das klingt eher nach einer typischen Aufgabe für ein Marktforschungsinstitut. ;-)
(Natürlich sind diese Erkenntnisse für einen Verlagsleiter willkommen.)

> die Produktherstellung so zu steuern,
> dass dabei größtmöglicher Profit herauskommt.

Volle Zustimmung.
Leider heisst das bei dt. Verlagen zu oft:
- Komplexität raus
- Kultur raus
- Thematische Filterung ein
- Langeweile ein

Das auf diese Weise am besten geglättete Spiel gewinnt dann den SDJ Preis. :sad:


> Mehr nicht.

Das ist jetzt aber etwas hart formuliert. Es ist ja nicht verboten, mit Redakteuren oder Autoren ein gutes Verhältnis zu pflegen ;-)

Daniel

Re: Spiele zu kurz / zu lang

Verfasst: 29. Dezember 2013, 19:25
von Bundyman
Hallo, also wenn man alle 5-8 Wochen nicht mal 3 bis 5 Stunden für ein Spiel Zeit hat, dann hat man ganz andere Probleme in seinem Spieler-Leben. Gut, mit 6 bis 10 Stunden wird es dann auch bei mir recht dünn, zumal ich solche Spiele meist nicht mehr spielen mag, weil sie auch für mich dann den Spielreiz nicht mehr ganz tragen können. So ging es mir diese Jahr mit Age of Renaissance das auf die 7.Stunde zuging und ich hinterher froh war das wir mit AoR durch waren.