Beitragvon Dumon » 11. Mai 2014, 13:32
Du hast schon Recht damit, dass bei Polis die Ressourcen im Zentrum stehen. Oder besser: die Ressource! Weizen nämlich, denn diesen braucht es, um zu florieren.
Polis ist halt kein "typisches" Spiel zum Thema "Antikes Griechenland" - es ist ein Ressourcen-Management-Spiel. Das aber alleine dastehen zu lassen, würde bedeuten, dem Spiel unrecht zu tun, denn zum Management der eigenen Ressourcen gehört noch viel viel mehr als eben nur, wie Du sagst, "Klötzchen verschieben".
Bei Polis versuche ich eben, Poleis (also Städte) einzunehmen und diese zu halten. Um mit ihnen im Verlauf des Spiels Prestige anzuhäufen. Denn das ist der Kernpunkt des Spiels.
Allerdings brauche ich, um eine Polis einzunehmen, entweder Hopliten (die mit Eisen ausgerüstet werden müssen), oder ich brauche Silber, um in der Stadt einen Bürgerkrieg anzuzetteln.
Habe ich die Polis dann erfolgreich annektiert, muss ich sie gegen Übergriffe des Gegners schützen (mehr Hopliten) und brauche Weizen, um sie zu ernähren. Den kriege ich aber in größeren Mengen eigentlich nur über den Handel.
Um aber Handel zu treiben, brauche ich Handelswaren (meist Wein oder Öl). Und nicht zuletzt brauche ich auch Handelsschiffe (die mit Holz gebaut werden). Außerdem sollte ich mir meine Handelswege freihalten, und dafür brauchts Galeeren (und wiederum Holz zu deren Bau).
Wie also komme ich an Ressourcen? Nun, dafür brauche ich eine Polis in einem Gebiet, und dann auch noch Hopliten im entsprechenden Gebiet...
Das ist, wenn man es mal ganz grob runterbricht,der Kern des Spiels.
Ganz grob.
Denn es ist eben nicht nur ein "ich hol mir Ressourcen hier und geb sie da wieder aus" wie so viele Euros, in denen man sich vielliecht nur durch die Aktionswahl in die Quere kommt...
...viel wichtiger ist das ständige Reagieren auf die Aktionen des Gegners. Der Gedanke "wo kann ich mir einen Vorteil verschaffen und gleichzeitig dem Gegner größtmöglich schaden" ist der ständige Begleiter des Spiels. Blockaden durch Hopliten und Galeeren gehören da als massive Waffe an die vorderste Front des Kriegsrepertoires.
Aber auch Schlachten sind wichtig, jedoch nicht generisch durchrechenbar (oder, anders gesagt, etwas abhängig von der Kartenhand). Dem Glück kann allerdings stark unter die Arme gegriffen werden durch Vorbereiten auf dem Brett und geschicktes Taktieren. Zum Dezimieren von gegnerischen Einheiten und zum Aufheben von Blockaden sind Schlachten in jedem Fall unabdinglich...
Polis als "Klötzchenschieben" zu bezeichnen, ist in etwa so, als ob man Antike als "Eroberungsspiel" bezeichnen wollte. Beides stimmt im Kern, ist aber eigentlich nur "Mittel zum Zweck". Im Vergleich würde ich aber behaupten, dss Polis weitaus verzwicktere, komplexere und umfangreichere Stellschrauben hat als Antike.
Warum der Ersteinblick aber Weitsicht etwas unterschlägt, das betrifft das Problem der hohen Lernkurve. Polis ist beim ersten Anspielen erschlagend, kann sogar als generisch empfunden werden. Und wenn man nicht aufpasst, ist es sogar möglich, dass Groupthink Optimalstrategien "entdecken lässt"...
Polis will entdeckt, erschlossen, erlernt werden. Und das lässt sich im ersten Spiel nicht immer machen. Oftmals hat man viel zu wenig Möglichkeiten (glaubt man), weil man viel zu wenig Prestige hat. Letzteres ist aber nicht dem Spiel, sondern fehlender Erfahrung geschuldet.
Ich will damit allerdings nicht vom Anspielen abraten - im Gegenteil! Denn nur das Anspiel kann zeigen, ob das Spiel überhaupt von Interesse ist. Allerdings sollte man immer mit dem Wissen in solch ein Anspiel gehen, dass das, was man spielt, wahrscheinlich nicht das ist, was das Spiel in Gänze zu bieten hat...
Grütze,
Dumon