Beitragvon Ralf Arnemann » 16. Mai 2014, 11:14
Was eine schöne Diskussion, vielen Dank für die vielen Antworten. Im wesentlichen sehe ich meine These bestätigt, aber es gibt doch einige schöne Ausnahmen.
Aber erst einmal möchte ich einige der genannten Gegenbeispiel abräumen:
Es ging natürlich nur um kompetitive Spiele, also kein Zombicide, Galaxy Defenders etc.
Und implizit waren Mehrpersonenspiele gemeint - bei nur zwei Seiten geht es natürlich häufig um ein Ziel. Damit wären dann CoSims, Mage Wars, Descent, der Ringkrieg uw. nicht gemeint.
Can't stop würde ich gelten lassen - drei erfüllte Reihen sind doch eher ein Spielziel als drei Siegpunkte (ok, etwas im Grenzbereich). Aber Can't Stop ist nun ein Dinosaurer aus der Zeit, wo Siegpunkte noch nicht wirklich erfunden waren ;-)
Was zur Frage führt, was ich eigentlich mit "früher" gemeint habe. Streng genommen war das wohl die Zeit vor Kramerleiste und Siedler - aber es gab natürlich eine gewisse Übergangszeit, in der sich die eher Siegpunkt-orientierten "Euro-Games" entwickelten. In diese Übergangszeit gehören wohl auch Spielziel-orientierte Beispiele wie Funkenschlag oder Friedrich. Die Frage nach "aktuellen" Spielen zielte aber eher auf die Neuerscheinungen der letzten Jahre.
Istanbul ist auch so ein Grenzfall. Ich würde eher dazu neigen, die Rubine als Siegpunkte zu sehen - weil sie keine wesentlich andere Funktion haben, als den Sieger festzulegen. Das würde ich unterscheiden z. B. vom Geld in Monopoly, das erst einmal eine ganz wesentliche Ressource im Spiel selber ist - und dann erst am Ende für das Spielziel zweitverwertet wird.
Wo "Spielziel" wohl immer noch verwendet wird sind Rennspiele. Vom uralten Formula D über Finstere Flure bis SnowTails, Es war einmal oder Lewis & Clark.
Und dann haben wir auch heute noch ab und zu Neuerscheinungen, in denen klassische Spielziele verwendet werden, genannt wurden die Beispiele Mr. Jack, Civilization und King of Tokyo.
Bei genauer Suche würde man wohl noch einige mehr finden.
Aber es ist wohl so, daß es recht schwer ist, ein Mehrpersonenspiel rein über ein Spielziel spannend zu gestalten. Während Siegpunkte eben die Möglichkeit bieten, mehrere Alternativen zum Sieg anzubieten und dann über die Punktebewertung vergleichbar zu machen. Es ist damit wohl leichter, ausgewogene und spannende Spiele zu konstruieren. Auf der Strecke bleibt dabei oft das Thema, das bei vielen typischen Euro-Games völlig aufgesetzt und austauschbar wirkt.