Beitragvon ravn » 20. Oktober 2014, 12:41
waljonas schrieb:
> Fair sieht m.M. anders aus. Wahrscheinlich wollen sich einige
> wenige auf Kosten anderer refinanzieren.
> Sorry, aber ich musste meinen Ärger einfach mal Luft machen.
Ich glaube, man sollte da nicht alle Verkäufer über einen Kamm scheren. Zumindest fühle ich mich da nur teils angesprochen. Wenn man da den Einzelfall betrachtet, kann es durchaus unterschiedliche Motivationen geben, sich zeitnah von einer Messe-Neuheit zu trennen. Drei konkrete Beispiele:
So hatte ich Dragonscroll bei Fragor Games vorbestellt, bevor überhaupt klar war, was das für ein Spiel sein wird. Von Funspielchen bis strategischer Anspruch (Antics) war da alles möglich. Dann war klar, dass es ein eher einfaches, aber durchaus lustiges Familienspiel sein wird, mit eben toller Ausstattung und einen aufforderungsstarken Vierer-Würfelturm als Weltneuheit. Sicher schön, aber so gar nicht mein Fokus in Relation zum Verkaufspreis.
Blöd nur, wenn man dann die Abbestellungsfrist verpasst. Also am Messe-Mittwoch abgeholt, Restbetrag bezahlt und zu Hause auf Vollständigkeit gecheckt. Ein letztes Mal überlegt, ob ich es nicht doch behalten will - ein epischer Kampf zwischen Kopfverstand und Spielerbauch. Dann per Kleinanzeige angeboten und ohne Aufpreis verkauft.
Am Ende habe ich hoffentlich jemanden glücklich gemacht, der das Spiel wertschätzen kann und es auch spielt, so dass es Spielspass verbreiten kann. Gewinn habe ich damit keinen gemacht und wenn ich die Umverpackung (auf eigene Kosten) und den Zeitaufwand betrachte, war es ein Nullsummen-Spiel.
Bei Patchistory habe ich ganz bewusst zwei Exemplare in der Euphorie vorbestellt, dass es extrem limitiert werden wird. Ganz bewusst als Spekulationsobjekt, um meine Verluste bei Brettspielverkäufen auszugleichen, oder um es im Freundeskreis zum Selbstkostenpreis weitergeben zu können - jenachdem, wo eine Nachfrage bestehen würde.
Leider war das mit der Limitierung eine Fehlinfo, die ich falsch verstanden habe. Am Ende insgesamt 120 US-Dollar bezahlt plus Währungsgebühren. Auf der Messe war es 5 Euro teurer und aktuell wird es bei Händlern um 2,50 Euro mehr, aber ohne Promo angeboten.
Wenn ich gewollt hätte, ich hätte alle 5 Exemplare von The Great Zimbabwe am Messe-Mittwoch kaufen können, die Splotter mal wieder irgendwo noch gefunden hat. Ich hätte sicherlich Gewinn gemacht, allerdings auch das Risiko getragen, dass am Messe-Donnerstag dann eine volle Palette der Spiele auftaucht. Zudem die Arbeit und den Zeitverlust, um die Spiele wieder loszuwerden.
Kurz gesagt: Selbst mit limitierten Spielen kann man keinen wirklichen Gewinn machen, so zumindest meine Erfahrung. Da es sich hier nicht um lebenswichtige Güter wie Grundnahrungsmittel handelt, sehe ich mich da als Teilnehmer der freien Marktwirtschaft und habe auch kein schlechtes Gewissen dabei. Eben weil ich auch weiss, dass ich als Käufer ebenso für limitierte Spiele oft mehr als den ursprünglichen Preis bezahlt habe und auch bereit dazu bin. Angebot und Nachfrage eben. Niemand hat ein Anrecht darauf, jedes Spiel jederzeit zum Vorzugspreis bekommen zu können - ich auch nicht. Hoffe aber auf Fairness bei der Preisgestaltung, weil ich ebenso faire Preise mache.
Cu / Ralf