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Sphinx-Verlag: Auweier

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Marco

Sphinx-Verlag: Auweier

Beitragvon Marco » 22. November 2001, 10:41

Gestern hatte ich das Vergnügen zwei Spiele des neuen Sphinx-Verlags auszuprobieren. Es waren dies "Vampirconnection" und "Auweier". Am Nachbartisch wurde auch das dritte Spiel des Sphinx-Verlags "Integralis" gespielt, das dort als fieses bzw. intrigantes (oder wie die Schweizer sagen: "dräkel"- oder "leidwärch") Spiel tituliert wurde. Niemand fand es schlecht, niemand fand sich veranlasst, es als Überhammer zu titulieren.

Da ich die "Vampirconnection" 1x und "Auweier" 2x gespielt habe, will ich auch hier nur erste Eindrücke wiedergeben. Zu Vampirconnection gar nur soviel: Vampirconnection ist ein Fun-Game mit wenig (und nicht: keinem) strategischem Anspruch. In unserer 6er-Runde hat es Spass gemacht. Die Karten waren sehr witzig. Wer als Vampir die Dorfbevölkerung vom Metzger F. Krüger befreit, darf sich doch eigentlich als Wohltäter ansehen oder sollte man ihn dennoch pflocken?

Auweier
Zuerst spielten wir "Auweier". Die Aufmachung ist sehr kindlich und auf der Schachtel steht "Strategiespiel". Das irritierte etwas. Ich hätte das Spiel keines Blickes in einem Laden gewürdigt, weil ich vom Äusseren her auf ein Kinderspiel geschlossen hätte.
Auweier ist vom Spielprinzip her ähnlich wie "Cäsar und Cleopatra" oder "Die sieben Hügel Roms" (Neue Spiele aus dem alten Rom). Jeder verteilt seine Punkte-Karten auf Beutestücke - wer bei der Abrechnung am meisten Punkte vor der Beute liegen hat, gewinnt die Beute.
Da jeder die gleichen Karten hat, man sich die Handkarten aussuchen und den verbleibenden Kartenstapel vorsortieren darf, mutiert das Spiel zu einer Art "Magic für Arme". Arm, weil es sicherlich nicht endlos viele Strategien gibt und möglicherweise patten sich bei 4 Spielern die Strategien teilweise wieder aus. Andererseits, da es nur wenig verschiedene Karten gibt, kann man eine "vorsortierte" Strategie im Spielverlauf durchaus noch an neue Gegebenheiten adaptieren.
In der ersten Partie wählte ich die Karten nicht aus, sondern mischte diese, zog 6 in die Hand und spielte mit dem zufällig gemischten Stapel. Nach dieser ersten glücksbetonten Spielart würde jeder Hardcore-Spieler das Spiel zur Seite legen ("Mädn ist weniger kompliziert und ähnlich witzig"). Im Forum gibt es einen Beitrag,

http://www.spielbox-online.de/phorum4/read.php4?f=1&i=30794&t=30682

bei dem "Auweier" durchgefallen ist. Ich hoffe, dieser "Durchfall" (Welch Wort entfleucht da meinem Munde) basiert nicht auf dieser Glücksvariante oder einer ersten Spielrunde, die es braucht, um das Gefühl für das Spiel zu bekommen.
Die zweite Runde spielten alle mit präpariertem Deck. Ein ganz neues Spiel mit gänzlich anderem Spielgefühl entwickelte sich. Mit falschen Würmern wurden Haken und Ösen geschlagen (dort wo der falsche Wurm während einer Hochzeit schon war, wurden die Karten getappt (!) um anzuzeigen, wo der Wurm nicht mehr hin durfte).
Einige Partien mehr würden sicherlich aufzeigen, wie vielfältig (oder eben nicht) man Strategien fahren kann. Während ich versuchte ziemlich ausgewogen immer dabei zu sein, versuchte ein anderer nur am Ende sich an Hochzeiten zu beteiligen und ein dritter versuchte gleich zu beginn möglichst viele verschiedene Eier einzuheimsen und der vierte versuchte möglichst schnell das Spiel zu beenden, was in diesem Fall ziemlich in die Hose ging.

Die Regel ist dick (gesprächig) und äusserst strukturiert, heisst aber nicht, dass sie deswegen klar ist. Folgende Punkte waren und blieben unklar:

Problem 1: Die Krähe
Die Krähe darf die oberste Wurmkarte fressen. Die Krähe darf nicht "Falsche Würmer" und speziell markierte Würmer fressen. Irgendwo in der Regel steht auch dass die Krähe "falsche Würmer" erkennt.
Frage: Wenn die Krähe die oberste Wurmkarte fressen darf, diese aber ein "falscher Wurm" oder eine speziell markierter Wurm ist, darf dann die Krähe die nächst oberste Wurmkarte fressen oder sind alle darunter liegenden Karten geschützt (so haben wir es gespielt).

Problem 2: Die Abrechnung der Hochzeit
Aus der Regel wird auch nicht ersichtlich, wer eine Hochzeit gewinnt. Es müssen dazu zwei Forderung erfüllt sein: Man muss eine Hochzeitkarte ausliegen haben und man muss am meisten Würmer vor der Braut liegen haben.
Frage: Heisst das, dass alle Hochzeitswilligen leer ausgehen, wenn ein Nicht-Hochzeitswilliger mehr Würmer vor der Braut liegen hat (so haben wir es gespielt). Oder wird nur bei allen Hochzeitswilligen geschaut, wer die meisten Würmer hat?

Kurzum, mir hat das Spiel SOWEIT gefallen. Schade um die kindliche Aufmachung, schade um die "dicke" Spielanleitung, die manch einen abschrecken könnte und die ausserdem noch Fragen offen lässt.

Habt ihr Erfahrungen mit den Spielen des Sphinx-Verlags?

Gruss,
Marco

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Bernhard

Re: Sphinx-Verlag: Auweier

Beitragvon Bernhard » 22. November 2001, 14:29

Hatte gestern auch das Vergnügen, "Die Keilerei in der Buchbinderei" vom Sphinx-Verlag zu spielen. Auch dieses Spiel ist witzig gemacht und es bereit einen Mordsspass, andere in die Kaffeepause zu schicken, Maschinen zu sabotieren oder Vitaminpillen zu schlucken. Das Perfide ist nur, dass einige dieser Karten eine Doppelfunktion haben: entweder als Abwehrkarte (z.B. Vitaminpille auf Krankheit) oder aber als Aktionskarte. So ist man oft im Dilemma, ob man die Karte spielen oder lieber für "Uebergriffe" behalten soll.

An unserer Tischrunde waren alle der Meinung, dass alle drei Spiele von Sphinx witzig und gut gemacht (Grafik, Schachtel) sind. Einzig die Spielregeln, die zwar ausführlich sind, könnten noch verbessert werden, denn trotz der Ausführlichkeit blieben Fragen offen.

Zu Deinem Problem 2 (Auweier) waren wir uns einig, dass bei allen Hochzeitswilligen geschaut werden soll, wer am meisten Würmer gebracht hat, unabhängig davon, ob ein anderer Hahn (oder Hühner-Männchen?) mehr Würmer ausgelegt hat, aber nicht hochzeits - sprich: paarwillig - ist.

Und jetzt bin ich mal gespannt auf Reaktionen anderer Spieler und die Rezensionen in den Fachzeitschriften. Jedenfalls freue ich mich auf die bereits angekündigten Spiele für 2002.

Auweier lässt Marco grüssen

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Henning Poehl

Re: Sphinx-Verlag: Auweier

Beitragvon Henning Poehl » 27. November 2001, 15:49

Es freut mich, dass Euch meine Spiele gefallen haben und das auch Auweier, seine entsprechende Würdigung bekommt.
Zur Kindlichen Aufmachung. Als Kleinverlag versucht man natürlich Kosten zu sparen und so habe ich bei den Spielen Auweier und Vampirconnection selber gemacht. Dafür finde ich sie ehrlich gesagt noch sehr gelungen, wenn ich da an so manches Spiel anderer Kleinverlage denke. Nun ja inzwischen habe ich eine Künstlerin an der Hand, die zu vernünftigen Preisen arbeitet. Hätte ich sie früher kennengelernt, dann wäre das Auweier wohl wesentlich besser gestaltet. Aber, vielleicht gibts ja mal eine überarbeite Auflage (wer weiß).

Nun zu den Fragen:
Ich dachte es wäre eindeutig. Wer die meisten Würmer hat und eine Hochzeitskarte steht in den Regeln, d.h. der Hochzeitswillige geht leer aus, wenn er ein anderer (egal ob Hochzeitskarte oder nicht) mehr Würmer vor dem Weibchen liegen hat. Der mit der Hochzeitskarte verliert aber dennoch seine Würmer am Ende der Hochzeitsrunde.

Es steht in den Regeln, dass die Krähe immer nur den obersten Wurm fressen darf. Wenn ihr der nicht schmeckt, dann darf sie keinen aus dem Haufen fressen.

Ihr habt also trotz unklarer Regeln richtig gespielt.
Die Regeln sind so dick, weil ich mich bemüht habe sie möglichst klar und zweifelsfrei zu gestalten. Allerdingst waren das auch meiner ersten Spiele und meine ersten Regeln die ich überhaupt geschrieben habe, daher bitte ich um ein wenig Nachsicht.

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Bernhard

Re: Sphinx-Verlag: Auweier

Beitragvon Bernhard » 28. November 2001, 12:12

Endlich eine Reaktion zu unseren Beiträgen... wir warten aber noch immer auf Meinungen von Spielern, die das Spiel in oder nach Essen gekauft haben. Die Nachsicht gönnen wir Dir gerne: wir sind uns bewusst, dass die Gestaltung und Klarheit der Regeln eine nicht zu unterschätzende und zeitaufwendige Aufgabe ist. Darf ich Dir als Farbensehschwacher (im Volksmund: rot/grün Farbenblinder) noch eine Bitte mit auf den Weg geben, bei neuen Spielen darauf zu achten, dass entweder klare Farben (möglichst wenig Mischfarben oder Pastellfarben) verwendet werden, oder aber bei solchen Farben wenn möglich die Karten zusätzlich mit unterschiedlichen Symbolen versehen werden. Ich habe Mühe, zwei Farben bei Auweier zu unterscheiden (blau und gelb geht gut).

Mit spielerischen Grüssen,
Bernhard


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