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Gibt es einen Tiebreaker beim Schach?
Verfasst: 2. August 2004, 17:07
von Bernd Geiges
Hallo,
hab` heut` in der Zeitung gelesen, dass ein Schachturnier im Tiebreak entschieden worden sei...Gibt`s das wirklich? Und wenn ja, wie funktioniert`s- wer als Erster drei Bauern geschlagen hat gewonnen, oder was? :-?
Gruss, Bernd
Re: Tiebreak beim Schach?
Verfasst: 2. August 2004, 17:13
von WeePee
Hallo,
meistens sind das zwei Blitzpartien, die die Opponenten im Anschluss an das Turnier austragen.
Gruß Wolfram
Re: Tiebreak beim Schach?
Verfasst: 3. August 2004, 01:16
von Tobias Lang
Hi Bernd,
damit ist sicher die "Bucholzwertung" gemeint. Die von deinen Gegnern erzielten Punkte werden addiert. Es gewinnt bei Gleichstand also wer die stärkeren Gegner hatte.
lg
Tobias.
Re: Tiebreak beim Schach?
Verfasst: 3. August 2004, 11:02
von SebastianD
Hallo!
Die Buchholzwertung gibt's auch, sie wird aber nur bei großen Turnieren, in denen nicht jeder gegen jeden spielt (Paarungen nach Schweizer System), angewendet.
In Dortmund spielten Anand und Kramnik im Finale 2 lange Partien, beide endeten Unentschieden (wie ca. 70 Prozent aller Großmeister-Partien).
Deshalb wurden zwei Schnellschachpartien gespielt, dies hieß dann Tie-Break.
Anand gewann 1,5:0,5.
Mehr Infos bietet
http://www.chessgate.de/do2004/Schöne Grüße
Sebastian
PS: Schach wird immer mit allen Figuren auf 8x8 Feldern gespielt.
Aber: in Mainz (4.-8. August;
www.chesstigers.de) spielen die Großmeister "Chess960": hier wird die Position der Figuren auf der Grundreihe kurz vor der Partie ausgelost. Langweilige Theorievarianten werden so vermieden.
Die Idee kommt von Ex-Weltmeister Bobby Fischer.
Feinwertung und Tiebreak beim Schach
Verfasst: 3. August 2004, 11:34
von Marten Holst
Moin,
> damit ist sicher die "Bucholzwertung" gemeint. Die von
> deinen Gegnern erzielten Punkte werden addiert. Es gewinnt
> bei Gleichstand also wer die stärkeren Gegner hatte.
Wie Sebastian schon schrieb, diese (so genannte "Feinwertung") wird bei Schweizer-System-Turnieren angewandt. Zwischenzeitlich da auch in Mode gewesen war die SOP-Wertung, bei der die Punkte nach einzelnen Runden addiert werden (auch hier: wer tendenziell eher "oben", also gegen stärkere Gegner, gespielt hat, kommt besser raus). Bei Jeder-gegen-Jeder-Spielen verwendet man meist die so genannte Sonneborn-Berger-Wertung (Summe der Punkte der Gegner die man besiegen konnte plus Summe der halben Punkte derer, gegen die man Remis spielte).
Gerade bei Matches ist es allerdings üblich, wenn nach "festgesetztem Matchende" ein Unentschieden entsteht, dass dann zusätzliche Partien mit reduzierter Bedenkzeit (üblicherweise Halbe-Stunde-Schnellschach oder 5-Minuten-Blitzschach) angesetzt werden. Gerade in 1-Partien-Pokalwettbewerben gerne auch im "Herausfordererverfahren", d.h., Weiß bekommt einen zusätzlichen Zeitvorteil, muss dafür aber auch gewinnen, wogegen schwarz ein Remis reicht.
Nur, falls es jemanden interessiert haben sollte ;)
Tschüß
Marten
Re: Tiebreak beim Schach?
Verfasst: 3. August 2004, 11:36
von Attila
SebastianD schrieb:
> Die Buchholzwertung gibt's auch, sie wird aber nur bei großen
> Turnieren, in denen nicht jeder gegen jeden spielt (Paarungen
> nach Schweizer System), angewendet.
Im Jeder-gegen-Jeder System nennt sich die angepasste Version "Sonebon-Berger"-Wertung (keine Garantie das die Namen so geschrieben werden) - dort bekommt man dann die Punkte der Gegner gegen die man gewonnen hat und 50% der Punkte der Gegner gegen die man Remis gespielt hat.
Ich habe aber keine Ahnung ob das heutzutage noch angewendet wird.
Atti
Zweideutigekeit von "Tiebreak"
Verfasst: 3. August 2004, 12:44
von Volker L.
Worauf man an dieser Stelle nochmal hinweisen sollte, ist
die unterschiedliche Bedeutung des Begriffs "Tiebreak".
Zum einen bezeichnet man damit eine Art Verlängerung des
Wettkampfes (Elfmeterschiessen beim Fußball, Blitzpartien
beim Schach, Tiebreak-Spiel beim Tennis) nach Sonderregeln,
zum anderen wird es aber (leider) auch "Tiebreak" genannt,
wenn bei Gleichstand ein zusätzliches [i]Entscheidungskriterium[/i]
(Torverhältnis, Geld und Waren bei Puerto Rico) aus dem
normalen Wettkampf zur Ermittelung des Siegers herangezogen wird.
eindeutige Grüße, Volker
Re: Tiebreak beim Schach?
Verfasst: 3. August 2004, 15:55
von Peter
Hallo,
in Dortmund gab es nach den Gruppenspielen einen KO-Modus.
Erst wurden in einer Begegnung zwei Turnierpartien (Bedenkzeit ca. 2h/Person) gespielt.
Stand es danach unentschieden, dann folgten zwei Schnellpartien (Bedenkzeit ca. 30min/Person).
Stand es auch danach noch unentschieden, folgten zwei Blitzpartien (Bedenkzeit 5min/Person) - evtl. noch zwei und noch zwei. Eine Begegnung ging deswegen 6:4 aus.
Bei der letzten FIDE-WM (FIDE=Weltschachbund) spielte man auch KO-Modus und nach einer bestimten geraden Anzahl an Blitzpartien wurde die Entscheidung in einer Tiebreakblitzpartie gesucht: Weiß bekam eine Minute mehr Bedenkzeit - mußte dafür aber gewinnen um weiterzukommen, während Schwarz ein Remis reichte (in diesem Fall fände ich es fairer, wenn die Bedenkzeit "versteigert" werden würde - z.B. "ich nehme Weiß und 5min30sek" - "ich biete 5min15sek" (Sekunden natürlich i. d. R. nur bei digitalen Schachuhren gut einstellbar)).
Alles Gute
Peter
Re: Zweideutigekeit von "Tiebreak"
Verfasst: 3. August 2004, 19:15
von Roland G. Hülsmann
Nun, da in beiden Fällen das Unentschieden aufgelöst wird (und nichts anderes bedeutet das Wort Tiebreak), ist der Begriff in beiden Fällen korrekt!
Das Wort Tiebreak beinhaltet ja nicht, wie das Unentschieden (Tie) aufgelöst wird, sondern nur, daß es gebrochen bzw. aufgelöst wird.
Gruß
Roland
[OT] Schachuhr
Verfasst: 5. August 2004, 14:35
von Immanuel
Hallo Bernd,
nach diesen ausführlichen Ausführungen bietet es sich doch geradzu an, eine Schachuhr zu kaufen - und diese dann auch bei anderen Spielen als Grübelfaktor-Reduzierer einzusetzen. :wink:
Man könnte dann auch mal eine Partie "Blitz-Siedler" oder "Blitz-Puerto-Rico" spielen. Bloß weiß ich nicht, wie man das bei drei oder mehr Spielern handhabt. Braucht dann jeder seine eigene Schachuhr? Das wäre doch mal ein Vorschlag an die Spieleindustrie (s. Beitrag von peer). Da könnte man doch richtig den Absatz steigern, wenn jeder sich als Zubehör noch eine Schachuhr kaufen muss, am besten noch im passenden Sechseck-Design für Siedler, in Indigo-Blau für PR oder mit realistischem Zugpfeifen bei Zeitablauf für Zug um Zug oder Dampfross.
Ungeahnte Möglichkeiten für die Spieleindustrie - oder doch für eine Ich-AG?
Re: Tiebreak beim Schach?
Verfasst: 10. August 2004, 08:23
von alex
Ja, diese Variante (Sonnebergerger imho) wird sehr regelmäßig angewendet, sie ist m.E. auch besser als direkter Vergleich, da hier alle Gegener nochmal berücksichtigt werden. Bei oberen Spielern, ist dies meist mit dem direkten Vergleich gleichbedeutrend. Am Ende des Feldes liegt meistens der Verlierer des direkten Vergleichs vorne, denn er hat ja gegen jemanden von weiter oben (mit mehr Punkten) überrscht.
RE: Tiebreak beim Schach?
Verfasst: 10. August 2004, 13:01
von Marten Holst
Moin,
> Ja, diese Variante (Sonnebergerger imho)
Sonneborn-Berger - sorry, musste nochmal besserwissen ;-)
Der angesprochene Effekt, dass im hinteren Feld der Sieger des direkten Vergleichs meist schlechter abschneidet, wird allerdings von vielen Spielern als "widernatürlich" empfunden. Naja, ist und bleibt eine Hilfswertung ;-)
Tschüß
Marten
RE: Tiebreak beim Schach?
Verfasst: 11. August 2004, 08:57
von Attila
Marten Holst schrieb:
> Der angesprochene Effekt, dass im hinteren Feld der Sieger
> des direkten Vergleichs meist schlechter abschneidet, wird
> allerdings von vielen Spielern als "widernatürlich"
> empfunden. Naja, ist und bleibt eine Hilfswertung ;-)
Also ich hatte nie mitbekommen das es jemand "widernatürlich" empfindet, ich fand es immer logisch, das der weiter vorne ist der gegen die besseren Gegner die Punkte gemacht hat!
Atti