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Viticulture: Wie unterscheidet sich das Spiel von anderen Worker-Placement-Spielen?

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Port-Ellen
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Viticulture: Wie unterscheidet sich das Spiel von anderen Worker-Placement-Spielen?

Beitragvon Port-Ellen » 16. Februar 2015, 15:02

Hallöchen,

das Spiel ist ja allseits ziemlich beliebt, man ließt nicht viel schlechtes, es sieht toll aus. Und dass, es auch nach über einem Jahr nun immer noch Thema ist, spricht ja auch nicht zwingend gegen das Spiel. Jetzt zu meiner Frage:
Was hebt Viticulture von Worker Placement Spiel XY ab? Ich mag dieses Genre, ich bin riesen Fan dieses Mechanismus, aber im Zuge meines "Fanboytums" habe ich inzwischen auch gefühlte 15-20 WP Spiele im Schrank. Einige, die mir nicht zusagten sind auch schon wieder weg, wie das eben so ist. Welche Punkte sprechen dafür, sich Viticulture noch dazu zu stellen?

Grafik, Aussehen? ganz klar? Aber wo schlägt es solche Granaten wie Caylus, Agricola, Florenza und und und? Oder ist es eher auf Augenhöhe und die Komposition der Elemente sowie die Thematik sind hier eher ausschlaggebend?

Ich bin gespannt. Denn momentan bin ich noch einigermaßen unentschlossen.

Ach ja? Wir es die Erweiterung denn auch normal zu kaufen gaben, irgendwann?

Viele Grüße

Christoph

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Hartmut Th.

RE: Nochmal Viticulture

Beitragvon Hartmut Th. » 16. Februar 2015, 15:35

"Port-Ellen" hat am 16.02.2015 geschrieben:
...

Gute Fragen, und ergänzend zu...

> Ach ja? Wir es die Erweiterung denn auch normal zu kaufen geben, irgendwann?

...miene Frage: wo in D kann man das Spiel, nachdem die kickstarter-Kampagne nun durch ist, denn anschauen und/oder kaufen?

verspielte Grüße, Hartmut

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Ernst-Jürgen Ridder
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Beiträge: 1078

Re: Nochmal Viticulture

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 16. Februar 2015, 15:37

Hallo,

ich habe zu Viticulture hier mal geschrieben:


Hallo Ralf,

kurze Frage, schwer zu beantworten.

Vinhos ist für mich eher nur am Rande eine Workerplacementspiel, zwar thematisch dicht, aber weniger Spiel, eher Arbeit, unnötig kompliziert.

Russian Railroads ist ein Workerplacementspiel, den Trubel darum, kann ich aber eher nicht nachvollziehen. Es funktioniert, aber der Funke will bei mir nicht wirklich überspringen. Verhältnismäßig geradlinig zu übersehen, was man machen muss.

Village gefällt mir von Deinen drei Vergleichsvorgaben am besten. Schönes Workerplacement mit dem Pfiff der Generationenfolge, nicht wirklich schwer, aber trotzdem kein Familienspiel.

Viticulture mit diesen Spielen zu vergleichen, fällt mir schwer. Es ist klar ein Workerplacement, erschöpft sich darin aber nicht. Man darf die Wechselbeziehung mit den Karten nicht vergessen; kann ich damit nicht umgehen, wird das nichts.

Lass' es mich an einem Beispiel verdeutlichen:

Es geht im Spiel um Produktion und Veräußerung von Wein. Also kann ich mir überlegen, dass ich Weinstöcke brauche (Karten, die ich per Aktion auf dem Spielplan ziehen muss, außer einer einzigen Anfangskarte), die ich auf meinen Feldern pflanzen muss (auch per Aktion auf dem Spielplan). Dann erst kann ich Weintrauben ernten (Aktion), diese zu Wein keltern (Aktion; rot, weiß rosé, Sekt mit jeweils verschiedenen Anforderungen), so dass ich schließlich Weinbestellungen (Karten, die ich mir über eine Aktion verschaffen muss) erfüllen kann (Aktion) , die mir Siegpunkte bringen und Geld (letzteres aber nicht direkt, sondern als Erhöhung einer Jahresendzahlung, die eine Maximalhöhe nicht überschreiten kann).
So weit, so geradlinig. Jetzt setze ich an einem beliebigen Punkt der Kette, sagen wir dem Keltern, an. Es gibt im Spiel für 2 nur ein einziges (bei drei und vier Spielern 2, bei 5 und 6 Spielern drei) Aktionsfeld, auf dem man Keltern kann. Ist der andere vor mir dran, kann ich in diesem Spieljahr -so noch in der 1. Edition- nicht keltern, kann also keinen Wein machen, den ich ausliefern könnte. Hat man von dem Spiel keine Ahnung und passiert das einem gleich am Anfang, ist man schnell frustriert, weil man meint, es geht doch um Wein herstellen und verkaufen, da habe ich doch keine Chance, wenn der andere mich (tatsächlich) blockiert.

Doch, man hat eine Chance. Das Spiel fängt aber erst an, Spaß zu machen, wenn man einmal begriffen hat, dass man sich nicht auf eine bestimmte Strategie, die zum Sieg führen soll, fixieren darf. Auch der Startspieler in der jeweiligen Jahreszeit kann nicht jede Aktion als erster machen, es bleiben einem andere Möglichkeiten. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so klug, auf Teufel komm raus Wein zu keltern; es könnte z.B. sinnvoll sein, sich erst einmal Weinaufträge zu besorgen, damit man weiß, was man produzieren und welche Einrichtungen man dafür bauen muss. Vielleicht verdient man erstmal auf andere Weise etwas Geld, stellt ein oder zwei zusätzliche Arbeiter ein, baut sein Weingut aus und und und. Es kann und muss nicht alles sofort sein; Flexibilität ist gefragt.

Das Feintuning fängt schon damit an, dass die Spielreihenfolge in den Jahreszeiten über eine "Aufwach"-Tabelle ermittelt wird. Wer dran ist, setzt seinen Hahn (Kikeriki ) auf eine Zeile von 1-7, nicht aber auf eine schon besetzte Position. Wer auf der kleinsten gewählten Zahl steht, spielt zuerst usw.. Je kleiner die Zahl ist, auf die ich setze, um so kleiner ist der Bonus, den ich dafür bekomme, auf 1 gibt es gar keinen, sonst darf man bestimmte Karten ziehen, bekommt einen Siedepunkt oder Geld.

Es gibt viele Stellschrauben, aber keine ist wirklich zu übersehen, man sieht eigentlich alles auf dem Spielplan, dem eigenen Tableau und in den Karten, nur wie nutze ich welche, das ist die Frage.

Tuscany gibt vieles hinzu, ändert manches, macht alles noch runder.

Viticulture ist nicht lieb oder brav, schon gar nicht beliebig, es ist aber auch nicht böse. Ich darf auf ein Aktionsfeld nicht zum bloßen Blockieren setzen, muss die Aktion vielmehr selbst spielen, nur auf den mit dem gewählten Feld etwa verbundenen Bonus, den ein anderer doch so gerne gehabt hätte, darf ich in der 2. Edition verzichten (in der 1. Edition nicht). Es gibt in der 2. Edition einen "grande worker", den man wie einen normalen Arbeiter einsetzen kann, man kann ihn aber auch nutzen, um einmal im Spieljahr eine schon besetzte Aktion zu spielen, allerdings ohne den dort erhältlichen Bonus.
Interaktion gibt es durch die Knappheit der Aktionsfelder, aber z.B. auch in vielen Karten, insbesondere der Tuscany-Erweiterung. Da gibt es vor allem Karten, die mir erlauben, etwas zu tun, was gut für mich ist, aber auch die anderen Spieler dürfen das dann tun; machen sie das, bekomme ich für jeden Spieler, der das macht, z.B. einen Siedepunkt oder Geld.

Ich könnte noch vieles schreiben, auch über die Erweiterung, es soll jetzt aber erstmal genug sein.

Kurze Antwort auf Deine Frage:
Ich halte Viticulture für komplexer als Village und Russian Railroads, nicht aber für so unnötig kompliziert wie Vinhos. Die Spieltiefe liegt für mich über Village und Russian Railroads. Es bietet genügend Interaktion, ohne der Gemeinheit Vorschub zu leisten.

Bei allem, was ich dazu sage, bitte berücksichtigen: Ich bin ein bekennender Fan von Viticulture (und übrigens auch von Village).

Ich nehme an, dass es das Spiel dann auch bei Amazon zu kaufen geben wird, vielleicht auch anderweitig.

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen

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Dietrich
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Re: Nochmal Viticulture

Beitragvon Dietrich » 16. Februar 2015, 19:02

Danke, klingt gut.
Dietrich

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Andme
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Re: Nochmal Viticulture

Beitragvon Andme » 16. Februar 2015, 19:13

Kleine Ergänzung noch am Rande: Gegenüber VILLAGE oder RR ist es auch für 5 bzw.6 Spieler geeignet und spielt sich auch in der Maximalbesetzung richtig gut. Wir haben zu sechst zur Zeit beinahe wöchentlich unsere Freude daran.

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honeycomb
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Re: Nochmal Viticulture

Beitragvon honeycomb » 16. Februar 2015, 19:27

Hallo,

ich habe Tuscany: Prima Edition (mit metal coins) für 59,- Euro zu verkaufen.Bei Interesse einfach anmailen:
f.solnitzky@gmx.net

Grüße
Frank

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Bernd Schlueter
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Re: Nochmal Viticulture

Beitragvon Bernd Schlueter » 16. Februar 2015, 20:09

Hallo Christoph,

für mich heben folgende Punkte das Spiel von der Masse ab:

- Das Thema: Es gibt nicht viele Spiele um das Thema Wein. Und hier fügen sich Spielmechanik und Thema zu einem harmonischen Ganzen.

- Ich habe beim Spielen nicht das Gefühl, dass es Arbeit ist - wie z.B. bei Vinhos.

- Im Gegensatz zu vielen anderen WP-Spielen gibt er hier eine Produktionskette. Es reicht nicht, z.B. eine Aktion zu wählen um Geld zu bekommen um damit dann Gebäude zu kaufen. Vom Anbau einer Weinrebe bis zum Verkauf sind mindestens 4 Schritte nötig - hier ist gutes Timing gefragt, da man nebenbei noch andere Dinge erledigen muss.

Bisher kam das Spiel bei allen Mitspielern gut an, die Regeln waren schnell verinnerlicht und jeder verfolgte seine Pläne/ Strategien. Und man kann wirklich verschiedenste Wege verfolgen - mir ist schon ein Sieg gelungen, ohne einen einzigen Auftrag zu erfüllen!

Wenn Du also ein Exemplar bekommen kannst, schlag zu!

VG
Bernd

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ravn
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Re: Viticulture - Top 5 der Workerplacement-Spiele

Beitragvon ravn » 18. Februar 2015, 17:16

Port-Ellen schrieb:

> Was hebt Viticulture von Worker Placement Spiel XY ab?

Ich habe Viticulture bisher vier mal mitgespielt und jeder Partie war bis zum Spielende extrem spannend. Aktuell ist es damit in die Top 5 meiner absoluten Lieblingsspiele aufgestiegen.

Was also macht Viticulture so besonders - für mich?

Es ist eine Art Wettrennen, die vorgegebenen 20 Siegpunkte zu erreichen. Dafür gibt es vielfältige Wege und Strategie-Ansätze, die man aber dem jeweiligen Spielverlauf immer anpassen muss, um wirklich effektiv zu spielen. Da die Spieler selber das Tempo bestimmen, hält der Spannungsbogen konstant hoch, da immer droht, dass jemand auf einmal das Tempo anzieht und punktet, während man sich selbst noch in der Aufbauarbeit wähnt.

Zeitgleich gilt es, den Einsatz seiner Arbeiter auf zwei Einsetz-Jahreszeiten zu planen. Die Felder sind begrenzt und auch hier ergibt sich ein weiterer Spannungsbogen, der sich über eine Spielrunde aufspannt, wer wann welche Felder besetzt und ob man Aktionen vorziehen kann oder daran scheitern wird.

Durch verdeckt gehaltene Handkarten ergeben sich zudem Überraschungsmomente, weil alle Karten gewisse Vorteile bringen, nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Zwecken. Anhand der Kartenrückseite kann man aber deren Einsatzspektrum erkennen und daraus Rückschlüsse für den eigenen Spielverlauf ziehen.

Das Grundspiel an sich reicht eigentlich schon völlig aus, aber durch die Tuscany-Erweiterung kommt ein vielfältiger Mix an Modulen dazu, womit man das Spielgeschehen ganz nach seinen Vorlieben erweitern und anpassen kann. Das steigert den Wiederspielreiz enorm.

Das gut umgesetzte Thema Weinanbau mitsamt der ganzen Material-Haptik unterstützt das Spielgeschehen noch zusätzlich und macht für mich Viticulture erst richtig rund und vollmundig im Spielegeschmack. Kaufen!

Cu / Ralf

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Port-Ellen
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Re: Viticulture - Top 5 der Workerplacement-Spiele

Beitragvon Port-Ellen » 18. Februar 2015, 20:22

Vielen Vielen Dank an Alle. Ich bin überzeugt. Ich habe noch eine Quelle für das Grundspiel aufgetan und in der nächsten Woche sollte es hier ankommen.

Alles Gute

Christoph

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DAS Spielschaf
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Re: Viticulture - Top 5 der Workerplacement-Spiele

Beitragvon DAS Spielschaf » 18. Februar 2015, 21:47

Zum schnell zugreifen...

Auf Amazon.Co.uk gibt es noch wenige Exemplare der collectors Edition :-)

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Peter L
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Re: Viticulture - Top 5 der Workerplacement-Spiele

Beitragvon Peter L » 19. Februar 2015, 08:43

Seit vorgestern 1 weniger.:-)
Ernst-Jürgen`s Begeisterung hat mich neugierig gemacht / angesteckt / überzeugt.
Soll am Samstag eintreffen - somit wäre der Sonntag verplant.

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benztowner
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Re: Viticulture - Top 5 der Workerplacement-Spiele

Beitragvon benztowner » 19. Februar 2015, 13:26

Hallo,

warum denn gleich nach amazon uk ausweichen, wenn es die Collectors Edition auch bei amazon.de gibt. Kostet dort 119,-- Euro und es sind z.Zt. noch 8 vorhanden.

Viele Grüße
Jürgen E.


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