Beitragvon Gead » 15. April 2013, 09:18
Hallo Ernst-Jürgen,
du möchtest die Petition nicht unterschreiben - in Ordnung! Weil sie dir zu allgemein gefasst ist - da magst du Recht haben. Deine Begründung, Spieleautoren aber nur im Einzelfall das Urheberrecht zusprechen zu können und alle "übrigen" SpieleautorInnen damit pauschal zu Nicht-Urhebern (im Rechtssinn) zu machen, finde ich dagegen nicht in Ordnung. Damit wirst du der Sache (und dem Anliegen) leider nicht gerecht und machst es dir selbst, wie ich finde, zu leicht.
Ich behaupte - ja ich behaupte, schließlich stehen wir hier nicht vor Gericht ;-) -, dass Wolfgang Kramer, Klaus Teuber, Uwe Rosenberg oder Stefan Feld, um hier mal nur 4 Musketiere zu nennen (die die Petition auch alle unterschrieben haben) ihre Spielregeln selber schreiben (können). Und mit ihnen viele weitere professionelle oder semi-professionelle SpieleautorInnen. Den Einzelfall, dass der Redakteur als "Einziger" eine verständliche Spielregel schreiben kann, sehe ich vielmehr als Ausnahmefall denn als den Regelfall an. Eine - ehrliche - Stellungnahme eines Redakteurs wäre hier und jetzt angebracht und willkommen. Traut sich dazu jemand von den mitlesenden Redakteuren?!
Wie man eine solche Aktion auch immer nennen mag - ob nun Petition oder anders lautend - ändert das doch nichts an dem Missstand, dass die Spieleautoren und -autorinnen um ihren Verdienst, um ihr Recht als Urheber (oder Initiatoren oder Auslöser oder als "kreativer Funke"), kurz gesagt, um die entsprechende Anerkennung (seitens der FG Spiel) offenbar bangen und bitten müssen. Ja, "bitten"! Von klagen ist hier längst nicht die Rede. Es geht in dieser Petition um die Bitte, (an)gehört zu werden; an den Verhandlungstisch (mit der SAZ) zurückzukehren. Um nicht mehr, aber auch nicht weniger! Wenn diese Bitte nun so wirsch abgewiesen wird, wie von dir, dann fühle ich mich selbst als Autor (und als Spieler) davon betroffen. Aber ich fühle auch mit anderen Autorinnen und Autoren: mit all denjenigen, deren Spiele bisher nicht das Privileg hatten, von einer Redaktion "verfeinert" und verlegt worden zu sein. Der Grund dafür ist aber nicht, dass sie - im ursprünglichen Sinne - keine Urheber wären. Denn das sind sie!
Zum Verständnis für meine "Betroffenheit": Bei der Spieleentwicklung ist ein hohes Maß an Vertrauen notwendig, wenn "man" mit einem anfangs noch "unrunden" Spiel in die Öffentlichkeit geht, um es wieder und wieder zu testen. Es zu verbessern und stetig weiterzuentwicklen - lange bevor es einem Verlag erstmals vorgelegt wird. Und nicht zuletzt ist man in dieser Phase als "Erfinder" (und zunehmend als der "Autor" dieses Spiels) immer auch der Gefahr des geistigen Diebstahls ausgesetzt - immer emotional, manchmal tatsächlich. Als Urheber hat man zudem Pflichten und ist verantwortlich für sein Werk: Zunächst gegenüber anderen Urhebern (Stichwort: Plagiat); da gilt es, den eigenen Entwurf immer wieder zu prüfen, ob nicht die Rechte anderer verletzt werden. Dann gegenüber den (Test-) Spielern, die sich mitunter viel Zeit nehmen und ohne die ein Spiel niemals entwickelt werden könnte; und schließlich gegenüber dem Verlag, der, zusammen mit weiteren (!) Urhebern (wie z. B. einem Illustrator), das Spiel bestenfalls bis zur Produktreife führt.
Das sind komplexe Zusammenhänge, da stimme ich völlig mit dir überein. Umso wichtiger ist es, dass es eine (möglichst) "stabile" Grundlage gibt, über die wir uns alle einig sind. Denn die Urheberschaft ist der Boden - sozusagen unser aller Spielbrett - auf dem "Spiele" (und hoffentlich bald wieder Spielspaß) erst entsteht. Das Urheberrecht geht daraus hervor und ist die logische Konsequenz. Darum diese Reihenfolge: Erst die Urheberschaft, dann das Urheberrecht - nicht umgekehrt!
Ursprüngliche Grüße
Gerhard Junker