Beitragvon Günter Cornett » 21. Juni 2004, 19:02
Andrea Meyer schrieb:
>
> Als diejenige, die die Stellungnahme für den SAZ-Vorstand
> unterzeichnet hat, möchte ich hier zunächst ein paar
> Antworten auf die aufgeworfenen Fragen geben:
>
> - Die Stellungnahme ist eine des SAZ-Vorstandes (= Alan R.
> Moon, Andrea Meyer, Anja Wrede, Stefanie Rohner), sie ist
> nicht von Verwaltungsrat oder der Mitgliederversammlung
> abgestimmt/beschlossen worden.
Eine Menge Kompetenz (das sage ich ohne Ironie!), aber:
man sieht der Erklärung leider nicht an, dass sie von ansonsten sehr engagierten und kompetenten SpieleautorInnen verfasst wurde. Sie ist auch von Nicht-Mitglieder wie eine unkritische Anbiederung an Ravensburger aufgefasst worden.
> - Da der Vorstand von der Mitgliederversammlung in Göttingen
> 2003 gewählt und die Erweiterung des Vorstandes um Stefanie
> Rohner in Folge der Satzungsänderung in Göttingen 2004 vom
> Vorstand beschlossen wurde, spricht dieser Vorstand bis zu
> den Neuwahlen (Göttingen 2005) oder bis er abgewählt wird für
> die Spieleautorenzunft.
Nun, wenn der Vorstand weiss, dass ein wichtiges Thema noch nicht diskutiert wurde, bzw. Kenntnis davon hat, dass andere SAZ-Mitglieder dem kritisch gegenüber stehen, sollte er keine Erklärung verfasssen, die mögliche Diskussionsergebnisse vorwegnimmt.
> Jedes SAZ-Mitglied, das mindestens 3
> Spiele veröffentlicht hat, kann für den Vorstand kandidieren.
Der jetztige Vorstand ist - auch im Vergleich zu seinen Vorgängern - sehr aktiv, stößt eine Menge an. Das ist gut. Die Kehrseite: mangelnde Transparenz und mangelnde Abstimmung mit den Mitgliedern. Nachdem eine - IMHO verunglückte Erklärung - veröffentlicht wurde, kann man das sicher auch ganz offen sagen.
Daraus muss man aber keine Staatsaffäre konstruieren. In der SAZ ist es Tradition, dass der Vorstand alle zwei Jahre wechselt. Es gelangen sehr unterschiedliche Leute in die mehr MACHER- als Macht-Postion und nutzen sie um Ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen, i.d.R. in Abstimmung mit den Mitgliedern oder zumindest den aktiven Mitgliedern (erweiterter Verwaltungsrat). Als Mitglied bin ich dem Vorstand für diese ARBEIT dankbar. Ich möchte sie nicht übernehmen, erlaube mir aber mit aller Selbstverständlichkeit das zu kritisieren, was ich für verbesserungswürdig halte.
> - Die Ravensburger-Redaktion hat den SAZ-Vorstand vor dem
> Göttinger Autorentreffen vertraulich vom geplanten Vorgehen
> informiert
Am Abend vorher hatten wir eine Mitgliederversammlung. Wäre es denn von Ravensburger zu viel verlangt gewesen, darum zu bitten, die SAZ-Mitglieder ein paar Tage vorher per SAZ-News zu informieren und das Ergebnis auf der Mitgliederversammlung am Göttingen-Vorabend zu diskutieren?
Dann hätte der Vorstand eine Erklärung zumindest aufgrund eines Meinungsbildes verfassen können.
> - Dem SAZ-Vorstand steht es aus unserer Sicht schlecht an,
> ein bisher nicht erprobtes Verfahren von vornherein in Grund
> und Boden zu verdammen, so wie dies hier scheinbar von
> Einzelpersonen gewünscht wird
Es geht nicht (nur) um die beiden Pole: verdammen oder begrüßen, sondern um differenzierte Kritik: Ein noch nicht erprobtes Verfahren sollte man eben nicht einfach so begrüßen.
Ravensburger geht es sicher nicht in erster Linie darum, "die
Professionalisierung unserer Berufsgruppe zu unterstützen" sondern darum Kosten zu senken. Das ist legitim. Die Kosten werden gesenkt durch:
- Abschreckung: weniger Einsendungen
- Abwälzung: Autoren, die einsenden, zahlen dafür
Da muss man sich doch erstmal fragen: wer zahlt bei der 'Mischkalkulation' wofür?
Die allseits belächelten MÄDN-Kloner zahlen offensichtlich 65,-Euro dafür, dass sie nicht wesentlich mehr als eine Standardabsage kriegen. Sie zahlen drauf und kaum einer hier findet das schlimm, weil dieser nicht näher beschriebene Typus nicht als richtiger Spieleautor sondern als nervig gilt (Ich selbst bin mir nicht darüber klar, wie ich darüber denken soll).
Die bislang ungeliebten Einsendungen der MÄDN-Kloner werden jetzt wichtig. Denn im Rahmen der Mischkalkulation subventionieren sie die Spielevorschläge, die mehr Bearbeitungszeit in Anspruch nehmen. Ist das fair? Naja, zumindest nützlich. Wieviel Prozent von diesen aufwändigeren Spielevorschlägen werden angenommen? 10% statt 1%? Im Schnitt würde ein Autor dann 650,- Euro bis zur Veröffentlichung zahlen.
Oder anders gerechnet: Macht das Beispiel Schule und jeder Verlag bemüht sich so um die Professionalisierung von Spieleautoren wie Ravensburger, dann kommen da locker 1000,- Euro jährliche Kosten auf uns zu: fünf Spiele an drei verschiedene Verlagsagenturen gesandt = 3 x 5 x 65,- Euro = 975,- Euro Vorstellungsgebühr.
Manche werden es aufgeben, die Harten machen weiter. Ob die professioneller sind oder einfach nur einen größeren finanziellen Spielraum haben, steht auf einem anderen Blatt.
Professionalisierung sollte IMHO nicht nach dem Prinzip 'Survival of the Finacialist'
gehen sondern durch Schulung (ein Punkt, mit demt sich unser Vorstand u.a. ebenfalls beschäftigen). Wo gibt es auf der Webseite von Ravensburger (oder auch in der Spieleschachtel) eine Anleitung, wie man welche Spielevorschläge wo vorstellen kann?
Das gibt es z.B. auf der Spieleautorenseite: http://www.spieleautorenseite.de/verlage/index.html (Verlagsfragebogen)
> - Wir haben die Bedenken unserer Mitglieder und anderer
> Spieleautorinnen und -autoren zur Kenntnis genommen und sehen
aber nicht in die Erklärung einfließen lassen, schade.
> selbst mögliche Probleme, die das neue Ravensburger Verfahren
> mit sich bringt. Sollten sich Probleme ergeben, werden wir
> und insbesondere die SAZ-Vertrags-AG als erste damit
> konfrontiert werden, soviel ist sicher. Deshalb werden wir im
> kommenden Jahr beobachten, ob sich die Beschwerden oder
> vielleicht auch das Lob über das neue Verfahren häufen, und
> unsere Evaluation auch veröffentlichen.
Selbst wenn die Agentur gut abeitet, muss das nicht heissen, dass das Verfahren gut ist. Denn wenn sich dieses Verfahren allgemein durchsetzen sollte, hat man als Autor irgendwann keine Möglichkeit mehr es abzulehnen und es wird womöglich so sein wie bei Hasbro: kein direkter Kontakt.
> - Wir sind der Ansicht, dass eine Professionalisierung des
> Berufs Spielautors im Sinne aller SpieleautorInnen ist - ob
> wir Spieleentwicklung nun als Hobby, im Nebenberuf oder im
> Hauptberuf betreiben. Klare Verfahren - ob man sie mag oder
Grundsätzlich Agenturen dazwischenzuschalten ist ganz bestimmt kein Zeichen von professionalisierung. Es ist auch nicht in meinem Sinn, da es den Zugang zur Redaktion erschwert.
> nicht - und transparenter Umgang miteinander sind Kennzeichen
> von Professionalisierung. Beides hat den Vorteil, dass man
Eine vertrauliche Mitteilung von Ravensburger an den Vorstand ist gegenüber den Mitglieder alles andere als transparent, unprofessionell.
> auch Kritik deutlicher loswerden kann, als wenn man nur vom
> Hörensagen weiß, wie ein Verlag möglicherweise mit
> Einsendungen umgeht oder was für einen Spezialvertrag der
> berühmte Autor XY gerade wieder bekommen hat.
Momentan wissen wir auch nur vom Hörensagen, ob wir uns direkt an Ravensburger wenden können oder nicht...
Gruß, Günter