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Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 11:21
von Michael Andersch
Hallo miteinander,
in einigen Wochen werde ich im Rahmen einer Abendveranstaltung vor dem Frauentreff eines Nachbarortes einen Vortrag darüber halten, wie ein Spiel entsteht. Soweit, so einfach.
Allerdings ist nun seitens der Veranstalter noch ein Programmpunkt angedacht der da lautet: "...anschliessend werden wir gemeinsam versuchen, ein Spiel zu erfinden".
Nun denke ich mal, dass an einem halben Abend (die andere Hälfte ist ja bereits durch o.g. Vortrag aufgebraucht) mit diesbezüglich völlig unbeleckten Gelegenheitsspielerinnen vermutlich nicht soooo viel dabei rauskommen wird: Zunächst muss man ja überhaupt mal eine/mehrere Ideen haben, dann muss auch ein Prototyp gebastelt und zumindest einmal (an)gespielt werden.
Das wird zum einen zeitlich recht eng, zum anderen rechnen die Veranstalter mit ca. 25 Teilnehmerinnen, die man ja auch irgendwie unter einen Hut bringen muss.
Frage an Euch: Hat jemand sowas schon mal gemacht und kann mir möglicherweise Vorschläge welcher Art auch immer machen? Ich frage bewusst so vage, da mich einfach mal interessieren würde, welche Denkansätze andere zu dieser Thematik haben.
Gespannte Grüße,
Micha
Re: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 11:30
von Andrea Meyer
Hi Michael,
Marcel hat sowas mal in der Games Academy gemacht, allerdings hatte er deutlich mehr Zeit als du.
Wir haben mal einen Versuch gestartet beim Drübberholzer Workshop, es waren allerdings weniger Teilnehmer und sie hatte 90 min Zeit. Wir haben ihnen das Risikobrett und ein Thema zur Auswahl vorgegeben. Sie haben sich für das Thema "Tiere der Welt" entschieden (gegenüber "Weltreise", wenn ich mich recht entsinne). Material aller Art stand bereit. Die Gruppe hatte nach 90 Minuten tatsächlich ein Konzept fertig.
Entscheidend ist glaube ich, einige Dinge vorzugeben, also z.B.
- vertrautes, aber auch anders verwendbares Spielbrett
- weitere vertraute Spielelemente
- zwei Themen zur Auswahl, die den Teilnehmerinnen möglichst zugänglich sind
Spontan würde ich sagen: Lass sie ein Weltreise-Spiel o.ä. erfinden, und sprich nacheinander die folgenden Fragen an:
- Wer sind die Spieler/innen (Rolle)?
- Was ist das Spielziel?
- Was muss man dafür machen usw.
Viel Spaß!
Viele Grüße
Andrea
Re: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 11:31
von Michael Blumöhr
Hallo Michael,
ich würde eher versuchen, diesen Programmpunkt den Veranstaltern auszureden, genug Argumente hast Du ja schon gebracht. Versuche lieber ein paar (einfache) Spiele mitzubringen und einen Spieleabend draus zu machen, da haben alle sicher viel mehr davon.
Grüße,
Michael
Re: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 12:02
von Thomas O.
Hallo Michael,
einen ähnlichen Ansatz gab es bei einem Seminar für Spieleerfinder, das Harald Mücke mal angeboten hatte. Da hatten wir aber deutlich mehr Zeit.
Die Frage ist, welches Ziel mit der Maßnahme "Jetzt erfinden wir ein Spiel" verfolgt wird. Soll den Teilnehmern aufgezeigt werden, wie schwierig es ist, einen interessanten Mechanismus in einem reizvollen Thema zu entwickeln, dann ist dieser Versuch tauglich, und am Ende des Abends ist keiner enttäuscht, dass nicht wirklich was bei rumgekommen ist.
Soll wirklich etwas Brauchbares konstruiert werden, dann musst du die Teilnehmer in ganz engen Grenzen halten und viele Vorgaben machen, damit sie sich nicht verzetteln (so wie Andrea es schon beschrieben hat).
Ich würde die 25 TN in möglichst kleine Gruppen aufteilen (bei > 4 wird es ineffizient, weil sich nicht so viele Gedanken in einem Spiel unterbringen lassen). Dann gib ihnen Standard-Material (am besten allen Gruppen das gleiche, damit die Ergebnisse miteinander vergleichbar sind): Karten mit einfachen Zahlenwerten, Pöppel, Holzklötzchen, beschreibbare Counter, Siedler-Straßen und ein paar W6. Dazu noch einen Spielplan (Schach-Raster oder blanko zum Selbergestalten) und evtl. Häuser und andere Gebäude. Wenn du für Sonderwünsche noch weiteres Material in Reserve hast, dann wäre das nicht schlecht, denn Kreativität soll man ja nicht bremsen ;-)
Themen würde ich nicht unbedingt vorgeben. Es können ja auch abstrakte Spiele entwickelt werden. Die Gefahr ist, dass die TN bei der Entwicklung des Mechanismus gehemmt sind, wenn sie zu stark versuchen, das Thema zu simulieren.
Wichtig ist, dass du in dem Prozess stark mitwirkst. Ist eine Gruppe ratlos, solltest du ihnen eine Starthilfe geben, damit sie einen Einstieg finden. Unsere Erfahrung war: Ist erst mal eine erste Idee geboren, geht es schneeballartig Schlag auf Schlag und die Leute sprühen vor Ideen.
Am Ende lässt du einen aus jeder Gruppe den anderen Gruppen die Spielidee erklären. Das schult zudem die Fähigkeit, Spiele zu erklären :-)
Ich wünsche dir viel Spaß dabei!
Gruß Thomas
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 13:18
von Michael Andersch
Hallo Namensvetter
> ich würde eher versuchen, diesen Programmpunkt den
> Veranstaltern auszureden, genug Argumente hast Du ja schon
> gebracht.
Im Prinzip hast Du recht. Aber es ist einfach reizvoll...
> Versuche lieber ein paar (einfache) Spiele
> mitzubringen und einen Spieleabend draus zu machen, da
> haben alle sicher viel mehr davon.
Diese Idee hatte ich zunächst auch schon angebracht - Resultat war, dass es nun einen zweiten Abend innerhalb der Veranstaltungsreihe gibt, an dem nur gespielt wird... :-)
Dieser Abend liegt vor dem Abend mit dem Vortrag, so dass man zunächst sehen kann was es so auf dem Markt gibt, worauf (3 Abende später) der Vortrag kommt wie ein Spiel entsteht mit der Möglichkeit sich selbst kreativ "auszutoben".
Viele Grüße,
Micha
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 13:18
von Michael Andersch
Hallo Thomas,
> Die Frage ist, welches Ziel mit der Maßnahme "Jetzt
> erfinden wir ein Spiel" verfolgt wird.
Die Teilnehmer sollen halt einfach die Möglichkeit haben, sich unter Anleitung mal am Spieleerfinden zu versuchen. Wenn dabei was halbwegs brauchbares rauskäme wäre das sicherlich ein Erfolg, wobei ich persönlich unter "halbwegs brauchbar" verstehe: Sicherlich deutlich unter "unseren" Ansprüchen, aber durchaus auch mehr als ein Laufspiel mit Ereigniskarten.
> Ich würde die 25 TN in möglichst kleine Gruppen aufteilen
> (bei > 4 wird es ineffizient, weil sich nicht so viele
> Gedanken in einem Spiel unterbringen lassen). Dann gib
> ihnen Standard-Material (am besten allen Gruppen das
> gleiche, damit die Ergebnisse miteinander vergleichbar
> sind): Karten mit einfachen Zahlenwerten, Pöppel,
> Holzklötzchen, beschreibbare Counter, Siedler-Straßen und
> ein paar W6. Dazu noch einen Spielplan (Schach-Raster oder
> blanko zum Selbergestalten) und evtl. Häuser und andere
> Gebäude. Wenn du für Sonderwünsche noch weiteres Material
> in Reserve hast, dann wäre das nicht schlecht, denn
> Kreativität soll man ja nicht bremsen ;-)
Das mit dem Material hatte ich auch vor, nur bei der Gruppeneinteilung bin ich mir nicht sicher: Ist es nicht blöd, wenn die eine Gruppe eine Idee hat und bereits loslegt, während die anderen auf keinen grünen Zweig kommen? Sollte man nicht eher die kreative Kraft in einer einzigen großen Gruppe bündeln, ebenso wie die "Bastelkapazitäten", die sicherlich bei der Erstellung des Prototyps benötigt werden?
> Themen würde ich nicht unbedingt vorgeben. Es können ja
> auch abstrakte Spiele entwickelt werden. Die Gefahr ist,
> dass die TN bei der Entwicklung des Mechanismus gehemmt
> sind, wenn sie zu stark versuchen, das Thema zu simulieren.
Das sehe ich auch so. Ich hatte vor, im Vortrag die beiden Herangehensweisen "vom Thema" bzw. "vom Mechanismus" darzustellen.
> Wichtig ist, dass du in dem Prozess stark mitwirkst. Ist
> eine Gruppe ratlos, solltest du ihnen eine Starthilfe
> geben, damit sie einen Einstieg finden. Unsere Erfahrung
> war: Ist erst mal eine erste Idee geboren, geht es
> schneeballartig Schlag auf Schlag und die Leute sprühen vor
> Ideen.
Das wäre natürlich klasse! Ich glaube, in einem solchen Fall wäre es dann auch egal, welche Qualität bzw. welchen "Fertigstellungsgrad" das Endergebnis hat, weil der Spaßfaktor dann sicherlich groß genug war.
> Am Ende lässt du einen aus jeder Gruppe den anderen Gruppen
> die Spielidee erklären. Das schult zudem die Fähigkeit,
> Spiele zu erklären :-)
Diese Idee ist spitze! Bedeutet natürlich, dass ich tatsächlich eine Aufteilung in Gruppen mache, wo ich noch etwas schwanke.Und benötigt natürlich nochmal Zeit. Aber ich glaube,ich finde diese Idee "sexy" ;-) !
Danke & Gruß,
Micha
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 13:18
von Michael Andersch
Hallo Andrea,
auch Dir danke für Deinen Inpuut!
> Wir haben mal einen Versuch gestartet beim Drübberholzer
> Workshop, es waren allerdings weniger Teilnehmer und sie
> hatte 90 min Zeit. Wir haben ihnen das Risikobrett und ein
> Thema zur Auswahl vorgegeben. Sie haben sich für das Thema
> "Tiere der Welt" entschieden (gegenüber "Weltreise", wenn
> ich mich recht entsinne). Material aller Art stand bereit.
> Die Gruppe hatte nach 90 Minuten tatsächlich ein Konzept
> fertig.
Waren es erfahrene Spieler, die nur lediglich mal ein Spiel erfinden wollten? Oder wie bei mir Selten- / Gelegenheitsspieler?
> Entscheidend ist glaube ich, einige Dinge vorzugeben, also
Da bin ich mir noch nicht schlüssig: Hemme ich durch solche "Restriktionen" eher die Kreativität? Oder erhöhe ich sie, indem ich sie fokussiere?
> erfinden, und sprich nacheinander die folgenden Fragen an:
> - Wer sind die Spieler/innen (Rolle)?
> - Was ist das Spielziel?
> - Was muss man dafür machen usw.
Das klingt gut!
Danke,
Micha
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 13:36
von Thomas O.
Michael Andersch schrieb:
>
> Das mit dem Material hatte ich auch vor, nur bei der
> Gruppeneinteilung bin ich mir nicht sicher: Ist es nicht
> blöd, wenn die eine Gruppe eine Idee hat und bereits loslegt,
> während die anderen auf keinen grünen Zweig kommen? Sollte
> man nicht eher die kreative Kraft in einer einzigen großen
> Gruppe bündeln, ebenso wie die "Bastelkapazitäten", die
> sicherlich bei der Erstellung des Prototyps benötigt werden?
Wenn du eine Gruppe siehst, die nicht in die Gänge kommt, dann kannst/solltest du da ein wenig Unterstützung leisten. Danach wird es im Idealfall ein Selbstläufer. Die Leute sind ja grundsätzlich am Thema Spieleentwickeln interessiert, sonst wären sie nicht bei der Veranstaltung. Motivationsprobleme wirst du also nicht haben.
Eine Großgruppe hat vielleicht in Summe mehr gute Ideen, aber diese zu bündeln und das Ideenmanagement zu koordinieren, das halte ich bei 25 TN für eine Mammutaufgabe! Auch das Basteln muss koordiniert werden, und da finde ich, dass 25 Köche den Brei verderben können.
Du solltest allerdings darauf hinweisen, dass diese Aktion keinen (übermäßigen) Wettbewerbscharakter hat, d.h. Erfolgsdruck sollte vermieden werden.
> > Am Ende lässt du einen aus jeder Gruppe den anderen Gruppen
> > die Spielidee erklären. Das schult zudem die Fähigkeit,
> > Spiele zu erklären :-)
>
> Diese Idee ist spitze! Bedeutet natürlich, dass ich
> tatsächlich eine Aufteilung in Gruppen mache, wo ich noch
> etwas schwanke.Und benötigt natürlich nochmal Zeit. Aber ich
> glaube,ich finde diese Idee "sexy" ;-) !
Und: Ein Ziel (bzw. Schlussereignis) ist klar definiert, und mit dem Wissen, das Spiel hinterher erklären zu müssen, verläuft evtl. auch die Entwicklungsphase strukturierter. Denn ich weiß, dass ich etwas erfinden muss, was ich hinterher auch erklären kann.
Bitte im Anschluss an die Veranstaltung einen Erfahrungsbericht! :-)
Gruß Thomas
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 13:47
von Michael Blumöhr
> Im Prinzip hast Du recht. Aber es ist einfach reizvoll...
Sicher, allerdings stimme ich dann den anderen hier geäußerten Meinungen zu, dass man das entsprechend vorbereiten muß. Die Idee mit den Vorgaben von gewissen Materialien fand ich nicht schlecht.
Viel Spaß dabei,
Michael
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 14:57
von Michael Andersch
"Thomas O." hat am 14.03.2007 geschrieben:
> Du solltest allerdings darauf hinweisen, dass diese Aktion
> keinen (übermäßigen) Wettbewerbscharakter hat, d.h.
> Erfolgsdruck sollte vermieden werden.
Ja. Und ich werde auch darauf hinweisen, dass das Ergebnis, das wir in 90 oder 120 Minuten erreichen nicht an dem gemessen werden sollte, was ansonsten Monate und vielleicht Jahre der "Reife" benötigt.
> Und: Ein Ziel (bzw. Schlussereignis) ist klar definiert,
> und mit dem Wissen, das Spiel hinterher erklären zu müssen,
> verläuft evtl. auch die Entwicklungsphase strukturierter.
> Denn ich weiß, dass ich etwas erfinden muss, was ich
> hinterher auch erklären kann.
Stimmt.
Da der Spaß ja im Vordergrund stehen soll denke ich, dass ich den Beteiligten die Modalitäten anfangs vielleicht frei stellen werde bzw. sie abstimmen lasse (in >< meine Präferenzen):
- >Einzelgruppen< vs. Großgruppe
- >Freie Themenwahl< vs. Vorschläge von mir
- Kurzvorstellung der Spielidee >ja< / nein
> Bitte im Anschluss an die Veranstaltung einen
> Erfahrungsbericht! :-)
Ja gerne. Ein solcher Bericht ist nur fair - wenn ich schon hier Ideen und Erfahrungen anderer "absauge", dann halte ich es für durchaus angebracht, auch die eigenen Erfahrungen dann zurück zu spiegeln. Ihr müsst Euch aber bis Ende April (Veranstaltung ist am 23.4.) gedulden und mich vielleicht nochmals daran erinnern.
Grüße,
Micha
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 16:07
von Andrea Meyer
Michael Andersch schrieb:
>
> > Wir haben mal einen Versuch gestartet beim Drübberholzer
> > Workshop, es waren allerdings weniger Teilnehmer und sie
>
> Waren es erfahrene Spieler, die nur lediglich mal ein Spiel
> erfinden wollten? Oder wie bei mir Selten- /
> Gelegenheitsspieler?
Das waren zwei erfahrenere Spieleautoren und der Rest Newbies.
Wenn du Gruppen bildest, kannst du auch sagen, dass sich einige nur mit der Wertung befassen etc. ... und sich entsprechend mit einer anderen Gruppe austauschen muss, die am Spielablauf arbeiten.
Gruß
Andrea
Re: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 14. März 2007, 18:47
von Peter Prinz
Hallo,
ich habe als soetwas schon mal als Teilnehmer in einem Projektmanagement Seminar mitgemacht: 7-Leute, 4 Beobachter, 45 Minuten Zeit, 1 Ziel: "Spielen Sie das Spiel". Hier ging es weniger darum, ein Spiel zu erfinden, sondern vielmehr darum, sich innerhalb von einer ganz kurzen Zeit zu organisiieren, damit dieses "Projekt" vernünftig abgewickelt werden kann.
Ich würde das ganze folgendermaßen angehen:
1.) Bereitstellen von genügend Spielmaterial
2.) Einteilen in 5 Gruppen à 5 Personen
3.) Vorgabe von 5 Rollen: z.B. (Projektleiter) Leiter, Regelverantwortlicher, Grafiker, Spielthemenverantwortlicher, ...
4.) Ziel: Nach 90 Minuten ein fertiges Spiel für 4 Personen (30 Min Spieldauer) haben!
Nach diesen 90 Minuten 5 Spielgruppen à 4 Personen gebildet. Jeder Regelerklärer erklärt einer Gruppe sein Spiel, welches diese Spielgrupper dann spielt.
Grüße
Peter
Re: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 15. März 2007, 06:26
von Peter Gustav Bartschat
Du könntest die Damen nicht Spiele-Erfinderinnen spielen lassen, sondern Spiele-Redakteurinnen:
Sie tun sich zu kleinen Gruppen zusammen, die eingereichte Spielideen beurteilen und bearbeiten sollen: Bei einer Gruppe wurden die Regeln für "Mühle" eingereicht, bei einer anderen für "Dame", bei einer dritten für "Schach", bei einer vierten für "Zankpatience" ... lauter Zwei-Personen-Spiele jedenfalls, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Teilnehmerinnen die Regeln bereits kennen (die Zeit ist ja knapp, und darum sollte so viel wie möglich an Vorkenntnissen genutzt werden können).
Situation: Der Verlag plant im Oktober die Herausgabe eines neuen Familienspiels für vier Personen, dass ein interessantes, aktuelles Thema haben soll.
Aufgabe: Entwickeln Sie ein Konzept, bei der die vorliegenden abstrakten Spielregeln in ein passendes Thema eingebettet werden und suchen Sie einen Weg, das Spiel für vier Personen spielbar zu machen.
So braucht nicht die komplette Arbeit eines Jahres oder mehr in anderthalb Stunden gepackt zu werden, sondern nur ein einzelner Aspekt, und gleichzeitig wird vielleicht ein Gefühl dafür vermittelt, wie und warum sich manche an und für sich bereits guten Konzepte doch manchmal noch stark verändern, ehe sie veröffentlicht werden.
Mit einem lieben Gruß
Gustav
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 15. März 2007, 08:11
von Michael Andersch
Hallo Peter,
der Schwerpunkt soll nicht auf "sich organisieren" liegen. Aber folgenden Hinweis fand ich ganz hilfreich:
> (30 Min Spieldauer) haben!
Die ungefähre Spieldauer des zu entwickelnden Spieles vorzugeben erscheint mir sinnvoll!
> Nach diesen 90 Minuten 5 Spielgruppen à 4 Personen
> gebildet. Jeder Regelerklärer erklärt einer Gruppe sein
> Spiel, welches diese Spielgrupper dann spielt.
Das heisst jeder spielt das Spiel einer anderen Gruppe? Finde ich einerseits sehr interessant, weil man die Wirkung zwischen "so war's gedacht" und "so läuft's tatsächlich" gut aufzeigen kann, andererseits fehlt mir irgendwie der Abschluss, das "Erleben" der eigenen Spielidee.
Aber ich behalte auch das mal auf meiner Liste.
Danke & Gruß,
Micha
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 15. März 2007, 08:11
von Michael Andersch
Hui, ein ganz anderer Ansatz, der mir aber SEHR interessant erscheint, da er die Teilnehmer in bekanntes Terrain entlässt, auf dem sie dennoch frei agieren können. Außerdem ist er mit den bereits gesammelten Ideen voll kompatibel.
Ich muss das mal genauer Durchdenken, aber nach erstem Augenschein könnte ich mir gut vorstellen, dass ich das Thema auf diese Art angehe.
Danke & Gruß,
Micha
RE: Vortrag
Verfasst: 15. März 2007, 10:26
von Wolfgang Lüdtke / TM-Spiele
Hallo Michael,
ich habe das vor Jahren auf einem Spieleseminar gemacht. Auch bei mir gab es zuerst einen (Dia-)Vortrag (Geschichte des Spiels) und später ein Projekt "Erfinden Sie ein Spiel" (war ebenfalls vom Veranstalter gewünscht).
Ich habe jede Menge Bastelmaterial mitgebracht (große Blankopapierbögen, Filzstifte, Schere, Klebstoff, Standardpöppel, Würfel usw.). Die Gruppen (max. 5 Personen) wurden zufällig ermittelt (farbige (Gruppen-)Pöppel aus Beutel ziehen lassen). Ich habe Themen vorgegeben (jede Gruppe hat ein anderes Thema bekommen - zufällig zugelost). An die Themen erinnere ich mich nur noch vage:
"Draußen ist es am Schönsten", "Weltreise", "Liebe ist alles" etc.
Das Schöne an dieser Gruppenarbeit war, dass die Teilnehmer unterschiedlich eingebunden waren. Die einen haben einen mehr oder weniger tollen Spielplan gezeichnet, die anderen an Texten für Aktions- oder Ereigniskarten gefeilt. Es ging zum Teil etwas chaotisch zu - aber alle hatten viel Spaß. Nach Ablauf der Zeit (ich glaube, wir hatten 2-3 Stunden) hat jede Gruppe den anderen ihr Spiel vorgestellt. Gespielt wurden die Spiele im Seminar allerdings nicht. Einige haben allerdings später ihre Spiele angespielt. Spaß hatten (fast) alle an der Sache. Vor allem sich kreativ mit einem Thema zu beschäftigen, kam gut an. Meine Teilnehmer waren überwiegend Jugendgruppenleiter, die das als Anregung für die eigene Arbeit mitgenommen haben.
Allerdings finde ich die Idee von Gustav auch sehr spannend - sozusagen ein Redakteurs-Nachwuchs-Workshop.
Spiele Grüße
Wolfgang
[OT] RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 15. März 2007, 19:02
von Volker L.
Michael Andersch schrieb:
>
> Ihr müsst Euch aber bis Ende April
> (Veranstaltung ist am 23.4.) gedulden und mich vielleicht
> nochmals daran erinnern.
Ist ja schon verständlich, dass in Deinem Alter Dein Gedächtnis nicht mehr
das beste ist, aber statt sich darauf zu verlassen, dass die Forumsteilnehmer
Dich an das Halten des Vortrags erinnern, wäre es vielleicht doch günstiger,
Dir den Tag im Kalender zu notieren/rot anzustreichen :-P :-D :lol:
Gruß, Volker (konnte beim besten Willen diese Vorlage nicht ignorieren :-)) )
RE: [OT] RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 15. März 2007, 23:28
von Michael Andersch
> Gruß, Volker (konnte beim besten Willen diese Vorlage nicht
> ignorieren :-)) )
Hehe - der Spaß sei Dir gegönnt ;-) !!!
Grüße,
Micha (gerade zu müde, um spontan auf eine schlagfertige Antwort zu kommen)
Re: [OT] RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 16. März 2007, 00:33
von Carsten Wesel | FAIRspielt.de
Volker L. schrieb:
>
> Gruß, Volker (konnte beim besten Willen diese Vorlage nicht
> ignorieren :-)) )
...klar.
Gruß Carsten (der sich bewusst zurück gehalten hat, damit der Thread nicht gleich abgleitet)
Re: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 16. März 2007, 00:38
von Carsten Wesel | FAIRspielt.de
Peter Gustav Bartschat schrieb:
>
> Aufgabe: Entwickeln Sie ein Konzept, bei der die vorliegenden
> abstrakten Spielregeln in ein passendes Thema eingebettet
> werden und suchen Sie einen Weg, das Spiel für vier Personen
> spielbar zu machen.
Es ist schon verblüffend, was für tolle Postings man findet, wenn man wirklich nur die von ausgewählten Personen liest. Tolle Idee.
Gruß Carsten (wer hatte doch noch gleich diesen Thread eröffnet? )
[OT] Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 16. März 2007, 08:48
von Andreas Last
Moin Carsten,
man findet auch diese tollen Postings, wenn man alle Postings liest. Alle tollen sind dann ja zwangsläufig mit dabei. Man muss nur eben eisern bleiben bei den... sagen wir... nicht ganz so tollen Postings :-D
Andreas (der manchmal auch tolle Postings schreibt :-) )
Re: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 20. April 2007, 13:52
von Maike Mette
Hallo Michael
ich denke Andreas Ansatz der Themenvorgabe macht Sinn. Genauso wie deine Überlegung, dass das die Kreativität hemmt.
Ich glaube ein stimmiger Kompromiss ist wichtig.
Ich kenne ähnliche Ansätze zu ganz anderen Themen aus Unipraktika.
Das grundsätzliche Problem bei solchen Kreativleistungen in kurzer Zeit ist wie schon erwähnt die zündende Idee.
Wir sollten uns in der Uni wissenschaftliche Versuche ausdenken, planen und in einer Woche verwirklichen und auswerten.
Fast alle fühlten sich mit der Aufgabe überfordert. Dann kamen ein paar Vorschläge wie: man könnte das oder das machen und langsam entwickelten sich auch eigene Ideen um die Vorschläge zu erweitern und mit Inhalten zu füllen. Oft verselbstständigten sich die Inhalte dann zu neuen Ideen.
Als Beispiel:
Wenn dir wer sagt „Entwerfe bitte ein Haus!“ wirst Du überfordert sein.
Bis man sich über die Randbedingungen klar ist hat man schon das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. Auf jeden Fall wenn man dazu nur einen halben Abend zeit hat.
Wen man gesagt bekommt Du musst dich entscheiden bei den Fragen: “Wie groß? Mietshaus oder Einkaufszentrum? unter Berücksichtigung ästhetischer oder ökologischer Fakten? Wasser- und elektrischen Installationen mit beachten?“ hat man einen Anfang. Man entscheidet sich und macht das dann einfach dabei stellen sich neue Fragen und es geht los. Ohne zwei-drei Ansatzpunkte verliert man sich aber schnell.
Ich denke in der kürze der Zeit und wenn man man davon ausgeht, dass die Leute sich noch nicht weiter mit dem Thema befasst haben ist es unausweichlich Denkanstöße zu geben. Ob das nun über das Material geht (Wie in Andreas Beispiel ein Risikoplan) oder über Themen oder Mechanismen (z.B. Spiel wo man etwas stapeln muss) ist glaube ich egal. Nur die Aufforderung „Lasst Euch irgendetwas einfallen“ ohne Denkanstöße ist meiner Meinung nach zu wenig konkret.
Das gute daran das Spiel auch hinterher Leuten vorstellen zu sollen ist, das man auch klar formulieren muss, was wiederum der Gruppenarbeit zugute kommt und sie produktiver macht.
Mal als Mein Betrag dazu
Maike
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 20. April 2007, 20:55
von Micha A.
Hallo Maike,
danke für Deinen Beitrag - aber er kommt etwas spät... ;-) - das Konzept steht bereits denn der Vortrag ist am Montag.
ABER: Der Tenor hier im Forum und auch meine eigene Meinung ging ganz klar in Deine Richtung, d.h. dass die vermutlich "ubeleckten" Teilnehmer durchaus etwas "Anschubhilfe" bekommen werden. Lass Dich überraschen, ich werde berichten, wie's lief!
Grüße,
Micha
RE: Vortrag "Wie entsteht ein Spiel?"
Verfasst: 24. April 2007, 15:01
von Maike Mette
freu mich auf den Bericht.
Maike (die Ihre Vorträge maximal einen Tag vorher fertig hat)