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Materialgrenzen eines Brettspiels?

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Theseus
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Materialgrenzen eines Brettspiels?

Beitragvon Theseus » 1. Oktober 2020, 16:06

Hallo zusammen!
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich seit gut zwei Monaten schon am Prototyp eines eigenen historischen Wirtschafts- bzw. Aufbauspiels in Brettspielform arbeite und dabei die eine, oder andere Frage mal von erfahrenen Spieleautoren wie euch gegenprüfen lassen will.

Was mich z.B. momentan beschäftigt sind so gängige Materialgrenzen, also wieviele Einzelteile ein Spiel haben sollte, um noch realistisch bei einem Verlag untergebracht zu werden, bzw. die Preise später nicht auf 50-60€+ springen zu lassen. Rein für den privaten Bereich ist dieses Thema natürlich eigentlich fast egal, wo ich für den Prototypen ja alles selbst zusammenbastle, jedoch spiele ich auch mit der Idee das Spiel später mal vllt. mehreren Verlagen vorstellen zu wollen und möchte daher jetzt schon die Materialgrenzen im Blick behalten.

Derzeit besteht mein Spiel (ausgelegt übrigens für 4 Spieler) aus folgenden Komponenten:

- Liste zurückgenommen -

Das sollte es soweit sein, sofern ich nichts vergessen habe. Es ist alles so billig und ökonomisch wie möglich gehalten, also alles ganz standartmäßig aus Karton und normale Standartspielfiguren und -würfel. Um zusätzlich Spielmaterial zu sparen sind die Prestigepunkte auf der Rückseite mit einem anderen Motiv bedruckt für eine andere weitere Spielmechanik, die mit den Prestigepunkten auf der Vorderseite jedoch nichts zu tun haben werden. Sie teilen sich einfach das runde Kartonplättchen als Trägermaterial.

Ich möchte an dieser Stelle auch anmerken, dass ich nach wie vor noch am produzieren des angegebenen Spielmaterials bin, also es hat noch keine Testrunden gegeben, weshalb die angegebenen Mengen noch nicht final sind. Speziell beim Spielgeld, bei den Prestigepunkten und insbesondere bei den Hexagonplättchen muss ich die "spielübliche" bzw. mindest nötige Menge an Spielmaterial noch näher bestimmen, weshalb ich hoffe vor allem die Anzahl der Hexagonplättchen noch weiter reduzieren zu können. 28 von ihnen sind Sonderplättchen, weshalb sich die restlichen 260 auf die vier Spieler aufteilen werden. Diese immer noch hohe Anzahl ergibt sich dadurch, dass ich mit einem Spielfeld von 60 Feldern rechne und wenn man mal zu zweit spielt, würde ein einzelner Spieler bestimmt mehr Plättchen brauchen, als wenn man zu viert spielt (denn dann gibt es ja von Haus aus weniger Platz am Feld). Pro Spieler sind bis jetzt je 72 farblich markierte Plättchen gedacht, jeweils nochmal aufgeteilt auf zwei verschiedene Plättchenfunktionstypen, also einmal 36 und nochmal 36.

Ich hoffe darauf, dass die Testrunden ergeben werden, dass ich diese 72 Plättchen pro Spieler um gut die Hälfte reduzieren kann, aber einmal davon abgesehen, sprengt mein Spiel schon die üblichen Grenzen die für einen Verlag akzeptabel wären, oder nicht? Ich frage dies auch in Hinblick darauf, dass hochkomplexe und mehrstündige Spiele wie "Der Eiserne Thron" vom Heidelberger Spieleverlag (gefühlt) weniger Spielmaterial benutzen und trotzdem schon um die 62€ kosten, wenn man sich mal dessen Inhalt ansieht (am besten das Bild vergrößern, um ihn lesen zu können).
Zuletzt geändert von Theseus am 7. Oktober 2020, 16:55, insgesamt 1-mal geändert.

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peer
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Re: Materialgrenzen eines Brettspiels?

Beitragvon peer » 1. Oktober 2020, 17:15

Mein Tipp ist: Lege alles aus Pappe mit etwas Absatnd voneinander auf Din-A4-Blätter und gucke wie viele Stanzbögen das wären. Die Anzahl kannst Du dann mit der Anzahl von Stanzbögen in einem Lookout-Spiel oder Terra Mystica oder so vergleichen. Mir erscheinen 288 Spielplättchen sehr viel, aber vielleicht stelle ich sie mir größer vor, als sie sind.
Karten udn Spielmaterial sollten kein problem darstellen, aber der Spielplan muss neben den ganzen Stanzbögen ja auch noch in die Schachtel mitpassen (4x gefaltet). Ich glaube so kannst du dir am ehesten ein Bild machen, wie groß eine Schachtel sein müsste und welche Preisklasse das Spiel wohl hätte.
Gruß,
Peer

Thygra
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Re: Materialgrenzen eines Brettspiels?

Beitragvon Thygra » 1. Oktober 2020, 17:47

Solange du das Spiel nicht mal selbst getestet hast, solltest du dich noch nicht mit der Frage des Materialaufwands beschäftigen. Die Materialmenge wird sich mit Sicherheit während der Entwicklung des Spiels immer wieder verändern.

Sollte später wirklich ein Verlag ernsthaftes Interesse an deinem Spiel haben, dann wird sich dieser Verlag sowieso eigene Gedanken machen, mit welchen Materialien er das Spiel umsetzt. Darauf hast du selbst nur begrenzt Einfluss. Nicht selten ändert sich das Material dann seitens des Verlags sowieso noch mal.

Ein genereller Tip: In ein Spiel gehört so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Das gilt sowohl für die Regeln als auch für das Material.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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Theseus
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Re: Materialgrenzen eines Brettspiels?

Beitragvon Theseus » 1. Oktober 2020, 17:48

Danke schon mal für eure Antworten!

Was die Maße der Hexagonplättchen angeht, so sind die 3,1cm in der Breite und 3,5cm in der Höhe, eben dass man schön die Motive darauf sieht und man mit ihnen bequem spielen kann, wenn alle nebeneinander liegen am Plan. Die Ausmaße des Spielplans habe ich mir von dem aus "Union Pacific" abgeschaut, das ist für mein Spiel auch jetzt im nachhinein die ideale Größe, um alles nötige darauf gut platzieren zu können.

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Peterlerock
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Re: Materialgrenzen eines Brettspiels?

Beitragvon Peterlerock » 12. Oktober 2020, 11:44

Es ist absolut nicht falsch, sich als Autor über das Material (Menge, Umsetzung, Gestaltung) Gedanken zu machen. Die Frage ist nur, ob das jetzt schon der richtige Zeitpunkt ist.

Als Spieler ist mir am wichtigsten, dass Material und Spielerlebnis ungefähr Hand in Hand gehen.
Wenn ich da nur ne halbe Stunde dransitze, ist eine Materialschlacht mit zig Kleinteilen, deren Auf- und Abbau länger dauert als das Spiel selbst, vielleicht nicht sonderlich geschickt.
Sowas wie 300 Plättchen ist schon ok, wenn das Spiel ein paar Stunden dauert - und über diese Zeit auch trägt.

Und: Je mehr Zeug in der Schachtel ist, desto kleiner wird deine Zielgruppe. Weil teurer, weil komplizierter.

Als Autor will ich, dass am Ende kein Element zu wenig, aber auch keins zu viel im Spiel ist - die Materialgrenzen sind mir da erstmal egal, ich bin der freie Künstler, der tun und lassen kann, was er will. Meist klatsche ich erstmal alles mögliche zusammen, und dann ergibt sich nach und nach, dass sich einzelne Elemente viel leichter lösen lassen. Das fängt mit offensichtlichen Dingen an: So braucht es zB vielleicht nicht 10 Siegpunktesteine, wenn man 1 Stein auf einer Leiste von 0 bis 10 bewegen kann. Manchmal finden sich auch materialreduzierende neue Mechanismen: ich kriege vielleicht meine "Rohstoffe" auf Karten unter, die sonst noch eine andere Funktion haben (etwa Aktionen steuern), und spare mir auf einmal 200 Holzteile. Aber wenn ich genau 59 Karten brauche, dann sind das halt erstmal 59 Karten, egal ob das in der Produktion sinnvoll ist oder nicht. Und wenn ich der Meinung bin, das Spielgefühl ist viel geiler, wenn man als Spieler riesige Haufen an Rohstoffen vor sich stapeln kann, dann sind in meinem Prototyp halt auch mal 200 Holzteile drin.

Für den Verlag ist am Ende natürlich wichtig, dass sich das ganze sinnvoll produzieren lässt. Die sind gewissermaßen der Realitätscheck für den verrückten Autor. Dass die gestanzten Pappteile auf Pappbögen passen, deren Anzahl sich wiederum an Schachtelgröße und restlichem Material orientiert. Dass die Spielkarten auf Druckbögen passen, ohne dass am Ende 3 Karten auf einem ansonsten leeren Bogen sitzen. Dass die Schachtelgröße auch Preis und Erwartungshaltung der Spieler gerecht wird (größere Schachtel = mehr Material = größerer Preis = "mehr Spiel drin", und vor allem dieser letzte Schritt muss stimmen).

Für den Eigenverlag (Kickstarter oder was auch immer) kannst du etwas großzügiger rechnen, weil diverse Händler- und Vertriebsmargen wegfallen. Da kann dann mehr Blingbling in die Schachtel, muss wahrscheinlich sogar, sonst gibt dir keiner Geld dafür. Aber du wirst recht sicher nicht die Stückzahlen richtiger Verlage erreichen, was wiederum die Produktion deutlich teurer werden lässt, also übertreib es nicht.
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