Beitragvon Yakosh-Dej » 25. August 2018, 07:08
Ich möchte euch meine Einschätzung der Brettspiel Variante von Dark Souls nicht vorenthalten. Leider kann ich den Skeptikern bezüglich Dark Souls und seinen Problemen nicht widersprechen. Aber lest selbst ... der Bericht ist jetzt länger geworden als gedacht, war aber auch nötig ... Frustpotential und so ...
Ich selbst habe Dark Souls nicht, hatte den Kickstarter damals nicht unterstützt, da er a) vor meiner richtig aktiven Kickstarter-Zeit lag und b) ich kein Fan des PC-Spiels bin. Ein Kumpel von mir, hat es aks Retail-Version ganz normal im Handel gekauft, daher hatte ich trotzdem die Möglichkeit es auszuprobieren. Wir haben es zwei Mal gespielt, einmal nach den "normalen" Regeln und ein mal mit ein paar, kleineren Hausregeln. Das Positive vorab war, alle Komponenten des Spiels sind qualitativ einwandfrei und wertig gestaltet. Die Figuren sind ansprechend, wenn in meinen Augen auch etwas lieblos und ohne innovative Details. Die erste Partie war dann ehrlich gesagt, überhaupt nicht mein Ding, das mehrfache Durchlaufen ein und des selben Dungeon mit den gleichen Gegnern in der immer gleichen Kampfsituation, nur um sich dann einen zufälligen Gegenstand zu ziehen, und festzustellen, dass man diesen in vielen Fällen garnicht braucht bzw. nicht verwenden kann, ist mir wie verlorene Zeit vorgekommen. Das System krank meiner Meinung nach leider an vielen Stellen. Zum einen machen die erneuten Durchläufe immer weniger Spass, man zieht in Raum X, weiss bereits von den letzten drei Mal, wo die Gegner in welcher Anzahl / Aufstellung stehen, schiebt fünf Minuten die Figuren im Raum umher, fast immer in der genau gleichen Weise, wie vor gut einer Stunde. Das fühlt sich nicht nur blöd und sinnlos an, es macht mir persönlich auch null Spass. Ehrlich gesagt, ist es genau das Gegenteil von dem, was ich von einem Dungeon Crawler im besten Fall erwarte.
Die Wiederholungen an sich sind, aber nicht das größte Problem, denn weder Gegner noch Räume verändern sich bzw. haben irgendwelche Besonderheiten. Die größten Abwechslungen sind ob eine Schatztruhe drinsteht, oder mal ein Fass, welches die Bewegung innerhalb des Raumes geringfügig beeinflusst. Zudem gibt es im Grundspiel nur ein sehr begrenzte Anzahl an Gegnertypen. Nach dem dritten Raum hat man eigentlich (vom Bossmonster mal abgesehen) alles gesehen. Ein weiterer Punkt ist, dass diese wenigen Gegnertypen immer die gleichen Bewegungen abspulen, die Varianz innerhalb des jeweiligen Typs ist gleich null, da ja z.B. bei der Gegnerbewegung auch nichts gewürfelt wird oder so. Da man die Bosskämpfe in der Regel nur einmal macht und der Boss durch eine Art KI-Kartendeck gesteuert wird, ist dies noch der Teil der am meisten Abwechslung und Spass mitbringt. Auch wenn ich es seltsam finde, warum der Gegner das KI-Deck immer wieder in gleicher Reihenfolge durchläuft. Auch dies ist ein Anleihen an das PC Spiel, aber will ich in einem Brettspiel, alle Bewegungen und Angriffe der Gegner stumpf auswendig lernen und dann quasi im Autopilotmodus abspielen. Weder mein Spielpartner noch ich waren nach der ersten Partie auch nur entfernt begeistert, es war schlicht ernüchternd. Man kann vielleicht ein PC-Spiel so aufziehen, aber kein Brettspiel.
Nach einigen Wochen Abstand, kam dann der zweite Versuch mit ausgewählten Hausregeln. Die Räume bzw. Entcounter werden noch jedem Durchlauf neu gezogen, bei den Gegenständen zieht man zwei statt einen und wählt einen davon aus. Dadurch wurde zwar der Dungeon Crawler Teil etwas spannender, aber dank ähnlicher Räume und sich wiederholenden Gegner nicht wirklich gut. Zudem zeigte sich, dass der Schwierigkeitsgrad durch die abgeschwächte Zufälligkeit beim Gegenstandsziehen zu leicht wurde. Die Hauptschwierigkeit bei Dark Souls besteht nämlich in dem fehlenden passender Ausrüstung, hat man diese erst einmal gezogen, durchläuft man das Dungeon einfach um so schneller, hat also schlicht schnellere Wiederholungen. Die zweite Partie hat bei mir dann endgültig zu der Erkenntnis geführt, dass ich Dark Souls in seiner Gesamtheit nicht gut finde, und es auch nicht nochmal spielen werde. Selbst zusätzliche Gegnertypen aus den kommenden Erweiterungen werden die grundlegenden Probleme meiner Meinung nach nicht in dem Maße lösen, dass mir das Spielen von Dark Souls Spass machen wird. Hausregeln können die schlimmsten Auswüchse abmildern, aber wirkliche Lösungen sind dies nicht. Das Konzept, das aus dem PC Spiel entliehen ist, ist aus meiner ganz persönlichen Sicht für ein Brettspiel einfach nur "broken", und damit leider recht ermüdend. Selbst eine einzelne Partie fühlt sich wie geraubte Zeit an, von mehreren Spielen hintereinander mal ganz abgesehen, denn auch dort gib es so gut wie keinen Wiederspielwert und keine echte Abwechslung, auch wenn die Bosse dann andere sind ... schade, dies und der mangelnden Kunden- / Lieferservice machen aus meiner Sicht der Dinge Dark Souls zu einem Paradebeispiel für ein gescheitertes Kickstarter-Projekt.