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[PEEP]Waterloo

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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ralf rechmann

[PEEP]Waterloo

Beitragvon ralf rechmann » 17. November 2002, 06:10

Hallo!

Am letzten Freitag habe ich das erste Mal "Waterloo" von Phalanx Games gespielt und wollte Euch meine Erfahrungen mit den Spiel nicht vorenthalten:

Die komplette Aufmachung und Materialqualität des Spiels ist absolut gelungen. Angefangen von den dicken Countern für die Einheiten über den aufgezogenen Spielplan bis zur den stabilen Handkarten. Eben typische"German Games" Qualität, also etwas was man im durch Import Games dominierten Markt der CoSims nicht unbedingt erwarten kann.

Das der Eindruck auf dem ersten Blick. Dann schaut man sich die beiliegende Spielübersicht an und findet eine Menge an Informationen zusammengefasst. So weit so gut. Nur leider unübersichtlich und ohne rechtes Layout präsentiert und auch nur einmal vorhanden. Und genau an der Stelle fangen die Probleme an...

Ich habe gut 1 1/2 Stunden gebraucht, um mir und meinem Gegenüber die Spielregeln von Waterloo verständlich zu erklären. Im Prinzip ist das Spielsystem recht einfach, wenn man das Grundmuster verstanden hat. Nur wirkt die gedruckte Spielregel an manchen Stellen arg ausschweifend in der Erklärung, während an anderer Stelle wichtige Spielelemente in einem Halbsatz abgehandelt werden. Für das Genre üblich wird auch munter auf spätere Kapitel verwiesen. So wird die Vorbereitung auf die erste Partie arg muehsam und schleppend, weil eben jeder Satz bis ins Detail auf Regelfeinheiten geprüft werden muss. Hier sollte man wirklich nochmal Hand anlegen und die Spielregel in eine Grobübersicht und Detailerklärungen aufsplitten.

Spätestens jetzt fehlt auch eine wirkliche Spielhilfe für beide Spieler, die Geländemodifikationen und die Berechnung der Kampfboni übersichtlich auflistet - dazu noch alle Kartenaktionen angerissen und der Einsteig würde schon viel einfacher fallen. So heisst es leider, immer mal wieder im Regelheft zu blättern um unklare "was kann ich jetzt nochmal alles einrechnen und in welcher Reihenfolge?" Feinheiten nachzuschlagen.

Diese Feinheiten, wie welche Aktionen ganz genau wirken oder wann es welche Boni gibt, entscheiden schliesslich über Sieg und Niederlage. Würfelglück gibt es nicht, das Spiel wird durch ausgespielte Handkarten gesteuert. Entweder als Truppenbewegung eingesetzt oder als Boni im Kampf oder eben als spezielle Aktion. Dabei bestimmen beide Spieler, wieviele Karten (0 bis 5) eingesetzt werden, bevor der Gegner wieder dran kommt. Da die Kartenhand erst wieder aufgefüllt wird, wenn auch der Gegner alle Karten ausgespielt hat oder beide passen, kommt es aufs richtige Timing an und den effektiven Einsatz der eigenen Kartenhand. Das alles in Berücksichtigung des aktuellen Schlachtgeschehens und der Siegbedingungen. So wird die erste Partie eher ein "was kann ich alles mit den Handkarten machen und wie wirkt sich das aus" werden - zumindestens war es bei mir so.

Aber es zeigt sich auch das ungeheure Potential des Spiels: Es gibt unzählige Taktiken auszuprobieren, der Spannungsbogen ist stetig vorhanden da man nicht weiss wie der Gegner seine Kartenhand timed, und schliesslich ist die Spielzeit noch im Rahmen (1 bis 2 Stunden), so dass eine Revanche am selben Tag nichts im Wege steht.

Noch eine kleine Kritik am Rande: Die Marker zur Kennzeichnung einer schon bewegten Einheit verdecken völlig den Kampfwert sowie die Ausrichtung der Einheit. Wir werden in Zukunft mal transparente Plastikchips antesten - so kann man die Werte immer noch lesen und erkennt gleichzeitig welche Einheiten man noch aktuell bewegen darf.

Und was wirklich positives: Endlich mal eine CoSim, die die Lücke zwischen simplen Würfelorgien wie Battle Cry und komplexen Countermonstern wie Squad Leader schliesst und dabei solche Feinheiten wie Ausrichtung der Einheiten und Angriffe in die Flanke berücksichtigt.

Mein Fazit nach einer Spielpartie, weil mit Erklärung reichte es dann doch nicht für eine Revanche : Ein sehr interessantes taktisches 2 Personenspiel in guter Materialqualität. Wer den Sprung in etwas komplexere Brettspiele nicht scheut und etwas Geduld beim Regelstudium und der ersten Partie mitbringt, der wird sicherlich nicht enttäuscht werden. Für manchen eventuell auch der Einstieg in den Markt der richtig komplexen CoSims! :-)

Bye/Ralf R

PS: Meine Britten wurden übrigens von Napoleons Armee überrannt, weil ich selbst viel zu aktiv war anstatt mich auf die Verteidigung zu konzentrieren...

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Attila
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Re: [PEEP]Waterloo

Beitragvon Attila » 17. November 2002, 18:11

ralf rechmann schrieb:

> stabilen Handkarten. Eben typische"German Games" Qualität,

Ist aber doch aus den Niederlanden .... :-)

> also etwas was man im durch Import Games dominierten Markt
> der CoSims nicht unbedingt erwarten kann.

Imho ist Waterloo keine CoSim !

> Erklärung, während an anderer Stelle wichtige Spielelemente
> in einem Halbsatz abgehandelt werden. Für das Genre üblich

Ich hatte mit den Spielregeln keinerlei Probleme dieser Art. Das man in den ersten Partien ab und an mal reinschauen muss, ist normal ! Gestört hat mich das die Ortschaften nicht weiter beschrieben sind, auf der Spielübersicht (die wir in unseren Partien fast nie gebraucht haben) ist diese aber aufgelistet mit einer 2x für den Verteidiger !

> geprüft werden muss. Hier sollte man wirklich nochmal Hand
> anlegen und die Spielregel in eine Grobübersicht und
> Detailerklärungen aufsplitten.

Sowas wäre bestimmt nicht falsch, aber wie gesagt: Die meisten Sachen sind so einleuchtend, das man die Spielhilfe nicht benötigt. Lediglich eine kurze Hilfe in welcher Reihenfolge was eingerechnet wird, wäre ganz gut.

> Regelheft zu blättern um unklare "was kann ich jetzt nochmal
> alles einrechnen und in welcher Reihenfolge?" Feinheiten
> nachzuschlagen.

Wenn ich mich nicht irre, wird immer erst Multipliziert und dann addiert (bzw. aubgezogen).

> passen, kommt es aufs richtige Timing an und den effektiven
> Einsatz der eigenen Kartenhand.

Imho kommt es mehr auf eine Strategie an, als auf den "Optimierten" Einsatz der Kartenhand !

> wird die erste Partie eher ein "was kann ich alles mit den
> Handkarten machen und wie wirkt sich das aus" werden -
> zumindestens war es bei mir so.

In der ersten Partie sollte man einfach mal drauf losspielen - das ist am einfachsten und effektivsten !

> Noch eine kleine Kritik am Rande: Die Marker zur
> Kennzeichnung einer schon bewegten Einheit verdecken völlig
> den Kampfwert sowie die Ausrichtung der Einheit.

Das stimmt, stört aber nach ein paar Partien nicht mehr ! - Alternativ kann man mit farbigen Glas "Nuggets" (Glassteine) die Markierungen setzen.

> Mein Fazit nach einer Spielpartie, weil mit Erklärung reichte
> es dann doch nicht für eine Revanche : Ein sehr interessantes
> taktisches 2 Personenspiel in guter Materialqualität.

Wie gesagt: Ich finde nicht das Waterloo sehr taktisch ist, sondern viel mehr strategisch - man muss mit allen verfügbaren Einheiten ein Gesamtstrategie entwickeln - da man nur die wenigsten Truppen in einem Zug bewegen kann, sind die taktischen Möglichkeiten relativ beschränkt - strategisch ist das Teil ein absoluter Hammer !

> PS: Meine Britten wurden übrigens von Napoleons Armee
> überrannt, weil ich selbst viel zu aktiv war anstatt mich auf
> die Verteidigung zu konzentrieren...

Kommt drauf an was man so vor hat ! :-)

Atti

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Benjamin Spicher

Re: [PEEP]Waterloo

Beitragvon Benjamin Spicher » 17. November 2002, 22:44


> Wenn ich mich nicht irre, wird immer erst Multipliziert und
> dann addiert (bzw. aubgezogen).

Richtig. Schade nur dass man da erst mal mühsam die genaue Reihenfolge aus den Regeln entziffern muss bis man auf diese eigentlich intuitive Abfolge kommt. Hätte man auch gleich reinschreiben können/sollen.

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ralf rechmann

Re: [PEEP]Waterloo

Beitragvon ralf rechmann » 18. November 2002, 00:53

> Imho ist Waterloo keine CoSim !

Mmh, da kann man geteilter Meinung sein. Zumindestens wird ja ein Konflikt simuliert und das auch mit den typischen Mitteln von CoSims : Bewegung & Kampf einzelner Einheiten. Aber da ich CoSim nicht negativ sehe ist es für mich eher eine Genreeinordnung und mehr nicht.

> Ich hatte mit den Spielregeln keinerlei Probleme dieser Art.
> Das man in den ersten Partien ab und an mal reinschauen muss,
> ist normal ! Gestört hat mich das die Ortschaften nicht
> weiter beschrieben sind, auf der Spielübersicht (die wir in
> unseren Partien fast nie gebraucht haben) ist diese aber
> aufgelistet mit einer 2x für den Verteidiger !

Irgendwie kam mir die Spielregel zwar schön ausführlich nur schwierig anderen zu erklären vor. Weil immer wieder musste ich so tief ins Detail gehen ohne dass mein Zuhörer überhaupt den Gesamteindruck vom Spiel hatte - nach dem Motto "was es noch zu beachten gilt..."

> Die
> meisten Sachen sind so einleuchtend, das man die Spielhilfe
> nicht benötigt. Lediglich eine kurze Hilfe in welcher
> Reihenfolge was eingerechnet wird, wäre ganz gut.

Nur muss man auch wissen was man alles machen kann und wann genau man Vorteile aus der Stellung der eigenen Einheiten ziehen kann. Also "Angriff über Grad ist schlecht, weil gibt Abzug von -1 auf Kampfwert" , "Einheiten im Chateau haben den Vorteil keine Flanken zu haben, gilt aber nur Infantrie" , ... das muss man erst mal alles behalten, verdauen und im Spiel auch umsetzen können!

> Imho kommt es mehr auf eine Strategie an, als auf den
> "Optimierten" Einsatz der Kartenhand !

Einverstanden. Weil genau daran hat es bei mir beim ersten Spiel gefehlt. Wie soll ich mit so wenig Einheiten und wo wenig Karten (immer weniger als mein Gegner!) die Chateaus bzw. das Dorf verteidigen. Eins aufgeben und auf die verbliebenen zwei konzentrieren oder doch eher den Gegenangriff suchen? Aber genau das macht den Reiz und Wiederspielwert aus.

> In der ersten Partie sollte man einfach mal drauf losspielen
> - das ist am einfachsten und effektivsten !

Wobei wir in den ersten Runden direkt überlesen hatten, dass man vor jedem Angriff eine Bewegung oder Aktion spielen muss. Irgendwie war diese Regel so tief in einem Schachtelsatz verpackt, dass ich das überlesen bzw. falsch verstanden hatte. Allerdings wurde dann schnell klar, dass so (Angriff, Angriff und nochmals Angriff) das Spiel nicht funktionieren kann...

> Wie gesagt: Ich finde nicht das Waterloo sehr taktisch ist,
> sondern viel mehr strategisch - man muss mit allen
> verfügbaren Einheiten ein Gesamtstrategie entwickeln - da man
> nur die wenigsten Truppen in einem Zug bewegen kann, sind die
> taktischen Möglichkeiten relativ beschränkt - strategisch ist
> das Teil ein absoluter Hammer !

Taktik / Strategie - wo verläuft da genau die Grenze?

Aber zum Glück hat das Glück kaum Einfluss auf den Spielablauf. Weil nichts ist ärgerlicher als ein XX Stunden CoSim durch dauerndes Würfelpech zu verlieren - da kann ich dann gleich Kniffel spielen! ;-)

Werde mir erstmal eine gescheite Spielübersicht basteln und dann gehts auf zur nächsten Partie! Waterloo - kann ich nur empfehlen! :-))

Bye/Ralf R

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Niccolo
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Re: [PEEP]Waterloo

Beitragvon Niccolo » 18. November 2002, 06:00

ralf rechmann schrieb:

> > Imho kommt es mehr auf eine Strategie an, als auf den
> > "Optimierten" Einsatz der Kartenhand !
>
> Einverstanden. Weil genau daran hat es bei mir beim ersten
> Spiel gefehlt.

Na bedingt.
Sicher ist es kein "Kartenspiel" - aber aus den 2 Partien, die ich bisher spielte, ging der Faktor 'Kartenmanagement" inho sehr deutlich hervor. Gerade weil der Spieler, der noch Karten uebrig hat, jede Karte als einzelne Runde spielen kann und somit keine Bewegungsmarker verwendet -> seeehr mobil!
So schlug ich die Franzmaenner beide male recht eindeutig.

Was mir in der Anleitung fiel war ebenso ein gutes Beispiel - vor allem fuer den Einsatz von Kampfkarten. - zu welchem Zeitpunkt muss ich die ausgewaehlten Kampfkarten dementsprechend deklarieren: in welcher Spielerreihenfolge...
Das kann z.B. besonders dann wichtig sein, wenn die Artillerie meine Elite lahm legt und ich eine der Kampfkarten als Elite-Bonus spielen wollte ... schnell umdenken und die Karten als Kampfmodifier fuer die zweite, flankierende Einheit verwenden, oder doch besser das "eine Frage der Ehre"-Prinzip und die Karten abwerfen.
Die Ari ist sowieso eine reine Defensivwaffe. Da jederzeit spielbar und eben ohne 5-Card-Limit, was aus Angreifersicht wiederum eine Verschwendung ist.

Wie gross die Moeglichkeiten im Spiel selber sind, kann ich noch nicht abschaetzen nach 2 Spielen.
2x draengte ich ueber die rechte Flanke gegen den Franzosen. Ich glaube nicht, dass es da viele Alternativen gibt. Vor allem, weil auch der Franzose nicht ewig Zeit hat, bis der Preusse "merklich" am Schlachtfeld auftritt.


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