Seite 1 von 2
Darum finde ich Carcassonne uninteressant
Verfasst: 29. Juli 2005, 11:36
von Wolfram Püchert alias WeePee
>Autor: peer
>Datum: 28.07.05 16:01 (Beitrag Nr. 116027)
>Hi,
>Wolfram Püchert alias WeePee schrieb:
>> > Nun, ich spiele Carcassonne auch ganz gerne, insbesondere
>> dann, wenn ich etwas seichtes haben will, wo das Spiel mich
>> spielt und ich nicht so viel denken muss.
>>
>> Trotzdem finde ich es uninteressant.
>
>Mmh, Verstehe ich es richtig: Du mienst mit "uninteressant" dass es jetzt keine >Geschichte erzählt? Oder das einfach das es nicht viel Tiefgang hat, also nicht nach >dem Spiel noch zu Grabreden einmldäft (wie es bei Skat so schön heisst).
>Letzteres stimmt zwar, allerdings glaube ich nach einem Jahr >Carcci-auf-Computer-Exil sagen zu können, dass viele nur die Spitze des Eisberges >sehen (ob du dazu gehörst, weiss ich natürlich nicht, dazu müsste ich dir erst bei >einer Partie gegenübersitzen )
Warum finde ich Carcassonne uninteressant?
(Ich rede hier über das Grundspiel und nicht über die vielen Erweiterungen)
1) Die Spielmechanik ist mäßig:
a) Landschaftsteil ziehen, Landschaftsteil anlegen, Pöppel auf das Landschaftsteil setzen, Wertungen durchführen (und das 71 mal)
2) Konkrete strategische Planungen sind unmöglich, da
a) mit jedem Zug eines Landschaftsteils eine neue Situation geschaffen wird, die man selbst nicht beeinflussen kann (man kann nicht (sicher) voraus planen - weder einen eigenen Plan verfolgen noch die Pläne der Gegner eruieren)
Anmerkung: bevor jetzt einige sagen, dass das nicht stimme, dass man sehr wohl Strategien haben kann (z.B.: große versus kleine Städte, lange versus kurze Straßen, Bauernpunkte vs.Straßenpunkte/Stadtpunkte etc.) - das meine ich nicht. Ich meine konkrete Strategien in einem konkreten Spiel, die auch umsetzbar sind. Spiele mit hohem Glücksanteil (und der ist sehr hoch bei C., da das Glück (Landschaftsteil ziehen) alle weiteren Aktionen bestimmt) haben Schwierigkeiten mit konkreten Strategien.
b) das Spiel durch den Glücksfaktor (Landschaftsteil ziehen) bestimmt wird.
(Da fällt mir ein: wenn man diesen Glücksfaktor entfernt, indem man alle Kärtchen zur freien Wahl stellt, oder vielleicht 5 Kärtchen offen ausliegen hat und man eines der 5 wählen darf (oder alternativ ein verdecktes), dann könnte das Spiel wesentlich strategischer werden ..... hmmm, das wäre vielleicht eine nette Regelvariante)
3) Die eigenen Zugwahlmöglichkeiten sind sehr beschränkt:
a) Die Anzahl der Plätze, an denen ich ein Plättchen anlegen kann, sind meist kleiner 5
b) Die Anzahl der Plätze, auf denen ich den Pöppel stellen kann, sind meist <3.
... damit ist es auch nicht gerade sehr taktisch.
Gruß Wolfram
P.S.: Gibt es die oben beschriebene Regelvariante schon? Wenn ja, wer hat damit schon Erfahrungen gesammelt?
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 11:41
von Steffen S.
Hi Wolfram,
es gibt solche Varianten, und unzählige mehr (auf hall9000 gabs mal eine ganze Sammlung von Varianten). Wir spielen immer so, dass jeder Spieler nach dem Nachziehen 3 Plättchen auf der Hand hat (bei Zeitmangel: 2 Plättchen), und zwischen diesen wählen kann. So kann ich sehr wohl, neben der sonstigen Taktik des Spiels (für die im übrigen eine genaue Kenntnis des Layouts der Plättchen sehr hilfreich ist!) kurzläufige Strategien entwickeln, indem ich versuche, mir selbst Steilvorlagen zu geben. Uninteressant finde ich CC überhaupt nicht. Es ist taktisch, nicht strategisch - aber das stört mich ehrlich gesagt überhaupt nicht.
Gruß,
Steffen
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 11:43
von Robert Vötter
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 11:49
von Robert Vötter
Wolfram Püchert alias WeePee schrieb:
>
>
> 1) Die Spielmechanik ist mäßig:
> a) Landschaftsteil ziehen, Landschaftsteil anlegen, Pöppel
> auf das Landschaftsteil setzen, Wertungen durchführen (und
> das 71 mal)
>
> 2) Konkrete strategische Planungen sind unmöglich, da
> > >
> 3) Die eigenen Zugwahlmöglichkeiten sind sehr beschränkt:
> a) Die Anzahl der Plätze, an denen ich ein Plättchen anlegen
> kann, sind meist kleiner 5
> b) Die Anzahl der Plätze, auf denen ich den Pöppel stellen
> kann, sind meist <3.
>
Zu 1)
Man kann jedes Spiel so "neutral" anschauen. Bei Monopoly würfle ich nur mit 2 Würfeln, kaufe einmal was oder muß was zahlen *Gähn*
Zu 2)
Zum Teil stimmt das. Aber persönlich ist das der Reiz vom Spiel finde ich.
Man bräuchte kein Spiel mehr spielen,weil man eh schon weiß,wie gespielt wird.
Erinnert mich übrigens an eine Futurama Folge,wo der eine Roboter zum anderen sagt: Schachmatt in 1230 Züge[Zahl weiß ich nicht mehr genau] (Ohne mit einer Figur gezogen zu sein :D )
Zu 3)
Alleine durch die Erweiterungen hat man eine irre Zugwahlmöglichkeit. Mir persönlich sind es oft zuviele Möglichkeiten
RE: Carcassonne - Diskussion des Glücksfaktors
Verfasst: 29. Juli 2005, 11:50
von Kathrin Nos
Hallo Wolfram,
Deine Einschätzung zum Glücksfaktor bei Carcassonne teile ich nicht. Meiner Meinung nach ist der Reiz an Carcassonne gerade, das Nachziehglück durch die Plättchen so einzukalkulieren, dass man offen genug baut, um praktisch jedes Plättchen zielgerichtet einsetzen zu können. Also: Egal was kommt, ich bin darauf vorbereitet, was daraus zu machen.
Ausserdem ist es sehr hilfreich, wenn man eine Übersicht im Kopf hat, welche Plättchen noch draussen sind, bzw. welche überhaupt im Spiel sind. Dann kann man auch gezielt verbauen. Aus genau diesem Grund gefällt mir die Grundvariante am besten, wobei ich den Fluss als "Prolog" noch gerne dazunehme.
> P.S.: Gibt es die oben beschriebene Regelvariante schon?
> Wenn ja, wer hat damit schon Erfahrungen gesammelt?
Siehe die Variantensammlung auf Hall9000 (Link in Roberts Posting).
Eine Recherche bei Luding führt vermutlich leicht zu Varianten auf anderen Seiten (schliesslich ist Carcassonne das Spiel mit den meisten Rezensionen bei Luding).
Alles Gute wünscht
Kathrin.
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 11:55
von TRH
Moin!
Ich persönlich finde Carcassone auch ziemlich unspannend. Legespiele sind irgendwie einfach nicht meine Sache. Wenn ich die vielen begeisterten Carcassonne-Spieler nehme, ist es gewiß ein tolles Spiel. Aber es gibt wohl zu jedem Spiel immer Leute, bei denen es einfach nicht so "funkt".
Das finde ich zwar schade, wenn ich ein Spiel gut finde. So z.B. wenn ich Forumsbeiträge von Leuten über SüC lese, die wenig Spaß an diesem tollen Spiel haben. Aber ist nun mal so.
Vielleicht bist du ja einfach jemand, bei dem Legespiele nicht so funken. Lässt sich u.U. nicht direkt an Carcassonne festmachen.
Gruß Tom
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 12:03
von Steffen S.
Hi TRH,
mal ein persönliches Dankeschön für diesen, auf den ersten Blick, so selbstverständlichen Beitrag. So selbstverständlich ist dieser nämlich nicht. Allzu oft wird hier persönliches Missfallen an einem Spiel plump dem Mechanismus oder gar der Funktionstüchtigkeit des Spiels angelastet, anstatt einfach mal auf den Trichter zu kommen, dass einem ja nicht alles gefallen kann und muss. So wird dann das eigene Lob oder der eigene Tadel an einem Spiel zum Fakt (lies: "das Spiel xy IST ... ", "TATSACHE ist..."), während Gegenmeinungen - so überhaupt freimütig toleriert, per se als subjektive Geschmackseruptionen gewertet werden. Vielleicht ist das aber eine menschliche Grundschwäche...
Viele Grüße,
Steffen
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 12:27
von Axel Bungart
Dem würde ich voll beipflichten!!
Gruß
Axel
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 12:32
von Axel Bungart
Hallo Wolfram,
man kann das rauf und runter diskutieren wie man will. Es muss doch einen Grund dafür geben, dass ich 85 % meiner CC-Partien gewinne oder mal knapp verliere. Hab ich denn echt so viel Glück?? Ich sollte schleunigst Las Vegas buchen.....
Ich würde mal meinen - ohne Dir nahetreten zu wollen - Du hast die Möglichkeiten von CC noch nicht so recht ausgeschöpft.
:-)
Gruß
Axel
RE: Carcassonne - Diskussion des Glücksfaktors
Verfasst: 29. Juli 2005, 12:40
von Steffen S.
Huhu Kathrin,
sehr schön auf den Punkt gebracht *daumenhoch*
Grüße,
Steffen (führt gerne kurz vor Spielende mit Wiesen(anteils)plättchen Verschmelzungen herbei, die die Mehrheitsverhältnisse doch noch zu seinen Gunsten kippen :))
RE: Carcassonne - Diskussion des Glücksfaktors
Verfasst: 29. Juli 2005, 12:52
von Marten Holst
Moin,
ich möchte auch noch einmal in Katrins Kerbe hauen. Das Abwägen, wann man es riskieren kann, eine Stadt "zugänglich" zu machen, wann man wo besser erweitert oder nicht ist eine "Grundstrategie". Klar ist das Spiel nicht "strategisch" im Sinne von Schach, aber das ist kaum eines der Spiele, die wir spielen und hier diskutieren (Yinsh vielleicht :-) ). Klar hat es einen hohen Glücksanteil in dem Sinne, dass man nicht vorhersehen kann, wann ich was mache - aber man kann abschätzen, ob ein "Projekt" allgemein bis Ende des Spieles Erfolg haben dürfte. Es ist schwierig zu entscheiden, wann "angreifen" lohnt, und wie man es am besten macht (nein, ich meine nicht Über-Eck-Ansetzen bei einer Stadt direkt, sondern die 3 Vorbereitungs- und Abwehrzüge, die darum entstehen).
Für mich ist ein Spiel mit hohem Glücksanteil, oder bei dem ich "gespielt werde", dadurch zu erkennen, dass der Sieger (unter erfahrenen und guten Spielern) fast nur durch Zufall bestimmt wird - oder eben durch offenkundige Murkszüge. Dass man als "normalbegabter" Spieler schnell einen Level erreicht, auf dem man mitspielen kann. Und da spricht bei Carcassonne (insbesondere auch mit "der" Erweiterung und Händler-und-Baumeister) einfach die Empirie der Brettspielwelt eine deutliche Sprache - es gibt Spieler, die einfach nach hunderten von Spielern deutlich über anderen, ähnlich erfahrenen, stehen. Ich bin beileibe kein CC-Held (mag es ja auch selber nicht sooo gerne), aber ich halte mich für nicht völlig unbegabt, doch gegen den momentanen Spitzenspieler der BSW hätte ich nach Elostand eine Erwartung von ca. 1 Sieg in 30 Partien. Und ich kenne solche Spieler, die mich weghauen, zur Genüge. Wenn Du mich nicht als gut genug ansiehst, sei Dir gesagt, dass dieser Spieler auch ca. jedes zweite Turnier gewinnt (und bei den anderen unter den ersten 4 landet). Kein Beweis, aber Indizien, dass es sehr deutliche Qualitätsunterschiede gibt.
Tschüß
Marten
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 12:58
von Wolfram Püchert alias WeePee
Robert Vötter schrieb:
> Zu 1)
> Man kann jedes Spiel so "neutral" anschauen. Bei Monopoly
> würfle ich nur mit 2 Würfeln, kaufe einmal was oder muß was
> zahlen *Gähn*
Sorry, das stimmt für Monopoly nicht. Dort gibt es die Ausnahmesituationen: Gefängnis, Los, Häuser bauen, Hypotheken aufnehmen, Hypotheken zurückzahlen, tauschen, Versteigerung, Ereignisfelder ...
Somit kann ich Dein Argument nicht nachvollziehen - weder in der Richtung gegen Monopoly, noch in der Richtung, dass JEDES Spiel so trivial ist.
> Zu 2)
> Zum Teil stimmt das. Aber persönlich ist das der Reiz vom
> Spiel finde ich.
> Man bräuchte kein Spiel mehr spielen,weil man eh schon
> weiß,wie gespielt wird.
> Erinnert mich übrigens an eine Futurama Folge,wo der eine
> Roboter zum anderen sagt: Schachmatt in 1230 Züge[Zahl weiß
> ich nicht mehr genau] (Ohne mit einer Figur gezogen zu sein
> :D )
Das reizvolle an dem Spiel ist, dass es eben einen so einfachen (Zug-)Mechanismus besitzt und dass die Landkarte, die am Ende entstanden ist, so wunderschön aussieht ("Diese Stadt habe ich gebaut und das ist meine Kirche.")
> Zu 3)
> Alleine durch die Erweiterungen hat man eine irre
> Zugwahlmöglichkeit. Mir persönlich sind es oft zuviele
> Möglichkeiten
Das wiederum stimmt.
RE: Carcassonne - Diskussion des Glücksfaktors
Verfasst: 29. Juli 2005, 13:07
von Wolfram Püchert alias WeePee
Marten Holst schrieb:
>
> Moin,
>
> ich möchte auch noch einmal in Katrins Kerbe hauen. Das
> Abwägen, wann man es riskieren kann, eine Stadt "zugänglich"
> zu machen, wann man wo besser erweitert oder nicht ist eine
> "Grundstrategie". Klar ist das Spiel nicht "strategisch" im
> Sinne von Schach, aber das ist kaum eines der Spiele, die wir
> spielen und hier diskutieren (Yinsh vielleicht :-) ). Klar
> hat es einen hohen Glücksanteil in dem Sinne, dass man nicht
> vorhersehen kann, wann ich was mache - aber man kann
> abschätzen, ob ein "Projekt" allgemein bis Ende des Spieles
> Erfolg haben dürfte. Es ist schwierig zu entscheiden, wann
> "angreifen" lohnt, und wie man es am besten macht (nein, ich
> meine nicht Über-Eck-Ansetzen bei einer Stadt direkt, sondern
> die 3 Vorbereitungs- und Abwehrzüge, die darum entstehen).
Dem stimme ich voll zu. Carcassonne ist ein Spiel, bei dem man alle Landschaftsteile kennen sollte, um die Wahrscheinlichkeiten in dem Spiel zu beherrschen.
Somit hat es einen Anteil von "Auswendiglernen" und Wahrscheinlichkeitsrechnung. In einem Spiel zu zweit würde ich sogar sagen, dass Carcassonne recht strategisch werden kann, aber im 4er Spiel ist davon nichts mehr zu spüren. Die Vorbereitungs- und Abwehrzüge können bei weitem nur kurzfristiger Natur sein, da ja nicht einmal klar ist, ob man solche Züge machen kann (wenn nicht das richtige Plättchen kommt, dann ist nix mit einem Vorbereitungs- oder Abwehrzug).
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 13:35
von Wolfram Püchert alias WeePee
TRH schrieb:
>
> Moin!
> Vielleicht bist du ja einfach jemand, bei dem Legespiele
> nicht so funken. Lässt sich u.U. nicht direkt an Carcassonne
> festmachen.
> Gruß Tom
Hmm, lass' mal überlegen!
Linie 1 gefällt mir ganz gut (ist ein Legespiel, oder?), Drunter und Drüber ist auch ganz nett, aber eigentlich uninteressant (ist ein Legespiel, oder?), Go finde ich klasse (das ist aber im Sinne Deiner Definition sicher kein Legespiel)
Was für Legespiele gibt es noch?
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 13:44
von peer
Hi,
Wolfram Püchert alias WeePee schrieb:
>> Warum finde ich Carcassonne uninteressant?
>
> (Ich rede hier über das Grundspiel und nicht über die vielen
> Erweiterungen)
Die machen das Grundspiel meines Erachtens auch nicht besser, aber das ist eine andere Diskussion ;-)
> 1) Die Spielmechanik ist mäßig:
> a) Landschaftsteil ziehen, Landschaftsteil anlegen, Pöppel
> auf das Landschaftsteil setzen, Wertungen durchführen (und
> das 71 mal)
Naja. Bei Schach setzte ich nur und entferne manchmal figuren. Klar ist Carcci nun kein komplexes Tabletop (und aufgrund deiner Postings und REzis schließe ich dass du eher auf komplexeres stehst), aber der Reiz des Mechanismus ist ja gerade, dass mit wenig Regeln viel machbar ist. Deine Rechnung (<5 möglichkeiten????) teile ich nähmlich überhaupt nicht.
Aber wie TRH schon schrieb: Vielleicht ists einfach nicht dein Ding. Das muss nicht bedeuten, dass der Mechanismus lahm ist - er gefällt dir nur nicht.
Ich halte den Mechanismus für klasse: Genial enifach, hohe Spieltiefe (s.u.) und da steckt noch mächtig was drin, wie die Spin offs (Stadt, Burg, Discovery...) zeigen.
> 2) Konkrete strategische Planungen sind unmöglich, da
> a) mit jedem Zug eines Landschaftsteils eine neue Situation
> geschaffen wird, die man selbst nicht beeinflussen kann (man
> kann nicht (sicher) voraus planen - weder einen eigenen Plan
> verfolgen noch die Pläne der Gegner eruieren)
Mmh, es gibt gewisse strategische Langüberlegungen, aber das Spiel ist eher taktisch geprägt, das stimmt. Aber so viel ändert sich in einem Zug nicht (höchstens zu 5. und da hjat Carcci sicherlich nicht gerade seine Stärke - optimal ist es imho zu dritt).
> b) das Spiel durch den Glücksfaktor (Landschaftsteil ziehen)
> bestimmt wird.
Wie Kathrin schon schrieb: Der Glücksfaktor ist so hoch nicht. Zufälligerweise habe ich gestern gewonnen ohne ein einziges Kloster gezogen zu haben (Klöster werden auch oft überschätzt - zwar bringen sie recht viele Punkte, binden oft aber auch Pöppel für eine relativ lange Zeit. Nicht dass man sie sich entgehen lassen sollte, aber sie sind auch keine Killer) und mit deutlich weniger Städte als meine Mitspieler.
Wie das geht?
a) Gegnerische Pöppel binden (da muss man keine Plättchen auswenidg lernen, wie du behauptest. Sowas mach ich nicht - wenn ich so viel Energie in ein Spiel zu stecken gewillt wäre, wäre ich doch professioneller Schachspieler geworden... :-) Es reicht zu wissen, dass es im Grundspiel kein Sackgasse gibt, die nur an einem Ende eine Stadt hat)
b) viele Wiesen verbinden. Gerade da ist viel möglich. Strassen benutze ich fast häufiger für meine Wiesentaktiken als zum Strassenbau.
c) Möglichst überall mitwerten (war gestern mangelns Städte schwierig, aber 1, 2 mal machbar). Zu zweit hat eine Chance viel größere Chancen fertig zu werden als alleine und viel Schmarotzen wirkt dem Kartenglück entgegen.
Das ist natürlich nur grob. Generell gibt es deutliche Unterschiede im Carccispiel zwischen stärkeren und schwächeren - Ich halte den Glücksfaktor sogar als für niedriger als bei Siedler (Grundspiel), bin aber auch kein guter Siedlerspieler ;-)
Backgammon ist trotz Würfel auch kein Glücksspiel... Allerdings hat es den Anschein, wenn man nur selten mal spielt.
> (Da fällt mir ein: wenn man diesen Glücksfaktor entfernt,
> indem man alle Kärtchen zur freien Wahl stellt, oder
> vielleicht 5 Kärtchen offen ausliegen hat und man eines der 5
> wählen darf (oder alternativ ein verdecktes), dann könnte das
> Spiel wesentlich strategischer werden ..... hmmm, das wäre
> vielleicht eine nette Regelvariante)
Es geistert immer mal die Variante mit den 3 Wahlplättchen herum. Ich persöhnlich halte davon nichts, denn es erhöht imho nur den Grübelfaktor ohne das Spiel zu verbessern. Ich kann in der regel mit fast jedem Teil etwas anfangen. Aber wems hilft...
> 3) Die eigenen Zugwahlmöglichkeiten sind sehr beschränkt:
> a) Die Anzahl der Plätze, an denen ich ein Plättchen anlegen
> kann, sind meist kleiner 5
???? Vielleicht am Anfang des Spieles. Die Kunst ist ja gerade so zu spielen, dass ich mit möglichst vielen Karten was anfangen kann. Wer nur auf das absolute Spezialteil spielt, hat natürlich wenig sinnvolle Möglichkeiten.
> b) Die Anzahl der Plätze, auf denen ich den Pöppel stellen
> kann, sind meist <3.
>
> ... damit ist es auch nicht gerade sehr taktisch.
Das ist eine Milchmädchenrechnung. Taktisch ist Carcci durchaus. Das zeigen die großen Unterschiede zwischen Schwächeren und Stärkeren auf der Brettspielwelt und bei Carcci-Turnieren.
(Übrigens könnte man ja auch sagen, dass die Möglichkeiten, die man bei einer Partie Siedler pro Zug hat, oft kleiner sind...)
Es ist nicht dein Spiel. Fein. Du hast auch noch nicht die Möglichkeiten erschlossen, die es bietet (ich hab sie erkannt, weil es das einzige Spiel war, dass ich in Thailand gespielt habe - und ich kam auf über 100 Partien). Das ist ok. Aber deswegen ist es nicht schlecht :-)
ciao
peer
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 13:51
von TRH
Moin!
Ich würde mal Legespiele als Spiele definieren, bei denen das Legen eines Spielplanes ein wichtiges Element des Spieles darstellt (da kommt dann natürlich wieder die Frage auf: was ist ein wichtiges Element etc.; das ist die Krux mit Def., aber damit schlage ich mich nur in meiner Diss. und nicht beim Spielen herum ;-) ).
Demnach wäre Go sicherlich kein Legespiel, Linie 1, Carcassonne, Entdecker und Fjorde bsplw. schon. Mit Linie 1 hast du ja schon meine erste These widerlegt ("Legespiel sind dir unsympathisch"), bleibt noch These 2 ("Bei dir funkt das Spiel nicht und das lässt sich NICHT auf eventuell vorhandene Schwächen des Spieles zurückführen"). These 2 ist mir immer noch sympathisch und das beste: Sie lässt sich nicht widerlegen! ;-)
Damit ist sie zwar nicht wissenschaftlich im Sinne des kritischen Rationalismus, aber was solls? Sie könnte trotzdem zutreffen, oder?
Gruß Tom
der findet, dass auch "triviale" Thesen manchmal wichtiges zu sagen haben
RE: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 13:59
von Marten Holst
Moin,
> Was für Legespiele gibt es noch?
Entdecker, Metro, mit bissel gutem WIllen das Kartenspiel zu HdR 1 (Name?), HdR die Suche, El Caballero, Lost Valley, Magna Graecia, La Strada, Zatre, Medina, LaCittà, Attika, Tom Tube (zugegeben einige ohne "Ausrichtung", einige mit einschränkendem Spielplan). Müsste bissel nachdenken, um mehr zu finden.
Tschüß
Marten
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 14:02
von TRH
TRH schrieb:
>
> Moin!
>
> Ich würde mal Legespiele als Spiele definieren, bei denen das
> Legen eines Spielplanes ein wichtiges Element des Spieles
> darstellt
-> Ergänzung: Spielplan ist an dieser Stelle vielleicht zu vieldeutig; möglichweise besser: Spiele, bei denen das kombinierende Auslegen einzelner bedeutungstragender Spielelemente in Plättchenform ;-) zur Erreichung des Spielzieles beiträgt...
Bin wohl nicht so der große Definitionenfreund...
Gruß Tom
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 14:03
von Wolfram Püchert alias WeePee
peer schrieb:
> Es ist nicht dein Spiel. Fein. Du hast auch noch nicht die
> Möglichkeiten erschlossen, die es bietet (ich hab sie
> erkannt, weil es das einzige Spiel war, dass ich in Thailand
> gespielt habe - und ich kam auf über 100 Partien). Das ist
> ok. Aber deswegen ist es nicht schlecht :-)
>
> ciao
> peer
Ich habe nie behauptet, dass C. schlecht ist.
RE: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 14:07
von Wolfram Püchert alias WeePee
Marten Holst schrieb:
>
> Moin,
>
> > Was für Legespiele gibt es noch?
>
> Entdecker
Sehr gut, das mag ich
> Metro, mit bissel gutem WIllen das Kartenspiel zu
> HdR 1 (Name?), HdR die Suche,
noch nicht gespielt
> El Caballero, Lost Valley,
Habe ich beide, aber leider noch nicht gespielt
> Magna Graecia, La Strada, Zatre, Medina, LaCittà, Attika, Tom
> Tube (zugegeben einige ohne "Ausrichtung", einige mit
> einschränkendem Spielplan).
noch nicht gespielt.
> Müsste bissel nachdenken, um mehr zu finden.
>
> Tschüß
> Marten
Ist Euphrat und Tigris ein Legespiel? Das finde ich spitzensupergigantisch.
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 14:12
von Wolfram Püchert alias WeePee
TRH schrieb:
>
> Moin!
>
> Mit Linie 1
> hast du ja schon meine erste These widerlegt ("Legespiel sind
> dir unsympathisch"), bleibt noch These 2 ("Bei dir funkt das
> Spiel nicht und das lässt sich NICHT auf eventuell vorhandene
> Schwächen des Spieles zurückführen"). These 2 ist mir immer
> noch sympathisch und das beste: Sie lässt sich nicht
> widerlegen! ;-)
Hmmm, soll ich mal versuchen? *g
Also, nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Ich spiele C. häufig und gerne, aber objektiv betrachtet ist es mir zu "seicht" (um uninteressant mal zu vermeiden).
Ein anderes Beispiel: Go ist interessant und gar nicht seicht. Ich finde es gut, spiele es aber sehr selten (bis gar nicht).
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 14:43
von peer
Hi,
Wolfram Püchert alias WeePee schrieb:
>
> peer schrieb:
> > Es ist nicht dein Spiel. Fein. Du hast auch noch nicht die
> > Möglichkeiten erschlossen, die es bietet (ich hab sie
> > erkannt, weil es das einzige Spiel war, dass ich in Thailand
> > gespielt habe - und ich kam auf über 100 Partien). Das ist
> > ok. Aber deswegen ist es nicht schlecht :-)
> >
> > ciao
> > peer
>
> Ich habe nie behauptet, dass C. schlecht ist.
Ich hatte auch nicht behauptet, dass du das behauptest hättest ;-)
Es ist aber auch nicht seicht - zumindest nicht so seicht, wie du es in deinem Urposting postuliertest. "Uninteressant" ist subjektiv - ich finde es interessant.
ciao
peer
so wird Cc zum Strategie-Hammer
Verfasst: 29. Juli 2005, 17:53
von Cäsar
Hallo zusammen,
da fast jeder ein Cc zuhause hat, klappt das meistens.
JEDER Spieler hat ein vollständiges Cc, die Plättchen OFFEN sortiert nach Landschaften hinter einem Sichtschutz ( Schachteldeckel ).
Wer am Zug ist, darf sich ein Plättchen aussuchen und anlegen.
Spielregeln und Punkte wie gehabt.
Jeder Spieler erhält die DOPPELTE Anzahl Figuren.
Am besten wird vor dem Spiel eine genaue INHALTSLISTE gemacht oder die Plättchen markiert, damit man sie wieder den einzelnen Spielen zuordnen kann.
Meine 4 Spiele sind alle auf der Plättchenrückseite andersfarbig markiert.
Viel Spass beim ausprobieren
Alle Macht den Bauern ;-)
Grüsse
Cäsar
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 29. Juli 2005, 18:26
von Attila
Wolfram Püchert alias WeePee schrieb:
> C. häufig und gerne, aber objektiv betrachtet ist es mir zu
> "seicht" (um uninteressant mal zu vermeiden).
:lol: :lol: :lol: .... der mit dem "Objektiv" ist gut ..
Atti
Re: Carcassonne - uninteressant?
Verfasst: 30. Juli 2005, 00:49
von Peter Steinert
Hallo,
ich kann nur jedem, der am taktischen und auch strategischen Gehalt von Carcassonne (ohne Erweiterungen) zweifelt, einige Onlinepartien gegen die Tabellenführenden von www.carcassonne-online.de empfehlen.
Spätestens dann wird klar, dass der Glücksfaktor dieses "braven, grünen Legespielchens" deutlich kleiner ist, als zunächst vermutet ;-)
Gruß
Peter (schätzt das Taktik-Glück-Verhältnis von Carcassonne auf 70:30)