Beitragvon Tarewan » 28. Juli 2010, 13:24
Welcher Startspieler soll denn hier einen Vorteil haben? Der, der als Erster Handwerker kauft? Ist sicher kein Nachteil, hängt aber, wie alles, von der Auslage ab. (Ich gehe immer vom 4er-Spiel aus, wo jeder in einer Phase den ersten Zugriff hat.)
Klar, wenn der Erste Holzfäller und Schäfer bekommt und der Vierte Schäfer und Zar & Zimmermann, dann bedankt sich der Vierte erstmal.
Aber auch die anderen können Vor- und Nachteile haben.
Bei den Gebäuden eine Sternwarte, ein Potemkinsches Dorf oder ein Lagerhaus ist gut - vor allem wenn es nur genau eines dieser Gebäude gibt. Hat aber den Nachteil, dass der Startspieler bei den Adligen selbst kein Gebäude nehmen muss.
Als Startspieler bei den Adligen möglichst 18 Geld zu haben, für den Fall, dass die Hofmeisterin kommt, ist eine gute Sache. Lässt sich aber nicht immer bewerkstelligen (hängt wiederum von den Handwerkern und der Reihenfolge dort ab).
Bei den Ausbaukarten gibt es auch prima Karten. Eine Bank in der ersten Runde ist besser als jede andere Karte. Aber auch Baumeister, Heroldmeister, Peterhof und Hafen sind nicht zu verachten.
Ich denke nicht, dass man sagen kann, irgendeine Position wäre von Grund auf benachteiligt. Durch die Kartenauslage entwickeln sich manche Positionen besser als andere. Die Hofmeisterin ist m.E. ein Pflichtkauf wenn sie in der ersten Runde bekommt, kann man sie nicht direkt kaufen, sollte man sie auf die Hand nehmen und sie in der nächsten Runde bauen. Insbesondere wenn ein anderer Spieler das Geld hätte, um sie direkt zu bauen. Von Ideen, diese Karte wieder reinzumischen, halte ich gar nichts. Sie ist fraglos stark, ein Gewinngarant ist sie aber mitnichten.
St. Petersburg ist ein Spiel, das keine Fehler verzeiht. Es gibt eigentlich immer eine beste Entscheidung, die Kunst ist, sie zu treffen. Spielen alle optimal, entscheidet die Kartenauslage, wer gewinnt. Aber in den seltensten Fällen spielen alle optimal. Viel öfter trifft man (vor allem wenn man online spielt) auf Leute, die regelrecht suboptimal spielen.
Aber eigentlich gibt es nur einen Fehler, mit dem man sich sofort und mit ziemlicher Gewissheit komplett ins Aus schießt: Wenn man früh teure Siegpunkt-Karten kauft.
Das ist übrigens m. E. der große Fehler in der Annahme von El Grande, man würde zu Spielbeginn keine teuren Karten kaufen. Ganz falsch: Teure Karten, die Geld bringen, kauft man natürlich. Dazu gehört die Hofmeisterin, aber auch die Ausbaukarten für Gebäude, die mehr Geld als Siegpunkte bringen, allen voran die Bank. Man kann durchaus auch ein Theater oder die Zarin auf die Hand nehmen, das Theater in erster Linie, wenn man dadurch einen Adligen angeboten bekommt, die Zarin, weil sie halt eine Ausbaukarte für Adlige ist. Aber spielen darf man die beide erst am Schluss bzw. wenn der Geldfluss gewährt ist. Wer in der ersten Runde unbedingt einen Markt oder ein Zollhaus kaufen will, soll das tun (ich lasse es meistens lieber). Aber teurere Gebäude laufen mit ziemlicher Sicherheit auf eklatanten Geldmangel hin, der sich durch das ganze Spiel schleppen wird - und eher mit einer Platzierung auf den hinteren Plätzen enden wird.
Wichtig ist einfach zu sehen, wem der Kauf einer Karte in der nächsten Phase Möglichkeiten eröffnet. Bin ich der dritte in der nächsten Phase und es kommen nur zwei Karten nach, dann sollte ich vielleicht noch eine Karte kaufen oder auf die Hand nehmen. Kommen schon drei Karten nach, dann "schenke" ich dem Spieler, der nach mir kommt, eine Kaufmöglichkeit. Dann lasse ich es vielleicht lieber. Und man sollte im Auge behalten, wie viele Handwerker in der nächsten Runde kommen und entsprechend Geld sparen, vor allem in den ersten drei Runden. Denn ein Handwerker, den ich nicht kaufen kann, kauft ein anderer - und das ist ein Einkommensdelta von 6 auf diesen Spieler; sollte man vermeiden.
Immer wieder lustig finde ich übrigens die Leute, die in Runde 4 oder 5 noch so viele Handwerker kaufen, dass beim Nachlegen der Gebäude nicht mehr ausreichend da sind, das Spiel also am Ende der Runde vorbei ist. Die zahlen dann 6 oder gar 7 Rubel für einen Handwerker, der ihnen noch 3 Rubel bringt und beschleunigen so das Spiel. Das kann man ja machen, wenn man vorne liegt, das tun die dann aber meistens auch nicht, schießen sich also doppelt ins Knie, zum einen durch den direkten Geldverlust, zum anderen durch die Beschleunigung, die zu ihrem Nachteil ist.