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[PEEP] Cavum

Verfasst: 5. November 2008, 14:56
von TRH
PEEP Cavum

(diesmal hoffentlich der korrekte Spieletitel ;-) )

Cavum – hier kracht und donnert es im Stollen auf der Suche nach Edelsteinen. Könnte man denken, aber nach einer 4-er-Partie Cavum bleibt festzustellen, dass das Sprengen von Stollen eher nicht im Vordergrund dieser neuen Kramer/Kiesling-Koproduktion steht.
Dann doch eher die zweite Titelbedeutung "Höhle" (von engl. cave abgeleitet), denn das Auslegen von Höhlenteilen mit dem Ziel eines optimalen Weges zur Abschürfung von Edelsteinen ist Kern des Spiels.
Hierzu haben die Spieler vor sich ein Tableau mit Plättchen und Klötzen, die für verschiedenen Einzelaktionen genutzt werden können: Legen von Wegteilen, Legen einer Edelsteinader, Bau von Stationen und Schürfen von Edelsteinen. Hierfür stehen insgesamt 12 Aktionen zu Verfügung, von denen der Spieler pro Zug bis zu vier nutzen kann. Im wesentlichen handelt es sich also um ein Lege- und Aufbauspiel, bei dem wir ausgehend vom Rand eines Spielplans mit Hexfeldern Höhlenteile legen, die dann entsprechende Stollengänge bilden. Die Höhlenteile haben jeweils 2 bis 6 Ein-/Ausgänge, die grundsätzlich von allen genutzt werden können.
Die Edelsteine werden durch die Spieler selber jeweils im Viererpack in der Aktion "Edelsteinader legen" auf das Spielfeld gebracht, gleiches gilt für die sog. Stationen, die u.a. dazu dienen gegnerische Gänge zu unterbrechen und den eigenen Weg zu sichern.
So entsteht auf dem Spielfeld nach und nach ein Geflecht von Gängen, Stationen und Edelsteinadern. Als letzte der 12 Aktionen ist jeweils das eigentliche Schürfen angesagt, bei der es möglichst gilt einen Weg mit vielen Edelsteinadern zu schürfen. Dazu muss ein durchgängiger Weg bestehen, jedes Wegplättchen darf nur einmal genutzt werden, keine Feindstationen auf dem Weg herumstehen und der Weg muss jeweils von eigenen Stationen ausgehen bzw. enden. Da gilt es einiges zu bedenken, zumal noch hinzukommt, dass spezielle Explosionsplättchen für Kra-Wumm nach jeder Runde sorgen, Plättchen unter bestimmten Bedingungen auch überbaut werden dürfen und es Extra-Siegpunkte für Stationen am Spielfeldrand gibt...
Selbst Nicht-Grübler geraten da in Versuchung, lange an ihrem Zug herumzutüfteln und zu schrauben, um das Optimum an Edelsteinen schürfen zu können. Schade nur, dass sich Überlegungen während der Spielzüge der Mitspieler nur begrenzt lohnen, denn die Situation auf dem Brett gestaltet sich fortlaufend anders durch neu hinzukommende Plättchen. So steigt mit dem von Runde zu Runde umfangreicheren Geflecht an Gängen auf dem Brett auch der Missmut der wartenden Mitspieler. Denn selber nachdenken lohnt sich nur teilweise (s.o.); die grobe Planung des nächsten Zuges ist fix entwickelt, aber wie immer steckt der Teufel ja im Detail und davon gibt es bei Cavum eine ganze Menge... Entsprechend gestalteten sich unsere Züge als ein Wechselbad aus (zu hoher) Wartezeit und (gefühlt zu kurzen) Zügen, bei denen man sich den leicht entnervt wartenden Mitspielern ausgesetzt sieht.
Als positiven Aspekt lässt sich hingegen die Siegpunktermittlung benennen: denn die geschürften Edelsteine können entweder über Auftragskarten (Kombinationen verschiedener Edelsteine) oder über eine "Reverse Auction" in Siegpunkte verwandelt werden. Bei der zweiten Option unterbieten sich die Spieler gegenseitig in Siegpunkten, die sie für ihre jeweiligen Edelsteine verlangen. Ein gelungener Mechanismus, der wiederholt zum interessanten Dilemma "Auftragskarte oder Versteigerung?" führt, zumal sich entsprechend Murphys Gesetz gerade die Edelsteine ganz gut in der Versteigerung absetzen ließen, die ich eigentlich doch für meinen wertträchtigen Vier-Edelsteine-Auftrag brauche...
Etwas aufgepfropft wirkt hingegen die Vergabe von Siegpunkten durch Stationsbau an den Rändern des Spielfeldes. Hier scheint es so, als hätte das Autorenduo ein geeignetes Element gegen die Konzentrationstendenz an Plättchen auf dem Spielfeld gesucht (und nur zum Teil gefunden). Denn der clevere Spieler nutzt natürlich gerne die Wege anderer Spieler mit, was dazu führt, dass eine gewisse Ballung der Plättchen auf dem Spielfeld eintritt. Dem wirken die Siegpunkte durch Randstationen in "dünn besiedelten" Spielfeldecken zwar entgegen. Doch letztlich hat der beste Edelsteinschürfer die Nase vorn und so wirkt dieses Spielelement nicht ganz zu Ende gedacht.

Insgesamt bleibt vom Spiel ein durchwachsener Eindruck: Das Suchen nach einer optimalen Route durch den Berg, die Abwägung Auktion gegen Auftragskarten und die Interaktion mit den Mitspielern durch geschicktes Legen machen durchaus Laune. Leider geht über die zahlreichen zu bedenkenden Faktoren im Spiel die mögliche Leichtigkeit eines Legespiels fast komplett verloren. Dass bei uns am Ende derjenige gewann, der am längsten nachdachte, nährt zudem den Verdacht, dass ein "Aus-dem-Bauch-heraus"-Spielen eher nicht ratsam ist.

Denkbar, dass im Spiel zu zweit oder zu dritt Bedenkzeiten und Einfluss auf Spielverlauf und -ausgang in einem gesünderen Verhältnis als in der Viererpartie stehen.
Dennoch wage ich als erstes Fazit: Spiele mit hohem Grübelpotenzial und langer Down-Time liegen aktuell nicht gerade im Trend und so könnte es "Cavum" trotz vieler interessanter Elemente schwer haben sich auch langfristig auf den Spieletischen zu etablieren.

Re: [PEEP] Cavum

Verfasst: 5. November 2008, 15:12
von ode
Hallo trh,

sehr schönes PEEP zuerst mal!

Deinem Fazit muss ich mich anschließen. Leider. Denn das Spiel an sich finde ich sehr toll. Ich kenne es bisher nur zu zweit und weiß daher nicht, wie extrem das Ganze sich entwickelt, wenn man mal zu viert am Tisch hockt.

Allerdings möchte ich noch anmerken, dass man auch mit der Länge seines Spielzuges etwas Einfluß auf die sich ständig ändernde Auslage nehmen kann. Hält man seine eigenen Spielzüge kurz, kann man evtl. zum Schluß noch allein nachlegen. Oder die Auslage verändert sich kontrollierter, wenn alle anderen auch kurze Züge machen, weil ich besser auf ihre Züge reagieren kann. Natürlich geht das auf Kosten des ersten Schürfrechts, was mitunter durchaus ein guter Grund sein kann, in der Zugreihenfolge vorne zu sitzen! Besonders, die Minen langsam leer werden!

Ich finde insgesamt schon, dass man in dem Spiel viel berücksichtigen kann, was auch Sinn hat. Und man nicht umsonst grübelt. Mir persönlich hat das Spiel bisher immer sehr viel Spaß gemacht, und ich habe meinen Spielzügen immer sehr entgegen gefiebert und die Aktionen der Mitspieler gespannt verfolgt. Da kann man sich ja auch immer wieder neue Gedanken machen, ob der eigene Plan aufgeht oder nicht.

Und unterschätze die Kawumm-Plättchen nicht! Damläßt sich der ein oder andere Mitspieler hervorragend ärgern...

ode.

Re: [PEEP] Cavum

Verfasst: 6. November 2008, 20:06
von Daniel R.
TRH schrieb:
>
> PEEP Cavum
>
> (diesmal hoffentlich der korrekte Spieletitel ;-) )


Keine Ursache :)

Du hast jetzt innert kürzester Zeit zwei lesenswerte Peeps gepostet und dafür Danke ich Dir. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass dies eine Arbeit ist, die nicht immer genügend hier im Forum gewürdigt wird.

Gruss Daniel