Wir hatten uns Samstag für das Scenario "Turenne Arrives" ein Treffen vereinbart.
Also vorneweg: wir hatten echt Riesenfreude mit dem Spiel.
Detaillierter:
Man hat 1 bis max. 4 Heerhaufen pro Seite, mit denen man durch deutsche Landen zieht. In der Regel belagernd und plündernd. Vor allem plündernd.
Ein Heer wird am Spielplan von einem Stand-Up Marker vertreten und man hat neben sich den 'Inhalt' des Heeres liegen. Es gibt Infanterie/Kavallerieregimenter und Elite-Infanterie/Kavallerieregimenter, Anführer und Trosspunkte.
Mechanisch sieht das so aus, dass ein Turn einem Monat entspricht und selber aus 5 sich wiederholenden Runden besteht.
Eine Runde ist das Ausspielen einer Karte, die 3 Informationen hat: 1-6 Aktionspunkte, 3-gestaffelte Versorgungskosten und einen Event.
Die Aktionspunkte sind die Währung, mit denen man mit seiner Column Aktionen durchführt, wobei generell jede Aktion 1 Punkt kostet. Lediglich das Bewegen auf schlechten Straßen kostet 2 und das Rekrutieren 3.
Je nachdem, ob der Haufen klein, mittel oder groß an Mannstärke ist, kommt eine der 3 Versorgungskosten zur Anwendung. Wenn er klein ist, sind das 0 oder 1 BP (steht für Baggage Points - eben die Bagage die so mitzog).
Gewinnen kann man BPs prinzipiell über Versorgung aus dem Umland gewinnen (mittels 10-seiter auf einer Tabelle mit ein paar wenigen Modifikatoren). Hat man nicht genug BP beim Heer, gehen Steps verloren.
Der Event ist meist positiver Natur (Kleine Anmerkung: auch die Anführer bekommen zu Turnbeginn einen zufälligen Bonus zugeteilt, welcher in der Regel genau so ein positiver Event ist) - zum Beispiel ein positiver Modifier auf der Versorgungstabelle.
Eine Aktion leitet eine Belagerung ein.
Dort wird erst festgestellt, ob sich der Ort, die Stadt, Befestigung gleich freiwillig ergibt, oder ob eine tatsächliche Belagerung nötig wird.
Eine Aktion ist, dass man einem gegnerischen Heer eine Schlacht offeriert. Wird die nicht angenommen und das gegnerische Heer zieht sich zurück, ist diese Schlappe mit einem VP-Verlust gleichgesetzt.
Worum geht es? => Um Victory Points!
Wie erreicht man sie?
Hauptsächlich durch erfolgreiche Übernahme von feindlichen oder neutralen Städten und Festungen, sowie durch 'Wirtschaftskrieg' (i.e. Plünderunge in den feindlichen Teilen Deutschlands - so zum Beispiel in dem Scenario idealerweise im Elsass, so man den Bayern kontrolliert).
Und dann noch durch Kontakt mit dem feindlichen Heer. Am besten zieht sich das eher unterlegene aus möglichen Schlachten zurück und nimmt den VP-Verlust hin, denn eine Schlacht scheint oft in einer Entscheidungsschlacht zu enden - was ja nicht unhistorisch ist.
So. Kurz noch zu unserer Kennenlernpartie:
Eine Runde braucht schon seine 10 Minuten, also etwa eine Stunde pro Turn. Es gibt Campaign (7-11) und Battle (3) Scenarios.
Die Mechanik hat man recht bald inne. Das Spiel selbst ist nämlich echt nicht schwer (ca. 11 Seiten Anleitung). Keine Riesenunterschiede in Aktionskosten, eine sehr kleine Anzahl an Modifiers. Also nix von all dem, wo man bei ähnlichen Spielen ständig in den Tabellen hängt.
Im Turn 4 - weil nicht mehr viel Zeit blieb und wir das auch noch ausprobieren wollten, ergab es sich, dass beide Heere zusammenzogen und wir uns eine Schlacht lieferten. Aufgrund der eindeutigen Kavallerieüberlegenheit des Franzosen, war der Ausgang für meine Bayern verherrend. Also quasi Totalauslöschung meines Heeres.
Und was ich zum Spiel so lese, ist das kein unübliches Ergebnis bei großen Schlachten. Schlicht - man sollte als vermeintlich schwächeres Heer eine tatsächliche Schlacht eher vermeiden.
Ich hab mich mit dem 30-jährigen Krieg schon vor langem ein wenig beschäftigt -- das fühlt sich alles schon recht historisch an, bei Won By The Sword.
Was uns nicht gefiel:
Bei GMT wurde geschlampt. Ein paar Karten sind mit falschem Text bedruckt - man tütet diese also am besten mit Korrekturzetterln ein.
Die Anleitung wurde nicht gut Kontrollgelesen. Als Beispiel: da ist die Abbildung einer Einheit und dazu NICHT mitdargestellt, wofür die zwei Ziffern auf dem Counter gut sind. Dann haben sich einige Tippfehler in das Regelwerk verirrt...
Also ich hab in meiner Wargame-Karriere schon weit mühsamere Regeln gelesen (die späten Avalon Hill Spiele fallen mir da beispielsweise ein), aber WbtS ist leider kein Beispiel für Vorzeigeregeln - im Gegenteil. Die Fragen im Netz sind massig und verunsichern. Aber ich denke, man sollte sich nicht verunsichern lassen - das Spiel ist schon klasse und ich bin eigentlich guter Dinge, dass wir es richtig gespielt haben. Also im Spiel selbst hatten wir praktisch keine zu klärenden Regelfragen.
BTW: Es soll von GMT ein Update-Kit kommen - was ich vor allem bei den Spielkarten begrüße.
Und was uns auch erstaunte - als kleines Manko - damit es eine gewisse Unbekannte ist, werden Garnisonen mit einem Garnisonsmarker abgedeckt, wo eine echt kleine Fahne den Unterschied zwischen feindlich und freundlich ausmacht und man recht genau schauen muß, da es von Stadt zu Stadt stets unterschiedlich sein kann. Wieso so mühsam, könnte deutlicher sein?
So! Eh schon zu viel Text. Ich hätte wohl kaum den Nerv so weit zu lesen :) Also ganz schnell noch: Empfehlung!