[REZENSION] Alien Frontiers (dt. in der Spieleschmiede)
Verfasst: 12. Juni 2016, 12:02
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https://mittwochsspielen.com/2016/06/12/alien-frontiers/
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Die jährliche Neuheitenschwemme löst bei uns Vielspielern regelmäßig Überlastung aus. Was soll man sich anschauen, was links liegen lassen? Mit fortschreitendem Alter stellt sich zudem eine steigende Resisenz gegen Jubelpreviews und Hypeorgien aus. Trotzdem hat vermutlich jeder von uns seine persönlichen Schlüsselreize, bei denen man fast automatisch schwach wird. Bei mir ist es das Spielprinzip „Würfel als Spielsteine“. Kingsburg, Burgen von Burgund, Quantum … das sind Spiele zu denen ich nie nein sage. Und in die gleiche Kategorie fällt auch das heutige Mittwochsspiel „Alien Frontiers“.
Alien Frontiers ist Workerplacement mit Würfeln, garniert mit einer Menge direkter Konfrontation. Unser Ziel: den vor uns liegenden Planeten Maxwell mit unseren Kolonien zu besiedeln, um Siegpunkte für gelandete Koloniesteine und für Mehrheiten in den Regionen des Planeten abzugreifen. So weit nix neues.
Angetrieben wird das Spiel von unseren Raumschiffen, vulgo Würfeln, die wir als Worker an den verschiedenen Stationen rund um den Planeten einsetzen. Wir können Rohstoffe schürfen, neue Schiffe bauen, mächtige Alienkarten ergattern und mit all dem letztendlich unsere Koloniesteine auf dem Planeten landen. Die verschiedenen Aktionsorte fordern dabei unterschiedliche Würfelwerte: Mal sind hohe Werte gefordert, mal niedrige. Mal brauchen wir einen Pasch, mal eine Straße. Dabei sind wir dem Würfelglück nicht schutzlos ausgeliefert, denn die eben erwähnten Alienkarten erlauben es uns, unsere Würfelergebnisse auf vielfältige Art zu manipulieren. Da wird gedreht, geschoben, getauscht und verdrängt dass es nur so eine Freude ist.
Der Rhytmus ist eingängig: Man nimmt seine Würfel auf, würfelt sie, setzt sie schrittweise ein und bekommt sofort die entsprechenden Erträge. Gelandete Kolonien bringen Siegpunkte, Mehrheiten in den Territorien des Planeten Extrapunkte sowie nützliche Spielboni.
Bei all dem merkt man Alien Frontiers seine US-amerikanische Herkunft an: statt sanftem und indirektem Wettbewerb, geht es mit harten Bandagen zur Sache: wir bestehlen die werten Mitspieler, verschieben ihre Kolonien, blockieren Felder, zerstören Würfel. Damit muss man umgehen können und mindestens ein Mal habe ich es erlebt, dass eine Mitspielerin nach dem ersten Spiel abgewunken hat, weil sie mit dem recht hohen Maß an Aggression nicht umgehen konnte. Das konfrontative Element erfordert zudem aufmerksame Mitspieler, die gut einschätzen können, welcher Spieler gerade in Führung liegt und wem man am besten einen auf die Mütze hauen sollte. In unserer Mittwochsrunde kommt es zu einer wüsten Prügelei zwischen Tom und Jerry, in dessen Windschatten Philippe dann in der letzten Runde ein knappen Sieg einfährt.
Weiterhin erschwerend ist, dass Alien Frontiers dem eigentlich veraltetem „ein Spieler – ein kompletter Zug“ Prinzip folgt: wenn ich dran bin, wickele ich alle meine Aktionen ab, was angesichts der vielen Aktionsorte und Kartenmöglichkeiten nicht immer trivial ist: jeder Zug ein kleine Optimierungsaufgabe. Mit grübelanfälligen Mitspielern können sich da deutliche Wartezeiten einstellen.
Alien Frontiers ist also eigentlich ein unmodernes Spiel. Es verdient aus meiner Sicht aber trotzdem eine Einstufung als Topspiel weil es – in der richtigen Runde – eine Menge Herausforderungen bietet: Karten- und Würfelmanagement, Steuerung der Aktionsreihenfolge, wildes Hin und Her bei Kämpfen um Regionen und Ressourcen. Wenn da alle mitziehen ist das Spiel eine Riesengaudi.
Das gefällt nicht nur uns, sondern auch so vielen anderen Spielern, dass Alien Frontiers nach seine Erstveröffentlichung bei Kickstarter 2011 in insgesamt vier Auflagen immer wieder auf den Markt nachgeschoben wurde. Über die Jahre kamen noch weitere Erweiterungen dazu: „Factions“ führt spielerindividuelle Aktionsfelder ein, „Outer Belt“ einen beweglichen Asteroidengürtel mit neuen, machtvollen Ressourcenkarten. Zuletzt ist jetzt eine „Alien Frontiers Big Box“ in Arbeit, die das Basisspiel samt sämtlichen Erweiterungen, Mini-Expansions und Promos enthalten soll. Leider allerdings bei „Game Salute“, einem für seine notorische Unzuverlässigkeit berüchtigtem Distributor, so dass das konkrete Release-Datum noch in den Sternen steht.
Derzeit ist Alien Frontiers nur auf Englisch erhältlich, was angesichts der durchaus umfangreichen Kartentexte ein nicht kleines Hindernis darstellt. Auf BoardGameGeek gibt es aber zumindest ein deutschsprachiges Kartenset, mit dem man das Spiel relativ einfach für Fremdsprachmuffel verdaulich machen kann. Aber Abhilfe ist in Sicht: Die Spieleschmiede hat sich der Eindeutschung der Alien Frontiers Big Box angenommen, was dieses Klassespiel endlich auch dem hiesigen Markt zugänglich machen soll. Leider ist aber die Produktion der deutschen Version direkt vom Zeitplan der US Big Box abhängig, so dass auch hier gilt: abwarten und Tee trinken.
Fazit: Alien Frontiers ist eines meiner Lieblingsspiele mit dessen konfrontativer Natur allerdings nicht jeder zurecht kommt. Auf die deutschsprachige Version darf man sich gleichwohl freuen.
https://mittwochsspielen.com/2016/06/12/alien-frontiers/
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Die jährliche Neuheitenschwemme löst bei uns Vielspielern regelmäßig Überlastung aus. Was soll man sich anschauen, was links liegen lassen? Mit fortschreitendem Alter stellt sich zudem eine steigende Resisenz gegen Jubelpreviews und Hypeorgien aus. Trotzdem hat vermutlich jeder von uns seine persönlichen Schlüsselreize, bei denen man fast automatisch schwach wird. Bei mir ist es das Spielprinzip „Würfel als Spielsteine“. Kingsburg, Burgen von Burgund, Quantum … das sind Spiele zu denen ich nie nein sage. Und in die gleiche Kategorie fällt auch das heutige Mittwochsspiel „Alien Frontiers“.
Alien Frontiers ist Workerplacement mit Würfeln, garniert mit einer Menge direkter Konfrontation. Unser Ziel: den vor uns liegenden Planeten Maxwell mit unseren Kolonien zu besiedeln, um Siegpunkte für gelandete Koloniesteine und für Mehrheiten in den Regionen des Planeten abzugreifen. So weit nix neues.
Angetrieben wird das Spiel von unseren Raumschiffen, vulgo Würfeln, die wir als Worker an den verschiedenen Stationen rund um den Planeten einsetzen. Wir können Rohstoffe schürfen, neue Schiffe bauen, mächtige Alienkarten ergattern und mit all dem letztendlich unsere Koloniesteine auf dem Planeten landen. Die verschiedenen Aktionsorte fordern dabei unterschiedliche Würfelwerte: Mal sind hohe Werte gefordert, mal niedrige. Mal brauchen wir einen Pasch, mal eine Straße. Dabei sind wir dem Würfelglück nicht schutzlos ausgeliefert, denn die eben erwähnten Alienkarten erlauben es uns, unsere Würfelergebnisse auf vielfältige Art zu manipulieren. Da wird gedreht, geschoben, getauscht und verdrängt dass es nur so eine Freude ist.
Der Rhytmus ist eingängig: Man nimmt seine Würfel auf, würfelt sie, setzt sie schrittweise ein und bekommt sofort die entsprechenden Erträge. Gelandete Kolonien bringen Siegpunkte, Mehrheiten in den Territorien des Planeten Extrapunkte sowie nützliche Spielboni.
Bei all dem merkt man Alien Frontiers seine US-amerikanische Herkunft an: statt sanftem und indirektem Wettbewerb, geht es mit harten Bandagen zur Sache: wir bestehlen die werten Mitspieler, verschieben ihre Kolonien, blockieren Felder, zerstören Würfel. Damit muss man umgehen können und mindestens ein Mal habe ich es erlebt, dass eine Mitspielerin nach dem ersten Spiel abgewunken hat, weil sie mit dem recht hohen Maß an Aggression nicht umgehen konnte. Das konfrontative Element erfordert zudem aufmerksame Mitspieler, die gut einschätzen können, welcher Spieler gerade in Führung liegt und wem man am besten einen auf die Mütze hauen sollte. In unserer Mittwochsrunde kommt es zu einer wüsten Prügelei zwischen Tom und Jerry, in dessen Windschatten Philippe dann in der letzten Runde ein knappen Sieg einfährt.
Weiterhin erschwerend ist, dass Alien Frontiers dem eigentlich veraltetem „ein Spieler – ein kompletter Zug“ Prinzip folgt: wenn ich dran bin, wickele ich alle meine Aktionen ab, was angesichts der vielen Aktionsorte und Kartenmöglichkeiten nicht immer trivial ist: jeder Zug ein kleine Optimierungsaufgabe. Mit grübelanfälligen Mitspielern können sich da deutliche Wartezeiten einstellen.
Alien Frontiers ist also eigentlich ein unmodernes Spiel. Es verdient aus meiner Sicht aber trotzdem eine Einstufung als Topspiel weil es – in der richtigen Runde – eine Menge Herausforderungen bietet: Karten- und Würfelmanagement, Steuerung der Aktionsreihenfolge, wildes Hin und Her bei Kämpfen um Regionen und Ressourcen. Wenn da alle mitziehen ist das Spiel eine Riesengaudi.
Das gefällt nicht nur uns, sondern auch so vielen anderen Spielern, dass Alien Frontiers nach seine Erstveröffentlichung bei Kickstarter 2011 in insgesamt vier Auflagen immer wieder auf den Markt nachgeschoben wurde. Über die Jahre kamen noch weitere Erweiterungen dazu: „Factions“ führt spielerindividuelle Aktionsfelder ein, „Outer Belt“ einen beweglichen Asteroidengürtel mit neuen, machtvollen Ressourcenkarten. Zuletzt ist jetzt eine „Alien Frontiers Big Box“ in Arbeit, die das Basisspiel samt sämtlichen Erweiterungen, Mini-Expansions und Promos enthalten soll. Leider allerdings bei „Game Salute“, einem für seine notorische Unzuverlässigkeit berüchtigtem Distributor, so dass das konkrete Release-Datum noch in den Sternen steht.
Derzeit ist Alien Frontiers nur auf Englisch erhältlich, was angesichts der durchaus umfangreichen Kartentexte ein nicht kleines Hindernis darstellt. Auf BoardGameGeek gibt es aber zumindest ein deutschsprachiges Kartenset, mit dem man das Spiel relativ einfach für Fremdsprachmuffel verdaulich machen kann. Aber Abhilfe ist in Sicht: Die Spieleschmiede hat sich der Eindeutschung der Alien Frontiers Big Box angenommen, was dieses Klassespiel endlich auch dem hiesigen Markt zugänglich machen soll. Leider ist aber die Produktion der deutschen Version direkt vom Zeitplan der US Big Box abhängig, so dass auch hier gilt: abwarten und Tee trinken.
Fazit: Alien Frontiers ist eines meiner Lieblingsspiele mit dessen konfrontativer Natur allerdings nicht jeder zurecht kommt. Auf die deutschsprachige Version darf man sich gleichwohl freuen.