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Pecunia non olet - Spielvorstellung und Kurztest

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Beitragvon Brettspieltest » 18. Juli 2018, 14:31

PECUNIA NON OLET – Geld stinkt noch immer nicht

„PECUNIA NON OLET“ ist ein satirisches Gesellschaftsspiel, das für maximal sechs Spieler geeignet ist. In diesem Spiel schlüpft man in die Rolle eines antiken Latrinenbetreibers im alten römischen Reich. Als ein solcher besteht das Ziel so viele Kunden wie möglich in die eigene Latrine zu locken und damit am Meisten Sesterzen zu erhalten, um seine Konkurrenzbetreiber in den Schatten zu stellen.

Das Spiel enthält:
  • 70 Römerkarten
  • 48 Aktionskarten
  • 18 Berühmte Römerkarten
  • 10 Ereigniskarten
  • 7 Gunstkarten
  • 6 Latrinen
  • 18 Latrinenausbauten
  • 80 Rundenmarker
  • 78 Münzen (21 Gold, 15 Silber, 42 Kupfer)
  • 6 Karriereleiter
  • 6 Latrinenmarker

Karten
1) Römerkarten
Die Römerkarten zeigen die Kunden, welche die Latrinen besuchen können. Dabei gibt es drei verschiedene Kategorien bzw. Gesellschaftsstände (Sklave, Bürger, Senat), in welchen die Römer unterteilt werden können. Jeder dieser Römer besitzt seinen eigenen Namen, der am Boden zu finden ist, und eigene Verweildauern, sowie Bezahlungen, welche wiederrum in der linken und rechten oberen Ecke der Karte zu finden sind. Römer, die eine kurze Verweildauer besitzen und eine hohe Bezahlung haben, sind die begehrtesten Kunden, da sie am schnellsten möglichst viel Geld einbringen.

Sehr schön, sind die Cartoon artigen Illustrationen in der Mitte jeder Karte, welche die Römer auf einem zu ihrem sozialen Stand passenden antiken Hintergrund abbilden. Außerdem wurden die jeweiligen Werte der Personen sogar an jene Abbildungen und ihren sozialen Stand angepasst. So zahlen Senatoren meist mehr als alle anderen Charaktere und es werden sämtliche Klischees erfüllt, wie beispielsweise, dass dicke Menschen länger für ihr Geschäft benötigen. Dies erheiterte bei uns die Spielatmosphäre sehr.

Außerdem sind die Namen äußerst kreativ gewählt worden und belustigen ebenfalls die Spieler, da sie nicht wirklich ernst gemeint sind. So gibt es z.B. Namen wie „Senator Julius Spendabulus“, der das Maximum an Sesterzen für seinen Stuhlgang bezahlt. Daher fanden wir schnell Gefallen an dem Spiel, da wir ständig durch neue Kleinigkeiten anfangen mussten zu Lachen.

Auch wenn 70 verschiedene Römerkarten in dem Spiel enthalten sind, gibt bis schlussendlich nur zehn unterschiedliche Charaktere (drei weibliche, sieben männliche), die sich regelmäßig wiederholen. Das ist sehr Schade, da so die Individualität der Karten, welche trotz derselben Bilder alle unterschiedliche Namen besitzen, verloren geht.

2) Berühmte Römerkarten
Darüber hinaus gibt es berühmte Römerkarten, welche Berühmtheiten der Antike, wie z.B. Caesar, Spartacus oder Cicero zeigen. Diese werden karrikaturhaft dargestellt, sind jedoch trotzdem deutlich an ihren typischen Merkmalen zu erkennen. Die berühmten Römer haben spezielle Fähigkeiten, die sie „stärker“ bzw. den Latrinenbesuch ertragreicher machen. Für diese Fähigkeit bilden gibt es kleine Symbole auf der Karte, welche jene Effekte verkörpern sollen. Doch bei den ersten Spielpartien kennt man diese noch nicht, weshalb man die Fähigkeiten in der Anleitung nachschlagen muss. Dies ist sehr zeitaufwendig und wird im Verlauf des Spielgeschehens sehr unerfreulich und nervig. Nach einiger Zeit würde man diese evtl. auch auswendig zuordnen können, was deutlich angenehmer für die beteiligten Spieler wäre. Bei uns war dies jedoch noch nicht der Fall.

3) Aktionskarten

Mit den Aktionskarten kann man den eigenen Betrieb und den der Mitspieler der Latrinen beeinfluss, indem besondere Effekte durch die Karte eintreten.
Diese Karten haben auf der oberen Hälfte ein an eine Mauer gezeichnetes Abbild der Aktion und darunter, wieder in „Symbolschrift“ verfasst, die aufgeschriebenen Effekte. Bei diesen Zeichen verhält es sich ähnlich wie bei den Symbolen der berühmten Römerkarten. Sie sind zwar einigermaßen logisch dargestellt, jedoch nicht zu 100% eindeutig, weshalb man diese bei noch nicht viel gespielten Partien in der Anleitung zum Nachteil der Spielenden nachschlagen muss.

Zudem sind die Aktionskarten allgemein mit einem mosaikartigen Muster dargestellt. Dieses soll womöglich einen gewissen Bezug zur Antike herstellen, jedoch wirkt die Karte dadurch etwas überladen bzw. überfüllt. Das überspannte Design dieser Karten erschlägt den Betrachter förmlich, was uns nicht besonders gut gefiel. Unser Vorschlag wäre es, die Karten schlichter zu halten und z.B. einen einfarbigen Grund zu wählen, welcher durch ein dezentes Mosaikmuster umrahmt wird.

4) Ereignis- und Gunstkarten

Mit diesen verhält es sich ähnlich wie mit den Aktionskarten, da sie gleichermaßen designt worden sind. Der Unterschied liegt lediglich in den Bildern und in den Effekten. Wobei zu erwähnen ist, dass die Gunstkarten, welche für jeweils eine Gottheit stehen, durch eine Münze mit einem bestimmten Tier dargestellt sind. Auch wenn diese Illustrationen sehr viel ansprechender sind, als die Schwarz-/Weißzeichnungen der Aktions- und Ereigniskarten, hätten wir uns trotzdem ein Bild der jeweiligen Gottheit erwünscht. Diese hätte das Spiel abermals erheiternd wirken lassen und hätte sich unserer Meinung nach noch besser in „PECUNIA NON OLET“ eingegliedert.
Latrinen & Latrinenausbauten
Die Latrinen stellen längliche Holzlatten mit drei Löchern dar. Es können daher auch nur maximal drei Personen auf einmal die Latrine betreten. Allgemein sind die Latrinen relativ einfach gehalten, ohne irgendeine Art von überflüssiger, unübersichtlicher Verzierung.
Darüber hinaus haben die drei Löcher kleine Einkerbungen, wodurch man in einer Erweiterung (im Spiel enthalten) die Latrinenausbauten einwandfrei anlegen kann.
Die Latrinenausbauten sehen ähnlich aus wie die normale Latrine. Im Unterschied zu dieser sind sie nur ein Drittel zu solang, werden also immer an einen Latrinenplatz angelegt, besitzen eine Ausbeulung, wodurch sie ausgezeichnet an die Latrinen angelegt werden können und sind mit abermals kleinen Symbolen beschrieben. Mit diesen Symbolen verhält es sich ebenfalls so wie mit jenen auf den Karten (Siehe Berühmte Römerkarten).
Sonstiges
Münzen sind je nach Farbe (Gold, Silber, Kupfer) unterschiedlich viel wert. Eine Goldmünze zählt wie zehn Sesterzen, eine Silbermünze wie fünf und eine Kupfermünze wie eine einfache Sesterze.
Auf den Karriereleitern ist eine Anreihung von Missionen aufgelistet, die in einer (im Spiel enthaltenen) Erweiterung erfüllt werden müssen. Diese sind sehr übersichtlich und einleuchtend gestaltet worden und geben den Spielern einen schnellen und guten Überblick über ihre zu erfüllenden Aufgaben.
Die Latrinenmarker sind Marker die den Fortschritt auf der Karriereleiter markieren. Diese sehen aus, wie kleine Hundehaufen und sorgten in unserem Fall für weitere Belustigung. Sie passen ausgezeichnet zur im Großen und Ganzen sehr satirischen Art des Spiels „PECUNIA NON OLET“.
Die 80 Rundenmarker sind dazu da, um zu markieren wie viele Runden ein Charakter auf der Latrine noch verbringen muss. Diese zweckmäßigen Marker sind nicht sonderlich kreativ oder einfallsreich ausgearbeitet worden, was jedoch von uns auch als überhaupt nicht notwendig empfunden wurde.


Verpackung

Das Cover von „PECUNIA NON OLET“ zeigt einen auf der Latrine sitzenden charakteristischen, etwas dicklichen, alten Römer. Grinsend trägt er eine Tunica, Sandalen und eine heruntergelassene Unterhose mit der Aufschrift SPQR (senatus populusque romanus ≙ der Senat und das röm. Volk). Er lehnt an eine Mauer, auf welcher vereinzelte Lateinische Sprichwörter zu erkennen sind. Auf mittlerer Bildhöhe auf der rechten Seite ist eine ausgestreckte Hand im Vordergrund zu erkennen. Diese ist mit einem kleinen Haufen von Sesterzen gefüllt.
Das Cover lässt das Thema des Gesellschaftsspiels bereits erahnen, wobei das Lächeln des älteren Römers den Betrachter zum Schmunzeln bringt. Der ironische Ton, und die spöttische Bestätigung einiger Vorurteile, wie z.B. das Frauen zu zweit auf die Toilette gehen, wird auch auf der Verpackung schon bemerkbar. Damit gibt das Spiel ein stimmiges Gesamtbild ab.
Alle wichtigen Informationen über das Spiel finden sich selbstverständlich auch mit auf der Verpackung.
Auf der Rückseite der Verpackung wird man viersprachig (Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch) kurz und knapp in das Spielgeschehen eingeführt. Jedoch erhält man keinerlei Einblick in das ablaufende Spielgeschehen. Somit bleibt aus der Sicht des Kunden, sofern einem das Gesellschaftsspiel unbekannt ist, offen, worauf er sich beim Kauf einlässt. Darüber hinaus befindet sich ein Gold umrahmter Kasten auf der rechten Seite der Rückseite, der verrät welche Erweiterungen in dieser Neuauflage gegenüber dem veralteten Spiel enthalten sind.


Spielanleitung

Aufbau

Die Anleitung besteht aus einem 55- seitigem Heft, welche jedoch in vier Sprachen (Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch) verfasst ist. Somit ergeben sich für jede Sprache mit allen Regeln für Erweiterungen 14 Seiten Spielanleitung.
Zu Beginn der Anleitung wird der Hintergrund und das Ziel des Spiels in zwei Absätzen erläutert.
Fortgefahren wird mit dem im Spiel enthaltenen Spielmaterial, welches durch Bilder selbstverständlich illustriert ist, sodass man allen Spielutensilien den richtigen Namen zuordnen kann. Zudem wird gleich am Anfang bei jenem Spielmaterial darauf hingewiesen, was für Anfänger und was für Fortgeschrittene geeignet ist. Dies ist äußerst hilfreich zu wissen, da es den Spielablauf gleich vorab vereinfacht und man auch vorerst Teile der Anleitung auslassen kann.
Danach wird beschrieben, wie man sich für eine Partie “PECUNIA NON OLET“ vorzubereiten hat, wobei der Spielablauf mit Hilfe von Bildern dargestellt wird.
Im Anschluss wird der Spielablauf in vier verschiedenen Schritten erklärt und ebenfalls mit Bildern veranschaulicht, sodass man sich die beschriebenen Schritte leicht vorstellen kann. Wichtige Wörter werden dabei immer mit Rot hervorgehoben, sodass man sich leichter im Text wiederfinden kann und auf einzelne Stichwörter schnell zurückgreifen kann.
Neben dem Spielablauf werden zugleich alle Besonderheiten erwähnt und erläutert. Am Ende des Kapitels „Spielablauf“ werden alle genannten schritte anhand eines Beispiels abermals beschrieben.
Anschließend wird ausgeführt, wie man Aktionskarten ausspielt und wann das Spiel endet.
Nachdem alle Grundregeln bekannt sind, werden im Anhang der Anleitung alle fünf Module bzw. Spielerweiterungen von „PECUNIA NON OLET“ in einer bestimmten Farbe aufgelistet. Diese Module können nach Wahl nach und nach dem Grundspiel beigefügt werden.
Besonderheit
Wenn man noch nicht mit dem Spiel vertraut ist und das Regelwerk noch nicht allzu gut kennt, sollte man die Spielanleitung bei sich liegen haben, um unklare Symbole im Anhang der Anleitung nachschlagen zu können. Somit wird das Spiel in den ersten Partien äußerst leseintensiv, da man sich noch nicht mit den speziellen Fähigkeiten der Karten auskennt.
Jedoch ist dafür gesorgt, dass man, wenn man ein Zeichen nachschlagen muss, es rasch findet. Alle Karten sind durchnummeriert, genau wie die Anleitung. So findet man schnell die passende Beschreibung/Erklärung der Karte. Trotzdem demotivieren zeitaufwendiges Nachschlagen und Lesen Anfänger beim Spielen und behindern einen flüssigen Spielablauf.
Doch nach einigen Partien kann dieses Problem behoben werden.
Außerdem sollte man auf die Empfehlung der Anleitung hören und zu Beginn noch ohne Erweiterungen spielen. Diese werden erst interessant und verbessern das Spielgeschehen, sobald man mit dem Grundprinzip vertraut ist. Ansonsten halten sie den Ablauf des Spieles nur auf und verwirren den Spieler.


Spielspaß


Der Grund warum das Spielen dieses Spiels besonders viel Spaß macht ist der Humor. Schon der Name und die Verpackung lassen auf viel Gelächter hindeuten: ein Römer auf der Latrine sitzend und der Satz „Pecunia non Olet“ (lat. „Geld stinkt nicht“) hinterlassen beim ersten Anblick zuerst ein Runzeln, sobald man jedoch spielt bekommt man das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Die Namen der einzelnen Latrinenkunden sind mit viel Kreativität und Humor erdacht worden und bringen aus dem ein oder anderen Spieler ein Lachen zum Vorschein (Beispiele: „Julia Incontinentia“, „Telefax“, „Numerus Clausus“, „Fabia Clopatra“, „Drusus Debilis“, „Lydia Prostata“…). Auch die schön gestalteten Spielsteine in Form von großen Geschäften und kleinen braunen fäkalähnlichen Stöckchen lockern das Geschehen auf.
Wiederspielwert
Der Wiederspielwert von „Pecunia non olet“ ist auf einem ganz anderen Level als bei den meisten sonstigen Spielen. Erweiterungen sind hier schon direkt mit enthalten und kosten einen nichts als Spaß und Zeit. Man kann, sobald das Grundspiel zu langweilig oder einfach wird, seine Latrinen verbessern, sich die Gunst der Götter sichern oder berühmten Personen wie z.B. Julius Cäsar die Geschäfte verrichten lassen.
Aber auch schon das Grundspiel bringt Abwechslung, da die Warteschlange des Spielers selten gleich aussieht.


Zeit/Länge des Spiels

Nach knappen 15 Minuten Anleitung lesen begannen wir mit dem ersten Spiel, bei dem wir mit drei Spielern bis zu dem empfohlenen Punktestand von 25 Münzen spielten. Das Münzsystem macht das Spiel in unserem Test einzigartig, da man - wenn man sich am Anfang auf eine bestimmte Münzanzahl festlegt - so Einfluss auf die Länge des Spiels haben kann, je nachdem ob man ein kurzes oder eher längeres Spiel haben will.
Gespielt mit allen Erweiterungen, die beim Spiel dabei sind, zieht sich das Spiel ziemlich, einzelne Züge dauern bis zu fünf Minuten und strecken das Spiel so auf 80 Minuten.
Die Spielzeit wird auf 20-40 Minuten angegeben, was bei zwei bis drei Spielern durchaus hinkommt, bei mehr aber länger sein wird.
Die Spielzeit kommt einem aber nicht lange vor, außer bei der "Extremversion" mit allen Erweiterungen, da sich wie schon gesagt die einzelnen Züge ziehen und so kein Gefühl von einem gemeinsamen spielen entsteht. Der Abbau des Spiels geht auch ziemlich schnell vonstatten.


Preis-Leistungs-Verhältnis


Noris bietet "Pecunia non olet" mit einer UVP von 19,99 € an, im Internet lässt es sich aber schon ab circa 14 € erwerben. Das Spiel ist damit nicht nur das preiswerteste in unserem Test, sondern kommt auch schon mit diversen Erweiterungen. Damit lässt sich das Spiel immer wieder in neuen Variationen spielen und bietet somit ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis.

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Re: Pecunia non olet - Spielvorstellung und Kurztest

Beitragvon SpieLama » 21. Juli 2018, 21:36

Danke für diese ausführliche Kritik. Gerne mehr davon :-).


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